Jahrbuch der Baumpflege 2016. Группа авторов

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Früchten benachteiligt sind, wird ihr Wachstum in Phasen starken Trieb- und Fruchtwachstums eingeschränkt und kann weitgehend zum Stillstand kommen. Dies könnte bei gekappten Bäumen also neben dem Absterbeprozess wegen der Unterversorgung in der Phase des starken Neuaustriebes zusätzlich zur Einschränkung des Wurzelwachstums führen.

      Auch das sekundäre Dickenwachstum des Stammes fällt in den Jahren nach der Kappung vergleichsweise geringer aus. An gekappten Linden, die drei Jahre zuvor an den ca. 50-jährigen Ständern stark eingekürzt worden waren, konnte in den Folgejahren ein starker Einbruch im Radialzuwachs nachgewiesen werden (SCHADEBERG 2003). Mit zunehmender Regeneration der Krone erholt sich auch der Dickenzuwachs allmählich, allerdings sehr unterschiedlich in den verschiedenen Stammhöhen. Die Jahrringbreiten im oberen Kronenbereich erreichen schneller wieder das vorherige Niveau als im unteren Stammbereich. Dafür kann auch der lange Zeit fehlende Spannungsreiz am für die zunächst nur kleine Krone „überdimensionierten“ (und somit wenig biegebeanspruchten) Stamm die Ursache sein.

       3.4 Langfristige Einschränkung der Verkehrssicherheit

      Gekappte Bäume erscheinen zwar durch die üppige Belaubung, die dichte Verzweigung und das rasante Wachstum der ggf. entstandenen Austriebe zunächst vital. Die abgestorbenen Wurzeln und die großen Schnittwunden im Stammbereich werden jedoch von Pilzen besiedelt, die in der Folge das Holz zersetzen. Dieser i. d. R. erst viel später wahrgenommene Prozess wirkt über einen langen Zeitraum und beeinflusst wesentlich die ungünstige Entwicklung der Bruch- und Standsicherheit der gekappten Bäume.

      In günstigen Fällen etablieren sich zunächst hauptsächlich wenig aggressive Wundfolgeparasiten (z. B. Trameten, Rauchporling, Hochthronender Schüppling u. a.). Diese, für manche gefährlicheren, holzzersetzenden Pilze antagonistisch wirkenden Organismen vermögen dann einen gefährlich schnellen Holzabbau zu verzögern. Andererseits besteht immer die Gefahr einer Infektion durch gefährlichere Holzzersetzer, die sich auch sonst an Stammkopfwunden oder großen Astungswunden etablieren (z. B. Echter Zunderschwamm, Schuppiger Porling, Zottiger Schillerporling, verschiedene Feuerschwämme, Buckeltramete usw.) oder sogar durch vorrangig Stammfuß- bzw. Wurzelfäule erregende Pilze (z. B. Hallimasch, Brandkrustenpilz).

      Für die künftige Beurteilung der Verkehrssicherheit der aus Ständern bestehenden Sekundärkrone ist die zeitliche Entwicklung von Anzahl und Dimension der Austriebe besonders wichtig. Bei Linde wurden wenige Jahre nach der Kappung häufig nur drei Reiterate pro Kappungsstelle beobachtet, deren Konkurrenzkraft innerhalb der Sekundärkrone groß genug ist, um auch mittelfristig zu überleben (SCHADEBERG 2003). In anderen Untersuchungen zeigte sich an bereits vor ca. acht Jahren gekappten Linden ebenfalls eine deutliche Differenzierung (GRÄFE 2004; WEISS et al. 2005). Bei anderen Baumarten lassen sich dagegen z. T. deutlich mehr kronenbildende Ständer auch Jahrzehnte nach einer Kappung beobachten, z. B. durchschnittlich acht bei vor 35 Jahren gekappten Spitz-Ahornbäumen (RICHTER 2009). Der Prozess der Differenzierung ist bei manchen Baumarten in den ersten Jahren entweder besonders dynamisch (z. B. bei Linde) oder die gleichrangige Entwicklung dauert lange an (z. B. bei Ahorn).

       Abbildung 10: Ständerausbruch an einer vor wenigen Jahren gekappten Weide (links), Detail der Holzverbindung Ständer/​Stamm (rechts)

      Tabelle 1: Ständeranzahl und -dimension an verschieden alten Linden mit verschieden alten Ständern (Zeitpunkt der Kappung liegt unterschiedlich lange zurück) Quellen: SCHADEBERG 2003; GRÄFE 2004

Alter Anzahl Basisdurchmesser Höhe
3 Jahre 5 dominante 5 cm (dominante) 2,6 m
8 Jahre 23 dominante: 3 4 cm dominante: 9 cm 6 m
50 Jahre 2 21 cm 9,4 m
90 Jahre 1 47 cm 23,3 m

      Die Ständer entwickeln dabei aber immer wegen des überproportional starken Längenwachstums aus statischer Sicht ungünstige Schlankheitsgrade. Gleichzeitig sind sie wegen ihrer Entstehung aus schlafenden oder aus im Wundkallus traumatisch neu gebildeten Knospen statisch viel schlechter (nämlich zunächst nur im Stammmantel) mit dem Holz der tragenden Achse verbunden als reguläre Seitenäste oder Stämmlinge. Dies erhöht ihre Ausbruchgefahr deutlich und besonders bei weniger stabilen Holzarten mit sehr wüchsigen Austrieben (z. B. Pappel, Weide vgl. Abbildung 10) brechen sogar bereits junge Reiterate.

      Trotz des proportional schwächeren Dickenwachstums besitzen (baumartenabhängig) Ständer bereits wenige Jahre nach der Kappung Basisdurchmesser, die den für Schnittmaßnahmen an effektiv abschottenden Baumarten geltenden kritischen Astdurchmesser von 10 cm überschreiten (z. B. bei Linden vgl. Tabelle 1). Die Entnahme von alten Ständern ist deshalb i. d. R. (auch an anderen Baumgattungen) nicht mehr ohne Folgeschäden möglich.

      Bei umfangreichen, vergleichenden, intensiven visuellen Untersuchungen an Linden mit länger zurückliegenden Kappungen und ungeschnittenen Bäumen wurden Stammmerkmale mit Auswirkungen auf die Baumstatik besonders häufig an gekappten Bäumen festgestellt (GRÄFE 2004; WEISS et al. 2005; RICHTER 2009; SCHNEIDER 2009). Unabhängig vom Pflegezustand besitzen vor längerem gekappte Bäume signifikant mehr großräumige Morschungen und Höhlungen. Oft sind zwischen den dicht stehenden Ständern an den Kappungsstellen Druckzwiesel (V-Zwiesel) mit entsprechend erhöhtem Ausbruchsrisiko festzustellen. Dies bestätigt Angaben aus der Literatur (ROLOFF & DUJESIEFKEN 2003), wonach in ungepflegten gekappten Kronen häufig V-Zwiesel anzutreffen sind. Stammlängsrisse sind an den gekappten Linden im Vergleich zu nicht geschnittenen Bäumen etwa doppelt so häufig festzustellen (Abbildung 11). Langfristig rufen Kappungen ein erhöhtes Risiko der Bildung von Stammlängsrissen hervor, die dann besonders in Verbindung mit Morschungen ein Gefahrensignal sind.

      Bei vergleichenden eingehenden gerätetechnischen Untersuchungen mit dem Schalltomografen stellte sich heraus, dass die nicht gekappten Vergleichsbäume erheblich weniger zersetztes Holz im Stammquerschnitt aufweisen (Abbildung 12). Bäume, die vor sehr langer Zeit gekappt wurden, sind also in der Regel stark in ihrer Verkehrssicherheit eingeschränkt.

       Abbildung 11: Anteil des Gefahrenpotenzials durch Stammlängsrisse (Daten aus GRÄFE 2004)

       Abbildung 12: Anteil von zersetztem Stammholz in 2 m Höhe (schalltomografische Untersuchung, Daten aus GRÄFE 2004)

       3.5 Verlust der Baumfunktion

      Besonders einzeln stehende Solitärbäume wirken nach der Kappung optisch häufig völlig anders als mit ihrer artgemäß entwickelten Krone. Die bei der Baumpflanzung ursprünglich gewünschte gestalterische Aufgabe kann ein gekappter Baum dann meist nicht mehr erfüllen. Wenn von vornherein ein Baum mit kleiner, geformter Krone erwünscht ist, muss bereits frühzeitig im Baumleben mit dem regelmäßigen Schnitt und der Erziehung eines Kopfbaumes begonnen werden.

       3.6 Eingriff in den Naturhaushalt

      Für den Erhalt und den Schutz von Gehölzen im öffentlichem Interesse dienen in Anlehnung an die Eingriffsregelung (§§ 13 – 19 BNatSchG) auch im Innenbereich („innerorts“) die Grundsätze in der Abstufung „Vermeidung


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