Anti Aging Food. Elna-Margret zu Bentheim u. Steinfurt
Heuchelheim in Hessen aufgewachsen. Ländliche Gegend, Hausmannskost bei Oma, Gemüsegarten, Pferde – das ganze Programm. Bei uns zu Hause war ich damals schon die Prinzessin (!), und deshalb habe ich auch immer alles bekommen! Das war schön, hatte allerdings zur Folge, dass ich mit ca. zwölf Jahren nicht unbedingt den Körper hatte, den sich ein pubertierendes Mädchen wünscht. Da zeichneten sich richtig schöne Babyspeckringe unter meinem Badeanzug ab, wenn ich im Schwimmbad war. Damals hatte ich eine Freundin, die mit zwölf schon eine »Modelfigur« hatte. Ich bewunderte das zutiefst. Sie konnte essen, was sie wollte, und blieb immer schmal und hatte sogar schon einen Busenansatz, was ihr einen großen Fanclub bei den gleichaltrigen Jungs in unserer Schule einbrachte. Mich hingegen übersah man da eher oder benutzte mich bestenfalls als Überbringerin von »Willst-Du-mit-mir-gehen-Briefchen«. Ich kann mich erinnern, dass mich mein Aussehen da zum ersten Mal ärgerte. Ich fühlte mich so seltsam unsichtbar. Es war nicht so, wie ich es mir wünschte, und in mir reifte der Wunsch, das zu ändern.
Aber wie? Diese Gedanken – wohlgemerkt mit zwölf Jahren – zeigen den Wandel unserer Gesellschaft. Ich denke sogar, dass Kinder heute noch viel früher damit anfangen, sich mit anderen Gleichaltrigen, aber und auch mit den Stars zu vergleichen. Die Social-Media-Kanäle eröffnen heute ja schon sehr früh einen ziemlich großen Blick in die große Welt. Und manchmal ist der Blickwinkel darauf sogar etwas verzehrt …
Aber nun wieder zurück zu mir: Das Essen in unserer Familie war immer gut und wurde von meiner Mutter oder meiner Oma frisch zubereitet. Mehrere Obst- und Gemüsesorten wurden von meinen Großeltern selbst angebaut. Fertigprodukte waren eine Seltenheit. Obwohl meine Eltern beide voll berufstätig waren, hatte ich nie das Gefühl, dass das zulasten unserer Ernährung ging. Meine Eltern waren beide schlank. Sowieso gab es keine »dicken« Menschen in unserer Familie. Woher kam dann also mein Speck?
Diese Frage stand bei meiner Mutter und mir immer dann ganz besonders im Raum, wenn wir Besuch von Mamas Freundin aus dem mondänen Paris bekamen. Die Freundin hatte eine Tochter, die etwa drei Jahre älter war als ich. Zweimal im Jahr kamen sie also zu uns. Und immer brachten sie mir die schicke Kleidung mit, aus der die Tochter herausgewachsen war. Natürlich alles französische Supermarken, die man bei uns noch gar nicht kannte. Meine Mutter und ihre Freundin breiteten dann immer alles auf unserem Esstisch aus und bewunderten die tollen Schnitte und Farben. Sie hielten die Sachen hoch, hielten sie mir an den Körper und freuten sich!
Ich hasste diese Momente! Nicht, weil es »abgelegte« Sachen waren, nein, eigentlich fand ich sie sogar immer richtig schön. Ich mochte diese Situation nicht, weil ich genau wusste, dass mir die Hosen und Röcke wieder viel zu eng sein würden. Und dass meine Mutter dann wieder ausrufen würde, warum mir denn die Kleidung einer drei Jahre Älteren nicht passt! Unangenehm.
Also beschloss ich, auf DIÄT zu gehen. Dieser Begriff war mir bereits in diesem Alter geläufig, das kannte ich von Mamas Schwestern, die immer irgendeine machten! Diät, das Schlüsselwort zum Glück! Nur – wie ging das?
Mit zwölf weiß man aber nicht wirklich, wie so eine Diät eigentlich funktioniert. Da hatte ich mit meiner Mutter aber Glück. Als ich ihr von meinen Sorgen erzählte, reagierte sie sehr emphatisch und wahrscheinlich auf die einzig richtige Weise. Meine Mutter sagte nämlich, abnehmen sei nicht an sich gesund, und ich solle mir erst mal Wissen aneignen, welche Lebensmittel gut für mich wären und welche eben schlecht. Das war damals der entscheidende Satz.
Danach fuhr sie mit mir in eine Buchhandlung. Es gab ja weder Google noch das Internet.
Wir liefen dann durch die Abteilung »Ernährungsratgeber«, und ich war erstaunt, wie viele Bücher einen da zum Kauf animieren wollten. Nach kurzer Beratung mit einer netten Buchhändlerin entschieden wir uns für die »Fit-for-Fun-Diät« – herausgegeben von dem gleichnamigen Magazin. In dem Buch ging es darum, was man beachten muss, wenn man sich gesund ernähren und fit werden möchte. Da dämmerte mir zum ersten Mal, dass es da einen Zusammenhang gab. Gesund + fit = schlank!
Zu Hause las ich das Buch akribisch durch, befolgte alle Rezepte genau und lernte die Grundzüge gesunder Ernährung kennen und tatsächlich – ich verwandelte mich (dank zusätzlichem Wachstumsschub) vom Klößchen zum langbeinigen Schwan. Ich lernte, welche gesunden Lebensmittel welche Wirkung auf unseren Körper und unser Wohlbefinden haben. Ich fand den Zusammenhang damals so spannend, dass ich alles darüber las, was ich zu der Zeit finden konnte.
Und ich fing an, zu kochen. Zuerst kochte ich so gängige Dinge wie Spaghetti Bolognese oder Gulasch, aber eben nach meinem Style mit viel weniger Fett und Fleisch und mehr frischem Gemüse, als ich es vorher kannte.
Schon damals machte es mir Spaß, meine Familie zu bewirten und neue Rezepte zu probieren, um sie damit zu überraschen.
Meine Tage als »unförmiges Etwas« waren zu Ende, ich merkte, dass sich etwas Gutes in mir verankert hatte, und ich fing an, zu leben und zu genießen, nicht mehr zu verzichten. Ich wusste ja jetzt, was ich beherzigen musste, und ich war überrascht, wie gut das auch im Alltag ging.
#ModelLife
Mit 15 war ich dann eigentlich eher zu dünn als zu dick. Ich war schon über 1,70 m und wog gerade mal 49 Kilo. Ich erinnere mich noch gut daran, dass mein Vater mich immer wegen meiner sogenannten Spinnenärmchen aufzog.
Meine dünne Figur und meine langen blonden Haare, die bis zum Hintern reichten, fielen auf. So kam es, dass ich eines Tages beim Shoppen auf der Frankfurter Zeil von einem Modelscout angesprochen wurde. Das war zu dieser Zeit noch eher eine Seltenheit, und meine Mutter und ich wussten zuerst nicht so recht, was wir davon halten sollten. Aber der junge Mann machte einen professionellen Eindruck und gab Mama seine Karte. Sie suchten gerade aktuell nach einem Mädchen wie mir für einen Schokoriegel-Werbespot. Das ICH jemandem aufgefallen war, der gerade nach einem MODEL für einen Werbespot suchte, war für mich eine Sensation! Ich war vorher nie auf den Gedanken gekommen. Aber ich war dann mutig und drängte meine Mutter, bei der Agentur anzurufen. Gesagt, getan – heraus kam ein Termin zum Casting. Ich glaube, ich habe damals in der Nacht vor dem großen Tag vor Aufregung kein Auge zugemacht!
Dort angekommen, musste ich mich zuerst vorstellen und dann vor den Augen der gesamten Casting Crew in besagten Schokoriegel beißen, um mich darauf in ein großes Kissen hinter mir fallen zu lassen. Das Ganze dann dreimal hintereinander. Ich habe nicht groß nachgedacht, ich habe einfach die Anweisungen befolgt und versucht, so natürlich wie möglich rüberzukommen – wenn auch mit pochendem Herzen.
Dass es dann tatsächlich geklappt hat, hätte ich damals nie gedacht. Ich bekam den Werbespot und wurde in einer Modelagentur aufgenommen. Von da an folgte eine Zeit, in der ich viele Erfahrungen machte und neue Perspektiven kennenlernte. Ich war ein Wandler zwischen den Welten. Auf der einen Seite standen meine Schule und mein Leben in einer Kleinstadt mit ganz normalen Teeniesorgen – und auf der anderen Seite das große Tor zu einer Welt, in der es vor allen Dingen um gutes Aussehen, schöne Körper und den großen Auftritt ging. Ich bekam eine andere Einstellung zu meinem Körper und lernte, ihn als »Werkzeug« zu benutzen. Ich lernte, wie man bewusst steht, geht oder liegt, ohne künstlich rüberzukommen. Körpergefühl und Körperbeherrschung waren dabei ganz wichtig.
Es war auch ein ganz großer Schritt ins Erwachsenwerden. Zwar musste mich zu jedem Shooting noch ein Erziehungsberechtigter begleiten, weil ich ja schließlich noch nicht volljährig war, aber ich kam so mit vielen interessanten Menschen zusammen, von denen ich mir dann immer das Beste abguckte!
Von meinem Booker – das ist die Person, die in einer Modelagentur für dich verantwortlich ist, deine Jobs und Reisen plant und dich bei Neukunden vorschlägt – bekam ich viel Material zum Thema gesunde Ernährung, und er sprach das Thema Magersucht ganz offen an. Bekanntermaßen ein gängiges Problem in dieser Branche.
Nun war ich von der Magersucht noch weit entfernt, doch waren mir schon Mädchen aufgefallen, die hinter ihrer schönen Fassade irgendwie seltsam kraftlos wirkten.
Er sagte mir klipp und klar, dass es wichtig wäre, sich gesund und fit zu halten und bloß nicht mit dem Essen aufzuhören. Das mache