Investieren in Edelsteine. Thomas Schröck
eine Übersicht des Wachstums der Geldmenge M3 im Euro Raum seit dem Jahr 2000:
ÜBERSICHT DES WACHSTUMS DER GELDMENGE M 3 IM EURO-RAUM VON 2000 BIS 2021
Quelle: Geldmenge M3 und Gegenposten im Euroraum;
(https://www.oenb.at/isaweb/report.do?report=1.3.1; Abfrage 25.03.2021, eigene Berechnung)
Treffen mehrere der beschriebenen Faktoren wie hohe Staatsverschuldung oder starkes Geldmengenwachstum zusammen, zeigt sich eine Erhöhung der Nachfrage nach Investments abseits der »klassischen Pfade«, nach »alternativen« oder »komplementären« Investments.
FLUCHTWÄHRUNG
Einen Vorteil haben Edelsteine im Lauf der Geschichte eindeutig bewiesen: Wenn Märkte zusammenbrechen und/oder wenn Menschen fliehen müssen gibt es außer Bargeld wohl keine andere Währung, die so einfach mitzunehmen ist, wie Edelsteine. Außerdem bekommt der Edelstein überall auf der Welt Anerkennung als wertvolles Objekt, sei es in Wien, Mumbai, New York oder Peking.
Ein Kilogramm Feingold hat zur Zeit der Entstehung dieses Buches8 einen Wert von rund 50.000 Euro. Ein Rubin von der Größe des kleinen Fingernagels kann leicht den doppelten Wert speichern. Gold ist zudem einfach zu finden (schwer an Gewicht, im Röntgen oder durch Metalldetektoren sofort aufspürbar).
Die Besonderheit bei Edelsteinen: Solange nicht in Schmuck gefasst, sind sie nahezu unsichtbar und innerhalb der Europäischen Union unterliegen sie keiner Anonymitätsgrenze (bei Gold in Österreich EUR 10.000, in Deutschland EUR 2.000) und keiner Deklarationspflicht. Deutschland hat, bisher als einziges Land der Europäischen Union, Edelsteine als »alternatives Zahlungsmittel« eingestuft.
DEMONETARISIERUNG INDIENS
Am 8. November 2016 tritt um 20.00 Uhr Ortszeit der Premierminister Indiens, Narendra Modi, vor die Kameras und verkündet, dass ab dieser Nacht alle 500- und 1.000-Rupien-Banknoten der indischen Währung ihre Gültigkeit verlieren. Außerdem werden Abhebungen vom Bankomaten auf ein Minimum herabgesetzt und die Banken werden für zwei Tage geschlossen.
Die Begründung des Premierministers: Er will Schwarzgeld aus dem Markt nehmen und höhere Steuereinnahmen erzielen. Die Aktion ist hinsichtlich der Geheimhaltung gut geplant und gut durchgeführt: Rund 1,3 Mrd. Menschen werden davon völlig überrascht.
Von der Durchführungsseite muss dann fast der Notstand ausgerufen werden: Zu jener Zeit sind die 500- und die 1.000-Rupien-Banknoten die Banknoten mit höchstem Wert und gleichzeitig sind zu wenige 50- und 1009-Rupien-Noten verfügbar. Da die Banken geschlossen wurden und die Geldautomaten nur Kleinmengen Geld herausgeben, muss die Regierung innerhalb kürzester Zeit sogar Lebensmittelkarten verteilen, um die Bevölkerung versorgen zu können. Das Ergebnis ist Chaos und Lähmung der indischen Wirtschaft für fast zwei Wochen.
Die Folge: Sofort schießen die Preise für Gold und Edelsteine bis Mitternacht des gleichen Tages um dreißig Prozent nach oben, da die Menschen versuchen, auf »Notwährungen« umzusteigen.
Ring mit Turmalin
ca. 20 ct., Madagaskar verarbeitet mit Diamanten in zwei Brauntönen und Rhodolith Ring in 750-Gelbgold
Foto: © The Natural Gem
Ältere Kunden erzählen immer wieder, dass die Nationalsozialisten, als die Ausreise aus Deutschland für Menschen jüdischen Glaubens noch möglich war, einen »Halb-Caräter« Diamanten pro Kopf für einen Reisepass als »nicht offizielle Bezahlung« verlangten.
Danach wurde das neue Leben, zum Beispiel in den USA, sehr oft mit Haib- und Ein-Carätern begonnen, die vor der Flucht einzeln in den Mantelsaum am unteren Ende des Mantels eingenäht wurden. Auch das Einschmelzen von Diamanten in das Wachs von Opferkerzen war aufgrund der Ähnlichkeit des Materials (Kohlenstoff im Wachs, Kohlenstoff in Diamanten) eine Methode der Wahl.
Der gesamte Diamantendistrikt in New York verdankt seine Existenz der Wanderbewegung dieser Diamanten.
EDELSTEINE – BZW. WAS IST EIN EDELSTEIN?
Was wird von Menschen als wertvoll angesehen? Etwas, das
selten,
schön und
von vielen begehrt ist.
Alle Begriffe treffen auf Edelsteine zu. Aus werttechnischer Sicht könnte man dann noch die Frage stellen: »Wo ist die Abgrenzung zu den Mineralien? Warum ist zum Beispiel Ametrin10 kein Edelstein?«
Die Antwort ist einfach: Weil beim Edelstein zusätzlich zur Seltenheit noch die Härte (Ametrin hat Härte 7) dazu kommt. Üblicherweise werden Edelsteine erst ab Härte 8 (also ab Smaragd und Topas) auch als Edelsteine geschätzt. Wobei sich in der jüngeren Vergangenheit hier auch Ausnahmen herauskristallisiert haben: Turmalin, beispielsweise. Paraiba-Turmalin11 (Härte 7–7,5), Tsavorit12 (Härte 6,5–7) und Tansanit13 (Härte 6,5–7). Ametrin zählt zu den Schmucksteinen.
Warum spielt die Härte eine Rolle? Weil »harte« Edelsteine auch gut in Schmuck tragbar sind. Über die Jahrhunderte wurde die »Anlageform Edelstein« gerne am Finger, am Ohr, an der Hand oder am Hals getragen. Daher spielen die Härte und »Unzerstörbarkeit« eine große Rolle.
Ein weiterer Grund, weshalb die Härte des Edelsteins wichtig ist: Je härter ein Stein ist, desto besser lässt er sich polieren und umso mehr funkelt er.
BIS HEUTE WIRD IN INDIEN GERNE FOLGENDE GESCHICHTE ERZÄHLT
Die Edelsteine werden deswegen so selten, weil sie von den Menschen heute zu schnell abgebaut werden, sodass sie nicht genug Zeit bekommen, in der Erde nachzuwachsen. Das sei in früheren Zeiten, als man noch nicht maschinell und damit langsam abgebaut hatte, anders gewesen.
Diese Geschichte ist aus heutiger mineralogischer Sicht eher zu verneinen, brauchen Edelsteine doch mehr als ein paar hundert Jahre für ihre Entstehung.
Sehr interessant ist die Frage, was in Edelsteinen Farbe erzeugt und die Antwort ist eine verblüffende: Es sind nur acht Elemente, die für Farbeffekte zuständig sind und meist als Spurenelemente in einem Edelstein vorliegen:
Titan
Vanadium
Chrom
Mangan
Eisen
Kobalt
Nickel