Auf der anderen Seite der Schwelle. Raimund August
zu deponieren.
Die andern sahen ihm dabei schweigend zu.
„Im Krankenhaus, da wirste wohl erst mal viel im Bett liegen müssen“, durchbrach Siegfried das Schweigen. „Da kannste dich sicher an Butter satt fressen“, fügte er hinzu und lachte kurz.
„Ich denke da eher an Penizillin“, gab Sebastian zu bedenken. „Ich kannte da mal einen bei uns zu Hause“, fuhr er fort, „da hats Wunder gewirkt und bestimmt auch bei dir“, wandte er sich an den Boxer. „Und außerdem hast du die Motten doch noch gar nicht so sehr lange …“
„Ach, was weiß ich?“, reagierte der mit skeptischer Miene.
„Quatsch! Du bist doch hier nicht der Einzige. Manche haben Wasser, andere auch TBC und Hungerödeme hatten wir hier fast alle schon mal … Ich selbst war, du hast’s ja miterlebt, auch schon fast am Ende. Und was hat mich gerettet, außer Sedlmayr natürlich?“, fragte er und sah dazu Martin Schüler an. „Na Penizillin!“, sagte er. „Ja, Penizillin und das wird bei dir ebenso wirken und du wirst es auch kriegen, denn die verzichten nicht auf dich, nämlich deine Arbeitskraft …“
Draußen auf dem Gang näherten sich Schritte und krachend sprang dann die Tür auf.
„Strafgefangener Schüler …“
„Ja hier. Der Boxer hob kurz den Arm.
„Kommen Sie! Nehmen Sie Ihre Sachen“, sagte der Schließer und wartete schlüsselschwenkend auf dem Gang vor der Tür. „Na los, los, machen se hin!“
Martin Schüler griff nach seinem Bündel auf dem Bett und trat hinaus auf den Gang.
„Mach’s gut!“, verabschiedeten ihn die Zellengenossen. Man würde sich ja nie wiedersehen, aber daran wollte niemand denken.
„Hau anständig in die Butter rein“, rief Siegfried ihm nach, „und denk dabei an uns.“
„Denk dran, das mit den Motten wird wieder …“: rief auch Sebastian dem Boxer noch hinterher, bevor die Tür wieder krachend ins Schloss fiel.
„Ist schon eine Sauerei“, ließ der Ingenieur sich nach einiger Zeit vernehmen.
„Wissen wir denn, wer von uns sich in der ganzen Zeit hier inzwischen angesteckt hat? Sehr widerstandsfähig sind wir ja alle nicht mehr in diesem Verlies und bei dem Fraß hier: Verkochte Spinatwassersuppe im Sommer, verkochte Weißkohlwassersuppe im Winter …“
„Richtig“, bestätigte Sebastian. „Niemand hier hat über die Jahre auch nur ein Stück Gemüse, vielleicht ’ne Zwiebel oder Obst je zu sehen bekommen.“
„Und dazu das ständige Rumsitzen auf den Hockern hier“, ergänzte wieder der Ingenieur die krankmachende Situation in diesem Käfig.
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