Kinder sicher im Internet. Geyrhofer Alexander

Kinder sicher im Internet - Geyrhofer Alexander


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Natürlich gibt es bei nahezu allen Portalen die (wenigstens theoretische) Möglichkeit, Fotos und andere verfängliche Dateien über den Betreiber des Portals löschen zu lassen. Doch wer das beispielsweise schon einmal bei Facebook probiert hat, weiß, wie lange das dauern kann. Nervenzerreibende Stunden, oft aber auch Tage vergehen. Für die Betroffenen ganze Ewigkeiten. Doch es gibt auch eine raschere, bessere Lösung: Nach dem Speichern (Screenshot) und Ausdrucken der Daten sollten Sie so vorgehen: Kopieren Sie die URL-Adresse, zum Beispiel den Weblink eines Fake-Profils. Öffnen Sie nun (das gilt für Österreich) diesen Link: www.ombudsmann.at Jetzt senden Sie über das Anfragefeld den Link an den Internet-Ombudsmann. Ersuchen Sie ihn, sofort beim Löschen des Fake-Profils oder der Fotos, um die es geht, zu helfen. Das Team um den Internet-Ombudsmann Bernhard Jungwirth (in Deutschland und anderen Ländern gibt es ähnliche Einrichtungen, oft auch Schlichtungsstelle genannt). Jungwirth und sein Team sind mit allen gängigen Portalbetreibern gut vernetzt. So kann die Löschung gleichsam auf kurzem Wege vorangetrieben werden. Außerdem sollten sie unbedingt die Polizei einschalten. Nur so kommen auch rasch Ermittlungen in Gang. Nur so können Täter ausgeforscht, weitere ähnliche Straftaten verhindert und Datenträger beschlagnahmt werden.

      Wie sensibilisiere ich mein Kind?

      Klar, schon das Anfertigen von Nacktbildern ist höchst problematisch, und das Verschicken übers Netz ein No-Go. Dennoch reizt es Jugendliche, genau solche Bilder zu machen, immer wieder enorm.

      Was tun? Wie vorbeugen?

      Aus meiner Erfahrung weiß ich:

      Es macht immer Sinn, Jugendliche mit Sexting zu konfrontieren.

      Sei es in Gesprächen, sei es auch in konkreten Übungen. Wenn sie schon glauben, unbedingt Nacktfotos von sich machen zu müssen, so sollten sie unbedingt genau darüber Bescheid wissen, wie diese Bilder bearbeitet werden können. Und zwar so, dass sie keinesfalls zu erkennen sind.

      Generell gilt natürlich: Nacktaufnahmen sollten sofort wieder gelöscht werden, nachdem sie zum Beispiel dem Freund, der Freundin gezeigt wurden. Prinzipiell fallen so gut wie alle Nacktbilder Minderjähriger unter den sogenannten Kinderpornografie-Paragrafen 207 a StGB6. Ausnahmen gibt es da nur ganz wenige. Und:

      Niemals Nacktbilder von sich verschicken! Egal, wie groß die Liebe sein mag!

      Snapchat – inzwischen auch vielen Erwachsenen bekannt – ist bei Jugendlichen eine besonders beliebte Applikation, um Nacktbilder zu versenden. Das System bei Snapchat gibt bekanntlich vor, dass Aufnahmen vom Empfänger nur für einige Sekunden (in der Regel zehn) angesehen werden können (+ 1 sofortige Wiederholung).

      Doch was, wenn der Empfänger einen Screenshot davon macht?

      Zwar bekommt der Absender darüber eine Information, doch das ändert nichts daran, dass das Bild unterwegs und anderswo gespeichert ist. Ob dieses Bild nun vom Empfänger wieder gelöscht wird oder nicht, ist außerhalb des eigenen Einflussbereichs. Außerdem müssen die Jugendlichen sich darüber im Klaren werden, dass Snapchat-Bilder (auch ohne Screenshot) niemals gänzlich verschwunden, sondern bloß fürs Auge der 0815-User versteckt sind. Findige Hacker hingegen können sich durchaus Zugriff verschaffen7.

Tipp Sprechen Sie das Thema Ihren Kindern gegenüber an. Reden Sie darüber, welche Bilder unpassend und welche passend sind. Snapchat beispielsweise ist ideal, um lustige Bilder mit verzerrten Gesichtern zu machen und auch zu verschicken. Machen Sie mit Ihren Kindern auch solche Fotos, drucken Sie sie aus – um dann, auf Basis dieser Fotos, mit ihnen darüber zu diskutieren. Nehmen Sie solche Fragen als Grundlage des Gesprächs:

      

Was wäre, wenn ein Freund oder eine Freundin das Foto an andere WhatsApp-Gruppen weiterschickt? Würdest du das wollen?

      

Könnte das Folgen haben, wenn jemand, mit dem du dich nicht so gut verstehst, das Bild auch bekommt und dann blöde Kommentare loslässt? Oder dein Bild verändert und weiterschickt?

      

Würdest du dein witziges Foto plötzlich auf einer riesigen Plakatwand beim Bahnhof sehen wollen, ohne dass dich jemand um deine Erlaubnis gefragt hätte? Wie würde es dir dabei gehen?

      

Wäre dieses Foto als Profilbild bei Facebook, Whats-App und Co. geeignet? Nein? Warum nicht?

      Die Präsentation der eigenen Person im Netz ist etwas, worüber wir gar nicht oft genug mit den Jugendlichen sprechen können. Immerhin – das ist ja mittlerweile nichts Neues – machen enorm viele Firmen sogenannte Backgroundchecks über künftige Mitarbeiter. In Österreich sind es 80 Prozent aller Betriebe, und in anderen Ländern ist dieser Wert ähnlich hoch.

      Denn natürlich wollen Chefs von Bewerbern vorab wissen: »Wie präsentiert er sich in den Sozialen Medien? Was für ein Bild gibt er ab? Immerhin sollen sie später auch den Betrieb repräsentieren.« Längst gibt es mittlerweile auch eigene Websites8, die für Firmen genau das anbieten:

      Auf Mausklick alle im Netz verfügbaren Informationen über x-beliebige Personen.

      Das folgende Beispiel ist zwar nicht unmittelbar in Verbindung mit Sexting zu sehen, doch es zeigt aus meinem eigenen, privaten Umfeld auf, wie sorglos viele (vor allem auch junge) Menschen mit ihrem Auftritt im Internet umgehen:

      Aus der Praxis

      Es geht hierbei um den Sohn einer guten Freundin unserer Familie. Er schickte mir über Facebook eine Freundschaftsanfrage. Natürlich bestätigte ich. Danach musterte ich sein Profilbild.

      Was bekam ich zu sehen?

      Eine wunderschöne, saftig grüne Wiese. Fast schon idyllisch. Wäre da nicht … ja, wäre da nicht diese eine volle Bierflasche gewesen, die mitten im Gras stand. Und daneben lagen drei leere Flaschen.

      Ich rief den jungen Mann augenblicklich an.

      »Klausi«, sagte ich. »Nur eine kurze Frage an dich. Bist du nicht gerade auf Jobsuche? Also…hättest du dich bei mir beworben, ich würde dich nicht mal zum Vorstellungsgespräch einladen.«

      Klausi zeigte sich im ersten Moment erstaunt, fast entsetzt. »Warum denn?«

      »Ich habe dein Profilbild auf Facebook gesehen.«, sagte ich.

      »Und?«

      »Was glaubst du wohl, was ich von dir denke, wenn ich vier Bierflaschen sehe?«

      »Dass ich…« Man konnte am Telefon fast hören, wie der Groschen fiel. »Dass ich…saufe?«

      »Du könntest mit Abstand der beste aller Bewerber sein. Aber den Job bekäme ein anderer.«, sagte ich. Minuten später war sein Profilbild gegen ein neues ausgetauscht.

      Aber kehren wir wieder in die Tiefen des Phänomens Sexting zurück. Dorthin, wo die Sorglosigkeit im Umgang mit Bildern sich in ganz anderen Dimensionen abspielt.

      Wenn von Sexting die Rede ist, sollte man diesen Begriff immer auch im Hinterkopf haben:

      Rachepornos.

      Das mag im ersten Augenblick absurd klingen. Doch die Realität spricht eine andere Sprache. Immer wieder lassen Verliebte sich dazu hinreißen, während einer Beziehung heiße Videos zu drehen. Und immer wieder landen genau diese vermeintlich rein


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