Die Kraft des Weiblichen. Kristina Marita Rumpel

Die Kraft des Weiblichen - Kristina Marita Rumpel


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die sich über die Jahrtausende verselbstständigt hat, bis wir uns in uns selbst verrannt und verloren haben. Wenn wir achtsam mit uns sind, können wir den Schmerz darüber und die mehrfachen Verdrehungen im Fühlen, Denken und Handeln innerlich sogar spüren.

      Lehrmeister für bedingungslose Liebe auf der Welt sind die Kinder. Sie lieben ihre Eltern auch trotz Verletzungen. Aus diesem Grund segnete Jesus Christus die Kinder und sagte über sie: »Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.« (Mk 10,14) Doch statt ihnen für ihr Sosein dankbar zu sein und uns mit ihnen in Liebe und Vertrauen zu üben, erziehen und verbiegen wir sie, damit sie in unser Weltbild passen. So vergeben wir eine Chance für inneres Wachstum und beschweren dadurch die nächste Generation. In immer mehr Menschen keimt die Sehnsucht nach einer lebenswerteren Welt, in der jeder nach seiner Fasson glücklich und zufrieden werden kann. Viele suchen im Außen, doch der Kern liegt in unserem Inneren. Ein Schlüssel dorthin ist der Zugang über die eigene Weiblichkeit beziehungsweise Männlichkeit. Diese Qualitäten des Lebens positiv zu leben, ist die Basis für einen heilsamen Wandel.

      Das Leben ist heilig, da es in seinem Ursprung nach lebensbejahend und nicht zerstörerisch ist. Wäre es auf Zerstörung angelegt, würde es sich selbst zuwiderhandeln, sich kannibalisieren statt mehren. Das Leben ist immer für, nie gegen sich. Was sich ändert, ist seine Gestalt, nicht sein Gehalt.

      Das Buch soll ein Beitrag sein, die eigene Unmündigkeit hinter sich zu lassen, sich zu verorten und Verantwortung zu übernehmen. Die Zeiten der kultivierten Opferrolle, in denen wir die Schuld auf andere, auf die Natur, auf die Umstände, auf die Zwänge geschoben haben, sind vorbei. Alles hat eine Ursache in unserem Verhalten, diese gilt es anzuerkennen und die Störfelder um uns wieder zu Kraftfeldern des Lebens zu wandeln. Noch hetzen die meisten im selbst gebauten Irrgarten menschlicher Verstrickungen hin und her; reden sich schwindelig an der Komplexität des Lebens oder berauschen sich – etwa in Talkshows vor Millionenpublikum – an sich selbst. Die moderne Welt reibt uns auf durch die gleichzeitige Über- und Unterforderung: Einerseits überfordern wir uns, weil wir falsche Erwartungen an uns selbst sowie das Leben haben und die Selbstoptimierungsfalle befeuern. Andererseits unterfordern wir uns permanent, was das Aufspüren von Sinnzusammenhängen sowie das Erkennen und Ausprobieren der Möglichkeit, Schöpfer/in des eigenen Lebens zu werden, angeht. So vergeuden wir Zeit und Energie und versäumen im Labyrinth des Lebens, den Geheimnissen nachzugehen.

      Haben wir etwa schon kapituliert und aufgegeben, das Leben im Kern zu erfahren? Dabei ist das Wesentliche stets einfach: Im Ursprung gibt es nur ein klares Ja zum Leben. Diese Klarheit ist heilsam. Ein Problem zu lösen heißt, seine Ursache kennen. Das Wort deutet es schon an: Es geht dabei um nichts weniger als um die Beschäftigung mit dem Urgrund, also der männlichen und weiblichen Kräfte in der Welt, aus deren Verschmelzung neues Leben entsteht. Es ist dies keine abstrakte Überlegung, sondern eine Reise zum Mittelpunkt der Welt, die den Mensch in seiner Gesamtheit fordert, die unser Verständnis von Frau und Mann ins Wanken bringt.

      Das macht uns Menschen – Frauen wie Männern – Angst. Doch da müssen wir hindurch, wenn wir dem Zusammenleben eine neue Ausrichtung und der Menschheit eine Zukunft geben wollen. Herrscht an diesem Punkt Klarheit, gehen wir jetzt direkt zur Sache, in medias res, und öffnen der weiblichen Kraft das Feld.

      Am Anbeginn allen Seins

      gebar die Ewige Mutter

      den Himmel und all die Sterne.

      In ihrem heiligen fruchtbaren Schoß

      wuchs auch die Erde.

      Möge die Große Mutter,

      die die Schöpfung tanzt,

      die uns mit ihrer heiligen Liebe umarmt,

      die unser Leben

      mit ihrer heiligen Wahrheit entzündet,

      uns segnen

      und mit ihrer heilenden Kraft

      in die Welt senden,

      um diese mit ihrer Gerechtigkeit zu füllen.

      Weibliche Kraft als universelle Schöpfungskraft

      In medias res heißt, sich in die Mitte der Dinge zu begeben, worin wir die Quelle des Lebens, den Ursprung allen Seins, finden. Von diesem Kraftpol geht alle Bewegung aus; hier verströmt alle Energie in einem ewigen Ausatmen. Der Pol selbst bleibt dabei in Ruhe. Symbolisch wird dieser göttliche Ruhepol seit Urzeiten als Kreis mit Nabe im Mittelpunkt dargestellt. Dieses Symbol als Abbild des Göttlichen ist vielen Menschen geläufig. Doch wer erinnert sich heute noch daran, dass dieser Mittelpunkt, das Zentrum allen Seins weiblich ist?

      Im Kreis ist der Mittelpunkt strukturgebend. Er steht für das Göttliche und Urweibliche.

      Wer der weiblichen Kraft auf die Spur kommen möchte, befasse sich mit dem Kreis. Der Kreis ist im weiblichen Lebenskontext ein wesentliches Element der egalitären Ordnung und Verbindung untereinander. Im Kreis ist jeder gleich gut zu sehen und gleich weit vom strukturgebenden Mittelpunkt – der Quelle – entfernt. Der Kreis ist das matriarchale Gegenstück zur Hierarchie männlicher Ordnungssysteme der Über- und Unterordnung. Der Kreis wird nicht von oben, sondern vom Mittelpunkt bestimmt und gehalten. Die Beschäftigung mit dem Mittelpunkt des Kreises führt zu grundlegenden Antworten auf der Suche nach den Geheimnissen des Lebens.

      Der Mittelpunkt des Kreises ist das Zentrum urweiblicher Kraft.

      Der Kreismittelpunkt lässt sich durch die Zahl 13 ausdrücken. Die Zahl 13 stand daher einst im Zentrum aller Erkenntnis. Heute führt sie ein Schattendasein und macht unübersehbar, dass wir den Mittelpunkt und damit den Ursprung des Lebens vergessen haben. Wie konnte es dazu kommen? Als Unglückszahl wurde sie verunglimpft und es wurde, wie es scheint, mit Nachdruck an ihrem Rufmord gearbeitet. Wie sonst ist es zu erklären, dass in unserer rationalen Welt noch heute in manchen Flugzeugen die 13. Reihe fehlt oder der 13. Stock einfach nicht gezählt wird?

      Genauso funktioniert Verdrängung; dies ist auch typisch dafür, dass eine unbestimmte Angst zurückbleibt. Die Zahl 13 wurde als Hexenzahl verunglimpft, und im Mittelalter bestand Lebensgefahr für alle, die sich der alten Bräuche und Zusammenhänge noch erinnerten. Um die positive Beschäftigung mit dem Geheimnis um die Zahl 13 zu verhindern, wurde ein Kult der Angst um diese Zahl gelegt. Ängste zu beschwören ist ein wirksames Mittel der Manipulation, um zu verhindern, dass sich jemals jemand wieder mit dem Verdrängten auseinandersetzt. Angst und Aberglaube betreffend die Zahl 13 befallen auch heute noch viele Menschen, auffällig häufig jene, die sich ansonsten jeder Esoterik oder Spiritualität verweigern. Offensichtlich wurde gründlich gearbeitet, um den Ursprung vergessen zu machen.

      Gemäß altem mystischen Wissen, etwa aus der Kabbala, ist die Zahl 13 alles andere als eine Unglückszahl, sie ist eine ganz besondere Kraftzahl: Sie öffnet das Tor zum Himmel. Symbolisiert die Zahl 12 als starke Strukturzahl den Kreis, so wird ihre bindende Kraft von der Zahl 13, dem Kreismittelpunkt, aufgelöst. Nicht um Chaos zu erzeugen, sondern um neue Ebenen zu erschließen. Sie ist die Zahl der Transformation. Dank der 13 müssen wir nicht immer nur im Kreis laufen, sondern können Er-Lösung finden.

      Als Erlöser verkörpert Jesus Christus die Zahl 13, da diese wiederum für Erlösung steht, weil sie den Kreis auflöst. Er ist die personifizierte Liebe, die ihm aus dem göttlichen Ursprung zufließt und die es ihm erlaubt, die Schuld hinwegzunehmen. Denn im Ursprung gibt es nichts als allumfassende


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