Investieren in Edelsteine. Thomas Schröck
Für Menschen, die ein (komplementäres) Investmentprodukt suchen, das keine Aufmerksamkeit benötigt: keine speziellen klimatischen Bedingungen wie Gemälde, keine Instandhaltungskosten wie Oldtimer und keine speziellen Lagerbedingungen wie Wein.
Für Menschen, die ihr Investment möglicherweise auch gerne als Schmuck tragen möchten.
Etwas Wichtiges noch vorweg: Auch wenn es immer wieder schnelle Gewinnmöglichkeiten bei einzelnen Edelsteinen gibt, um die ein Hype entsteht, sind diese Naturprodukte als langfristiges Investment mit einem Anlagehorizont von zumindest fünf bis zehn Jahren zu sehen. Als Spekulationsobjekt eignen sie sich nicht.
EDELSTEINE ALS ALTERNATIVE INVESTMENTS
Würde jemand all sein Geld beispielsweise in nur einen Aktientitel investieren, so hätte er sowohl ein hohes Gewinn- als auch Verlustrisiko. Steigt der Aktienkurs, verdient der Anleger gutes Geld, fällt der Kurs der Aktie, geht damit auch viel von seinem Geld verloren.
Um ein »Einzelrisiko« zu vermeiden, diversifizieren Anleger, das heißt, sie verteilen ihre Mittel auf verschiedene Anlagemöglichkeiten oder -klassen. Was bedeutet das? Die erste Möglichkeit wäre, sein Geld nicht nur in die Aktie eines Unternehmens zu investieren, sondern in Aktien verschiedener Firmen. Hier steht nun die Frage an, wie stark sich die Aktien verschiedener Unternehmen bei einem Börsenanstieg oder -fall in die gleiche oder in die gegensätzliche Richtung bewegen. Üblicherweise wird man davon ausgehen können, dass zum Beispiel Aktien der Nahrungsmittelindustrie sich gemeinsam in eine Richtung bewegen. Man spricht dann davon, dass die Aktien »korreliert« seien.
Etwas weniger Korrelation wird vorliegen, wenn jemand zum Beispiel in Aktien der Nahrungsmittelindustrie und jene der Pharma- oder Automobilindustrie investiert. Eines ist in diesem Zusammenhang festzustellen. Wird in mehrere Anlageprodukte oder -klassen investiert, wird Risiko reduziert. Gleichzeitig wird auch die Gewinnmöglichkeit innerhalb einer bestimmten Bandbreite festgemacht. Der Grund dafür ist, dass wenn Anlageprodukte wenig korreliert sind, sich also in verschiedene Richtungen bei einer bestimmten Wirtschaftssituation bewegen, eines oder mehrere der Anlageprodukte im Wert fallen werden, während andere aufgrund der geringen Korrelation steigen. Es kommt also nicht nur zu einer »Risikoausgleichssituation«, sondern auch zu einer »Gewinnausgleichssituation«.
Verschiedene Anlagemöglichkeiten werden in unterschiedliche Anlageklassen zusammengefasst. Die bekanntesten sind:
Bargeld
Spareinlagen und Sparbücher aller Art
Wertpapiere (Aktien) und Verzinsliche Wertpapiere (Anleihen)
Immobilien
Alternative Investments
Rohstoffe mit den Unterklassen:
Gold und andere Edelmetalle
Seltene Erden
Öl
Technologie- und sonstige Metalle
Edelsteine (in diesem Buch behandelt)
Hedge-Fonds und Wertpapierderivate
Private Equity (Veranlagung in Form von Eigenkapital in KMUs)
Kunst
Oldtimer
Wein
Uhren
ALTERNATIVE INVESTMENTS IM WIRTSCHAFTLICHEN UMFELD
Die Finanzkrise und das wirtschaftliche Umfeld der letzten Jahre haben allerdings dazu geführt, dass vor allem Immobilien und alternative Investments, wie eben Edelsteine, immer stärker in das Interesse der Anleger gerückt sind.
Die mit dem Fall der US-amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers einsetzende Finanz- und Wirtschaftskrise (Oktober 2008) stellte Sparer vor Herausforderungen. Die entscheidenden Fragestellungen einer erfolgreichen Veranlagung – Ertrag und Sicherheit – ließen sich immer weniger miteinander vereinbaren, zumindest im Bereich bewährter Sparformen. Am deutlichsten wird dies anhand einer Übersicht über die Veränderung der Leitzinssätze der vergangenen zwanzig Jahre sichtbar:
Quelle: Österreichische Nationalbank, Stand: 27.11.2020
(https://www.oenb.at/isaweb/report.do?lang=DE&report=10.4)
Die Grafik zeigt sehr anschaulich, dass herkömmliches Sparen infolge der Finanzkrise keine Erträge abwirft.
Die Niedrigzinsen führten etwa in Deutschland oder der Schweiz zur grotesken Situation, dass Sparer teilweise dafür zahlen müssen, dass sie Geld bei Banken einlegen (Negativzinsen). Eine ähnliche Entwicklung konnte auch bei Anleihen beobachtet werden. Bei Anleihen »sicherer« Emittenten akzeptieren Anleger ebenfalls Negativzinsen oder einen Nullzins.
Nur risikoreiche Anleihen von schlechter beurteilten Staaten oder Unternehmen liefern noch eine attraktive Verzinsung.
Dazu kommen Themen wie hohe Staatsverschuldung, in manchen Staaten seit Ausbruch der Finanz- und der COVID-Krise stark gestiegene Arbeitslosigkeit, lange Zeit schwaches Wirtschaftswachstum und eine rasche Erhöhung der Geldmenge.
Um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln, griffen die Federal Reserve Bank (FED) in den USA und die Europäische Zentralbank (EZB) neben dem Herabsetzen der Zinssätze auf ein weiteres geldpolitisches Maßnahmenpaket zurück: die Ausweitung der Geldmenge. Dahinter steht der wirtschaftliche Glaube, dass die Konsumenten und die Sparer auf die Ausweitung der Geldmenge mit Konsum und Geldausgabe, also allgemein positiv, reagieren und das so das Wirtschaftswachstum angekurbelt wird.
Als der Autor dieses Buches noch an der Wirtschaftsuniversität Wien studierte, wurde von den Lehrenden darauf hingewiesen, dass ein solches Vorgehen allerdings zu zwei negativen Auswirkungen führen kann: zu einer Destabilisierung der Wirtschaft und mittel- bis langfristig zur Inflation. Die Gefahr solcher Auswirkungen scheint heute vergessen zu sein.
Gemessen wird das Geldmengenwachstum an der sogenannten »Geldmenge M3«: Diese beinhaltet vereinfacht ausgedrückt alles Geld in der europäischen Volkswirtschaft; also Bargeld, Einlagen