Jahrbuch der Baumpflege 2016. Группа авторов
LÖBEL & MEYER 2013).
Entscheidet man sich für den Baumerhalt, soll vor allem die Verkehrssicherheit der gekappten Bäume wiederhergestellt werden. Angebrochene bzw. tote Äste und Ständer müssen entfernt werden. Die Entwicklung einer artgerechten Sekundärkrone kann mithilfe der gleichen Technik wie im vorherigen Kapitel beschrieben erreicht werden. Der statisch am besten mit dem Stammkopf verbundene und an der Oberkrone beteiligte Ständer wird etwas weniger als seine Nachbarständer bis zu einem geeigneten Versorgungsast eingekürzt (Abbildung 15). Alle anderen Reiterate mit geringem Durchmesser (bei gut abschottenden Baumarten bis maximal Grobastdimension) werden entnommen. Die fest angebundenen, reich verzweigten Ständer mit einem möglichst niedrigen Höhen-Durchmesser-Verhältnis können belassen und/oder deutlich eingekürzt werden, sodass sie sich in ihrer sozialen Stellung innerhalb der Krone dem (künftigen) Wipfel unterordnen.
Liegt die Kappung schon Jahrzehnte zurück, sind sehr starke Einkürzungen und/oder Vereinzelung der Austriebe oft sowohl aus baumbiologischer aber auch naturschutzfachlicher Sicht nicht zu rechtfertigen. Aufgrund der Schnittwundengröße käme eine Ständervereinzelung einer erneuten Kappung gleich. Die Einkürzung ist ebenfalls oft schwierig zu realisieren, da in den sehr dichten Kronen meist geeignete Versorgungsäste fehlen. Bei unbedingt erhaltenswerten Bäumen sollte in dieser Situation der Einbau von Kronensicherungen erwogen werden.
Wenn die Kappung schon lange zurückliegt, ist die Holzzersetzung unterhalb der Kappungsstellen in vielen Fällen schon weit fortgeschritten. Deshalb muss die Verkehrssicherheit dieser stärker geschädigten Bäume mindestens jährlich kontrolliert werden. Dabei ist besonders auf die Entwicklung von Zwieselrissen und den Fäulefortschritt unterhalb der Kappungsstellen zu achten.
Die Häufigkeit der Folgemaßnahmen sollte der Wuchsdynamik der Reiterate sowie der konkreten baumstatischen Situation angepasst werden.
5 Fazit
Die Auswirkungen von Kappungen sind für den Baum i. d. R. katastrophal. Nur sehr junge Bäume ertragen einen sehr zeitigen kappungsähnlichen Schnitt relativ gut und können dann mit (künstlichen) kleinen, geformten Kronen lange Zeit erhalten werden. Der langfristige verkehrssichere Erhalt von bisher natürlich gewachsenen Bäumen in der Reife- oder Alterungsphase ist nach einer Kappung oft schwierig und mit erheblichem Kontroll- und Pflegeaufwand verbunden. Liegt die Kappung schon Jahrzehnte zurück, sind Stämmlingsentnahmen oft nicht zu rechtfertigen. Aufgrund der Schnittwundengröße käme eine Ständervereinzelung einer erneuten Kappung gleich. Die Einkürzung ist ebenfalls oft schwierig zu realisieren, da in den sehr dichten Kronen meist geeignete Versorgungsäste fehlen. Deshalb sollte bei solchen Bäumen auch eine Fällung und der Baumersatz in Erwägung gezogen werden. Bei unbedingt erhaltenswerten Bäumen mit gleichzeitig deutlichen Anzeichen für ein Bruchversagen der Ständer kann aber auch eine Kombination aus differenzierter Kroneneinkürzung und Einbau von Kronensicherungen sinnvoll sein.
Wenn die Kappung bereits lange zurückliegt, ist die Holzzersetzung unterhalb der Kappungsstellen in vielen Fällen schon weit fortgeschritten. Deshalb muss die Verkehrssicherheit dieser als stark geschädigt einzuschätzenden Bäume mindestens jährlich kontrolliert werden. Dabei ist besonders auf die Entwicklung von Zwieselrissen und auf den Fäulefortschritt zu achten. Die Häufigkeit der Folgemaßnahmen sollte der Wuchsdynamik der Reiterate sowie der konkreten baumstatischen Situation angepasst werden.
Literatur
AMMER, U., 2004: Die Bedeutung von Totholz im Naturschutz und in der Baumpflege. In: DUJESIEFKEN, D. & KOCKERBECK, P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 2004, Thalacker Medien, Braunschweig, 149 – 159.
BELTZ, H., 1999: Formgehölze. Anzucht und Pflege, Parey, Berlin, 139 S.
BÖHLMANN, D., 2013: Gehölzbiologie. Warum Bäume nicht in den Himmel wachsen, Quelle & Meyer Wiebelsheim, 383 S.
BRAUN, H. J., 1982: Lehrbuch der Forstbotanik, Gustav Fischer, Stuttgart New York, 257 S.
BRELOER, H., 2003: Kronenrückschnitt um 30 Prozent verstößt gegen Baumschutz. Baumzeitung 37 (7), 27 – 29.
DUJESIEFKEN, D.; LIESE, W., 2008: Das CODIT-Prinzip. Haymarket Media, Braunschweig, 160 S.
EHSEN, H., 2002: Aspekte zum Schnitt von Bäumen mit besonderer Kronenform. Neue Landschaft 47 (1), 42 – 46.
FLL (Hrsg.), 2001: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Baumpflege, „ZTV-Baumpflege“. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn, 63 S.
FLL (Hrsg.), 2004: Richtlinie zur Überprüfung der Verkehrssicherheit von Bäumen – Baumkontrollrichtlinie –. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn, 44 S.
FLL, 2006a: SuGprog: Schutz- und Gestaltungsgrün-Programm; Software zur Wertermittlung und Teil- oder Totalschadensberechnung von Schutz- und Gestaltungsgrün mit entsprechenden Richtwerten aus der FLL-Richtlinie für die Wertermittlung von Schutz- und Gestaltungsgrün. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn.
FLL (Hrsg.), 2006b: Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen und Richtlinien für die Baumpflege, „ZTV-Baumpflege“. Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V., Bonn, 71 S.
FRIEDRCH, G.; FISCHER, M., 2000: Physiologische Grundlagen des Obstbaus, Ulmer, Stuttgart (Hohenheim), 512 S.
GRÄFE, S., 2004: Vergleichende Beurteilung von gekappten und nicht gekappten Linden mit Hilfe visueller Kontrolle und Untersuchung mit dem PICUS Schalltomograph®. Diplomarbeit, TU Dresden, Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften, Tharandt, 106 S.
GRIMM, J.; GRIMM, W., 1854 – 1960: Deutsches Wörterbuch, S. Hirzel, Leipzig, 34824 S.
KERN, H., 2011: Das neue Bundesnaturschutzgesetz und seine Auswirkungen auf die kommunale Baumschutz- und Baumpflegepraxis. In: ROLOFF, A.; THIEL, D.; WEISS, H. (Hrsg.), Aktuelle Fragen der Baumpflege, Baumverwendung und Jungbaumpflege. Beih. Forstwiss. Beitr. Tharandt/Contrib. For. Sc. 10. DendroInstitut Tharandt, 32 – 43.
KLUG, P., 2003: Baumpflege und fachgerechter Kronenschnitt 3: Kappung: Baumpflege oder Baumverstümmelung? AFZ-DerWald, 58, 285 – 288.
KLUG, P. (Hrsg.), 2006: Praxis Baumpflege. Kronenschnitt an Bäumen. Arbus Verlag, Steinen, 191 S.
KOWOL, T., 1998: Kappung von Bäumen – eine sinnvolle Maßnahme in Zeiten knapper Kassen? In: DUJESIEFKEN, D. & KOCKERBECK, P. (Hrsg.): Jahrbuch der Baumpflege 1998. Thalacker Medien, Braunschweig, 201 – 205.
KOWOL, T.; DUJESIEFKEN, D., 2013: Zum Umgang mit historischen Alleen. In: ROLOFF, A.; THIEL, D.; WEISS, H. (Hrsg.), Aktuelle Fragen der Stadtbaumplanung, -pflege und -verwendung. Beih. Forstwiss. Beitr. Tharandt/Contrib. For. Sc. Dendro-Institut Tharandt, Tharandt, 5 – 31.
LÖBEL, S.; MEYER, E., 2013: Alleenerneuerung – Umsetzung anhand von Einzelbeispielen in der Landeshauptstadt Dresden. In: ROLOFF, A.; THIEL, D.; WEISS, H. (Hrsg.), Aktuelle Fragen der Stadtbaumplanung, -pflege und -verwendung. Beih. Forstwiss. Beitr. Tharandt/Contrib. For. Sc. Dendro-Institut Tharandt, 163 – 172.
PFISTERER, J. A., 1999: Gehölzschnitt nach den Gesetzen der Natur. Ulmer, Stuttgart, 300 S.
RAVEN, P. H.; EVERT, R. F., EICHHORN, S. E., 2006: Biologie der Pflanzen. Walter de Gruyter, Berlin, New York, 942 S.
RICHTER, F., 2009: Untersuchungen zum Wuchsverhalten ehemals gekappter Bäume (Acer platanoides L.) und Bewertung nachfolgender baumpflegerischer Maßnahmen. Diplomarbeit, Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften der Technischen Universität Dresden 122 S.
ROLOFF, A., 2004: Bäume. Phänomene der Anpassung und Optimierung. Trees. Phenomena of Adaptation and Optimization, ecomed, Landsberg am Lech, 276 S.
ROLOFF, A.; DUJESIEFKEN, D., 2003: Zum Umgang mit ehemals gekappten Linden. In: DUJESIEFKEN, D. & KOCKERBECK, P. (Hrsg.), Jahrbuch der Baumpflege 2003: Thalacker Medien, Braunschweig, 103 – 112.
SCHADEBERG, G., 2003: Auswirkungen von Schnittmaßnahmen