Investieren in Edelsteine. Thomas Schröck

Investieren in Edelsteine - Thomas Schröck


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liegenden Elemente werden »Übergangselemente« oder »Übergangsmetalle« genannt und sind für die Färbung der Edelsteine verantwortlich. Üblicherweise ist die Färbung des Steines umso größer, je höher sein Gehalt an dem jeweiligen Übergangselement ist.

      Bei der Färbung werden drei Einflussfaktoren unterschieden:

      

Farbe,

      

Ton und

      

Saturation oder Farbsättigung

      Die Farbe beschreibt, ob ein Stein zum Beispiel blau oder rot ist. Der Ton beschreibt, wie dunkel ein Stein ist, also beispielsweise eher himmelblau oder eher tintenblau. Der dritte Begriff, Farbsättigung, oder auch oft mit dem englischen Wort »Saturation« bezeichnet, beschreibt, wie viel Farbe (zum Beispiel von blau), in einem Stein vorhanden ist. Grundsätzlich gilt: Je höher die Farbsättigung, desto wertvoller der Stein. Die einzige Ausnahme ist der »Padparadscha«, also der orange-lachsfarbene Saphir, der immer etwas rosa enthalten muss, um als echter »Padparadscha« zu gelten: Hier wird weniger Farbsättigung geschätzt. Ist der Stein zu dunkel-orange, wird er einfach als »oranger Saphir« bezeichnet.

      WIE WERDEN HEUTE PROFESSIONELL EDELSTEINE AUFGESPÜRT?

      … eine kurze Reise am Beispiel des Turmalins, es geht nach Namibia …

      Es ist Ende 2016. Auf Nachbarfeldern in einem Gebiet in Namibia, das von der Sonne gebräunt ist, wurden Turmaline gefunden. Der Besitzer der noch landwirtschaftlich genutzten Fläche ordert ein Team von Prospekteuren eines britischen Unternehmens. Deren 14-tägige Reise nach Namibia wird ihn rund 80.000 Euro kosten.

      Die beiden Herren des britischen Unternehmens reisen mit umfangreichem Gepäck: Sie werden das Gebiet mit Hilfe der »Magnetotellurik« untersuchen. Dies ist eine Methode der Geophysik, die mit Magnetfeldtechnik arbeitet. Es werden Magnetfeldänderungen in der Erde gesucht. Warum das? Turmalin weist im Vergleich zu dem ihn umgebenden Pegmatit einen höheren Mangangehalt auf, daher können noch im Boden befindliche Turmaline aufgespürt werden.

      Die Hoffnung ist es, sogenannte »Pockets« zu finden, also größere, mit Turmalinen gefüllte Hohlräume. Diese Hohlräume messen in einem guten Fall rund 3 x 1,5 Meter. Ist ein solcher Hohlraum dank der Technik geortet, wird ein senkrechtes Loch hinab bis zur Edelsteintasche gegraben und dann lässt sich der Besitzer der Mine selbst in das Loch hinab. Er bohrt ein kleines Loch in das Pocket und leuchtet mit einer Lampe hinein. Wenn er Glück hat, strahlen ihm farbige Turmaline in Kristallform entgegen, wenn er Pech hat findet er nur schwarzen Turmalin, den sogenannten »Schörl«.

      Nehmen wir an, er hat Glück gehabt, dann hat er eine sehr wichtige Entscheidung zu treffen: Ist der Fund mehr wert, wenn er nicht geschliffen, sondern als »Stufe« aus der Erde geholt und an Mineraliensammler verkauft wird? Oder soll er die Kristalle zerteilen und zu Schmucksteinen schleifen lassen?

      Unser Minenbesitzer hatte übrigens Glück: Auf rund 800 Quadratmetern wurden acht Pockets mit farbigen Turmalinen gefunden … die Anreise der Techniker aus England hat sich für ihn bezahlt gemacht …

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      Rubine

      Burma allesamt Naturfarbe, unbehandelt

      Foto: © The Natural Gem

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      ETHIK UND NACHHALTIGKEIT DES EDELSTEINHANDELS

      Bevor wir uns der Übersicht der für ein Investment geeigneten Edelsteine im Detail zuwenden, noch ein paar Worte zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.

      Edelsteine werden seit der frühen Menschheitsgeschichte abgebaut und oft wird die Förderung von Diamanten und Farbedelsteinen gleichgesetzt. Dies stimmt so aber nicht: Mehr als achtzig Prozent der Weltproduktion an Diamanten wird – ähnlich wie Gold – im industriellen Stil, hauptsächlich von inter- und multinationalen Großkonzernen (etwa De Beers, Rio Tinto und Alrosa) unter Einsatz von schwerem Gerät abgebaut. Bei Farbedelsteinen ist es genau umgekehrt – hier dominiert der kleinräumige, handwerkliche Abbau, ohne schweres Gerät. Statt Konzernen liegt der Betrieb in den Händen von Familien, kleinen Minenbetreibern oder Genossenschaften.

      Zu Beginn der 2000er Jahre wurden unter anderem in Australien, Kolumbien, Mosambik und Sambia große Projekte zum großindustriellen Abbau von Farbedelsteinen lanciert. So haben dann auch die 32 Auktionen des Unternehmens Gemfields für Smaragde und anderen Beryll, die seit 2009 in der Kagem-Mine in Sambia abgebaut wurden, ein Gesamtergebnis von 589 Mio. US-Dollar erzielt. Die zwölf seit 2014 durchgeführten Gemfields-Auktionen für Rubine aus Mosambik brachten knapp 513 Mio. US-Dollar ein. Dieser zwischenzeitliche Trend hin zu großindustrieller Förderung geht jedoch wieder deutlich zurück, da sich viele der Förderländer der Regionalität und des Umweltschutzes bewusst werden.

      Staaten wie Sri Lanka, Mosambik oder Burma haben den großmaschinellen Abbau verboten. Fundstellen werden wieder an einheimische Familien verpachtet, um deren Einkommen zu sichern. Die Bedeutung internationaler Konzerne hat beim Abbau von Farbedelsteinen sehr stark abgenommen, lokale Kooperationen nehmen zu. Ein weiterer wichtiger Punkt: Im Gegensatz zum Abbau von Metallen finden beim Abbau von Edelsteinen weder Säuren noch Quecksilber Verwendung. Der Grund dafür ist schlicht und einfach, dass diese Flüssigkeiten nicht notwendig sind. Auch die Verwendung von Explosivstoffen ist vor allem bei sekundären Lagerstätten unnötig und nicht angebracht. Sekundäre Lagerstätte bedeutet, dass das Gebirge, in dem die Edelsteine entstanden sind, von der Natur über Jahrmillionen erodiert (abgebaut) wurde und dass die Edelsteine nunmehr im Lehm früherer Flüsse abgelagert wurden. In diesem Schwemmland wird dann nach ihnen gesucht. Von einer primären Lagerstätte wird gesprochen, wenn sich der Edelstein noch im Muttergestein befindet.

      Wenn Sie sich absolut sicher sein möchten, jeden Schritt des Edelsteinabbaus, der Verarbeitung und des Transports überblicken zu können, empfehlen wir Ihnen, Edelsteine aus Sri Lanka zu kaufen. In Sri Lanka findet Edelsteinabbau ausschließlich in sekundärem Abbau statt.

      Da Sri Lanka den Einsatz von Großmaschinen verboten hat, um Menschen im Land Arbeit zu geben, werden diese Lehmschichten von Hand abgetragen und ausschließlich von Männern, da es sich um relativ schwere körperliche Arbeit handelt. Ein Arbeitstag dauert von 9.00 Uhr morgens bis 15.30 Uhr. Der Grund dafür: Im tropischen Abendlicht können Edelsteine nicht mehr von den sie umgebenden Kieselsteinen optisch unterschieden werden, daher endet der Arbeitstag im Laufe des Nachmittags, solange die Sonne noch ausreichend hoch steht.

      Der Betreiber einer solchen Mine in Sri Lanka ist außerdem für das soziale Wohlergehen seiner Mitarbeiter und deren Familien verantwortlich. Er zahlt deren Arzt- und Krankenhausrechnungen, stellt auch eine Pensionskasse zur Verfügung und trägt die Kosten von Beerdigungen. Im Allgemeinen beträgt der Monatslohn eines Arbeiters in den Edelsteinminen das Doppelte des Durchschnittsgehalts in Sri Lanka. Tatsächlich sehen junge Männer das Arbeiten in den Minen in Sri Lanka als Entwicklungsschritt an, weil es ihnen durch den vermehrten Verdienst möglich ist, ein Eigenheim aufzubauen und ihren Familien, speziell den Kindern, ein gutes Leben zu ermöglichen.

      Die Regierung von Sri Lanka hat außerdem verfügt, dass alle in Ceylon gefundenen Edelsteine im Land geschliffen werden müssen, um die Wertschöpfungskette zu verlängern. Darüber hinaus wurde ein sehr gutes lokales gemmologisches Labor eingerichtet (»Ceylon Gem Lab« – CGL), das jeden Edelstein, der aus Sri Lanka exportiert wird, für die Regierung kontrolliert, um den bekanntlich guten Ruf echter Edelsteine aus Ceylon im Ausland zu schützen.

      FALLBEISPIEL SRI LANKA

      Sri


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