Chronik von Eden. D.J. Franzen

Chronik von Eden - D.J. Franzen


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und fluchte: »Scheiße, du Arsch! Wenn ich das gleich gesehen hätte, wären Deine Eier vor Deiner Matschbirne fällig gewesen!«

      Nun doch ein wenig verstimmt, wandte Stephan sich dem Küchenschrank zu und kramte eine Büchse Corned Beef und eine Packung Pumpernickel hervor. Beides so unverwüstlich wie der Baseballschläger aus Aluminium, solange es in der Dose war, doch wesentlich wohlschmeckender und nahrhafter. Zum Glück hatte er jede Menge von diesem und ähnlichem Zeugs gebunkert, bevor draußen alles zusammen-gebrochen war.

      *

      Gut eine Stunde später war Stephan wieder soweit bei Kräften, sich der Herausforderung des Saubermachens stellen zu können. Zuvor hatte er aber noch etwas anderes zu erledigen, das jetzt keinen Aufschub mehr duldete.

      Mit entschlossener Mine betrat er den Vorgarten des Hauses, wo er die Fäuste in die Hüften stemmte. Missbilligend schüttelte er den Kopf und betrachtete einen Moment lang das Bild, das sich ihm hier bot.

      Ein schmucker gepflegter Jägerzaun grenzte den Vorgarten gegen eine nahe Wiese ab, die sich in nicht allzu großer Entfernung an einen Wald anschloss. Innerhalb der Umzäunung lag ein kleiner aber feiner Ziergarten, der bis in die letzte Ecke liebevoll gestaltet war. Das Zentrum dieser Pracht bildete ein Gartenteich, in dem normalerweise ein kleiner Springbrunnen plätscherte, aber dessen »innere Werte« sich standhaft weigerten, ohne elektrischen Strom zu funktionieren.

      Überhaupt lag das Häuschen mit seinem kleinen Grundstück idyllisch im Grünen, fast zwei Kilometer von Königsdorf entfernt am Rande des Forstes, dem die Ortschaft seinen Namen gegeben hatte. Stephans Eltern hatten das kleine Anwesen vor etwas mehr als fünfundzwanzig Jahren erworben und waren zusammen mit ihrem einzigen Kind hierher gezogen.

      Anfangs hatte Stephan das Leben hier draußen gehasst, aber mit zunehmendem Alter fand er es immer angenehmer, sich vom Trubel der Menschen hierher zurückziehen zu können. Als seine Eltern dann vor fünfzehn Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen waren, hatte er sich hier sein eigenes kleines Paradies geschaffen.

      Wie es aussah, war die Ruhe hier draußen nicht nur Balsam für die Nerven, sondern offenbar auch der Grund dafür, dass Stephan von den Freaks, wie er sie nannte, die als Folge der Pandemie entstanden waren, bislang nicht behelligt worden war. Bis gestern Abend jedenfalls.

      Stephan kratze sich am Bauch und versuchte, sich die Geschehnisse des Abends noch einmal ins Gedächtnis zurückzurufen, was ihm nicht ganz leicht fiel, denn aufgrund der Biermenge, die er getankt gehabt hatte, war er kurz vor einem Filmriss gestanden, als sich der ungebetene Besucher bemerkbar gemacht hatte.

      *

      Ein paar Stunden zuvor

      Köln brannte. Obwohl das Wetter alles andere als gut war, konnte man den schwarzen Rauch, der von der ehemaligen Rhein-Metropole aufstieg, deutlich erkennen.

      Stephan hatte die Stadt nie gemocht, trotzdem berührte ihn der Anblick irgendwie auf eine merkwürdige Weise. Fast schon automatisch ging er ins Haus zurück und griff nach einem Bier, nur um den Inhalt der Flasche in einem Zug hinunterzustürzen.

      Ein paar Bier später tauchte Julia vor seinem inneren Auge auf. Stephan sah die langen blonden Haare, die ihr liebliches Gesicht umrahmten, vor sich, und er vermeinte, ihr glockenhelles Lachen hören zu können. Ach, Julia …

      Nach einem weiteren Bier war Stephan gerade dabei, seinen Hosenladen aufzufummeln, um die Gedanken an Julia würdig zu zelebrieren, als ein leises Scharren zu hören war, das er zunächst einem der Wildtiere aus dem nahen Wald zuschrieb, von denen sich immer wieder eines vor seine Haustür verirrte.

      Aus dem Scharren wurde eine Art Klopfen. Schließlich gab Stephan den Kampf mit seiner Unterhose auf und sah leise fluchend nach, was der Lärm zu bedeuten hatte. Wutentbrannt öffnete er die Tür, um das blöde Vieh zu verscheuchen, das ihn in seiner Andacht gestört hatte. Doch stattdessen stand einer dieser widerlichen Freaks vor ihm und ging auf ihn los.

      »Scheiße!«, fluchte Stephan, denn das Ding auf seiner Türschwelle bewegte sich viel schneller als er es jemals für möglich gehalten hatte.

      Der kurze Moment des Schreckens, der Stephan hatte erstarren lassen, genügte dem Angreifer. Zwei Arme schnellten nach oben und die Hände daran packten unerbittlich zu. Stephan fühlte sich nach vorne gezerrt und riss in einem Reflex seinen rechten Ellenbogen hoch, so dass dieser krachend in dem einschlug, was einmal der Mund des Dings gewesen war. Obwohl die Abwehrbewegung die restlichen Schneidezähne aus der fauligen Öffnung geschlagen hatten, biss das zugehörige Etwas unerbittlich zu.

      »Scheiße!«, schrie Stephan erneut, allerdings mehr vor Schreck als vor Schmerz, denn die nun zahnlosen Kiefer taten sich schwer damit, die Haut seines Arms zu durchdringen. Aber er wollte es erst gar nicht so weit kommen lassen, dass ihm ebenfalls ein Stück Fleisch aus dem Arm fehlte, so wie es bei seinem Angreifer an mehreren Stellen der Fall war. Deshalb zerrte Stephan mit aller Macht an seinem Arm, um ihn wieder freizubekommen.

      Zunächst stellte sich jedoch ein Art Pattsituation ein. Der Schmerz an Stephans Arm nahm zwar immer weiter zu, trotzdem wollte dem Angreifer der Biss einfach nicht gelingen. Als das Ding jedoch anfing, den Kopf ruckartig hin und her zu bewegen, bekam Stephan Panik, denn nun würde es nicht mehr lange gutgehen, bis ihm dennoch ein Stück seines Armes herausgerissen würde. Er zappelte und wand sich in dem Griff, doch obwohl das Genick des anderen ein paarmal gefährlich knirschte, ließ dieser nicht locker.

      Schließlich wurde Stephans Gezappel so wild, dass beide der Länge nach hinfielen. Der Schädel des Freaks krachte dabei hart auf die Waschbetonsteine, und der bis eben eiserne Griff lockert sich soweit, dass Stephan sich losmachen konnte. Schnell sprang er auf, hastete nach drinnen und versuchte, die Eingangstüre hinter sich ins Schloss zu schlagen, allerdings hatte sich der Angreifer ebenfalls schon wieder aufgerappelt und einen seiner Arme zwischen Tür und Rahmen gebracht.

      »Dich mach ich fertig, Du Freak!«, schrie Stephan außer sich. Er holte mit dem schweren Türblatt aus und schmetterte es immer und immer wieder gegen den Arm des Dings. Das ließ sich davon jedoch in keiner Weise beeindrucken, auch wenn immer mehr vom Knochen des Arms zum Vorschein kam. Dafür begann sich ein modriger Geruch im Hausflur auszubreiten.

      Stephan blieb nichts anderes übrig, als seine Taktik zu ändern. Er ließ von der Haustür ab und rannte ins Schlafzimmer, denn dort wusste er ein Werkzeug, das ihm in diesem Fall behilflich sein konnte. Mehr im Unterbewusstsein nahm er wahr, dass das Ding ihm folgte und dabei die Haustüre krachend ins Schloss fiel, nachdem es sie passiert hatte.

      Aha, der Freak hat wenigstens ein bisschen Anstand übrig behalten und macht die Tür hinter sich zu, stellte Stephan in Gedanken fest. Vielleicht geht sein Anstand ja sogar so weit, dass er sich die Schuhe abputzt, um mir ein wenig Zeit zu verschaffen.

      Tatsächlich gelang es Stephan, den Raum mit genügend Vorsprung zu erreichen, um den Freak dort gebührend empfangen zu können. Als der seinen stinkenden Körper durch die Schlafzimmertür schob, krachte ihm Stephans Alu-Baseballer genau in die Fresse. Das Ding taumelte ein wenig nach links, und Stephan drosch erbarmungslos erneut auf dessen hässlichen Schädel ein. Wieder und wieder sauste das Sportgerät auf den Angreifer nieder, bis sich der Kopf am Ende in eine breiige Masse verwandelt hatte. Die lief zäh am Körper seines Besitzers herunter und erinnerte dabei an fauliges Müsli, in dem noch andere kleine Brocken schwammen, von denen Stephan gar nicht so genau wissen wollte, wo sie herkamen.

      Als sich das Etwas, das offenbar einmal ein Mensch gewesen war und nun in der Ecke des Zimmers lag, nicht mehr regte, ließ Stephan den Baseballschläger keuchend fallen und ging ein paar Schritte zurück. Das Adrenalin, das bis eben mit Macht durch seinen Körper gepumpt worden war, befand sich nun auf dem Rückzug, was sich nicht nur darin bemerkbar machte, dass Stephans Hände anfingen zu zittern, sondern auch daran, dass der durch den Alkohol verursachte Nebel in seinem Kopf langsam zurückkehrte.

      Stephan ließ sich auf das Bett fallen, wo er einem Moment lang einfach so dasaß, dann kippte er zur Seite und schlief ein. Kurz darauf war der Raum vom Schnarchen der Gerechten erfüllt.

      *

      »Ja,


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