Gesundes Blut. Earl Mindell

Gesundes Blut - Earl  Mindell


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bestehen aus verschiedenen Kombinationen von Aminosäuren, ihren Bausteinen. Einige Aminosäuren stammen aus Proteinen, die wir mit der Nahrung aufnehmen, andere werden vom Körper selbst produziert. Tierische Proteinquellen sind u. a. Rindfleisch, Geflügel, Milchprodukte und Meeresfrüchte. Pflanzliche Proteinquellen sind z. B. Samen, Nüsse und Hülsenfrüchte wie Bohnen und Linsen.

      Bei der Verdauung werden die Proteine in der Nahrung im Darm in ihre jeweiligen Aminosäurekomponenten zerlegt, die anschließend in den Blutkreislauf aufgenommen werden. Manchmal wird ein Protein jedoch nicht komplett in einzelne Aminosäuren, sondern in kurze Aminosäureketten zerlegt. Solche kurzen Ketten werden Peptide genannt, die aufgrund ihrer Anzahl von Aminosäuren kategorisiert werden. Ein Tripeptid hat drei Aminosäuren, ein Dipeptid zwei. Kleine Peptide können ebenfalls in den Blutkreislauf aufgenommen werden.

      Aminosäuren können sich verbinden, um unterschiedliche Proteine zu bilden, darunter solche, die in Muskeln, in Hormonen oder auch im Plasma selbst auftreten. Proteine sind die zweitgrößte Substanz im Plasma. Das Protein Albumin macht etwa 55 Prozent der im Plasma auftretenden Proteine aus, Globulin 38 Prozent, Fibrinogen 7 Prozent. Diese Proteine haben eine Vielzahl lebenswichtiger Aufgaben: den Transport von Hormonen, Fetten, Vitaminen und Mineralstoffen durch den Blutkreislauf sowie die Aufrechterhaltung des Immunsystems.

      Antikörper, die einen signifikanten Anteil an einem bestimmten Globulin, dem Gamma-Globulin, ausmachen, sind große Y-förmige Proteine, die überwiegend von Plasmazellen als Teil der Immunreaktion des Körpers gebildet werden. Sie sind auch als Immunglobuline bekannt und dienen dazu, krankheitserregende Mikroorganismen, sogenannte Pathogene, also zum Beispiel Bakterien oder Viren, zu neutralisieren. Die beiden Spitzen der Y-Form des Antikörpers fügen sich in ein bestimmtes Antigen, ein Molekül auf der Oberfläche eines Pathogens, wie ein Schlüssel in ein Schloss ein. Wenn ein Antikörper sein korrespondierendes Antigen erkennt, verbindet er sich damit. Dadurch kann das Antigen direkt neutralisiert werden, oder es können andere Teile des Immunsystems quasi dazu aufgefordert werden, das Molekül zu zerstören. Unterschiedliche Antikörper reagieren also auf unterschiedliche Antigene.

      Rote Blutkörperchen

      Rote Blutkörperchen bzw. rote Blutzellen (RBZ), auch als Erythrozyten bezeichnet, sehen im Mikroskop wie kleine Scheiben mit einer Randwulst aus. Ihre Aufgabe besteht darin, Sauerstoff durch den Körper und Kohlendioxid in die Lunge zu transportieren, wo es ausgeatmet werden kann. RBZ machen 40 bis 45 Prozent des Blutvolumens aus. Sie werden im Knochenmark gebildet, wo sie als unreife Stammzellen anfangen, die zu nahezu jeglichem Zelltypus heranreifen können, den der Körper benötigt. Dieser Prozess kann rund sieben Tage dauern. Danach werden neue RBZ durch die Knochen in den Blutkreislauf freigesetzt. Im Blut haben rote Blutkörperchen eine durchschnittliche Lebensdauer von 120 Tagen.

      Wenn RBZ Sauerstoff aus der Lunge aufgenommen haben, ist das Blut leuchtend rot. Wenn der Sauerstoff in das Körpergewebe abgegeben worden ist, hat das Blut eine dunklere Farbe. Für die rote Farbe des Blutes ist das Hämoglobin in den roten Blutzellen verantwortlich.

      Hämoglobin

      Hämoglobin ist ein rotes eisenhaltiges Protein in roten Blutkörperchen, das Sauerstoff bindet und so dessen Transport aus der Lunge in die Zellen des Organismus sowie die Rückführung von Kohlendioxid (dem Abbauprodukt des Sauerstoffs) aus dem Gewebe in die Lunge ermöglicht.2 Außerdem trägt Hämoglobin dazu bei, die Form der roten Blutkörperchen aufrechtzuerhalten. Hat es eine veränderte Struktur (z. B. eine Sichelform, wie sie in der Sichelzellanämie vorliegt), kann die Form der roten Blutkörperchen krankhaft verändert und ihre Funktion und Bewegung durch die Blutgefäße behindert sein.

      RBZ-Antigene

      Normalerweise ist ein Antigen eine Substanz auf einem Pathogen, etwa einem Bakterium oder Virus, deren reines Vorhandensein das Immunsystem stimuliert, aktiv zu werden und spezifische Antikörper im Plasma anzulocken, um das Antigen zu neutralisieren. Doch jede rote Blutzelle trägt ebenfalls Antigene auf ihrer Oberfläche, die entweder aus Zucker oder aus Eiweiß bestehen. Der Zweck der meisten dieser RBZ-Antigene ist unklar, und meist werden sie vom Immunsystem ignoriert. Allerdings gibt es zwei spezifische Typen von RBZ-Antigenen, die sich von den anderen unterscheiden. Sie wurden als A-Antigen und B-Antigen identifiziert.

      Wenn sich auf Ihren roten Blutkörperchen A-Antigene befinden, dann enthält Ihr Plasma B-Antikörper, die eine erwünschte Immunreaktion auslösen, wenn sie B-Antigenen aus fremdem Blut ausgesetzt sind. Falls sich im umgekehrten Fall B-Antigene auf Ihren RBZ befinden, dann greifen die A-Antikörper in Ihrem Plasma die A-Antigene aus fremden Blutquellen an. Die Entdeckung dieser Antigene und ihrer Auswirkungen führte zu der wichtigen Klassifikation von Blut gemäß unterschiedlichen Blutgruppen (→ »Antigene und Blutgruppen« auf Seite 20 f.).

      Antigene und Blutgruppen

      Anfang des neunzehnten Jahrhunderts begannen Ärzte, Blut von einer Person auf eine andere zu übertragen in der Hoffnung, das verlorene Blut eines Patienten zu ersetzen. Das hatte leider häufig tödliche Folgen. Erst 1900 entdeckte der österreichische Wissenschaftler Karl Landsteiner die Ursache für solche Reaktionen: unverträgliche Blutgruppen. Er fand heraus, dass jeder Mensch eine bestimmte genetisch bedingte Blutgruppe hat, basierend auf den RBZ-Antigenen, und dass eine Transfusion mit einer fremden Blutgruppe tödlich sein kann.

      Noch einmal zur Erklärung: Wenn Sie das A-Antigen geerbt haben, dann gehören Sie zur Blutgruppe A, und Ihr Plasma weist B-Antikörper auf. Wenn Sie beide Antigene geerbt haben, dann gehören Sie zur Blutgruppe AB, und Ihr Plasma weist weder A- noch B-Antikörper auf. Wenn Sie weder das A- noch das B-Antigen geerbt haben, die Oberfläche Ihrer RBZ also »leer« ist, dann gehören Sie zur Blutgruppe 0, und Ihr Plasma weist sowohl A- als auch B-Antikörper auf. Zusätzlich zu dieser auf Buchstaben basierenden Klassifikation spielt der Rhesus-Faktor eine Rolle: Wenn Sie das sogenannte Rh-Faktor-Antigen geerbt haben, ist Ihr Blut Rh-positiv. Ist dies nicht der Fall, dann ist Ihr Blut Rh-negativ. Das wird normalerweise mit dem Zusatz Plus [+] oder Minus [−] dargestellt – nach Ihrer AB0-Blutgruppe (z. B. A+, 0 −). Insgesamt führt die An- oder Abwesenheit dieser Antigene zu acht unterschiedlichen Blutgruppen: A+, A−, B +, B −, AB +, AB −, 0 + und 0 −. Manche Blutgruppen kommen häufiger vor als andere. In der folgenden Tabelle 1.1 wird die Prävalenz jeder Blutgruppe in den USA in Zusammenhang mit ihrer ethnischen Zugehörigkeit dargestellt.

      Tabelle 1.1. Übliche Blutgruppen in den USA, aufgeschlüsselt nach ethnischer Zugehörigkeit

BlutgruppeKaukasierAfro-AmerikanerHispano-AmerikanerAmerikaner mit asiatischen Wurzeln
0 +37 %47 %53 %39 %
0 −8 %4 %4 %1 %
A +33 %24 %29 %27 %
A −7 %2 %2 %Скачать книгу
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