Die Nadel des Todes. Joachim Bräunig

Die Nadel des Todes - Joachim Bräunig


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      „Er ist in Berlin, im Ministerium für Innere Sicherheit.“

      „Das ist in seinem Alter ein rasanter Aufstieg“, sagte mit achtungsvoller Miene der Kommissar.

      „Er ist sehr ehrgeizig, das werden sie noch wissen.“

      „Ja, ich habe ihn während seiner Zeit bei uns sehr schätzen gelernt und schließlich hatten sie gemeinsam einen wesentlichen Anteil an der Aufklärung eines komplizierten Falles.“

      „Ja, es war der Fall in Zusammenhang mit einem Gestüt, bei dem ein Mann zu Tode kam und seine Frau anwesend war, aber ihm nicht helfen konnte und in eine Klinik eingewiesen werden musste.“

      „Ich habe einen Vorschlag, der dich sicherlich verwundern wird. Der Vorschlag kommt von meiner Frau und der Frau von Heinz Schlosser und wir würden uns sehr freuen.“

      Jana Schubert schaute ihren Vorgesetzten irritiert an und hatte keine Vorstellung, was sie erwartet, sie war von Ullmann stets klare Ansagen und Festlegungen gewohnt, deshalb verwunderte sie sein Verhalten. „Ich höre“, sagte sie mit leiser Stimme.

      „Was hältst du davon, wenn wir gemeinsam Urlaub machen?“

      „Ich verstehe nicht“, sagte sie verwirrt.

      „Unsere Frauen hatten den Gedanken, dass wir unseren Urlaub gemeinsam verbringen. Sie kamen auf den Gedanken, als wir ihnen von eurem geplanten Urlaub mit einem Campingwagen erzählten.“

      „Ich begreife noch immer nicht.“

      „Hauptkommissar Schlosser, meine Wenigkeit und unsere Frauen haben uns nach längeren Debatten entschlossen, dieses Jahr Urlaub mit einem Wohnmobil zu machen, wobei das Reiseziel noch nicht festgelegt ist. Bei diesen Debatten reifte der Gedanke, dich zu fragen, ob ihr eventuell diese Zeit mit uns verbringen wollt, um uns noch etwas näher kennenzulernen. Außerdem meinte meine Frau, dass etwas jüngeres Blut bei solch einem Unternehmen sicherlich von Nutzen sein wird.“

      „Wie hast du dir das alles vorgestellt, sollen wir zu sechst in einen Wohnmobil hausen? Das stelle ich mir sehr kompliziert vor“, erwiderte Jana.

      Jetzt war das Erstaunen auf der Seite des Hauptkommissars, doch nach einigen kurzen Augenblicken hatte er sich wieder gefangen und schaute seine Mitarbeiterin mit einem Lächeln an. „Nein, Nein, so ist das nicht gedacht. Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, mit meinem Freund Heinz gemeinsam in einem Wohnmobil zu hausen. Wir möchten alle in eigenen gemieteten Wagen den Urlaub verbringen, damit wir uns zurückziehen können. Unsere Frauen haben beide die Fahrerlaubnis, sodass wir uns gelegentlich ablösen könnten. Ich könnte mir einen Urlaub im Campingwagen gut vorstellen, man ist von allen Dingen völlig unabhängig und kann sich den Tag nach eigenen Bedürfnissen gestalten. Was hältst du von unserem Vorschlag?“, fragte Ullmann.

      „Ehrlich gesagt, bin ich überrascht und zugleich erfreut. Du wirst jedoch verstehen, dass ich den Vorschlag erst noch mit Philipp besprechen muss. Ich persönlich könnte mir einen gemeinsamen Urlaub vorstellen, wobei wir dennoch unsere Freiheit haben möchten und nicht ständig zusammen hocken wollen. Das könnte durchaus stressig werden.“

      „Selbstverständlich ist die Gestaltung des Tagesablaufes jedem Paar selbst überlassen, aber unsere Frauen könnten sich durchaus gesellige gemeinsame Abende vorstellen, wobei dies nicht jeden Tag der Fall sein muss.“

      „Ich werde mit Philipp sprechen und ihm deinen Vorschlag erläutern.“

      „Richte ihm viele Grüße aus und wir würden uns über seine Zustimmung freuen.“

      Im Verlauf der nächsten Tage hatten die Mitarbeiter der Mordkommission mehrere Fälle zu lösen, sodass sie sich nur zu ständigen Einsatzbesprechungen beziehungsweise zu Notfalleinsätzen zu Gesicht bekamen, was die terminliche Einordnung des erwogenen gemeinsamen Urlaubes deutlich erschwerte, deshalb unterbreitete Frau Schlosser den Vorschlag, Jana Schubert und ihren Freund zu einem gemeinsamen Abendessen einzuladen. Das Abendessen verlief in einer entspannten Atmosphäre und zur Überraschung aller, besonders von Jana, war auch Philipp Schroeder von dem Vorschlag eines gemeinsamen Urlaubes begeistert. Nach längerer Diskussion wurde ein Kompromiss erarbeitet, der notwendig wurde, da zunächst keine Einigung über das Ziel der Reise erreicht wurde. Sie verständigten sich, zuerst an die Nordsee zu fahren und nach der Hälfte des Urlaubes an die Ostsee umzusiedeln. Als Ziele wurden die Campingplätze Markgrafenheide an der Ostsee und Tossens an der Nordsee festgelegt. Mit den erforderlichen Buchungen dieser Plätze wurden die Frauen beauftragt, da die Kriminalisten in nächster Zeit sehr in ihre Aufgaben eingebunden waren und nicht die erforderliche Zeit hatten. Zugleich sollten sie sich um die Beschaffung der benötigten Fahrzeuge bemühen und die terminlichen Möglichkeiten überprüfen.

      Diese gesamten Vorarbeiten hatten die Ehefrauen von Ullmann und Schlosser gemeinsam bewältigt und dies mit großer Freude auf die bevorstehenden Tage, die durchaus abenteuerlich werden konnten, getan. Der heutige Tag und die kleine Urlaubsverabschiedung sollten der Beginn einer kurzen sorgenfreien Zeit werden. Die dienstlichen Festlegungen waren getroffen und mit dem vorgesetzten Polizeipräsidenten, der in ihrem besonderen Fall seine Zustimmung geben musste, abgestimmt. Hauptkommissarin Hannelore Meister übernahm als Urlaubsvertretung die Leitung der Mordkommission und die Aufgaben von Heinz Schlosser wurden in seiner Abteilung intern geregelt.

      „Ich hoffe, sie haben schöne Tage und bestes Wetter“, sagte Helga Schneider, die stets freundliche und sehr pflichtbewusste Sekretärin von Ullmann.

      „Wenn man den Wetterpropheten glauben kann, müssten wir Glück haben“, lächelte Frau Ullmann, die Frau Schneider sehr schätzte und deren Verbundenheit zu ihrem Mann kannte.

      „Habt ihr auch Ersatzreifen mit?“, fragte Torsten Fleischer, der Leiter der operativen Einsatzgruppe des Präsidiums und langjährige Mitarbeiter von Kommissar Ullmann, der zu dieser Urlaubsverabschiedung, die für alle Kollegen sehr selten war, eingeladen worden war.

      Die Urlauber schauten erstaunt und Torsten sagte: „Ihr seid mir Autofahrer. Große Reisen unternehmen wollen und nicht an das Nötigste denken.“

      „Ich setze voraus, dass die Wagen Ersatzreifen haben“, sprach Schlosser.

      „Einen Vorteil hat eure gemeinsame Fahrt, bei möglichen Pannen könnt ihr euch gegenseitig helfen.“

      „Herr Fleischer, ich bitte sie. Bei einer solchen Fahrt wird nicht von Widrigkeiten ausgegangen. Sie möchten unseren Urlaubern doch nicht die Freude verderben“, sprach Frau Schneider energisch.

      „Klaus weiß, wie ich es meine“, Torsten lächelte.

      „Für den Fall, dass sie eine Leiche finden, können sie mich gern anfordern. Mir stünde zurzeit ein kurzer Seeurlaub gut zu Gesicht“, warf Frau Kesser, die anwesende Gerichtsmedizinerin, ein.

      „Die Leiche lassen wir liegen. Wir haben Urlaub“, sagte Frau Schlosser.

      „Man kann nicht wissen, Straftäter gibt es überall“, beharrte Frau Kesser.

      „Wohin geht die Reise zuerst, Ostsee oder Nordsee?“, fragte Torsten.

      „Wir fahren zuerst nach Tossens an die Nordsee?“, antwortete Ullmann.

      „Weil wir das Beste zum Schluss aufheben“, schmunzelte Ulrike Schlosser.

      „Ich denke, es wird uns überall gefallen“, sagte Jana.

      „Wollt ihr eure Wagen gegenüber aufstellen?“, fragte Frau Kesser.

      „Wie meinst du das?“, wollte Jana wissen.

      „Naja, ihr könnt doch die Wagen so stellen, dass ihr euren eigenen Bereich habt und nicht von anderen Campern belästigt werdet.“

      „Auf Campingplätzen gibt es keine Belästigungen, das sind alle friedvolle Personen“, erwiderte Schlosser.

      „Wer führt eure Kolonne an?“, erkundigte sich Torsten.

      „Die Jugend geht wie immer voran. Philipp und Jana werden uns sicher ans Ziel bringen“, erwiderte Klaus


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