Geschichten eines Geistreisenden. Axel Kruse
fiel mir auf, dass der ursprüngliche Vektor des Berges zu einer Kollision mit dem Quader geführt hätte.
»Das ist ein Abwehrsystem«, flüsterte ich. »Damit die Station nicht getroffen wird, haben die Jets die Aufgabe die Asteroiden abzulenken, die ansonsten mit ihr zusammenstoßen würden.«
»Aber wo kommen sie her?«, sagte Lisa. »Hast du die Koordinaten speichern können?«
»Ja«, antwortete ich. »Du willst doch nicht ...?«
»Überspiel mir die Daten, ich fliege da hin.« Das von ihrer Helmkamera übertragene Bild zeigte erneut den Gang, den Lisa nunmehr in Richtung Außenluke zurücklegte. »Ich habe noch für über drei Stunden Sauerstoff, das sollte mehr als genug sein, um eine kleine Erkundung durchzuführen.«
Ich wollte irgendetwas über die Notwendigkeit der Installation unseres ID-Senders sagen, verkniff es mir aber, da ich wusste, dass Lisa im Moment andere Prioritäten gesetzt hatte.
Ihr Schlitten startete und flog den beiden Jets, die auf dem Weg zurück zu ihrem Stützpunkt waren, entgegen. Fast schon erwartete ich, dass die extraterrestrischen Raumschiffe auch Lisa ins Visier nehmen würden, das jedoch geschah nicht.
Lisa folgte exakt der Flugbahn, die der Berg innegehabt hatte, bevor er zerborsten war. Ich hatte die Geschehnisse zwar nicht von Anfang an aufgezeichnet, die Bahn zurückzuverfolgen erwies sich jedoch als nicht allzu schwierig. Lisa war noch nicht lange unterwegs, als sie und ihr Schlitten von einem Sekundenbruchteil zum nächsten einfach von meinen Anzeigen verschwanden. Völlig verständnislos starrte ich auf die Armaturen.
Zwei Stunden später saß ich immer noch so da, unfähig auch nur die kleinste Bewegung auszuführen. Ich hatte Angst, den Blick vom Monitor zu wenden, da in der Zeit, in der ich meine Aufmerksamkeit nicht dem Bildschirm zuwandte, Lisa wieder hätte auftauchen können. Drei Stunden hatte sie gesagt, drei Stunden lang würden ihre Luftreserven noch reichen. Noch war nicht alles verloren, nichtsdestotrotz war ich gelähmt, andere hätten vielleicht das eigene Schiff in die Region manövriert, in der sie verschwunden war, ich war mental nicht dazu in der Lage.
Da, meine Scanner meldeten ein Objekt. Ich starrte auf den Bildschirm, versuchte das Objekt heran zu zoomen, was aufgrund der schlechten Auflösung und der relativen Größe des Objektes von vornherein zum Scheitern verurteilt war.
Jetzt meldete sich Lisas Stimme aus dem Lautsprecher. »Tom, Tom, es ist ein Sprungpunkt. Ich war in einem anderen Sonnensystem, einem System mit zwei Sonnen und einem Asteroidengürtel ähnlich dem unseren.« Sie lachte fröhlich. Ich konnte mir geradezu vorstellen wie glücklich sie war, hatte sie doch den Weg zu den Sternen entdeckt. »Jetzt wissen wir auch, warum es hier den Asteroidengürtel gibt und sich nicht an gleicher Stelle ein Planet hat bilden können. Der Sprungpunkt hat das verhindert. Immer wenn ein Stück Materie, das ein zu großes Volumen hatte, diesen Punkt passierte, ist die Materieansammlung auseinandergerissen worden. Lediglich kleinere Brocken blieben unbehelligt. Deshalb gibt es hier und auch in dem anderen System einen Asteroidengürtel. - Tom, wir haben den Weg zu den Sternen gefunden!«
Noch heute weiß ich nicht, warum ich nicht darauf geachtet habe, meinen Scannern war jedenfalls nicht entgangen, dass zehn Jets von der extraterrestrischen Station gestartet waren. Ich nahm sie erst wahr, als es für Lisa bereits zu spät war. Die Jets befanden sich auf einem Abfangkurs, der sie unweigerlich Lisas Bahn kreuzen ließ. Ich weiß nicht, mit was sie Lisas Jet beschossen haben, von ihr blieb jedenfalls nicht mehr als eine kleine Materiewolke übrig.
Thomas ergriff sein Bierglas und nahm einen tiefen Zug. »Wie in Trance habe ich unseren ID Sender an der Station befestigt und den Rückflug zu Astrominc 2 gestartet.
Für dieses Leben hatte ich ausgesorgt, mithilfe der Tantiemen, die ich nach und nach erhielt, wurde ich Mehrheitsaktionär von Astrominc, was mir immer mehr Geld einbrachte.
Astrominc schickte noch mehrere Schiffe durch den Sprungpunkt, die alle bei ihrer Rückkehr das gleiche Schicksal traf wie Lisa. Jahre später gelang es Experten die Programmierung des fremden Computers außer Kraft zu setzen, so dass die Raumschiffe der Aliens nicht mehr starteten, wenn ein Objekt durch den Sprungpunkt kam. Was uns natürlich das Problem bescherte, auch keine Asteroidenabwehr mehr zu haben.« Sichtlich ergriffen starrte mein Freund in sein Bierglas.
»Noch heute frage ich mich, warum bei einem riesigen Berg nur zwei Jets vonnöten gewesen sind, wohingegen bei Lisas kleinem Schlitten zehn bis an die Zähne bewaffnete Raumschiffe losgeschickt worden sind. Das muss doch einen Grund gehabt haben! Ich fürchte, die Erbauer der Station hatten berechtigte Angst, vor dem, was da erscheinen könnte. Ich denke, diese Angst, sollten wir ernst nehmen!« Er blickte mir tief in die Augen. »Axel, geh davon aus, dass der Quader auch jetzt da oben ist. Er bewacht den Sprungpunkt und verhindert, dass, was auch immer durch ihn hindurch kommt, weiter fliegen kann, als ein paar Kilometer. Der Quader beschützt uns sozusagen, es muss auf jeden Fall verhindert werden, dass er ausgeschaltet wird, so wie wir es damals getan haben. Das war ein grandioser Fehler. In diesem Leben bin ich nicht an einem Herzinfarkt gestorben! Ich fürchte, diese ganzen Invasionsfilme sind nicht wirklich weit hergeholt! Was dann durchkam, habe ich nicht mehr mitbekommen. Ich war auf der Station, als wir angegriffen wurden. Den Alarm habe ich noch gehört, dann war wieder einmal alles vorbei für mich!«
Ich blickte ihn auffordernd an, aber er schien nicht dazu bereit zu sein seine Andeutungen auszuformulieren. Joaquin, der unsere mittlerweile geleerten Biergläser durch volle ersetzte, sorgte darüber hinaus für Ablenkung.
»Neueste Erkenntnisse beweisen, dass wir im Inneren einer Hohlkugel leben, wusstet ihr das?«, sagte er.
Ich schüttelte den Kopf, hatte ich doch schon des Öfteren von solchem Unfug gehört.
Joaquin verstand mein Kopfschütteln jedoch so, wie er es wollte. »Das Universum die Sterne, alles das was wir am Himmel sehen können, ist in Wirklichkeit im Zentrum der Hohlkugel verankert. - Und das alles lässt sich wissenschaftlich beweisen!«
»Wie denn das?«, entgegnete Thomas mit leicht verärgertem Unterton.
»Dadurch«, sagte Joaquin und wies dabei auf seine Schuhe. »Sie sind an der Spitze und an der Hacke abgenutzt, würden wir auf einer Kugel anstatt in deren Inneren leben, sollte man doch wohl erwarten, dass sie sich in der Mitte abnutzen würden!« Mit diesen Worten entfernte er sich, um andere Gäste zu bedienen.
Nach einem Schluck Bier blickte ich Thomas auffordernd an, er ließ sich nicht lange bitten und erzählte weiter.
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