Investieren in Edelsteine. Thomas Schröck

Investieren in Edelsteine - Thomas Schröck


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Saphire und anderer farbiger Edelsteine. Im Jahr 2014 wurden Farbedelsteine mit einem Wert von 141 Mio. US-Dollar exportiert, von denen Saphire einen Wertanteil von rund siebzig Prozent ausmachten. Über seine eigenen Ressourcen hinaus hat sich Ceylon zu einem globalen Zentrum für den Handel und die Verarbeitung von Farbedelsteinen entwickelt.

      Der überwiegende Einsatz von Niedrigtechnologiemethoden und ein Verbot ausländischer Aktivitäten haben dazu beigetragen, tausende Menschen in ihren lokalen Lebensgrundlagen zu unterstützen und gleichzeitig das allgemeine Extraktionstempo zu mildern. Der lokale Abbau in Sri Lanka durch die eigenen Bürger hat sich parallel zum Agrarsystem des Landes entwickelt und dient als saisonale Beschäftigungsform für Landarbeiter und als zusätzliche Einkommensquelle für Landbesitzer. Die mit der Gewinnung von Edelsteinen verbundenen Kosten und Erträge werden geteilt, wobei Finanzier und Bergmann jeweils 35 Prozent des Erlöses aus dem Edelsteinabbau erhalten. Zwanzig Prozent erhält der Landbesitzer, zehn Prozent der Lizenzinhaber. Die Überwachung durch die Landbesitzer und die regelmäßigen Inspektionen durch die »National Gems and Jewellery Authority« haben den illegalen Bergbau begrenzt und die Verbreitung solider Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltstandards gefördert. Mechanisierte Aktivitäten sind selten gestattet, und eine von der Behörde für die Dauer jeder Lizenz gehaltene Kaution fördert das Verfüllen stillgelegter Gruben. Im Gegensatz zu vielen anderen Abbaugebieten hat Sri Lanka auch eine robuste inländische Aufbereitungsindustrie geschaffen. Seit eine erste Generation nach internationalen Standards bei der (inzwischen aufgelösten) »State Gem Corporation« ausgebildet wurde, ist die Zahl der qualifizierten ceylonesischen Schleifer auf etwa 20.000 gestiegen – rund drei Viertel davon arbeiten mit farbigen Edelsteinen. Verschiedene steuerliche Anreize haben das Wachstum dieses wesentlichen Wirtschaftsbereichs unterstützt: Für Edelstein- und Schmuckprodukte wird auf Import- und Exportsteuern verzichtet, während Schleifer und Juweliere von der Einkommensteuer und (bis vor kurzem) der Mehrwertsteuer befreit sind. Ein staatlich verwalteter Schmuckentwicklungsfonds finanziert die Einführung moderner Technologien in der Schmuckindustrie.

      Eine Reihe von Regierungsprogrammen hat den Aufstieg des Landes als Zentrum für Verarbeitung und Export unterstützt. Die Edelsteinindustrie wird von der »National Gems and Jewellery Authority« (NGJA) reguliert, einer finanziell autonomen Behörde, die eine Reihe von Industriedienstleistungen erbringt, darunter Prüfung, Kennzeichnung, Schulung und Exporterleichterungen. Die NGJA arbeitet eng mit dem »Export Development Board« (EDB) zusammen, welches auch größere internationale Werbemaßnahmen durchführt.

      Sri Lanka hat es geschafft, »Edelstein-Governance« in Einklang mit der heimischen Wirtschaft zu bringen.

      FALLBEISPIEL TANSANIA

      Obwohl Tansania eine bedeutende Quelle für Diamanten, Rubine und Saphire ist, ist das Land vor allem deshalb bekannt, weil es der weltweit einzige Produzent des gleichnamigen blauen Edelsteins Tansanit ist. Die einheimischen Mineure bauen die überwiegende Mehrheit dieser farbigen Edelsteine ab. Die jüngste Mineralpolitik des Landes, die den Grundstein für den Bergbau 2010 legte, verpflichtet die Regierung, »die verstärkte Beteiligung der Tansanier am Edelsteinabbau zu erleichtern, zu unterstützen und zu fördern«, unter anderem durch die Entwicklung Tansanias als Edelsteinzentrum Afrikas, um sicherzustellen, dass kleine bis mittelgroße Edelsteinminen vollständig im Besitz von Tansaniern sind und von diesen auch betrieben werden.

      Tansania hat seit 1997 konkrete Schritte zur Formalisierung des Bergbaus durch Einheimische unternommen, unter anderem durch Vereinfachung der Genehmigungsverfahren und Verbesserung des Zugangs zu Land und Erweiterung der Ressourcen, die den Bergleuten zur Verfügung stehen. Das Bergbaugesetz von 2010 sieht eine »primäre Bergbaulizenz« für die lokalen Unternehmer vor, für Abbaumaßnahmen, die weniger als 100.000 US-Dollar an Investitionen erfordern. Die Verfahren zur Erlangung einer primären Bergbaulizenz sind weniger anspruchsvoll als jene für allgemeine, reguläre oder spezielle Bergbaulizenzen, obwohl die Antragsteller verpflichtet sind, eine Umwelt- und Sozialuntersuchung des vorgeschlagenen Standorts durchzuführen. Die Lizenzen werden von »Zonal Mines Officers« und nicht vom »Commissioner for Minerals« in Daressalam erteilt.

      Seit 2004 hat die Regierung mehr als 2.000 Quadratkilometer für Bergbau durch Einheimische bereitgestellt, darunter mehrere große Gebiete für den Edelsteinabbau. Die relative Konzentration der Bergbauaktivitäten in diesen »ausgewiesenen Gebieten« ermöglicht es dem Staat, die technische Hilfe, einschließlich der geologischen Kartierung, der Einführung effizienter Techniken und der Schulung zu Sicherheits- und Umweltstandards, effizient zu gestalten. Die Regierung bietet außerdem finanzielle Unterstützung für kleine Unternehmen.

      Das Erkennen und Aufteilen der Ressourcen für den Edelsteinabbau kann jedoch auch potenzielle Nachteile haben. In Gebieten wie Merelani zum Beispiel. Dort steht die weltweit einzige große Tansanitmine (die als Joint Venture unter dem Namen »TanzaniteOne« betrieben wird). Die Lizenz für den Großabbau hat der Staat an TanzaniteOne vergeben. Zusätzlich hat der Staat kleine Lizenzen für den Abbau durch die Bürger vergeben. Die TanzaniteOne befindet sich somit direkt neben zwei kleinen, von Bürgern bearbeiteten Minen (»ausgewiesenen Blöcken«). Aufgrund der geografischen Nähe konnten dort immer wieder Konflikte zwischen Bergarbeitern und lokalen Mineuren beobachtet werden. Das zeigte sich in wiederholten ober- und unterirdischen Eingriffen durch illegale Bergleute in die TanzaniteOne-Konzession. Diese Zwischenfälle führten schließlich dazu, dass der Hauptinvestor Richland Resources 2014 aus dem Projekt ausstieg.

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      Tansanit-Manschettenknöpfe

      ges. 16 ct., Tansania gefasst in 750-Weißgold

      Foto: © The Natural Gem

      FALLBEISPIEL PAKISTAN

      Pakistans bedeutende Edelsteinvorkommen, die hauptsächlich im Norden des Landes konzentriert sind, liefern Rubin, Saphir, Smaragd und viele andere Arten von Edelsteinen. Das erste staatliche Unternehmen des Landes, die »Gemstone Corporation of Pakistan« (GEMCEP), wurde 1974 gegründet, um die Exploration, Produktion und Vermarktung von Edelsteinen zu entwickeln. GEMCEP war jedoch nur teilweise erfolgreich und wurde in den 1990er Jahren aufgelöst, um privaten Unternehmen Platz zu machen.

      Im Jahr 2006 machte eine von der »United States Agency for International Development« (USAID) unterstützte strategische Arbeitsgruppe mit mehreren Interessengruppen erneut auf den Edelstein- und Schmucksektor aufmerksam und bewertete, dass Pakistans weitgehend kleine und Low-Tech-Industrie »nicht in der Lage war, den internationalen Edelsteinmarkt signifikant zu durchdringen«. Zu den wichtigsten festgestellten Einschränkungen gehörten begrenzte Investitionen in Forschung, Entwicklung und Schulung, ein geringes technologisches Niveau, unterentwickelte schleiferische Einrichtungen und Fähigkeiten, schlechtes internationales Marketing und Branding, mangelhafte Designfähigkeiten, begrenzte Identifizierung und Zertifizierung sowie fehlende Kennzeichnung.

      Ein neues Unternehmen, die »Pakistan Gem and Jewellery Development Company« (PGJDC), wurde im selben Jahr als Reaktion auf die von der Arbeitsgruppe festgelegte »Notwendigkeit einer institutionellen Plattform zur Umsetzung der Strategie, zur Bereitstellung von Marketing, Forschung und technischer Unterstützung« für den Sektor gegründet. Die PGJDC stellt die klassische Konzeption von Staatsunternehmen im Edelsteinsektor in Frage.

      Die PGJDC ist zu 87,4 Prozent im Besitz des »Ministeriums für Industrie und Produktion« (MOIP) und zu 12,6 Prozent im Besitz der »Pakistan Industrial Development Corporation« (PIDC). Zu ihren Zielen gehören die Steigerung der Produktivität entlang der Wertschöpfungskette, die Verbesserung von Marketing und Branding, die Förderung von Strategien zur Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen in die Entwicklung von Arbeitskräften und Innovationsfähigkeit sowie die Stärkung der Kapazität von Industrieinstitutionen. Der Verwaltungsrat besteht neben MOIP und PIDC aus der »Handelsentwicklungsbehörde Pakistans« (TDAP) und der »Entwicklungsbehörde für kleine und mittlere Unternehmen« (SMEDA). Kommunalverwaltungen und Verbände des Privatsektors sind vertreten, darunter ein Sekretär der Abteilung für Bergbau und Mineralienentwicklung und ein Unternehmer aus jeder Region, der sich entweder auf


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