Rituale im Jahreskreis. Roswitha Stark
unserem Denken am nächsten kommt, ferner die lange Zählung im System des Long Count mit 1.872.000 Tagen, was ungefähr 5.125 Sonnenjahren entspricht. Die Kombinationen von Tzolkin- und Haab-Daten wiederholen sich nach einer 52 Jahre dauernden Kalenderrunde.
Das für uns sehr komplizierte Kalendersystem bestimmte den Alltag und die Mythologie der Maya, aber es war viel mehr: ein universeller Code, der die Gesetze des Lebens und ebenso die kosmischen Rhythmen und Gesetzmäßigkeiten abbildete. Die Mayas hatten ein weit tieferes Verständnis vom Wesen und den Gesetzmäßigkeiten der Zeit, als es unsere heutige Wissenschaft hat. Sie betrachteten die Zeit nicht als etwas Lineares und quantitativ Zählbares, sondern vielmehr als eine mehrdimensionale Energie, die in ihrer innersten Natur qualitativ und fraktal ist. Es ging also nicht um das Fortschreiten einer künstlich getakteten Zeit in Sekunden, Minuten, Stunden usw., sondern um Zeitzyklen, die sich im Kleinen wie im Großen periodisch und rhythmisch wiederfinden und so das Grundprinzip der Schöpfung in allen Dingen widerspiegeln.
Maya-Ruinen in Tulum, Mexiko.
Haab
Der Haabkalender umfasst 365 Tage und ist damit die beste ganzzahlige Näherung an das mittlere Sonnenjahr von 365,2422 Tagen. Mit dem Haab teilten die Maya ein Sonnenjahr in 18 Monate mit jeweils 20 Tagen auf. Dazu kam ein zusätzlicher Monat mit nur fünf Tagen, damit das Sonnenjahr mit 365 Tagen voll wurde. Die fünf Sondertage bilden den Monat Uayeb, was namenlos bedeutet. Die Tage des Monats Uayeb galten offenbar bei den Mayas als Unglückstage. Der Haab diente den Maya zu zivilen Zwecken, zum Beispiel zur Berechnung der Saat- und Erntezeiten.
Tzolkin
Innerhalb dieses Kalendersystems ist der Tzolkin, der sogenannte Heilige Kalender der Mayas der wichtigste, da er die Grundlage für die meisten anderen Kalender bildet. Er zählte 260 Tage, aufgeteilt in 20 Monate mit je 13 Tagen, bei dem jeder Tag (Kin) durch eine Kombination einer Zahl (Ton) von 1 bis 13 mit dem Namen einer von 20 Schutzgottheiten (oder Tagesnamen) näher definiert wird. Die 20 Monate sind eher „Wellen“ mit bestimmten Bewusstseinsinhalten bzw. Qualitäten, nicht quantitativ, wie wir die Zeit üblicherweise verstehen. Sie heißen auch 20 solare Siegel bzw. Solar-Glyphen, und diese sind kombiniert mit 13 galaktischen Tönen, die vom Zentrum unserer Galaxis ausgehen. Die 20 Solar-Glyphen stellen Archetypen bzw. Aspekte der menschlichen Evolution dar. Im Tzolkin-Rad sind diese 20 solaren Siegel im äußersten Ring dargestellt. Die 13 galaktischen Töne bzw. Zahlen sind in der Maya-Schreibweise im zweiten Ring von außen dargestellt.
Die Anordnung der 20 Maya-Siegel in Kreisform bildet die Idee der Ganzheit ab. Jeder Mensch ist zwar seit dem Tag seiner Geburt mit einem bestimmten Archetypen verbunden, es bestehen aber zahlreiche Beziehungen zu anderen Siegeln. Jeder Einzelne ist damit immer auch mit der Gesamtheit der Schöpfung verbunden.
Innerhalb des Tzolkin werden die 20 solaren Siegel mit den 13 galaktischen Tönen in bestimmter Weise kombiniert. Es ergeben sich daraus 260 (= 13 mal 20) verschiedene Kombinationen aus je einem Siegel mit je einer Zahl (= einem bestimmten galaktischen Ton). Eine solche Kombination von einem Siegel mit einem Ton bezeichnet man als Kin. Es gibt also 260 verschiedene Kins (Kin = mayan. Sonne bzw. Tag; Tzolkin = das Zählen der Tage). Mit Kin 260 endet die letzte, die 20. Welle eines Tzolkin, und einen Tag später beginnt die erste Welle des nächsten Tzolkin wieder mit Kin 1, das heißt es beginnt ein neuer 260-Tage-Zyklus, was bedeutet, dass die nächst höhere Drehung der Evolutionsspirale beginnt.
Der Tzolkin wird von vielen Forschern als Ritualkalender interpretiert, mit dem vermutlich religiöse Zeremonien und Feiern festgelegt wurden. Einige Wissenschaftler nehmen an, dass die Länge der menschlichen Schwangerschaftsperiode mit 260 Tagen hier als Grundlage gedient haben könnte. Aus astrologischer Sicht ist der Tzolkin wahrscheinlich ein Venuskalender, steht aber auch mit der Begegnung zwischen Erd- und Sonnenmagnetfeld in Verbindung. Die Sonne und das Zentrum der Galaxie Hunab Ku spielten jedenfalls bei den Maya eine entscheidende Rolle. Die spirituelle Entschlüsselung und Interpretation der Zeitgesetze nach dem Tzolkin ist vor allem José Argüelles, dem Autor des Buches „Der Maya-Faktor“, zu verdanken, der sich sehr für eine globale Umschaltung auf den 13-Monde-Kalender einsetzt.
Haab und Tzolkin wurden parallel genutzt. Durch die unterschiedliche Größe der Kalender waren sie erst nach einem Durchlauf von 52 Jahren wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen. Man vermutet, dass ein solcher Neustart für die Maya so bedeutend war wie für uns ein Jahrhundert- oder Jahrtausendwechsel.
Die Erde hat keine ęxakte Kugelform, sondern weist einen zusätzlichen Äquatorwulst von 21 km auf. Dadurch bewirken die Gezeitenkräfte von Mond und Sonne ein Drehmoment, welches die Erdachse aufzurichten versucht und zur Präzession der Erdachse führt. Präzession wird die Lagevėränderung der Achse eines rotierenden Kreisels genannt, wenn äußere Kräfte auf ihn einwirken. Für eine volle Kegelbewegung benötigt die Erdachse etwa 26.000 Jahre. Der Maya-Kalender bezeichnet 26.000 Jahre als die Länge einer Langen Zählung (engl. long count), die im Jahr 2012 ihr Ende fand und den Beginn eines neuen Bewusstseinszeitalters markierte.
Long Count
Der Long Count Kalender teilte die Zeit nicht in wiederkehrende Abschnitte wie Wochen oder Jahre auf, sondern bestand aus einer langen Zählung, beginnend mit einem Tag, der nach unserer Zeitrechnung dem 13. August 3114 v. Chr. entspricht. Von da an wurde jeder Tag fortlaufend nummeriert. Warum gerade jener 13. August für die Maya Tag 1 war, bleibt ein Rätsel. Dieser long count erstreckt sich auf einen Zeitraum von 5.125 Jahren; und genau dieser Kalender endete am 20. Dezember 2012. Nicht mehr und nicht weniger – mit oder ohne Weltuntergang.
Astronomisch stand jedenfalls am 21. Dezember 2012 unsere Sonne in direkter Konjunktion mit dem galaktischen Zentrum, also dem Zentrum unserer Milchstraße. Dies geschieht nur alle 26.000 Jahre. Das Besondere am 21. Dezember 2012 war allerdings, dass zum gleichen Zeitpunkt noch weitere Maya-Kalender-Zyklen zum Abschluss kamen, sodass das Ende des long count auch das Ende der bisherigen Zeitqualität markierte.
Aus spiritueller Sicht bedeutet das etwas ganz Entscheidendes für alle Seelen, die sich bewusst in eben dieses Leben inkarniert haben: Das Ende der Zählung bedeutet vor allem den Übergang in eine deutlich andere Zeitqualität und einen Quantensprung des Bewusstseins, der wiederum unsere planetare und menschliche Evolution prägen wird. Nicht zufällig beschäftigen sich immer mehr Menschen weltweit nicht nur mit dem Wohl der Erde und dem damit zusammenhängenden Ende der Ausbeutung, sondern auch mit der Galaxis und ihren großartigen und unerschöpflichen Energien.
Der 21. Dezember 2012 war der Zeitpunkt einer astronomischen und bewusstseinsmäßigen Synchronisation des Menschen und aller Lebensformen mit der Galaxis, insbesondere mit dem galaktischen Zentrum! Und genau um diese Synchronisation geht es, wenn wir unser Bewusstsein von einer künstlich erschaffenen Taktung abziehen, die unsere Uhren uns eintrichtern wollen, um uns in Unfreiheit zu halten.
Mit dem Entschluss, den natürlichen irdischen und kosmischen Rhythmen zu folgen, klinken wir uns wieder ein in den ursprünglichen Fluss des Lebens und der Schöpfung, der allein von der Liebe getragen ist.
Von der linearen Zeit zur Synchronizität
Dass die Zeit keine Linie ist und damit auch nicht vergeht, habe ich des Öfteren selbst erfahren. Eine junge medial veranlagte Klientin litt an wiederkehrender Blasenentzündung, besonders dann, wenn sie Liebeskummer hatte. Auf meine Frage, wie weit wir zeitlich zurückgehen müssten, um die Ursache zu finden, antwortete sie: „300 Jahre.“ Ich ermutigte sie, sich anzusehen, wie die Situation damals war, woraufhin sie einen alten Mann wahrnahm, der tief frustriert über nasses Kopfsteinpflaster schlurfte, weil er das Gefühl hatte, er habe es in seinem Leben zu nichts gebracht. Die Klientin wusste, dass sie dieser Mann in einer früheren Inkarnation selbst war. Ich fragte sie, was dem Mann wohl helfen könnte, worauf sie erwiderte: „Ein Symbol.“ Inzwischen war der alte