Die Kraft des Weiblichen. Kristina Marita Rumpel
gewonnen hat. Christus bedeutet der Gesalbte – seine Salbung erfolgte durch Frauen. In ihm schloss sich der Kreis jedenfalls nicht, weil er die geltenden Dogmen seiner Zeit unhinterfragt beibehielt; vielmehr war es seine Öffnung für die uralten Lebensweisheiten, mit der er den Menschen auf eine höhere Ebene des Bewusstseins verhalf.
Jesus verkörpert die universelle Liebe und war eins mit der weiblichen Kraft.
Das Christusbewusstsein steht in engem Zusammenhang zur Zahl 13. Eins mit der göttlichen Quelle verkörpert Christus die größtmögliche Transformation in Liebe, die die Grenzen von Leben und Tod überwindet und zusammenführt. Die Kraft der Zahl 13 ist die in Raum und Zeit aufgelöste Kreisbewegung, die Dynamik einer Spirale. Die Spirale wiederum ist die Dynamik des Lebens und des Universums schlechthin. Transformation, Wandel, stetige Veränderung, das sind wesentliche Charakteristika des Lebens, die durch die Zahl 13 zum Ausdruck kommen. Wie das Weibliche steht sie für den ewigen Kreislauf des Lebens.
Integrationspunkt
Die Zahl 13 finden wir auf der Erde und auch im Universum wieder – etwa in den Mondzyklen. In manchen Jahren gibt es 13 Vollmonde. 13 Tage braucht der Mond, um zum Neumond und wieder zum Vollmond zu werden, ebenso wie der Fruchtbarkeitszyklus des weiblichen Körpers für die Heranreifung und den Abtransport einer nicht befruchteten Eizelle 13 Tage benötigt. Wird die Eizelle im Eileiter befruchtet, dann wandert sie in die Gebärmutter, um sich dort zu beheimaten. Und auch hier treffen wir wieder auf die Zahl 13! Exakt 13 Tage nach der Befruchtung der Eizelle bildet sich die Nabelschnur zwischen Embryo und Mutter, als Zeichen der Verbindung und der Ankunft neuen Lebens in der Materie. Nach der Verankerung durch die Nabelschnur im Blutkreislauf der Mutter dauert es nochmals 20-mal 13 Tage, bis das Kind bereit ist, das Licht der Welt zu erblicken. Die Zahl 13 steht also für das organische menschliche Leben; sie trägt das Geheimnis des Lebens in sich.
Transformation, Wandel, zyklischer Fluss, das sind wesentliche Charakteristika des Lebens. Diese sind ihrem Wesen nach urweiblich und kristallisieren sich in der Zahl 13.
Die Zahl 13 ist also auf das Engste mit den Vorgängen im weiblichen Körper verbunden. Sie ist die Zahl des Zyklischen und damit des Weiblichen. Es wundert daher nicht, dass sie auch einen unübersehbaren Bezug zum Planeten Venus hat, wie der Naturwissenschaftler, Mathematiker und Autor Mag. Werner Johannes Neuner (*1962) in seinem Modell des Venuscodes etwa in seinem Buch Die Matrix – Der Schlüssel zum Ersten Bewusstsein ausführt. Die Venus ist der Nachbarstern der Erde. Im Laufe von acht Jahren umrundet sie 13-mal die Sonne – dabei zeichnet sie die Form eines Pentagramms. Dieser Fünfstern ist nach acht Erdenjahren und 13 Venusjahren einmal vollständig gezeichnet. Das ist bemerkenswert, denn dies sind genau die Zahlen, die nebeneinander in der Fibonacci-Folge liegen. Dieser berühmte mathematische Code ist die Basis des Goldenen Schnitts, also jener Proportionen, in deren Verhältnis sich alles Leben auf der Erde in der Materie ausbildet. Das Pentagramm der Venus gilt damit als Schutzsymbol der Erde und allen Lebens auf unserem Planeten.
Die Venus als Planet kann von der Erde aus in dreifacher Form gesehen werden: als Morgenstern, als Abendstern und für einige Wochen gar nicht. Sie ist aber auch der Name einer Göttin, die im Bewusstsein der Menschen bis heute für die Liebe steht und bisweilen als Lustobjekt herabgewürdigt wurde. In dieser Doppelfunktion zwischen Planet und göttlicher Kraft liegt der Grund verborgen, warum wir all diese zauberhaften Details über die Strukturen des Lebens nicht mehr wissen. Die Quelle des Lebens war von unserem Bewusstsein abgeschnitten.
Die Doppelhelix der DNA trägt die Informationen des Lebens. Ihre Berührungspunkte in einem Tunnelexperiment ausgeleuchtet, werfen ein Pentagramm.
Der weibliche Urgrund als Quelle des Lebens
Aus den bisherigen Ausführungen erschließt sich bereits, was die Quelle des Lebens ist: Es ist der weibliche Urgrund, aus dem heraus sich alles Leben entwickelt hat. Ohne Vorwissen und spirituelle Suche erschließt sich dies allein durch eine logische Kette. Wenn jedes Lebewesen von einer Mutter geboren wurde, so geht die Reihe zurück von Mutter zu Tochter, Mutter zu Tochter, Mutter zu Tochter – immer gleich, immer anders – bis zum Ursprung des Lebens.
Die Urmutter ist die ewige Mutter allen Seins – von ihr geht alles aus und zu ihr geht alles zurück. Dazu gehört auch die Tatsache, dass alle Menschen in der embryonalen Reifungsphase der ersten sieben Wochen weiblich sind. Das Weibliche ist sozusagen das Ursprungsgeschlecht. Erst danach entscheidet ein Hormonmix im Körper der Mutter, ob sich aus dem weiblichen Urgeschlecht ein weibliches oder männliches Kind weiterentwickelt. Ihrem Ursprung nach sind also alle Menschen weiblich, wie auch die universelle Schöpfungsenergie weiblich ist. Weiblichkeit ist die Grundausrichtung des Lebens.
Im Ursprung ist das Leben weiblich: Hier entspringt Leben immer wieder neu.
Auch heute noch existieren Lebewesen, die sich rein weiblich vermehren. Das legt die Vermutung nahe, dass das Männliche am Beginn der Zeit nicht zwingend vorhanden war; ohne das Weibliche gäbe es jedenfalls kein Leben.
Die Parthenogenese (altgriechisch nαpøevoyéveαiç parthenogenesis, von nαpøśvoç parthenos »Jungfrau« und yéveαiç genesis »Geburt«, »Entstehung«), auch Jungfernzeugung oder Jungferngeburt genannt, ist eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung. Dabei entstehen die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen. Das Phänomen ist zum ersten Mal von dem Schweizer Biologen und Philosophen der Aufklärung Charles Bonnet (1720– 1793) beschrieben worden.
Manche Pflanzen und weibliche Tiere wie beispielsweise Blattläuse und Wasserflöhe, aber auch manche Fischund Eidechsenarten, Schnecken sowie vier Schlangenarten können sich eingeschlechtlich fortpflanzen, das heißt ohne von einem männlichen Artgenossen befruchtet zu werden: Durch bestimmte Hormone wird der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation »vorgespielt«, worauf diese sich zu teilen beginnt und zu einem Organismus heranreift. Der Parthenogenese kann entweder eine Meiose mit Eizellenbildung vorausgehen oder sie kann direkt über diploide Keimbahnzellen ablaufen. Bei letzterer findet keine Rekombination statt und die entstandenen Nachkommen sind Klone ihrer Mutter.
Die Welt ist lebensfeindlich geworden in dem Maße, wie das Weibliche als Urgrund allen Seins vergessen wurde.
Der weibliche Körper
Mit der Ehrfurcht und dem Respekt vor dem Wunder des Lebens hat all dies nichts zu tun. Unser Tun lässt die Ehrfurcht und den Respekt vor dem Wunder des Lebens vermissen, weil wir den Ursprung vermissen und den Zugang dorthin verloren haben. Wer ihn finden will, muss innehalten. Er verkörpert das Mysterium des Lebens und ist heilig – oder in den Worten der evangelischen Pastorin Hanna Strack (*1936), wie sie es im Interview beim Online-Kongress Sex, Spirit & Birth im Februar 2016 öffentlich gesagt hat: »Der weibliche Körper ist symbolwürdig für das Göttliche.« Zum Geheimnis des Weiblichen gehört es, dass in seinem Körper neues Leben wächst. Das Wunder aus sich heraus verstehen kann letztlich nur die Frau. Sie verkörperte einst das geheime Wissen und war daher nicht auf Aufzeichnungen oder Schriftstücke angewiesen. Ihre innerweltlichen Erfahrungen drückte sie in schöpferischer Kreativität aus, beispielsweise in universellen Symbolen oder tanzenden Geschichten, wie dies etwa auf Hawaii noch heute anzuschauen ist.
Der Mann war auf Beobachtung, Ableitung, Einweihung in das mystische Weltverständnis angewiesen. Vielleicht gründet hier die Tendenz der Männer, alles aufspalten, aufschneiden, zerlegen zu müssen, um des Geheimnisses Herr zu werden. Aus einer Einbildung des Mangels heraus ist der weibliche Körper ein Symbol der eigenen Unzulänglichkeit für Männer geworden. Damit einher geht eine Abwertung des weiblichen Körpers mit fatalen Folgen. Eine Abwertung des Lebens an sich als selbstverstärkender Effekt trat ein. Zeugung und Geburt sind dabei die zwei Seiten weiblicher Körperlichkeit. Werden diese Pole als Zugänge zur unmittelbaren Lebenserfahrung verbaut, kann sich Leben nur noch in seiner Umkehrung entwickeln. Denn das einst Heilige, das auf Lust und Freude,