Die Kunst des Seins. Klaus D. Biedermann

Die Kunst des Seins - Klaus D. Biedermann


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richtet.

      Dieser Kosmos, oder anders ausgedrückt: diese Existenz, wird dafür sorgen, dass alles in seinem Gleichgewicht bleibt. Genau das, was für den Kosmos gilt, gilt auch für den kleinen Kosmos, nämlich für Sie. Jeder Mensch ist ein eigenes Universum, ja sogar jede Zelle ist ein eigenes Universum. Sie sind der Schöpfer Ihres Universums. Im Kleinen wie im Großen. Im Grunde ist es ganz einfach, weil die Gesetzmäßigkeit immer und überall die gleiche ist.

      Das, was nicht immer das gleiche ist, ist unser Erkennen dieser Gesetzmäßigkeiten. Darum kümmern sich diese Gesetze aber nicht. Sie sind unabhängig von den Bewertungen unseres Verstandes.

      Mit zunehmendem Erkennen dieser Gesetzmäßigkeiten wird es immer weniger ›Wunder‹ in Ihrem Leben geben. Wunder sind nämlich lediglich Dinge, die wir uns nicht erklären können, oder Dinge, von denen andere nicht wollen, dass wir sie erkennen.

      Unsere Aufgabe ist es, Harmonie herzustellen. Wenn wir dies nicht schaffen, müssen wir gehen. Chancen hatten wir genug.

      Das Spiel, das Adam und Eva im Paradies begonnen haben, nämlich das der Schuldzuweisung, ist, wie bereits gesagt, bis heute noch sehr aktuell. Schuld geben heißt Verantwortung abgeben. Auch in den eindrucksvollsten Begegnungen unseres Lebens, in unseren Liebesbeziehungen, geben wir die Schuld für das Nichtfunktionieren gerne dem Partner. Indem wir aber die Verantwortung abgeben, nehmen wir uns auch gleichzeitig die Möglichkeit, etwas zu verändern. Wir werden immer darauf warten müssen, dass der andere etwas ändert, und das kann sehr lange dauern.

      Verantwortung abgeben heißt, das Erleben seines Lebens in die Hände eines anderen legen.

      Sie sind für Ihr Erleben des Lebens verantwortlich, ob Sie das so sehen oder nicht. Natürlich sind Sie versucht, für Ihre ›schlechten‹ Gefühle andere verantwortlich zu machen, ja, sogar das Wetter muss zuweilen herhalten. Sie sind aber für all ihre Gefühle verantwortlich.

      Lassen Sie es mich an einem Beispiel deutlich machen:

      Sie fahren morgens mit Ihrem Auto zur Arbeit. Sie fahren auf einer Vorfahrtstraße, den Weg, den Sie immer fahren. Ihre Geschwindigkeit ist den Umständen angepasst, alles ist in Ordnung. Vielleicht freuen Sie sich sogar auf Ihre Arbeit. Bis zu dem Moment, in dem aus einer Einfahrt ein Auto herausgeschossen kommt, Ihnen direkt vor den Kühler. Sie machen eine Vollbremsung und verhindern knapp den Auffahrunfall. Wahrscheinlich werden Sie sehr schimpfen und den anderen mit allen möglichen Namen bedenken. Sie ärgern sich – und bitte –, bekommen Sie mit: Sie ärgern sich. Ihre gute Laune ist weg, der Blutdruck ist erhöht, und Sie nehmen den Ärger vielleicht noch bis zur Arbeitsstelle mit. Es dauert jedenfalls seine Zeit, bis er verraucht ist.

       Sie hätten aber auch so reagieren können: Nachdem Sie durch die Vollbremsung einen Unfall verhindert haben, loben Sie sich innerlich, weil Sie so hervorragend reagiert haben, zudem noch in einem Moment, in dem Sie nicht mit so etwas gerechnet hatten. Sie bedanken sich bei sich selbst für all das, was Sie sich erspart haben: Unfallschaden, Versicherung, eventuell sogar Verletzungen. Mit dieser Reaktion werden Sie Ihren gut begonnenen Tag ungehindert fortsetzen und sogar Ihren Kollegen stolz davon berichten.

      Keine Sache und kein Ding enthält Freude in sich, es sind immer Sie, der sich darüber freut. Und mit dem Ärger ist es ganz genauso.

      Das Bewusstsein

      In der Zeitschrift ›Was ist Erleuchtung‹, Ausgabe 11, sagt Dr. Goswami, ein amerikanischer Physiker, der den wissenschaftlichen Gottesbeweis antreten möchte:

      »Ich hatte das Glück, durch die Quantenphysik erkennen zu können, dass alle Paradoxa der Quantenphysik gelöst werden können, sobald wir Bewusstsein als Urgrund des Seins anerkennen. Das war mein spezifischer Beitrag – hier liegt natürlich das Potenzial für einen Paradigmenwechsel, denn nun können Wissenschaft und Spiritualität einander wirklich ergänzen.«

       Erinnern Sie sich an den Denker und den Beweisführer!

      Am Anfang von allem muss Bewusstsein gewesen sein, denn Bewusstsein ist noch über dem Denken oder dem Verstand angesiedelt. Das Bewusstsein kann nämlich den Denker beobachten, wie Sie es in der Meditation erleben können. Dieses Bewusstsein möchte ich Allbewusstsein nennen, ein Bewusstsein, das sich seines Selbst vollkommen bewusst ist: Viele nennen dieses Bewusstsein Gott. Damit geben sie dieser Energie aber schon eine Form, obwohl man der Formlosigkeit doch keine Form geben kann. Wir versuchen, uns so das Unbegreifliche begreiflich zu machen. Dies wird aber immer eine Illusion bleiben.

      Wenn Sie das Wort ›Gott‹ nicht mehr hören können, weil es bei Ihnen negativ besetzt ist, kann ich das gut verstehen. Wahrscheinlich mußte der ›liebe‹ Gott in Ihrem Leben schon für vieles herhalten. Für ein Kind ist Gott oft die wichtigste Person neben Vater und Mutter, und von vielen Eltern wird Gott oder seine Helfer, das Christkind oder der Nikolaus, als ›Supernannys‹ gründlich missbraucht: »Der liebe Gott sieht alles«, also selbst das, was den Eltern vielleicht verborgen bleibt. Auch die geheimen Wünsche und Sehnsüchte des Kindes, denn Gott hat die Fähigkeit, in uns hineinzuschauen, ja schlimmer, er weiß sogar schon, was wir denken werden.

      Hier hat die Kirche kräftig mitgeholfen. Aber die Kirche ist ja auch ›wir‹. Sie kann es nur so geben, weil es uns so gibt, wie wir sind. Auch sie ist ein Spiegel, wir sind nicht nur das Volk.

      Was tun Menschen nicht alles, damit Gott an ihnen ›Wohlgefallen‹ hat. Uns wurde auch noch gesagt, dass wir diesen Gott ›fürchten und lieben‹ sollen. Ziemlich verrückt, nicht wahr? Jemanden, den ich fürchte, kann ich nicht lieben. Aber dies ist nicht die einzige Doppelbödigkeit, mit der ein Kind heranwächst. Wir sollen ein gottesfürchtiges Leben leben. Was bedeutet aber ein Leben in Furcht? Die Antwort liegt auf der Hand. Was mag in einem Kind alles vorgehen, das mit seinen ›Verfehlungen‹ und ›Sünden‹ diesem ›allmächtigen‹, aber leider unsichtbaren Gott vollkommen ausgeliefert ist? Einem Gott, der ohne Erbarmen zusieht und zuhört und permanent mit Gedankenlesen beschäftigt ist! Dieses Kind wird sich mit Sicherheit noch winziger vorkommen, als es das in der Erwachsenenwelt ohnehin schon ist.

      Wir beten sogar noch: »Herr erhebe Dein Antlitz über uns ...«, womit die Ursache dieses Übels klarer werden kann: Wir selbst sind es, weil wir die Verantwortung nach außen abgeben. Wir drücken uns vor der Verantwortung, wir wollen nicht erwachsen werden.

      Gott hat sicherlich ganz andere Dinge zu tun, als ständig seine Geschöpfe zu überwachen, von denen er ja selbst gesagt haben soll, dass sie ihm ›gut‹ gelungen wären.

      Wohl dem Kind, dem von einem gütigen, verzeihenden Gott berichtet wurde und das es vor allem durch und in seinen Eltern einen solchen Gott kennen lernen durfte. Da Kinder vorwiegend am ›Modell‹ lernen, werden sie solche Eigenschaften wie Güte und Vergebung übernehmen. Wie auch immer Ihr Gottesbild aussieht, Sie sind der einzige Mensch, der es verändern kann, Gott wird es jedenfalls nicht für Sie tun. Fangen Sie heute damit an, sich Folgendes vorzustellen: Gott ist alles. Wenn es auf dieser Welt irgendetwas gibt, das nicht Gott ist, dann gibt es keinen Gott.

      Folglich gibt es auch keinen Teufel. Das ist Denken in der Dualität, schwarz-weiß. Aber: Alles ist Eins, und jeder von uns ist Teil dieses Allbewusstseins.

      »Vielleicht haben alle Menschen zusammen eine Seele, und jeder ist ein Teil von ihr.« (Aus dem Anti-Kriegsfilm: ›Der schmale Grat‹.)

      Solange auf diesem Planeten, dem Träger des Bewusstseins all seiner Bewohner, irgendwo etwas nicht in der kosmischen Ordnung ist, ist jeder Teil dieses Bewusstseins dafür mitverantwortlich. Wie wichtig Bewusstseinsarbeit für uns alle ist, kann jeder erkennen, der mit offenen Augen durchs Leben geht. Was wir brauchen, ist eine dringende Neuordnung des Denkens. Diese Neuordnung muss notwendigerweise bei jedem Einzelnen selbst beginnen. Denn wer nicht an sich arbeitet, an dem wird gearbeitet.

      Zurzeit geschieht dies an allen Ecken und Enden dieser Welt. Unsere Erde ist Träger des gesamten Bewusstseins und wehrt sich mehr und mehr gegen das, was geschieht. Sie wird dafür sorgen, dass sich dieses Bewusstsein, unser aller Bewusstsein, verändert, wobei eine Auslöschung ja auch


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