Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett. Alfred Bekker

Atemlose Spannung für den Urlaub: Vier Krimis: Krimi Quartett - Alfred Bekker


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meinte Wildenbacher. “Worauf wollen Sie hinaus?”

      “Also zurzeit gehe ich davon aus, dass der Täter schlecht gezielt hat. Und das, obwohl er ein High-Tech-Equipment zur Verfügung hatte! Und im Augenblick denke ich über die möglichen Gründe dafür nach.”

      “Er wurde gestört”, gab ich zu bedenken. “Darum wurde der Wachmann erschossen!”

      “Das ist zwar bis jetzt nur eine Hypothese, aber in der Tat eine, für die sehr vieles spricht”, nickte Förnheim. “Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, die in Frage kämen.”

      “Und die wären?”, hakte ich nach.

      “Er könnte einfach ein schlechter Schütze gewesen sein. Ein Amateur mit der Ausrüstung eines Profis - aber eben doch ein Amateur.”

      “Glaubenskriegern und anderen Extremisten kommt es meistens in erster Linie auf die richtige Gesinnung und den nötigen Fanatismus an”, meinte ich. “Nicht auf militärische Präzision.”

      “In so fern würde das zum Profil der mutmaßlichen Tätergruppe passen”, meinte Rudi.

      “Sie erwähnten noch eine weitere Möglichkeit”, wandte ich mich an Förnheim. Der Forensiker kratzte sich am Kinn. “Naja, vielleicht war das auch keine, die man ernstnehmen sollte und es bleibt bei denen, die ich aufgezählt habe… Im Moment warte ich sowieso dringend auf die Ergebnisse des ballistischen Tests.”

      “Wer macht den?”, fragte ich.

      “Ein hinlänglich versierter Kollege.” Förnheim seufzte. “Und alles kann man ja schließlich nicht selber machen.”

      In diesem Augenblick klingelte Förnheims Handy. Er langte in die Innentasche seines Jacketts und holte sein Smartphone hervor, um das Gespräch anzunehmen.

      “Es freut mich überaus, endlich von Ihnen zu hören, Kollege”, sagte er. Wildenbacher verdrehte die Augen, was sicherlich an dem überdeutlich hervortretenden hamburgischen Akzent lag. Ich hingegen hegte die begründete Hoffnung, dass es sich bei der Person am anderen Ende der Verbindung um niemand anderen handelte, als den Kollegen, der die ballistischen Tests durchgeführt hatte.

      Förnheim verstummte plötzlich.

      Er schien ausgesprochen angestrengt zuzuhören. Eine sehr energisch wirkende Falte bildete sich dabei in der Mitte seiner Stirn und zog sich von der Nasenwurzel bis zum Haaransatz. “Okay, dann weiß ich Bescheid”, sagte Förnheim schließlich.

      “Gibt es Neuigkeiten?”, fragte Wildenbacher.

      “Ich bin sehr froh, dass Sie bei dem Attentat nicht getroffen wurden, Gerold. Ihre intelligenten Fragen würde ich nämlich sehr vermissen.”

      “Ich vermisse im Moment eine Antwort!”

      Förnheim hob die Augenbrauen. “Das Ergebnis der ballistischen Vergleichstests ist da. Die Waffe, die der Täter benutzt hat, wurde bereits einmal verwendet. Und zwar bei dem Mordanschlag auf einen gewissen Franz Lutterbeck.”

      “Wann war das?”, fragte ich.

      “Vor zwei Monaten”, antwortete jetzt Wildenbacher anstelle von Förnheim. “Ich war auf der Beerdigung. Franz Lutterbeck stammte wie ich aus Antonsburg, Bayern. Wir sind auf dieselbe Gesamtschule gegangen und hatten auch später noch immer wieder mal miteinander zu tun, als Franz als Staatsanwalt tätig war.”

      “Interessant, dass ein guter Bekannter von Ihnen offenbar in diesen Fall verwickelt ist”, sagte Förnheim.

      “Ich hatte mit der Morduntersuchung im Fall Lutterbeck nichts zu tun”, sagte Wildenbacher.

      “Was sicher auch besser so gewesen ist”, gab Förnheim zurück. “Sie wären schließlich befangen gewesen.”

      Ich wandte mich an Wildenbacher. “Ein MdB wird in Ihrer unmittelbaren Nähe mit derselben Waffe erschossen wie ein alter Schulfreund von Ihnen”, stellte ich fest. “Ich hoffe nicht, dass Sie auch auf der Todesliste des Täters stehen.”

      “Da bin ich mir ganz sicher”, sagte Wildenbacher. “Es gibt tatsächlich eine sehr plausible Verbindung zwischen beiden Opfern.”

      “Und die wäre?”, hakte ich nach.

      “Meinen Sie Lutterbecks rechtliche Einschätzung zur Gefahr durch islamistischen Terror in der Enquéte-Kommission des Bundestages und MdBs Moldenburgs militantes Eintreten für die Verschärfung der Anti-Terror-Gesetze?” warf Förnheim ein.

      “Sie sprechen da ein paar wichtige Dinge an”, bestätigte Wildenbacher. “Genau darauf wollte ich hinaus.”

      “Es wäre nett, wenn Sie beide uns vielleicht einweihen könnten”, verlangte Rudi. “Welche Enquete-Kommission? Und was hat das mit unserem Fall zu tun?”

      “Ich schlage vor, Sie übernehmen das, Gerold”, schlug Förnheim an Wildenbacher gerichtet vor. “Schließlich scheinen Sie ja einiges mehr über Lutterbeck zu wissen als die wenigen Informationsschnipsel, die man mir gerade am Telefon mitgeteilt hat.”

      Wildenbacher nickte. “Mein Freund Franz Lutterbeck war ein brillanter Jurist mit einer Bilderbuch-Karriere”, sagte der Pathologe aus Quardenburg. “Im Vorfeld verschiedener Geheimoperationen der Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr, die letztendlich zur Tötung einiger Terroristen geführt hat, hat die Bundesregierung sich durch eine Kommission hochrangiger Juristen beraten lassen, in wie fern eine derartige Operation gegen Terroristen im Ausland durch deutsches Recht gedeckt ist. Man wollte verhindern, dass möglicherweise irgendwann Angehörige oder Nachfahren vor Gerichten einzelne Mitglieder der Regierung verklagen.”

      “Wie ich annehme hat Lutterbeck der Regierung juristisch grünes Licht gegeben”, sagte ich.

      “So kann man das nicht sagen”, meinte Wildenbacher. “Es ist vielmehr so, dass diese Kommission aus Spitzenjuristen für die Regierung eine Art rechtlichen Rahmen erstellt hat, innerhalb dessen sie handeln konnte und dabei durch die Expertise der Kommissionsmitglieder juristisch einigermaßen abgesichert war.”

      “Aber ein Terrorist, der sich als islamistischer Glaubenskrieger versteht, könnte in jemandem wie Lutterbeck natürlich ebenso ein Feindbild erkennen wie in MdB Moldenburg mit seinem Eintreten für schärfere Gesetze”, stellte Rudi fest.

      “Das bedeutet, dass sich der Verdacht damit erhärtet hat, dass tatsächlich Terroristen für den Anschlag auf den MdB verantwortlich sind”, meinte Förnheim.

      “Fehlt nur noch eine Bekennerbotschaft”, erklärte ich.

      Wildenbacher machte eine wegwerfende Handbewegung. “Ich wette, die wird nicht lange auf sich warten lassen”, glaubte er. “Harry, da ist noch was anderes.”

      “Was?”, fragte ich.

      “Es ärgert mich ungemein, dass man mich in diesem Fall bislang nichts tun lässt, weil man mich anscheinend als irgendwie betroffen ansieht.”

      “Sind Sie das denn nicht?”, fragte ich zurück.

      “Ach, Harry! Nur weil ich neben einem MdB gesessen habe, auf den geschossen wurde, muss man mich doch nicht wie ein rohes Ei behandeln! Ich bin arbeitsfähig, in keiner Weise in den Fall involviert, der mich voreingenommen oder befangen erscheinen lassen könnte und trotzdem lässt man die Obduktion des toten Wachmanns jemand anderen durchführen.”

      “Dieser andere ist auch ein renommierter Kollege”, gab Förnheim zu bedenken. “Das sollte man nicht unerwähnt lassen, Gerold. Und so sehr Sie alle Welt als Papst der Pathologie schätzen mag: Leichen aufschlitzen und in den Gedärmen herumwühlen können auch andere. Mag es Ihnen auch noch so schwer vorstellbar erscheinen!”

      “Es ist nicht so, dass ich nicht noch genug Leichen in Quardenburg auf dem Tisch des Hauses liegen hätte”, meinte Wildenbacher, der Förnheims Bemerkung anscheinend gar nicht weiter zur Kenntnis nahm, sondern stattdessen die Unterhaltung mit mir fortsetzte. “Trotzdem werden Sie verstehen,


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