Lebensläufe Zeitläufte. Karlheinz Gerlach
ernannt, avancierte 1787 zum Landschaftsdirektor des Departements Marienwerder mit dem Prädikat Geh. Rat (1788) und 1797 zum Präsidenten der westpreußischen Kammer in Marienwerder. Friedrich Wilhelm III. versetzte ihn 1802 als Oberpräsident der ostpreußischen Kammer nach Königsberg (bis 1824), ernannte ihn 1806 zum Wirklichen Geh. Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat, auch Kurator der Universität Königsberg, 1808 zum Geh. Staatsrat und Oberpräsidenten von Ost- und Westpreußen und Litauen und 1810 zum Präsidenten der ostpreußischen Regierung. Der aufgeklärte, durch den Getreidehandel mit dem bürgerlichen England eng verbundene Grundherr und Beamte unterstützte die preußischen Reformen unter Freiherr vom Stein, so die Bauernbefreiung (9.10.1807), die Aufhebung der Erbuntertänigkeit der Bauern 1804 in Westpreußen und in 1807 Ostpreußen. Auerswald berief im Januar 1813 auf Anraten des Freiherrn vom Stein, aber ohne Genehmigung des Königs, den ostpreußischen Landtag ein, der die Landwehr beschloß und damit den Beginn der Befreiungskriege einläutete. Nach den Befreiungskriegen setzte e sich für eine ständische Verfassung ein mit Einbeziehung des Bürgertums, die jedoch die Vertreter einer absolutistischen Monarchie verhinderten. Er verbrachte nach dem Abschied 1824 seine letzten Lebensjahre in Faulen und ab 1832 in Königsberg.
August Wilhelm Prinz von Preußen (9.8.1722 Berlin-12.6.1758 Oranienburg), ref., V Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig; 14.8.1688-31.5.1740), M Sophie Dorothea von Hannover (Königinmutter, 16.3.1687-28.6.1757, V König Georg I. von Großbritannien, Kurfürst von Braunschweig-Lüneburg [Kurhannover]), ∞ 1742 Luise Amalie von Braunschweig-Wolfenbüttel (1722-1780, V Ferdinand Herzog Albrecht II. von Braunschweig-Wolfenbüttel, dessen Schwester Elisabeth Christiane von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern ∞ 1733 Friedrich Prinz von Preußen),
Sohn:
→ Friedrich Wilhelm II. (1744-1797), auf den vom Vater der Anspruch auf den preußischen Thron überging
Brüder:
→ Friedrich II.
→ Heinrich
→ August Ferdinand
König Friedrich Wilhelm I. verlieh 1730 seinem achtjährigen Lieblingssohn August Wilhelm das Kürassierregiment Nr. 2 Prinz Wilhelm zu Pferde und beförderte ihn 1739 zum Oberstleutnant. Sein Bruder → Friedrich II. nahm ihn nach der Thronbesteigung (31.5.1740) zwischen dem 13. und 19.6.1740 auf Schloß Charlottenburg in die Loge du Roi auf. Zudem besuchte er 1740/1741 als Visiteur wiederholt die Arbeiten der Loge Aux trois Globes in Berlin. August Wilhelm nahm am Ersten (1740-1742) und Zweiten (1744-1745) Schlesischen Krieg und am Siebenjährigen Krieg im Range eines Generals der Infanterie (1756) teil. Als die Preußen nach der gegen den österreichischen Feldmarschall Leopold Joseph v. Daun am 18.6.1757 verlorenen Schlacht bei Kolin Böhmen aufgeben mußten, führte August Wilhelm als Kommandeur den Rückzug, bei dem er, aber auch die Österreicher schwere Fehler machten. Diese bombardierten am 23.7.1757 die kursächsische Stadt Zittau, ein in ganz Europa Aufsehen erregendes Ereignis. Friedrich II. mußte seinem Bruder aus Schlesien, das ebenfalls verloren ging, zu Hilfe kommen. Er machte ihm bei Bautzen vor den angetretenen Regimentern schwere Vorwürfe und entließ ihn aus dem Truppendienst. August Wilhelm verbrachte sein letztes Lebensjahr auf seinem nördlich von Berlin gelegenen Schloß Oranienburg. Er rechtfertigte sich in der Schrift Relationen über den Feldzug 1757 (1769 veröffentlicht).
B
Bach, Wilhelm Friedrich Ernst (geb. 27.5.1759 Bückeburg-25.12.1845 Berlin, Grab auf Friedhof II der Sophien-Gemeinde Berlin), Gv Johann Sebastian Bach, V Johann Christoph Friedrich Bach (1732-1795, Bückeburger Bach, Konzertmeister des aufgeklärten Grafen Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe [1724-1777], Friedrich Ernsts Pate), M Lucia Elisabeth geb. Münchhausen, Hofsängerin am Bückeburger Hof.
Friedrich Ernst Bach erhielt Violin- und Klavierunterricht bei Christian Friedrich Geyer, Kantor in Stadthagen, bei seinem Vater und 1778-1782 bei seinem Onkel Johann Christian Bach (1735-1782), dem Londoner Bach, der ihn in das gesellschaftliche Leben der britischen Hauptstadt einführte. Er trat in London als Solist auf, gab Klavierunterricht wohl auch stellvertretend für seinen Onkel am Hof, komponierte. Nach dem Tod Johann Christian Bachs kehrte er über Paris und die Niederlande nach Westfalen zurück. Die Mindener Loge Wittekind zur westfälischen Pforte (GNML3W) führte ihn erstmals am 25.6.1783 als Mitglied, zuletzt 1789 im Meistergrad. Bach, ab 1787 Musikdirektor in Minden, dirigierte Liebhaberkonzerte und führte eigene Werke auf. Als → Friedrich Wilhelm II., ein guter Cellist, nach der Thronbesteigung nach Minden kam, besuchte er am 5.6.1788 die Aufführung von Bachs Trauerkantate auf den Tod Sr. Majestät Friedrichs des Großen, aufgeführt am Tage des Leichenbegängnisses in hiesiger Reformierter Kirche und Westfalens Freude ihren vielgeliebten König Friedrich Wilhelm bei sich zu sehen, die ihm gefiel. Im folgenden Jahr reiste der 30-Jährige mit einem Empfehlungsschreiben (19.3.1789) seines Stuhlmeisters v. Breitenbauch an die Große National-Mutterloge nach Berlin.
Franz Traugott Friedrich Wilhelm Freiherr v. Breitenbauch (6.1.1739 Ranis/Herzogtum Sachsen-Zeitz-5.5.1796 Minden), ev., V Friedrich Zdislaus v. Breitenbach (22.2.1701 Brandenstein-29.10.1746 Weißenfels, Erbherr auf Burg Ranis), M Georgine Wilhelmine geb. v. Plassenberg (1712-1774), Jurastudium 1754 in Halle und 1756 in Wittenberg, trat in die preußische Armee ein, zuletzt Kapitän im Infanterieregiment Nr. 21, nach dem Abschied 1768 im Zivildienst Kriegs- und Domänenrat in Halberstadt, 1769 2. Kammerdirektor in Hamm, 1770 Chefpräsident der Kriegs- und Domänenkammer von Minden, Ravensberg, Tecklenburg und Lingen in Minden, 1794 Oberpräsident, a. in Pyrmont von der Loge Friedrich zu den drei Quellen, gründete am 18.9.1780 in Minden die Loge Wittekind zur westfälischen Pforte, 1781-1796 Meister vom Stuhl.
Breitenbauch empfahl Bach als Tonkünstler wo nicht schon von der ersten Größe, [doch] einer der vorzüglichsten. Er sei Mitglied seiner Loge, wohne seit sechs Jahren in seinem Hause, ein rechtschaffener Mann und untadelhafter Maurer. Jetzt reiset er mit ausdrücklicher Erlaubnis des Königs nach Berlin, teils um sich in der musikalischen Welt bekannter zu machen, teils auch um sein Talent mehr zu entwickeln und wo möglich durch dasselbe sein Glück zu machen. Friedrich Wilhelm II. engagierte Bach 1789 als Cembalist und Kapellmeister seiner Frau, Königin Friederike Louise von Hessen-Darmstadt (1751-1805), und seiner Schwiegertochter Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz (1778-1810), auch als Musiklehrer der kgl. Prinzen und Prinzessinnen. Friedrich Wilhelm III. übernahm ihn nach der Thronbesteigung 1797 in seine Dienste ebenfalls als Kapellmeister und Musiklehrer der nunmehrigen Königin Luise und ihrer Kinder. Bach trat nach dem Tod der Königin 1810 in den Ruhestand. Prinz Heinrich (1781-1846), Sohn Friedrich Wilhelms II., setzte ihm eine lebenslange Rente von 300 Rtl aus. Von dem Komponisten sind 152 Werke überliefert. Bach blieb in Berlin aktiver Freimaurer. Er schloß sich am 23.8.1805 der Loge Zu den drei Seraphim (GNML3W) an, die ihn 1815 als Schottenmeister führte und 1811/12 zum Direktor des Musikalischen Kollegiums (s. Artikel Becžwarżowský, Anton Franz) erwählte.
Bachmann der Jüngere, Heinrich Wilhelm (1737 Magdeburg-1776 St. Petersburg), ref., Mitglied der Pfälzer Kolonie,
Vater:
Heinrich Wilhelm Bachmann der Ältere (1706? Langenberg/Herzogtum Berg-22.6.1753 Magdeburg), Seidenmanufakturunternehmer, kam in den dreißiger Jahren nach Magdeburg, 22.6.1734 Pfälzer Bürger, die Tochter seines Schwagers und Firmenteilhabers Johann Adolf Keusenhof, Katharina Wilhelmine geb. Keusenhof, ∞ 1751 Bachmanns Hauslehrer (1743), den Schweizer Theologen und aufgeklärten Philosophen Johann Georg Sulzer (1720 Winterthur-1779 Berlin), Bachmann lud 1750 Dichterfreunde und kulturell interessierte Bürger zu Sommer-Gesellschaften ein, unter ihnen Sulzer, Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), der hier an seinem Messias schrieb, Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803, Porträt Bachmanns in dessen Bildergalerie in Halberstadt), den Berliner Oberhofprediger August Friedrich Wilhelm Sack (1703-1786) und dessen Ehefrau Marie Sack (V Jacques Garrigue[s], Goldschmied, Mitglied der Magdeburger französischen Kolonie).
M Maria Katharina geb. Bauer (V Franz Christoph Bauer, Pfälzer Koloniebürger, M Eva Philippina geb. Schwartz), ∞ 1762 Johanne Wilhelmine Buchholz