Ich bin ich - Wer sonst!. Maria Färber-Singer
wollen gedacht werden: „Wie soll ich das verstehen? Was mache ich damit? Wo kommt dieses komische Gefühl her? Was ist richtig? Was passiert, wenn…“ Menschen wollen beachtet werden, die Nacht gibt Schlaf vor, die Sonne gute Laune. Woher nimmst du Zeit und Raum für DICH?
Das stärkste Hindernis und zugleich die Basis für alle weiteren Hindernisse ist die Vorstellung, dass es nur eine Welt gibt, die in einer ganz bestimmten Art und Weise funktioniert. Diese Vorstellung lebt von der Überzeugung, dass es uns nur als Körper und Verstand mit begrenzten Möglichkeiten gibt. Der so entstehende Spielraum wird als „objektiv existierende Wirklichkeit“ oder „Realität“ bezeichnet. Aussagen wie „Was kann ich schon daran ändern? Das ist die Realität.“ sind dann an der Tagesordnung. Wie oft hast du diesen Satz in deinem Leben schon gehört? Welche Gefühle löst er in dir aus? Warum entscheiden sich viele Menschen immer wieder, so zu denken? Vielleicht, weil ein kleiner Raum durchaus Vorteile hat? Er ist überschaubar und kontrollierbar. Er gibt Sicherheit, weil „gut“ gut ist und „böse“ böse. Regeln sorgen für Ordnung: Gewinner und Verlierer, Probleme und Lösungen, Kranke und Gesunde. Ordnung ermöglicht angemessenes Handeln. Dieser Realitätsraum hat nur einen Haken: Man darf ihn nicht verlassen, denn außerhalb dieses Raumes hat alles das keine Bedeutung mehr.
Solltest du dich noch in diesem Raum befinden und ihn verlassen wollen, dann stell dir vor, dass du viel mehr bist als dein Körper und dein Verstand. Stell dir vor, dass du ein unendlich kreatives Wesen bist und hoch wirksam. Nimm an, dass deine bisherige Vorstellung von der Welt nur eine von vielen Möglichkeiten ist, an der du mitgewirkt hast wie bei der Entstehung eines Filmes. Ein Film, in dem DU und deine Kreativität bisher nur eine kleine Rolle gespielt haben.
Willst du in deinem Lebensfilm die Hauptrolle spielen, solltest du bereit sein, alles aufzulösen, was dich (noch) daran hindert. Du solltest bereit sein, deine alte Identität komplett hinzugeben, indem du zu dir selbst sagst: „Ich habe keine Ahnung, wer ich bin, aber es fühlt sich im Augenblick sehr gut an, zu kochen, zu schreiben, zu lachen, Löcher in die Luft zu starren, ein Labor zu planen, Hunde zu baden, Blumen zu pflanzen, einen Vortrag zu halten, Autos zu verkaufen, Bilder zu malen, mit meinen Kindern zu spielen….“
Willst du DU sein, vertraue darauf, dass aus dem Bewusstsein des „ICH bin es“ neue Wirklichkeitsräume entstehen, die du über die zunehmende Gewissheit in dir wahrnehmen kannst. Kannst du annehmen und sagen: „Ich bin nicht (nur) dieser Körper, ich bin nicht (nur) dieser Verstand. Das, was ich bin, geht weit darüber hinaus.“, öffnest du das Tor zu einer neuen Dimension in dir und deine Reise kann beginnen. Deine Freude und dein Mut begleiten dich, frischfröhlich und frei. Immer dann, wenn ich etwas Großes in meinem Leben verändern wollte, kam es mir so vor, als ob ich vor einem riesigen Felsspalt stünde und beim nächsten Schritt befürchten müsste, abzustürzen. Nachdem ich allerdings diesen einen Schritt gemacht hatte, befand ich mich auf einer weiten, grünen Wiese und wunderte mich: „Davor hast du solche Angst gehabt? Unvorstellbar.“
Gehst du davon aus, dass es nur eine Realität gibt, dann musst du folgerichtig annehmen, dass alles, was in ihr vorkommt, auch wahr ist und somit ein fixer Bestandteil des Lebens. Du musst dann natürlich auch davon ausgehen, dass Angst, Zweifel, Sorgen und Leiden „real“ sind und daher einen Sinn ergeben. Du nimmst möglicherweise sogar an, dass ein Leben ohne diese Emotionen gar nicht möglich ist. Leben heißt leiden. Sich sorgen heißt lieben. Zweifeln heißt wachsam sein. Zum Beispiel die Angst: Deine Angst hat dich mit hoher Wahrscheinlichkeit schon vor unangenehmen Erfahrungen bewahrt. Ohne Angst hättest du einen Löwen für eine Hauskatze halten können, wärst ob dieses fatalen Irrtums von ihm gefressen oder auf der Flucht vor eben demselben von einem Auto überfahren worden.
Bist du bereit, dein Leben aus der Perspektive des „ICH bin es“ zu gestalten und alle Hindernisse aufzulösen, dann nimmst du am besten die Vorstellung von „Energie“ als Basis. Mit jedem Gedanken bestimmst du eine bestimmte Energiequalität, die sich in dir ausdehnt und über dich hinausgeht. Angenommen, jeder Mensch auf dieser Erde hat mehrmals täglich einen angstvollen Gedanken, wie zum Beispiel „Wo führt das hin, wenn der Terror noch mehr zunimmt?“. Jeder dieser Gedanken fließt in ein kollektives Energiefeld – wie Bäche in einen See. Dieses Feld dehnt sich über die Erde aus. Über deine persönliche Angst – und dabei ist es egal, welches Thema sie hat – bist du mit diesem Angstfeld verbunden. Während du es so fütterst, wird dein Befinden laufend von diesem Feld bestätigt und verstärkt. Die Ängste ernähren sich gegenseitig und die Freude verhungert.
„Kollektive Energien“ sind Energien, die wir erzeugen. Sie bestimmen das emotionale Klima auf der Erde und somit auch die Handlungen der Menschen. Entsprechende Beobachtungen, Erklärungen und Erfahrungen sind ihre Nahrung. Je größer der Konsens über ein Phänomen wie zum Beispiel „Geld macht glücklich“ in der Welt ist, umso stärker wirkt dieser Glaubenssatz. Und dann wundert sich keiner mehr darüber, dass alle dem Geld nachlaufen und dass dazu jedes Mittel erlaubt zu sein scheint. Das, was wir als gegeben annehmen, sind unsere eigenen Kreationen. Ihre Bedeutung erlangen sie durch Wiederholungen und durch die Erfahrungen und die Bestätigungen vieler Menschen.
Wie eine Art „weltliches Potential“ vorrangig schmerzhafter Kreationen umhüllen uns die kollektiven Energien und bestimmen, was wir denken und fühlen sollen. Sie laden uns ein, sie zu erhalten und zu bestätigen, weil sie uns brauchen, damit sie am Leben bleiben können. Wir erleben die Einladungen „Hab Angst vor einer Umweltkatastrophe und fürchte dich vor dem Sterben. Zweifle an dir selbst und sei misstrauisch allem Neuen gegenüber!“ so vertraut und selbstverständlich, dass wir gar nicht mehr davon ausgehen, dass wir sie wählen. Wir nehmen sie an wie etwas, das ganz einfach dazugehört. Etwas, das so wahr erscheint, dass man gar nicht mehr auf die Idee kommt, dahinter zu schauen. Wenn du die Einladungen der kollektiven Energien annimmst, dann materialisieren sie sich durch dich und werden salonfähig. Indem du dich fürchtest, zweifelst und misstrauisch bist, bringst du Furcht, Zweifel und Misstrauen in diese Welt.
Willst du ganz aussteigen aus diesem hochwirksamen Netzwerk, dann akzeptiere zuallererst, dass auch du bis jetzt diese Energien mit erzeugt hast. Selbstverständlich unbewusst. Mach dir bewusst, dass du (noch) in einer Welt lebst, in der diese kollektiven Energien sehr bestimmend sind und immer wieder auf dich zukommen und noch zukommen werden. Die klare und kompromisslose Verweigerung, diese Energien nicht mehr auszudrücken, macht dich frei. Du glaubst dann nicht mehr daran, dass alles so sein muss. Du vertraust DIR und deinen Gefühlen und orientierst dich am Wohlbefinden. Du gibst die Vorstellung auf, dass die Welt aus „Guten“ und aus „Bösen“ besteht. Du lebst nicht mehr in der Vergangenheit, indem du dir und anderen immer wieder dieselben Geschichten erzählst. Du bist mit deiner Aufmerksamkeit bei dem, was ist. Du übernimmst die Verantwortung für das, was du denkst und tust, und richtest dich danach aus, was du wirklich willst: Liebe, Schönheit, Tanz, Vergnügen, Spaß, Leichtigkeit, Freude. Die derzeit (noch) wirksamen kollektiven Energien haben keinen Spaß an der Freude. Werden sie nicht mehr bestätigt, wandeln sie sich in neue Energien.
Manchmal ist es notwendig, dass du dich ganz klar abgrenzt von alten Energien, auch wenn oder gerade weil diese sehr fordernd an deine Türe klopfen. Stell dir dann zum Beispiel eine Sicherheitstüre vor, durch die nichts und niemand ohne deine Einladung hindurch kann. Hänge ein Schild an die Türe mit den Worten: „Geschlossen – Unbefugten ist das Betreten strengstens verboten. Wer sich dieser Aufforderung widersetzt, läuft Gefahr, in Freude und Leichtigkeit umgewandelt zu werden.“
Nimm nichts mehr ernst, was sich schwer und unangenehm anfühlt, und getraue dich, sogenannte „verrückte“ Handlungen zu setzen. Handlungen, die unerwartet sind und ungewöhnlich. Löse alle Gedanken auf, die dich noch dazu verführen könnten, etwas zu tun, was du nicht mehr willst. Kennst du den – meist roten – Knopf, auf den ein Sprengmeister drückt, um eine Sprengung durchzuführen? In dir gab oder gibt es Knöpfe in dieser Art. Knöpfe, auf die die Menschen drücken können und – wusch –bist du mitten drinnen in ihrem „Spiel“. Du weinst, schimpfst, kämpfst oder bist traurig und irgendwann kommst du drauf, dass du das gar nicht willst, dass du gar nichts davon hast. Die Person, die die Explosion in dir ausgelöst hat, schaut dir dann möglicherweise cool und staunend zu und sagt vielleicht auch noch: „Wie empfindlich du bist.“ oder „Wie kannst du nur so aggressiv sein?“ Auch wenn mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht