Götter sind auch nur Männer. Christiane Wagner
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Ein humorvoller Unterhaltungsroman von Christiane Wagner
Götter
sind auch nur Männer
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
ISBN 9783943172133
Die Autorin:
Christiane Wagner, geboren 1970 in Mannheim, besuchte zunächst eine Klosterschule für Mädchen, bevor sie im Alter von 15 Jahren nach BadenBaden umzog. Erste Gehversuche im Radiojournalismus machte sie im damaligen SWF, wo sie unter der Leitung von Ernst Ebel an zahlreichen Sendungen für junge Hörer beteiligt war. Parallel erschienen ihre ersten Zeitungsartikel.
Mitten in ihrem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik in Heidelberg wird sie durch einen Zufall von der Münchner Regisseurin Dagmar Damek in einem Fernsehfilm besetzt und absolviert anschließend ihre Schauspielausbildung in München. Ihre Engagements führen sie an die Badische Landesbühne, die Vereinigten Bühnen Bozen, ans Volkstheater in München, ans Schauspielhaus Salzburg und seit 2001 regelmäßig nach Bern. Sie hat ihn zahlreichen Fernsehserien mitgewirkt und lebt heute in Berlin.
Internet: www.christianewagner.com
© 2012 MARLON
Ein Imprint der Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers
Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann den noch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.
Lektorat: Otmar Fischer, Münster
Umschlag: BrendowPrintMedien, Moers
Satz: BrendowPrintMedien, Moers
1. digitale Auflage 2013: Zeilenwert GmbH
Inhaltsverzeichnis
1
Solange man Eltern hat, bleibt man Kind. Auch wenn man 34 ist, längst in einer anderen Stadt wohnt, eigene Probleme hat und immer noch als Single durch die Straßen läuft. Keine Hand, die die eigene wärmt, keine Einladungen bei Kerzenschein, keiner, der die Miete teilt, über zu hohe Telefonrechnungen schimpft oder einen einfach schwängert, weil es mit der Karriere immer noch nicht klappt. Keine Ausrede weit und breit.
In solchen hoffnungslosen Momenten hilft nur noch die Flucht zurück ins Nest der Vergangenheit zu Mama. Ein Wochenende zu Hause.
Ändern wird diese Flucht nichts. Ich werde auch in Zukunft keinen Mann dadurch anziehen, und mein gestrichener Dispokredit wird nicht zu mir zurückkommen. Letzteres ist im Moment mein Hauptproblem. Keine Lösung weit und breit.
Das Einzige, was mich noch vor meinem finanziellen Niedergang retten kann, ist mein Glaube. In diesem Punkt habe ich wirklich Hoffnung, denn wenn man etwas in meinem Job gelernt hat, dann ist das die tiefe Kraft des Glaubens.
Dieser Beruf ist nützlich wie ein Allzweckreiniger, für den ich überzeugend werben würde, und so hoffnungsvoll wie die Serienrolle, in der ich mich bald glücklich spielen sah – als erfolgreiche Schauspielerin.
Während Deutschland den Superstar sucht, verbringe ich die meiste Zeit genauso erfolglos mit Werbecastings. Für die Besetzung von Serien oder Filmen werde ich leider selten eingeladen. Deshalb bemühe ich mich, meinem beruflichen Leben einen finanziellen Boden zu geben, indem ich wenigstens einmal die Calgon-Frau sein könnte oder mit einer Waschmittelwerbung das große Geld verdiene. Eine Art Berufsprostitution für saubere Wäsche und kalkfreie Spülmaschinen.
Werbung macht man nicht für den Ruhm, sondern wegen der Gage. Der Ablauf eines Castings ist immer gleich, die Sätze des Besetzungspersonals jedes Mal ähnlich. Gerade vor ein paar Tagen war es wieder so weit. Ein Käse-Casting in München-Schwabing. Ich liebe Käse!
Der Caster begrüßte mich routiniert freundlich und begann sofort mit der üblichen Einweisung mit leichter bayrischer Klangfärbung – das wirkte immer besonders beruhigend.
„So, äh Hannah, jetzt erzäihst uns a’ bissl wos von dir, vielleicht was d´ grad so machst, dann zoagst der Kamera dei Profil, de Händ und donoch back ma´s, ois glar?“
„Ja, ja klar, alles klar!“, entgegnete ich professionell.
Dann sprach ich freudig, mit bühnenerprobter Stimme und mit einem charmanten Strahlen im Gesicht direkt in die Kamera: „Hallo, ich heiße Hannah Eichhorn, bin seit acht Jahren Schauspielerin und lebe hier in München …“
In diesem Moment gab es keine Probleme mehr in meinem Leben. Ich kam nur in dieses kleine, unwichtige Casting-Büro, weil ich für das Produkt auserwählt war. Doch dann passierte es, wie es immer passiert, mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks. Mein innerer Kritiker wurde langsam wach. Dadurch sprach ich beim nächsten Satz schon etwas leiser, um ihn nicht aufzuwecken.
„… bin vierundreißig Jahre alt …“
„Zu alt, zu alt!“, spottete die kritische Stimme in mir und übernahm hellwach das Kommando. Ich war ausgeliefert!
„… habe schon viel an Theatern gespielt …“
„Ha! Wenn die wüssten, auf was für schlecht besuchten Hinterhofbühnen du dich rumgetrieben hast, du Versagerin!“
Ich versuchte trotzdem, stark zu bleiben.
„Im Fernsehen war ich auch schon …“
„Klar! Sag ihnen, dass du nie über die Tagesrolle der Nachbarin und Sekretärin rausgekommen bist!“
„… klar … äh … das können Sie auch in meiner Vita lesen …“
„Sag schon, warum, komm, sieht doch jeder, und eine Kamera auch, weil du zu ...?“
„…