Das Duell des Herrn Silberstein. Horst Bosetzky
Humor mitbringen, um auf die Zurufe einzugehen, die aus dem Publikum kommen. Seine Figuren, Helden und Prinzessinnen, Teufel, Bösewichte und galante Liebhaber, fertigt er mit eigener Hand. Seine Manuskripte füllen ganze Schränke. Sagen, Märchen, Dramen, Opern und Ballette sind es, ja sogar der Doktor Faust. Heute wird er uns mit einem volkstümlichen Stück erfreuen: Aschendrödel von Dr. Grübelmeier.« Sie nahm einen Theaterzettel zur Hand. »Personen: Flötenseufzer, Hullerdebuller, der chronologische Professor Hirnbostel, der Zeremonienmeister Kriechmeier und Aschendrödel, Tochter aus erster Ehe, sanguinische Weiblichkeit und pure hölzerne Unschuld.«
Doch kaum war der Vorhang von Julius Lindes kleiner Bühne aufgegangen und hatte der Künstler die ersten Worte gesprochen, da kam Unruhe auf, denn soeben war der letzte der geladenen Gäste erschienen, der Komponist und Musiker Louis Lewandowski, und das, was er als Grund seiner Verspätung angab, war geeignet, Friedrich Silberstein jede Höflichkeit Linde gegenüber vergessen zu lassen.
»Ich komme gerade von der Sitzung«, flüsterte Lewandowski. »Sie wollen eine neue Synagoge in der Oranienburger Straße bauen, und es soll eine Ausschreibung geben.«
»Das ist die Chance meines Lebens!«, rief Friedrich Silberstein.
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