Die Saga von Witte Wittenson. Skalbard Odinson

Die Saga von Witte Wittenson - Skalbard Odinson


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Haupt vor.

      Gunnar schäumte vor Wut: „Dafür wirst du…“

      „Deine Tochter heute Abend zur Frau bekommen.“, unterbrach ihn Eskil. „Denn genauso hast du es bei den Göttern geschworen, und jeder hier“, er deutete auf die versammelte Menge, „ist mein Zeuge!“

      An seinen Schwur gebunden konnte Gunnar nun nicht mehr anders, als Eskil Dotta zum Weibe zu geben. Doch erst viele Winter später ballte er nicht mehr vor plötzlicher Mordlust die Finger, wenn er seinen Schwiegersohn zu Gesicht bekam.

      Den Helm aber behielt er als Warnung, nicht mehr im Rausche auf die Götter zu schwören, und sein Anblick versetzte ihn auch später noch so in Rage, dass er ihn zu jedem Raubzug, den er unternahm, mitnahm und ihn in jedem Kampf aufsetzte, um in seinem Zorn wie ein Berserker unter seine Gegner zu fahren.

      Viele, die eine Plünderung überlebten, an der Gunnar Stierkopf teilgenommen hatte, sprachen von den Wikingern später als Teufel, die mit Hörnern und rotglühenden Augen über sie hergefallen waren. Und selbst Jahrhunderte später noch sollte sich im mittlerweile christianisierten Abendland der Irrglaube halten, alle Wikinger hätten Hörner an ihren Helmen befestigt.

      2.

      IN VINUM VERITAS

      Es war im Jahre 870 nach christlicher Zeitrechnung, als der tapfere Mönch Calvinus sein sicheres Kloster im Frankenland verließ, um den heidnischen Nordmännern seinen Glauben zu bringen.

      Über Friesland stieß er mit zwei Glaubensbrüdern bis ins Land der Dänen vor und traf dort beizeiten auf die ersten Anhänger des in seinen Augen falschen Glaubens.

      Die Gefahr für Leib und Leben verachtend, betraten sie waffenlos die nächst größere Siedlung und verlangten, vor den Dorfobersten geführt zu werden.

      Die Nordmänner, denen dieses furchtlose Auftreten sehr zu gefallen schien, brachten sie ohne ihnen ein Leid zuzufügen in die große Halle ihres Jarls.

      „Wer bist du und warum verlangtest du, zu mir gebracht zu werden?“, wollte der Jarl, ein blonder Hüne namens Fargrim Aalspießer, von Calvinus wissen.

      „Ich bin gekommen, um euch auf den Pfad des wahren Glaubens zu führen!“, antwortete dieser mit ruhiger, fester Stimme.

      „Uns zu führen?“, wiederholte Fargrim fragend. „Du siehst nicht so aus, als wolltest du uns als Söldner verdingen, oder sagen wir lieber, du siehst nicht so aus, als könntest du uns bezahlen.“

      „Du verstehst mich nicht“, unterbrach ihn Calvinus schnell, und mahnte sich, seine Formulierungen besser zu durchdenken. „Ich will euch den einzig wahren Gott nahebringen, der obersten Macht über alles Leben!“

      „Oh, wir verehren Odin bereits sehr, doch auch Thor und Freyr haben ihre Anhänger und unsere Fischer halten es natürlich mit Njörd“, antwortet der Jarl.

      Calvinus schüttelte aufgebracht den rasierten Kopf: „Nein! Nicht diese Götzen! Den wahren Gott, den Vater im Himmel, der seinen Sohn Jesus Christus auf die Erde gesandt hat, um uns sein Reich zu verkünden.“

      Endlich schien der Hüne zu verstehen: „Ah, du bist Christ! Warum sagst du das denn nicht gleich? Von deiner Sorte haben wir auch einen hier.“ Er wandte sich zu einem der Männer in der Halle: „Arn, hol Helger den Händler her, sicherlich wird er unseren Gast gerne kennen lernen wollen.“

      „Es wohnt ein Christ unter euch?“, fragte Calvinus ungläubig. „Also werdet ihr schon bekehrt?“

      „Bekehrt?“ Mit diesem Wort konnte Fargrim nichts anfangen.

      „Verkündet er euch aus der heiligen Schrift?“, erklärte der Mönch. „Hält er Messen mit euch ab?“

      „Oh, nein“, der Jarl schüttelte lachend den Kopf. „Helger ist wohl eher ein scheuer Mensch. Er meidet unsere Gesellschaft und bleibt lieber für sich!“

      „Wer will es ihm verdenken“, flüsterte Calvinus zu seinen Begleitern. „Es wird nicht leicht sein, als einziger Christ unter diesen Heiden zu leben!“

      „Wahrere Worte wurden in dieser Halle noch nie gesprochen!“

      Calvinus drehte sich erschrocken zu dem Mann um, der plötzlich hinter ihm aufgetaucht war und sein Flüstern offenbar gehört hatte.

      Noch bevor der Mönch irgendetwas sagen konnte reichte ihm der Neuankömmling aber mit einem freundlichen Lächeln die Hand zum Gruße: „Mein Name ist Helger Hafgerson. Ich bin erfreut, Männer meines Glaubens in diesem ungläubigen Vorhof der Hölle anzutreffen!“

      „Ebenso wie ich“, versicherte ihm der Mönch.

      „Doch was führt euch hierher?“, wollte der bekehrte Nordmann wissen.

      „Ich habe es mir zum Ziel gesetzt“, erklärte Calvinus voller Stolz, „den Heiden des Nordens den wahren Glauben zu verkünden.“

      „Da habt ihr euch viel vorgenommen!“, lachte Helger. „Ich habe schon oft versucht, ihnen die heilige Schrift nahe zu bringen, aber glaubt mir, es gab auf diesen ganzen Seiten voller Weisheit und Erhabenheit nur eine Stelle, die ihre Aufmerksamkeit erregt hat. Die Hochzeit von Kanaan, auf der Jesus Wasser in Wein verwandelte. Das war für sie ein wahres Wunder. Alles andere…“ Er zögerte: „Nun, ich wiederhole ihre Worte besser nicht. Sie waren auf jeden Fall nicht besonders angebracht.“

      „Das glaube ich euch ungesehen!“, murmelte Calvinus und schaute in die grinsenden Gesichter der Nordmänner. „Aber warte ab, Bruder. Vielleicht kann ich ihnen auf andere Weise klar machen, dass sie sich auf dem falschen Weg befinden.“

      „Was schwafelt ihr beiden da?“, unterbrach sie Fargrim. „Wenn ihr über euren schwachen Gott sprechen wollt, dann schert euch aus meiner Halle und sucht euch einen anderen Ort!“

      „Schwacher Gott?“, begehrte der Mönch mit donnernde Stimme auf. „Nicht mein Gott ist es, der schwach ist, sondern deine Götzen; und wahrlich, ich werde es dir beweisen!“

      Fargrim lachte laut auf und alle anwesenden Heiden folgten seinem Beispiel. „Und wie gedenkst du, das zu tun?“, wollte der Jarl wissen.

      „Ich folge dem Beispiel einer meiner Vorgänger!“, verkündete er bedeutungsvoll. „Bonifatius hat viele eurer Verwandten im Süden zum rechten Glauben bekehrt, indem er ihnen die Machtlosigkeit ihrer Götzen vor Augen führte! Ich sah eine gewaltige Esche vor deiner Halle stehen. Ist sie einem deiner Götter geweiht?“

      „In der Tat!“, bestätigte Fargrim. „Das ist Odins heiliger Baum! Wieso?“

      „Gebt mir eine Axt!“, forderte der Mönch. „Ich werde diesen Baum fällen und ihr werdet sehen, dass mich euer Odin weder daran hindern, noch mich dafür strafen wird!“

      Wieder lachte Fargrim auf und diesmal konnte sich auch Helger ein Grinsen nicht verkneifen.

      „Das soll dein Beweis sein?“, fragte der Jarl nach, nachdem er wieder zu Atem gekommen war. „Diesen Baum zu schützen ist unsere eherne Pflicht. Wenn wir dir gestatten würden, ihn zu fällen, während wir untätig dabei zusehen, welchen Grund hätte Odin dann noch uns beizustehen? Er würde uns deines schwachen Gottes für würdig halten und nicht einmal uns genug Beachtung für eine Bestrafung geben, geschweige denn dir!“

      Helger zog dem verwunderten Mönch am Ärmel seiner Kutte. „Du solltest mehr über die Völker lernen, die du zu bekehren versuchst“, raunte er ihm zu.

      „Ich verstehe das nicht. Bei Bonifatius hat es doch gewirkt“, rechtfertigte sich Calvinus.

      „Wie dem auch sei“, unterbrach ihn Helger schnell, „Ihr solltet euch ganz schnell was anderes einfallen lassen, bevor…“

      „Weißt du, wie man so etwas bei uns regelt?“, fiel ihnen Fargrim ins Wort.

      „Zu spät“, seufzte Helger und warf Calvinus einen mitleidigen Blick zu.

      „N-nein“,


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