Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes. Chris Boucher

Doctor Who Monster-Edition 6: Roboter des Todes - Chris  Boucher


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Dunkelheit störte sie nicht, aber länger als sonst dauerte der Ausfall schon. Das Notsystem hätte eigentlich bereits laufen müssen. Die Finsternis war so vollkommen, dass sie schon angefangen hatte, Lichter darin auszumachen. Aber sie wusste ja, dass sie sich unter solchen Umständen nicht auf ihre Augen verlassen konnte. Da waren keine Lichter. Aber die Beleuchtung hätte längst wieder angesprungen sein müssen. Das dauerte definitiv zu lange.

      Wo trieb sich Simbion bloß herum? Sie würde dieser faulen, unzuverlässigen Säuferin Feuer unterm Hintern machen, wenn sie die Arbeit nicht erledigte, für die sie bezahlt wurde, und zwar sofort. »Simbion!«, brüllte sie. »Simbion!«

      Noch während sie schrie, wusste sie, dass es ein Fehler war: Sie fühlte sich dadurch nicht besser; ihr Wutausbruch war ein Kontrollverlust, schmeckte nach Panik. Aber sie konnte sich nicht zurückhalten. »Simbion«, schrie sie aus voller Lunge, »kriegen Sie Ihren Fettarsch hoch und bringen Sie die Systeme wieder zum Laufen!«

      Mittlerweile zitterte sie und winzige Leuchtkugeln explodierten lautlos vor ihren Augen. Sie keuchte: das flache Röcheln eines sterbenden Tieres. Die Dunkelheit war zu dunkel und sie wollte einfach nicht weichen – und überall um sie herum waren Roboter. Angestrengt versuchte sie, ihren Atem wieder unter Kontrolle zu bekommen.

      Sie musste leise sein. Sie konnte hören, wie sie näher kamen, spüren, wie sie nach ihr griffen, sie umringten, und sie wollte auf der Stelle sterben, jetzt, ehe es geschehen konnte, unweigerlich geschehen musste.

      Plötzlich flammte das Licht auf und einen Moment lang konnte Toos nichts sehen. Doch dann passten sich ihre Augen an die gleißende Helligkeit an und sie nahm eine Bewegung wahr, weiter hinten im Gang, bei einer Stützstrebe. Panisch hämmerte sie auf das Bedienfeld ihrer Quartiertür ein und verfehlte den Aktivierungsknopf. Als die Tür sich nicht öffnete, trat und schlug sie hysterisch dagegen. Der Schmerz riss sie aus ihrer blinden Furcht und ihr Zorn flammte wieder auf. Sie war Lish Toos, Captain von Sturmmine sieben. Sie wandte sich um, wollte sich dem stellen, was dort in den Schatten lauerte. Nichts und niemand würde sie je wieder herumschubsen. Nie wieder!

      Steifbeinig marschierte sie den Gang entlang bis zu der Stelle, wo sie es gesehen hatte. Da war nichts. Sie war erleichtert und kam sich reichlich dämlich vor. Sie kehrte zu ihrem Quartier zurück, öffnete die Tür und trat ein. Am Sprechgerät wählte sie den Packerbereich an und blaffte: »Was ist hier los, Simbion?«

      »Was soll los sein, Captain?« Simbion sprach undeutlich. Offenbar hatte sie bereits ordentlich einen intus, wie Toos vermutet hatte.

      »Wir hatten gerade einen Stromausfall.«

      »Stromausfall?«

      »Wenn ich ein Echo hören will, schrei ich in einen Erztrichter. Ich stand hier gerade in totaler Finsternis, vor meinem Quartier – wie genau kommt das?«

      »Keine Ahnung, Captain.«

      »Natürlich haben Sie keine Ahnung.« Toos legte so viel vernichtenden Spott in ihre Stimme, wie sie aufbringen konnte. »Blöde Frage.«

      »Der Systemtransfer lief wie geschmiert«, fuhr Simbion mit der unerschütterlichen Gutmütigkeit einer fröhlichen Säuferin fort. »Es gab keinen Stromausfall. Muss ein punktueller Fehler gewesen sein. Soll ich mir den Abschnitt mal ansehen?«

      »Können Sie ohne Hilfe überhaupt so weit laufen?«

      »Ich kann mich ja von einem Roboter bringen lassen.« Simbion klang, als müsste sie einen Kicheranfall unterdrücken.

      »Vorsicht, Simbion«, schnurrte Toos. »Ihr Anteil lässt sich schnell umverteilen. Am Ende kostet Sie die Fahrt noch Geld.« Sie kappte die Verbindung und ging, um endlich ihr Bad zu nehmen.

      Auf dem Gang vor ihrem Quartier stand der Roboter einen Augenblick lang da, wie es ihm befohlen worden war. Dann wandte er sich ab und verschwand rasch wieder in den Eingeweiden der Mine.

      Der Doktor spähte durch die Gucklöcher in fünf weitere grün erleuchtete Kammern, um sich davon zu überzeugen, dass es sich weder um einen Zufall noch um eine optische Täuschung handelte.

      In jeder Kammer befanden sich sechs Individuen, drei identische Männer und drei identische Frauen. Schwerelos trieben sie in einer schwach leuchtenden grünen Flüssigkeit, mit der ihre Zellen komplett gefüllt waren. Anscheinend waren sie bewusstlos, und obwohl sie alle zu atmen schienen, waren sie mit nichts verbunden, das sie mit Luft versorgte.

      Wie Kiemenatmer sahen sie für den Doktor nicht aus, also konnte man entweder die Flüssigkeit atmen oder diese hier unterschieden sich von den üblichen Luft atmenden, zweibeinigen Klonen, denen er bisher begegnet war. Aber das war nicht das einzig Seltsame. Sie trugen alle einheitliche Arbeitsuniformen: hemdartige Kittel und eng anliegende Leggings. So weit er erkennen konnte, unterschied sich jede Sechsergruppe von den anderen allein durch die Farbe der Outfits. Trotz der gleichen Gesichtszüge und der Standardbekleidung gab es keinen Zweifel daran, dass in jeder Gruppe drei Männer und drei Frauen waren.

      Doch warum steckten sie überhaupt in voller Montur in diesen Reanimations- oder Erhaltungskammern? Dem Doktor kam der Gedanke, dass es sich um eine jener extrem konformistischen Gesellschaften handeln könnte, die einem strengen Dresscode folgten und bei denen die Angst vor Nacktheit zur repressiven Praxis gehörte. Er hoffte, dass er sich irrte. Seiner Erfahrung nach neigten solche Gesellschaften zu Gewalt und Leelas Tendenzen gingen ohnehin schon in diese Richtung.

      Wurden hier möglicherweise Kolonisten künstlich am Leben erhalten und durch die Tiefen des Weltraums befördert? Das Verhalten der TARDIS hatte nichts dergleichen angedeutet und die Anzeigen hatten dieses Szenario komplett ausgeschlossen, doch nun, da er sich die vier leicht gebogenen Wände dieses Gebäudes ansah, die hoch über ihm in einer flachen Kuppel zusammenliefen, war sich der Doktor nicht mehr so sicher. »Alles ist möglich«, sagte er laut, »bis jemand das Gegenteil beweist.« Die Akustik verriet ihm nichts Neues. Er versuchte es mit etwas mehr Lautstärke. »Eliminiere das Unmögliche«, rezitierte er aus vollem Hals, »und was übrig bleibt, wie unwahrscheinlich es auch erscheinen mag, muss die Wahrheit sein.« Es geschah nichts Überraschendes. Von einem großen Nutzraum, der nicht für Konzerte oder Theateraufführungen erbaut worden war, konnte man wohl keine besseren Soundeffekte erwarten.

      Er zuckte mit den Schultern. »Natürlich kannte Conan Doyle die Antworten von Anfang an«, sagte er zu sich selbst. »Und das hilft immer.«

      Als er durch ein weiteres Guckloch blickte, bemerkte er, dass eine Veränderung vonstattenging. Die Gruppe in dieser Kammer hatte angefangen, sich zu bewegen. Hände bebten leicht, Köpfe zuckten plötzlich, Beine und Arme machten zaghafte Schwimmbewegungen. Und das alles geschah synchron. Jedes Gruppenmitglied tat exakt das Gleiche zur selben Zeit. Es sah aus wie ein perfekt koordiniertes Unterwasserballett, aufgeführt von einer Truppe von Tänzern, die ihre Choreografie mit mechanischer Präzision beherrschten. Er überprüfte eine andere Kammer. Dort ging das Gleiche vor sich, doch nun waren die Bewegungen ausgeprägter und wirkten einstudiert. Das Ganze erzeugte einen bedrohlichen, unheimlichen Effekt. Er musste an einen unterseeischen Tanz denken, dessen Aufführung er einmal beigewohnt hatte: ein religiöser Ritus einer Amphibienspezies auf einem Planeten, den er nie ordentlich hatte identifizieren können. Das … Das Volk, das über und unter Wasser atmen konnte … War das der Name gewesen? … Nun, wie sie sich auch genannt haben mochten, sie hatten einen Großteil ihres Lebens dem Training, der Askese und der Übung gewidmet, dennoch war ihr Tanz nicht annähernd so perfekt koordiniert gewesen wie das, was er hier vor sich sah.

      Alle Kammern, in die er blickte, offenbarten das gleiche Schauspiel. Sämtliche Personen darin bewegten sich und zwar mit zunehmender Heftigkeit, doch egal, wie wild und übertrieben ihre Bewegungen auch waren, jedes Individuum blieb stets in perfektem Einklang mit allen anderen. Der Doktor hatte natürlich keine absolute Gewissheit, war jedoch ziemlich sicher, dass die Kammern miteinander synchronisiert waren, sodass sich jede Sechsergruppe im Einklang mit allen anderen bewegte. Hätte er sie alle zugleich sehen können, wäre es dem Beobachter sicher so vorgekommen, als würde man einem Fischschwarm zuschauen. Dann sah er, dass der Flüssigkeitspegel in den Kammern zu sinken begann.

      Leela folgte den Kampfgeräuschen und fand ohne große


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