Die Katholizität der Kirche. Dominik Schultheis
des alttestamenlichen Bundesbegriffs und die Stränge neutestamentlicher Bundestheologie
Nachdem das Bundesgeschehen zwischen JHWH und seinem Volk Israel anhand der Bundesmetapher unter Einbeziehung der Tora innerhalb des alttestamentlichen Kanons umrissen wurde, soll nun ein Blick auf das Neue Testament geworfen werden. Wie greift die neutestamentliche Theologie den Bundesgedanken auf und führt ihn weiter? Welche terminologischen wie theologischen Besonderheiten lassen sich ausfindig machen? Und welche Auswirkungen haben diese neutestamentlichen exegetischen Befunde auf die Verhältnisbestimmung von Altem und Neuem Bund? Es erklärt sich von selbst, dass auch dieser Fragenkomplex im Rahmen dieser Arbeit nur angerissen, nicht aber erschöpfend behandelt werden kann. Es sollen nur diejenigen Aspekte betrachtet werden, die die wesentlichen Grundlagen der gegenwärtigen Diskussionen liefern.458
Der vom Alten Testament geprägte Begriff „Bund“ (berît) wird – abhängig von seiner je spezifischen inhaltlichen Akzentuierung – im Griechischen unterschiedlich wiedergegeben. Bei Symmachus und Aquila findet sich zumeist der Begriff συνθήκη, der schwerpunktmäßig ein Abkommen zweier Partner mit wechselseitiger Verpflichtung in Sinne von „Übereinkunft“, „Verabredung“, „Vertrag“ zum Ausdruck bringt. Dem gegenüber findet sich in der LXX und bei Philon der schon bei Aristophanes belegte Begriff διαθήκη. An 267 von 287 Stellen übersetzt die LXX das hebr. berît mit διαθήκη im Sinne von „Verpflichtung“, „Anordnung“, „Verfügung“, weshalb διαθήκη von συνθήκη unbedingt zu unterscheiden sind: Auch wenn an einzelnen Stellen ein zweiseitiger Rechtsvertrag intendiert sein mag (vgl. etwa Gen 21,27.32) und sich an wenigen Stellen die Bedeutungen von διαθήκη und συνθήκη überschneiden (vgl. 1 Makk 1,11; 11,9; Weish 12,21), ist beim Begriff διαθήκη bei der Mehrzahl der Belegstellen der Gedanke einer einseitigen, autoritativ gesetzten Verfügung vorherrschend.
Das NT, dessen Autoren die LXX als Schriftbasis nutzen, übernimmt den Sprachgebrauch der LXX und verwendet für das hebräische berît durchgehend das griechische διαθήκη. An zwei Stellen (Gal 3,15 und Hebr 9,16f) bedeutet διαθήκη entsprechend dem fast durchgehenden profangriechischen Sprachgebrauch „letztwillige Verfügung“, „Testament“; in allen anderen Fällen bedeutet διαθήκη entsprechend dem Sprachgebrauch der LXX „Verpflichtung“, „Anordnung“. Auch wenn anzunehmen ist, dass den neutestamentlichen Autoren die verschiedenen Bundestheologien des AT bekannt gewesen sein dürften, avanciert der Begriff διαθήκη – gemessen an der Häufigkeit seines Vorkommens im NT – nicht zu einem Zentralbegriff: Gerade 33-mal ist διαθήκη im NT belegt, nahezu die Hälfte der Belegstellen entfällt auf alttestamentliche Zitate. Markant ist das fast völlige Ausbleiben des Begriffs διαθήκη in Jesusworten459, die insgesamt sparsame Verwendung dieses Begriffs in weiten Teilen des NT sowie die außergewöhnliche Streuung der Belege, die lediglich für die Herrenmahltradition, für Paulus sowie für den Hebräerbrief (die Hälfte der Belegstellen entfällt auf den Hebräerbrief) ein gewisses Interesse an der Bundesthematik attestieren. Zwar haftet ähnlich wie im AT auch im NT die Bundesvorstellung nicht an einem einzelnen Begriff und kann sich auch in sachlichen Kontexten erschließen460; dennoch ist der rein zahlenmäßige Befund auffällig und darf – zumindest für vereinzelte Bereiche des neutestamentlichen Kanons – als eine gewisse Zurückhaltung hinsichtlich der formellen Rezeption der alttestamentlichen Bundestheologien gewertet werden.461 Im Folgenden seien die neutestamentlichen Stränge betrachtet, in denen die Bundeskategorie verwandt wird.
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