Anti Aging Food. Elna-Margret zu Bentheim u. Steinfurt

Anti Aging Food - Elna-Margret zu Bentheim u. Steinfurt


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besser zu formen. Denn nur dünn wirke nicht gut auf Fotos. Daraufhin ging ich viermal die Woche zum Aerobic.

      Da kam wieder ein neues Spektrum hinzu. Denn Sport verändert auch die Essgewohnheiten. Vor dem Sport würde man nie etwas allzu Schweres zu sich nehmen und nach dem Sport auch nicht – dann wäre ja alle Mühe praktisch umsonst gewesen! Es machte mir einen solchen Spaß, mich im wahrsten Sinne des Wortes so richtig abzurackern, an meine Grenzen zu gehen, zu spüren, wie das Herz rast und wie einem der Schweiß auf den Boden tropft. Und mein Körper veränderte sich. Die ersten Muskelstränge wurden sichtbar, und ich verlor auch den allerletzten Babyspeck. Ich merkte aber auch eine mentale Veränderung. So war ich viel agiler als vorher und konnte mich auch in der Schule besser konzentrieren. Denn mittlerweile stand ich kurz vor dem Abitur, und es wurde ernster.

      Zu dieser Zeit hatte sich meine Ernährungsweise sehr ausbalanciert. Ich hatte Glück, dass mir viel Salat und Gemüse und all die typischen gesunden Dinge auch wirklich gut schmeckten. Ich musste nie ernsthaft auf etwas verzichten, denn ich hatte mir genug Bewegung und Sport in meinen Alltag eingebaut, um völlig sorgenfrei zu leben.

      Ich war eine selbstbewusste junge Frau geworden, der vor allen Dingen das Modeln dazu verholfen hatte, sich selber zu spüren und sich selbst zu mögen.

      Ein wichtiger Punkt war, dass ich verstanden hatte, dass ICH, und zwar nur ich, es in der Hand hatte. Man ist, was man isst – das hatte sich förmlich in mein Hirn gebrannt.

       #Kölle

      Mode, Medien und Werbung – diese drei Felder hatte ich ja durchs Modeln schon beschnuppern dürfen. Ich spürte, dass das meine Zukunft war, und ich beschloss, nach Köln zu ziehen, um dort Kommunikationswissenschaften zu studieren. Um meine Finanzen ein wenig aufzubessern, wollte ich nebenher weiter als Model jobben.

      Nun kam im wahrsten Sinne des Wortes die Zeit der großen Freiheit. Erste eigene Wohnung, neue Stadt, neue Freunde, Partys und das Studium. Wenn ich jetzt sagen würde, ich hätte diese Phase nicht in vollen Zügen genossen, würde ich lügen! Das wilde Leben mit einigen heftigen Katern und nächtlichen Lernaktionen mit entweder viel Alkohol oder viel Kaffee zeigte natürlich auch bei mir einige Verschleißerscheinungen. Aber hey, ich war Studentin, und die Welt lag als buntes, großes Paradies vor mir. Ich denke heute noch so gerne an diesen Abschnitt in meinem Leben zurück, denn diese Unbeschwertheit der Studientage kam nie wieder so zurück.

      Ich sprach ja anfangs davon, dass jede Lebensphase auch unterschiedliche Essensgewohnheiten mit sich bringt. Und so machte auch ich die Erfahrung, dass andauerndes Stressessen vor wichtigen Prüfungen und so manches »Akut-Hungern« vor wichtigen Shootings, weil ich es mal wieder anders nicht geschafft hatte, ihre Folgen auf Körper und Stoffwechsel haben. Willkommen in der Jo-Jo-Falle!

       #PlötzlichPrinzessin

      Nach acht Jahren am Rhein war es Zeit, sich zu verändern. Ich wollte Köln den Rücken kehren und nach Hamburg ziehen. Mittlerweile hatte ich seit einigen Jahren meine erste Festanstellung in einer internationalen Produktionsfirma und war zum Arbeiten oft oben gewesen. Aber es sollte doch anders kommen! Ich lernte meinen Mann durch Zufall über Freunde kennen, wir verliebten uns Hals über Kopf ineinander, und ich wurde mit Lichtgeschwindigkeit in eine ganz andere Welt katapultiert. Statt Mode und Medien hielten nun Schlösser, Jagden und Bälle Einzug in mein Leben. Da mein Mann Erbprinz eines der ältesten Fürstenhäuser Deutschlands ist, galt es für die Frau an seiner Seite, sich voll und ganz darauf zu konzentrieren, eine gute Prinzessin zu sein.

      Eine turbulente Zeit begann für mich mit vielen Reisen, Ausflügen und »Prinzessinen-Pflichten«. Nach unserer Hochzeit zog ich ins Münsterland, wo wir auch heute noch auf Schloss Steinfurt leben. Das ländliche Leben kannte ich aus meiner Jugend in Hessen ja nur zu gut.

      Da auch mein Mann sehr gut kochen kann, haben wir in dieser Zeit sehr viel zusammen auf Märkten gestöbert und dann zusammen gekocht. Er war für Fleisch und Dessert, ich für Pasta und Salate zuständig. Nun wurde Essen als Genuss zelebriert mit stets hübsch gedeckter Tafel und einem guten Schluck Wein.

      Zu dieser Zeit festigte ich meine Art, Gerichte zu kreieren, und mit Vorliebe kaufte ich direkt beim Bauern um die Ecke ein. Zusatzstoffe, Industriezucker und Konservierungsstoffe wurden endgültig aus unserer Küche verbannt. Ich las die Lehren von Dr. Bruker (Unsere Nahrung, unser Schicksal) und fing sogar an, mein Getreide selbst zu mahlen und mein Brot daraus selbst zu backen. Da ich mich aber mit dem von ihm empfohlenen täglichen Frischkornbrei so gar nicht anfreunden konnte, fing ich an, erste eigene Alternativen zu entwickeln – die Vorboten meines heutigen Chiapudding-Rezepts hier im Buch!

      Als ich dann schwanger wurde, wurde mir schlagartig bewusst, dass ich ab sofort die Verantwortung für ein weiteres Leben trug. Das machte mir Freude, aber auch Angst. Deshalb wollte ich alles wissen über Ernährung in der Schwangerschaft und in der darauffolgenden Stillzeit. Viele Schwangere leben ja Extreme aus. Bei mir war es eine unendliche Lust zu lesen! Ich verschlang im Schnitt jede Nacht einen Ratgeber, denn schlafen konnte ich eh nicht richtig, da unser Sohn die Nacht zur Turnstunde in meinem Bauch machte. Jeden Tag setzte ich dann das neu erlernte Wissen in die Tat um, indem ich die Rezepte und Tipps aus den Büchern direkt ausprobierte. Auch die Zusammenhänge zwischen Körper, Geist und Seele wurden mir immer klarer, und von Tag zu Tag lebte ich mehr danach. Dennoch stand das Thema gute und gesunde Ernährung damals nicht im Vordergrund meines Lebens, es lief eher nebenher, wie das im Familienleben mit einem kleinen Kind eben so ist.

       #Doppelbelastung

      Nach einigen Jahren zu Hause ohne richtigen Job fing ich an, mein altes Leben zu vermissen. Ich wollte zurück in meine persönliche Traumfabrik, in die Modebranche. Eine tolle Chance tat sich auf – allerdings nicht unbedingt in der Nachbarschaft, sondern in Berlin. Eine Herausforderung für eine junge Familie, aber wir gingen es an. Von da an pendelte ich. Vier Tage Berlin, vier Tage zu Hause. Nach der großen Euphorie kam die ernüchternde Erkenntnis, dass man eigentlich nirgendwo richtig sein konnte. Ich hatte ständig das Gefühl, an beiden Orten unerledigte Aufgaben zu hinterlassen. Ich rackerte und rannte, aber kam doch nie richtig an. Der Koffer wurde zu meinem ständigen Begleiter, und wenn ich einmal pro Woche genügend Schlaf bekam, dann war das viel! Egal, wo ich war, hatte man tagelang auf mich gewartet, und das bedeutete auch, dass ich eigentlich nie mal eine Pause hatte zum Durchatmen. Mein Körper war auf Dauerfeuer eingestellt.

      Klar habe ich auch in dieser Zeit versucht, meine Ernährungsphilosophie anzuwenden, aber oft machten mir späte Abendessen mit Kunden, Flugreisen oder Events einen Strich durch die Rechnung.

      Sport habe ich zu dieser Zeit fast gar nicht getrieben. Ich merkte zwar, dass es mir gutgetan hätte, aber ich war oft schlicht zu müde oder einfach froh, wenn ich mich mal eine Stunde um gar nichts zu kümmern hatte.

      Heute denke ich, dass diese Chance einfach zehn Jahre zu früh kam. Nach etwa zwei Jahren in diesem »Lebensmodus« gab mir mein Körper die ersten Zeichen, dass irgendetwas nicht so ganz rundläuft. Ich war gerade mal Anfang 30, als ich starke Herzrhythmusstörungen bekam. Am meisten nachts im Bett. Das macht einen schier wahnsinnig, weil es einen um den Schlaf bringt. Am Tag war ich schnell müde und ich hatte das latente Gefühl, dass mir irgendwas die Energie raubt. Aber anstatt direkt zum Arzt zu gehen, ließ ich diese Gedanken immer nur kurz zu. Denn ich musste ja weiter. Irgendeinen Termin gab es immer, wo ich performen und liefern musste.

      Wir waren dann auf eine Hochzeit eingeladen. Es war sehr heiß an dem Tag. Wirklich 35 Grad im Schatten. Völlig unerwartet kam sie dann, die rote Karte meines Körpers. Ich fühlte mich, als würde ich jeden Moment umkippen, mein Herz spielte völlig verrückt. Ich dachte: Den Abend erlebst du nicht mehr. Also kein Hochzeitsempfang, sondern Krankenhaus.

      Beim Arzt dann das ernüchternde Ergebnis. Verschleppte Herzmuskelentzündung – vermutlich Ergebnis einer aus Zeitgründen nicht auskurierten starken Erkältung. Ein EKG wie eine alte Frau. Super! Nun MUSSTE ich etwas ändern, zumindest, wenn ich nicht in den nächsten Monaten einfach umfallen wollte. Das Gefühl, das ich hatte, als ich von diesem Arzttermin kam, hatte ich noch nie zuvor verspürt: Ich fühlte mich schwach und winzig klein und war mir absolut bewusst, dass das Leben doch endlicher ist, als man denkt.

      


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