Dein Verein - Dein Wappen. Leonard Jägerskiöld Nilsson
braucht: Fans, Infrastruktur, Geschichte und Tradition. Mehr als 60 Jahre lang waren die Nürnberger Kicker die mit den meisten Meistertiteln in Deutschland: 1920, 1921, 1924, 1925, 1927, 1936, 1948, 1961, 1968. Hinzu kamen vier Pokalsiege: 1935, 1939, 1962, 2007. Abgelöst wurden sie jeweils vom FC Bayern. Dem ewigen Rivalen, ausgerechnet.
Mit ihren neun Meistertiteln sind die Nürnberger bis heute Vize-Rekordmeister. Doch es schmerzt die »Glubberer«, wie ihre Fans genannt werden, dass nur einer dieser Meistertitel in der erst 1963 etablierten Bundesliga errungen wurde.
Und dann gibt es auch Rekorde, auf die man gern verzichten möchte: Acht Mal ist der am 4. Mai 1900 als »1. Fußballclub Nürnberg, Verein für Leibesübungen« gegründete Verein bereits aus der höchsten deutschen Spielklasse abgestiegen – mehr als jeder andere Bundesligaverein. Allerdings auch genauso oft wieder auf: In der Bundesliga wurden die Nürnberger zu einer typischen Fahrstuhlmannschaft: Auf und ab, ab und auf.
Ein Hoffnungsschimmer war im Jahr 2007 der Gewinn des DFB-Pokals. Neununddreißig Jahre lang hatte der Verein auf einen weiteren großen Titel warten müssen. Nun hieß es, die Legende sei zurück. Doch zu früh gefreut: Schon in der Saison 2007/08 stiegen die Nürnberger ein weiteres Mal ab, zum sportlichen Dilemma kamen finanzielle Probleme. Dennoch konnte man sich nach dem erneuten Aufstieg fünf Spielzeiten lang, von 2009 bis 2014, in der höchsten deutschen Spielklasse halten.
Es folgten vier weitere Spielzeiten in der Zweitklassigkeit, in der Saison 2018/19 spielten die Nürnberger wieder in der Bundesliga. Ein Riese, nach wie vor. Aber einer, der schläft. Noch.
VEREIN: 1. FUSSBALLCLUB NÜRNBERG,VEREIN FÜR LEIBESÜBUNGEN
SPITZNAMEN: DER CLUB, DIE LEGENDE, DER RUHMREICHE
GRÜNDUNGSJAHR: 1900
SPIELSTÄTTE: MAX-MORLOCK-STADION, NÜRNBERG (50 000 ZUSCHAUER)
BERÜHMTE SPIELER: MAX MORLOCK, REINHOLD HINTERMAIER, ANDREAS KÖPKE, STEFAN REUTER, THOMAS BRUNNER, MAREK MINTÁL
1. 1900–1979. Beständigkeit beweist der traditionsreiche Fußballclub im Design seines Wappens. Seit seiner Gründung blieb die Gestaltung im Wesentlichen unverändert. Klar und deutlich steht die Abkürzung des Vereinsnamens im Mittelpunkt, die Farben sind zugleich die Farben der Stadt Nürnberg. Entworfen wurde das Wappen offenbar schon von einem der 18 Vereinsgründer. Von wem genau, ist nicht überliefert.
2. 1979–2011. Eine modernere Typografie kennzeichnet diesen im Jahr 1979 vorgestellten Entwurf des Wappens, für den es noch einige nicht dokumentierte Vorläufer gab.
3. 2011 bis heute. Die aktuelle Version des Wapppens ist in einem etwas dunkleren Rotton gehalten. Damit soll an die großen Erfolge erinnert werden, die der Verein bis in die 1930er-Jahre hatte: Damals spielte die Mannschaft nämlich in Weinrot.
SCHALKE 04
Mit sieben deutschen Meistertiteln, fünf deutschen Pokalsiegen, je einem Gewinn des deutschen Liga- wie des deutschen Superpokals und einem UEFA-Pokal-Sieg gehört Schalke 04 zu den erfolgreichsten deutschen Fußballvereinen. Der ursprünglich am 4. Mai 1904 als »Westfalia Schalke« gegründete Verein trägt u.a. den Spitznamen »Die Knappen«, was auf die Bergbautradition der heimischen Region verweist (als »Knappe« bezeichnete man früher einen Untertage arbeitenden Bergmann mit abgeschlossener Lehre).
Stolz ist man »auf Schalke« darauf, der erste deutsche Verein zu sein, dem das Double (Meisterschaft und Pokal) gelang: Das war im Jahr 1937 – ihre größten Erfolge feierten die Königsblauen bislang in den 1930er- und 1940er-Jahren.
Dass die Schalker – Gründungsmitglied der Bundesliga und leider auch in den mit diesem Namen verbundenen Skandal verwickelt – nach wie vor in der Lage sind, jederzeit mit herausragenden Leistungen zu glänzen, zeigt die Bilanz der letzten beiden Jahrzehnte: Fünfmal wurde Schalke seit 2001 Vizemeister in der Bundesliga, zuletzt 2018. Im Jahr 2005 schaffte man es auch ins Finale des DFB-Pokals, das man wie 36 Jahre zuvor bei der Schalker DFB-Pokalfinalteilnahme gegen den gleichen Gegner, FC Bayern München, mit dem gleichen Ergebnis, 1:2, verlor – nur diesmal in Berlin statt wie 1969 in Frankfurt.
Bekannt sind die Schalker auch für die hervorragende Arbeit ihrer Jugendakademie, die Weltklasse-Talente wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes und Julian Draxler hervorbrachte. Ein solcher Erfolg im Finden und Fördern von Talenten legt die Vermutung nahe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich Schalke auch mal wieder zum Deutschen Meister küren kann.
VEREIN: FUSSBALLCLUB GELSENKIRCHEN-SCHALKE 04
SPITZNAMEN: DIE KÖNIGSBLAUEN, DIE KNAPPEN
GRUNDUNGSJAHR: 1904
SPIELSTÄTTE: VELTINS-ARENA, GELSENKIRCHEN (62 271 PLÄTZE)
BERÜHMTE SPIELER: KLAUS FICHTEL, NORBERT NIGBUR, KLAUS FISCHER, GERALD ASAMOAH, KLAAS-JAN HUNTELAAR
1. 1924–1929. Schalkes Anfänge gehen zurück auf den am 4. Mai 1904 gegründeten Verein »Westfalia Schalke«, der sich 1912 mit dem »Turnverein Schalke 1877« zusammenschloss. Der Fußball bekam aber erst 1924 eine eigene Abteilung. Zur Feier dieses Ereignisses wurde das Vereinswappen mit dem Buchstaben »S« und den Ziffern »04« entworfen.
2. 1929–1945. Nur wenige Jahre vor der nationalsozialistischen Machtergreifung enthüllte Schalke dieses Emblem.
3. 1945–1958. In den Nachkriegsjahren entschied man sich wieder für die klassischen Clubfarben Blau und Weiß, außerdem fügte man ein »G« für Gelsenkirchen in das Wappen ein (Schalke ist ein Stadtteil von Gelsenkirchen).
4. 1995 bis heute. Die aktuelle, inzwischen dreimal leicht modifizierte Version des Wappens zeigt neben den Inititialen des Clubs auch einen stilisierten Minenhammer – sicher nicht zuletzt in der Hoffnung, dass mit der Rückbesinnung auf die traditionelle Herkunft des Vereins auch an die Zeit der großen Schalker Erfolge angeknüpft werden kann.
FC ST. PAULI
Der FC St. Pauli ist Kult – und dafür braucht er gar keine großen Titel. Leitlinien allerdings können hilfreich sein: Der offiziell im Jahr 1910 gegründete, im Hamburger Stadteil St. Pauli auf dem Heiligengeistfeld unweit der Reeperbahn kickende Verein ist nämlich der erste Lizenzclub Deutschlands, der solche Leitlinien formuliert und auf einer Jahreshauptversammlung mehrheitlich verabschiedet hat. Darin ist von der gesellschaftlichen Verantwortung des FC St. Pauli die Rede und davon, dass der Verein »über den sportlichen Bereich hinaus für die Interessen seiner Mitglieder, Angestellten und Ehrenamtlichen« eintritt. Toleranz und Respekt im gegenseitigen Miteinander werden als wichtige Eckpfeiler im Verein bezeichnet. Vor allem aber, heißt es darin: »Der FC St. Pauli vermittelt ein Lebensgefühl und ist Sinnbild des authentischen Sports. Dies ermöglicht eine Identifikation mit dem Verein, unabhängig von etwaigem sportlichen Erfolg.«
Mehr muss man eigentlich gar nicht wissen: Ein Verein, der es schafft, ein Lebensgefühl zu vermitteln, hat es geschafft. Auch ohne große Titel. Wichtiger scheint es da zu sein, dass ein Verein wie dieser schon durch seine bloße Existenz in der Lage ist, dem etablierten Fußballbetrieb immer mal wieder