Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 3 – Showdown in Kroatien. Tino Hemmann

Auf Wiedersehen, Bastard! (Proshchay, ublyudok!) 3 – Showdown in Kroatien - Tino Hemmann


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Maschine geht morgen früh. Ich bin gegen sechzehn Uhr im Quartier.«

      »Nein. Zweiundzwanzig Uhr ist besser«, sagte Todor.

      »Okay. Treffen wir uns um zweiundzwanzig Uhr.«

      Das Gespräch war beendet.

      »Wenigstens auf Stokan kann ich mich verlassen«, flüsterte Todor, warf das Handy auf den Beifahrersitz und fuhr – eine Staubwolke auf dem unbefestigten Weg hinterlassend – los.

      17. August

      »Die Tagung vom Kulturausschuss, wo findet die statt?« Sorokin warf ganz nebenbei einen Blick auf die Armbanduhr des Servicemitarbeiters im Sächsischen Landtag: 8:45 Uhr.

      Kurz danach betrat er einen Raum, vor dem sich zwei verkabelte Sicherheitsleute langweilten.

      Sechs Augen starrten Sorokin an, während er die Tür schloss, gemächlich zum Tisch ging, einen Stuhl ergriff, diesen einen guten Meter vom Tisch wegzog und sich setzte.

      »Guten Morgen.«

      Der alte Mann vom BND war nicht anwesend. Ohne ersichtlichen Grund war Sorokin darüber erleichtert.

      Die drei Herren nickten ihm zu. Einer öffnete einen Koffer. »Okay. Kommen wir gleich zur Sache.« Er zeigte in den Koffer. »Hier finden Sie die offizielle Urkunde des Sächsischen Landtages, die Reiseunterlagen, die Flugtickets und ein chiffriertes Dokument für die Übernahme weiterer Dinge für Ihren ungetrübten Aufenthalt am Bestimmungsort. Das Dokument vernichten Sie. Alle Telefongespräche, die mit Ihrem Einsatz zu tun haben, führen Sie mit diesem Smartphone. Sollten die vierzehn vorgesehenen Tage nicht ausreichen, dann liegen die Dokumente für die Verlängerung Ihres Aufenthaltes an der Rezeption bereit. Täglich um zweiundzwanzig Uhr schicken Sie einen Bericht an die siebte Adresse der gespeicherten Kontakte. Der Bericht wird vom Handy automatisch kodiert. Im extremen Notfall, und nur in diesem, schicken Sie per SMS dreimal die Eins an die dritte Adresse. Unter Umständen helfen Ihnen dann unsere Verbündeten vor Ort.« Er hielt einen winzigen USB-Stick hoch. »Auf diesem Stick ist der Zugang zur elektronischen Kartei, selbstaktivierend mit Ihrem Code. Sie können die Kartei jederzeit löschen. – Haben Sie alles verstanden?«

      Anatolij Sorokin nickte.

      Der Mann schloss den schwarzen Aktenkoffer und schob ihn über den Tisch. »Ändern Sie den Verschlusscode. Noch steht er auf viermal Null.« Dann stand er auf, trat auf Sorokin zu und hielt ihm die rechte Hand hin. »Man nennt Sie tatsächlich die Ameise?«, fragte er lächelnd.

      Die beiden anderen Herren erhoben sich gleichzeitig.

      »So sagt man.« Der Hüne zwang sich ein Lächeln ins Gesicht, das eher wie ein verächtliches Grinsen wirkte. »Ist das schon alles? Bekomme ich kein mit Raketenwerfern und Laserkanonen ausgestattetes Werbefahrzeug?«

      »Machen Sie keine Witze. Sie wissen, welche Hoffnung wir mit Ihrem Einsatz verbinden?«

      »Das weiß ich. Und ich hoffe, dass all Ihre Befürchtungen sich nicht bewahrheiten.«

      »Okay. Dann viel Glück und einen angenehmen Aufenthalt im DVR-Hotel Borik.«

      Wortlos, jedoch nickend, drückten auch die beiden anderen Herren die rechte Hand der Ameise. Daraufhin verließ Sorokin den Raum und kurz danach das ehrwürdige Gebäude des Sächsischen Landtags, nachdem er freundlich dem Servicemitarbeiter zugenickt und durch einen Blick auf dessen Armbanduhr festgestellt hatte, dass es mittlerweile 8:52 Uhr war.

      Der alte Mann vom BND betrat den Raum, schloss hinter sich die Tür und trat ans Fenster, als wäre er nur aus einem einzigen Grund erschienen: Er wollte den schönen Blick auf das morgendliche Dresden genießen.

      »Denken Sie wirklich, dass es vernünftig ist, einen Mann aus den Reihen der Polizei eine solch brisante Aufgabe erledigen zu lassen?«, waren die Worte des Herrn, welcher Sorokin vor wenigen Sekunden den Koffer übergeben hatte.

      »Ich kann und will keinen BND-Mitarbeiter einsetzen, und schon gar keinen aus einer unserer Residenturen in diesen Südländern«, raunte der Alte am Fenster, ohne sich dabei umzudrehen. »Die Agenten vor Ort werden beobachtet oder sie haben sich längst auf Geschäfte mit den politischen Eliten und der organisierten Kriminalität eingelassen.« Eine kurze Pause folgte. »Oder eben beides.«

      »Wer legitimiert die Aktion?«, fragte einer der beiden anderen Herren, der wahrscheinlich ein Abgeordneter des Sächsischen Landtags war.

      »Verlangen Sie von mir Rechenschaft?« Jetzt stand der Alte mit dem Rücken zum Fenster. »Bitteschön: Unsere Abteilung für Internationalen Terrorismus und Internationale Organisierte Kriminalität – kurz TE – ist zuständig für die Aufklärung grenzüberschreitender Gefahren des internationalen Terrorismus und der international organisierten Kriminalität. Seit Jahren tauschen wir Informationen mit der NSA aus, die wir über unsere Fernmeldeverkehrsstelle in der Bad Aiblinger Mangfall-Kaserne weiterleiten. Egal, was Sie in der Bildzeitung darüber gelesen haben, die Zusammenarbeit zwischen BND und NSA in Bad Aibling basiert auf einem Abkommen, welches bereits am 28. April 2002 geschlossen wurde und das lediglich die Zusammenarbeit zwischen BND und NSA – die es bereits seit Anfang der Sechziger gibt – verlängerte und in die richtigen Bahnen lenkte. Die NSA wurde darauf aufmerksam, dass ein serbokroatischer Anschlag auf bundesdeutsche Einrichtungen bevorstehen könnte. Übrigens basiert das alles sehr auf Annahmen; die meisten erweisen sich als Irrtümer. Aufgrund der doch recht klaren Hinweise, dass eventuell auch Bundeswehrangehörige oder Nachrichtendienstleute beteiligt sein könnten, gingen die Informationen sofort an die zuständigen Abgeordneten im Bundestag. Es kam zu einer Sitzung eines personell eng begrenzten Bundestagsausschusses, in dem die weitere Vorgehensweise besprochen wurde. Den Abgeordneten wurde zudem eine Akte vorgelegt, laut der es durchaus möglich sein könnte, dass unsere Hauptzielperson, der Pilot, bereits 2008 für die paramilitärische Organisation ›Armee der Republik Kosovo‹ tätig gewesen sein könnte, welche sich zu einem verheerenden Sprengstoffanschlag auf das Gebäude des Internationalen Zivilbüros der EU-Sondergesandten in Priština im Kosovo bekannt hatte. Gewisse Persönlichkeitsmuster des Piloten deuten auf eine Beteiligung hin. Sie erinnern sich vielleicht, dass der Kosovo damals drei meiner BND-Mitarbeiter verdächtigte, die man wahrscheinlich so nur außer Landes schaffen wollte. Dahinter steckte vermutlich der Premierminister des Kosovo, ein ehemaliger Guerilla-Kämpfer, der unserer Europäischen Union den Stinkefinger offerierte. Das nur am Rande. Die Bundestagsabgeordneten beschlossen schließlich die jetzige Vorgehensweise. Die besagt, dass der Sächsische Landtag offiziell die Aktion leitet – deshalb sind Sie, meine Herren, jetzt hier – und dass meine Person eine der wenigen ist, die auf Seiten des Nachrichtendienstes etwas davon wissen.«

      »Warum wird ausgerechnet die Ameise auf den Piloten angesetzt?«, fragte der dritte Herr, welcher bislang regungslos und schweigend seinen Stuhl warmgehalten hatte.

      Der Alte trat zwei Schritte auf ihn zu: »Die Ameise wurde uns von Seiten der SEK-Führung in Sachsen empfohlen. Unsere Recherche bewies zudem, dass die Ameise tatsächlich bestens geeignet ist.«

      Noch einmal meldete sich der Abgeordnete zu Wort: »Verraten Sie uns bitte, weshalb man annimmt, dass Agenten des BND oder Angehörige der Bundeswehr in den geplanten Anschlag involviert sind?«

      »Nein«, antwortete der Alte sofort.

      »Es würde meinem Gewissen aber guttun.«

      Der Alte blickte den Mann sekundenlang an, dann nickte er flüchtig. »Es hat was mit der Beschaffung der Waffen zu tun, die für diesen Anschlag eingesetzt werden könnten. Aber, speziell für Ihr Gewissen: Am Ende des Tages werden wir der Meinung sein, das Richtige getan zu haben.«

      Nun war es an dem Abgeordneten, den BND-Mann sekundenlang anzustarren, um schließlich das Gespräch zu beenden. »Ich mag keine Sätze, die im Futur II stehen. Politiker, die diese grammatikalische Form benutzen, sind für mich unglaubwürdig. Sie sind Fantasten.«

      »Zum Glück werde ich nie ein Politiker gewesen sein«, waren die abschließenden Worte des Alten. »Zum Glück.« Worauf sein Gesicht zum ersten Mal in dieser Runde grinste.


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