Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book). Daniel Moser-Léchot
und Elfenbein sowie Bernstein (ambar) und Wachs. Nur sporadisch spielte Geld als direktes Zahlungsmittel eine Rolle. Silbermünzen wurden erst sehr spät angenommen, und zwar eher als Schmuck denn als Geld, da Silber in Afrika rar war. Als Währung galten bis ins 19. Jahrhundert auch die Gehäuse der Kaurischnecken aus dem Indischen Ozean.34
Der Warentausch fand meist auf Märkten in bekannten Ortschaften statt; dasselbe Verfahren des Handels wird auch von Cadamosto und von Fernandes beschrieben (in Wolof, Cantor, Gambia und Guinea). Zwischen 1484 und 1562 waren es etwa hundert Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde, die Schiffe nach Guinea ausrüsteten, ein Teil davon beteiligte sich aktiv als Kapitäne an den Reisen. Vor der Abfahrt nach Guinea erhielten die Reeder üblicherweise die Bestellungen der Bewohner und Bewohnerinnen von Santiago: Sklaven und Sklavinnen, Reis, Hirse, Elfenbein, Wachs. João Vidão rüstete zusammen mit Dona Brígida de Gouveia zwei Schiffe aus: Zum einen die «Santa Maria do Cabo», die am 13. Oktober 1513 in Santiago ankam, mit 13 Sklaven an Bord, die an die Besteller gingen. Im Februar 1514 traf die «Santa Maria de Vitória» ein, mit 168 Sklavinnen und Sklaven sowie mit Hirse. Der gleiche Unternehmer transportierte 1528 auf der «São Marçal» 144 Sklaven, zusammen mit Hirse und 1335 Kilogramm Elfenbein. Später brachte er mit dem gleichen Schiff weitere 34 Sklaven. Im selben Jahr legte die «Santa Maria do Pardal» mit 75 Sklaven sowie mit Hirse und Elfenbein an.
Importe nach der Guineaküste
Die bereits erwähnten Einschränkungen der Handelsprivilegien im königlichen Brief vom 8. Februar 147235 führten unter anderem zu einem verstärkten illegalen Handel. Die Krone beanspruchte in gewissen Bereichen ein Monopol, so im Handel mit Malagueta und anderen Gewürzen, mit Zibetkatzen (ihr Sekret der Perianaldrüsen, das Zibet, wurde zur Herstellung von Parfum verwendet), Elfenbein, Edelsteinen und Siegellack. Wer gegen die königlichen Vorschriften verstiess, dessen Schiffsladung und beweglichen Güter wurden beschlagnahmt. Im Verlaufe des 15. Jahrhunderts erweiterte die Krone sukzessive die Liste der Waren, die nicht frei gehandelt werden durften. Später kamen zum Beispiel besondere Muscheln dazu, die es auf Cabo Verde gab und die an der afrikanischen Küste besonders gefragt waren. Am 13. September 1497 hielt ein königlicher Brief fest, dass der Handel mit Eisen ebenfalls zum königlichen Monopol gehöre. Dies wurde damit begründet, dass sich die Mauren und die Schwarzen damit Waffen schmieden würden. Zu direkten Handelswaren von Europa nach Afrika (also ohne Zwischenhalt auf Cabo Verde) gehörten seit 1497 auch Tücher aus Indien, Brokat aus Flandern, Seidenhemden, rote und gelbe Tücher, Kupferwaren, Zinn und Edelsteine.
Wer gegen die königlichen Handelsbeschränkungen verstiess, wurde für fünf Jahre nach São Tomé (seit 1493 portugiesisch) oder Sankt Helena (1502–1600 portugiesisch) verbannt. Die Verbote wurden immer wieder erneuert, offenbar wurden sie kaum beachtet.
Bereits 1481 schickte König João II einen Gesandten nach Cabo Verde, der das Problem des illegalen Handels untersuchen und die Schuldigen bestrafen sollte – ohne grossen Erfolg.
Die Bewohner und Bewohnerinnen von Cabo Verde handelten sowohl in verbotenen Gebieten (wie dem heutigen Sierra Leone) wie auch mit verbotenen Produkten. Es sind zahlreiche Fälle von illegalem Handel dokumentiert.36 Grundsätzlich war mit illegalem Handel wesentlich mehr Geld zu verdienen als mit legalem. König Manuel I versuchte 1517 erneut, mit strengeren Strafandrohungen den illegalen Handel zu unterdrücken – wiederum mit wenig Erfolg.
Zu den aus Cabo Verde nach dem afrikanischen Kontinent exportierten Waren gehörten unter anderem Tücher (panos), die aus der auf Cabo Verde angepflanzten Baumwolle (seit 1517 nachgewiesen) hergestellt wurden. Sie bestanden aus Streifen von 12 bis 15 Zentimetern Breite, die zusammengenäht wurden.
Abb. 3: Beispiel eines «panos» (20. Jahrhundert).
Auf dem afrikanischen Kontinent waren ausserdem Pferde aus Cabo Verde besonders begehrt, da sie als Zeichen eines hohen gesellschaftlichen Standes galten.37 Die Bewohnerinnen und Bewohner der Inseln hatten gegenüber den Kaufleuten mit Vertrag aus Lissabon oder auch aus Spanien den Vorteil, dass sie die Guineaküste viel häufiger besuchen konnten, da sie wesentlich kürzere Schifffahrtswege zurückzulegen hatten. Schliesslich wurde auch Salz von den Inseln Maio, Boa Vista und Sal an die afrikanische Küste exportiert, da es als besonders sauber galt.
Im Verlaufe des 16. Jahrhunderts verschoben sich die Gewichte der Güter, die an die afrikanische Küste exportiert wurden: Während die Baumwolle und die Baumwolltücher wichtiger wurden, nahm die Zahl der exportierten Pferde ab.38
Die Bewohnerinnen und Bewohner von Cabo Verde gegen den königlichen Handel und die Monopolgesellschaften
Die «Casa de Guiné» war eine erste Monopolgesellschaft unter der Leitung von Heinrich dem Seefahrer mit Sitz in Lagos, später in Lissabon. 1482 bis 1483 hiess sie «Casa de Guiné e da Mina» (Elmina im heutigen Ghana), dann «Casa da Índia e da Guiné» (1499) und schliesslich nur noch «Casa da Índia», blieb aber in Guinea tätig. Die Veränderungen im Namen zeigen deutlich den Wechsel der Destinationen und deren Bedeutung im portugiesischen Überseehandel.
Der portugiesische König Afonso V schloss bereits 1469 mit dem Kaufmann und Ritter Fernão Gomes aus Lissabon einen Vertrag über fünf Jahre ab, worin dieser für den Handel mit Guinea und Sierra Leone ein Monopol erhielt und dafür neben Geldzahlungen an die Krone auch die Pflicht hatte, jährlich 100 Meilen afrikanische Küste zu erforschen. Schliesslich wurde im Vertrag festgelegt, dass dem König alles Elfenbein zukomme. Dieses spielte in der sakralen Kunst in Europa eine wichtige Rolle.39 Solche Monopolverträge wurden in den folgenden Jahrzehnten üblich und schmälerten die Handelsrechte der Siedler auf Cabo Verde.
Zum Sklavenhandel gibt ein 1510 auf drei Jahre abgeschlossener Vertrag zwischen dem portugiesischen König Manuel I und António Rodrigues Mascarenhas Auskunft. Mascarenhas hatte für dieses Privileg Sklavinnen und Sklaven im Wert von 900 000 Réis an das Königshaus abzugeben, was ungefähr 130 Sklavinnen und Sklaven entsprach.40
Der hohe Justizbeamte (corregedor) und Finanzverwalter (contador) der Krone auf Santiago, Rui Gomes, stellte 1517 fest, dass Bewohnerinnen und Bewohner der Insel Santiago mit Sierra Leone Handel trieben, namentlich mit Elfenbein, Wachs, Eisen und anderen verbotenen Waren. Sklavinnen und Sklaven konnten die Bewohner und Bewohnerinnen der Insel nur zum eigenen Gebrauch erwerben. Schliesslich wurde angedroht, dass bei Übertretung dieser Verbote die Schiffe der Handelnden beschlagnahmt würden. Zudem klagte Rui Gomes 1518 über die geringen Gewinne aus dem Guineahandel.41 Im selben Jahr hob der portugiesische König alle Privilegien und Monopole im Guineahandel auf und erklärte diesen als Sache des Königs. Die Lançados wurden aufgefordert, ihre Niederlassungen an den Flüssen Guineas aufzugeben und an den König zu transferieren, was indessen kaum erfolgte. Der Schwarzhandel mit Sklavinnen und Sklaven von der Küste nach den Inseln dauerte offensichtlich an. Der Handel mit der auf den Inseln Santiago und Fogo produzierten Baumwolle ging an die königliche Monopolgesellschaft der «Casa Real». Der König vergab auch später zeitlich beschränkte Handelsmonopole an einzelne Herren, so 1560 und 1566 an António Gonçalves de Gumão bis 1574. Konflikte mit den Kaufleuten von Santiago waren vorprogrammiert. Der Guineahandel lief nun nicht mehr von Guinea nach Santiago und von dort nach Lissabon, sondern vermehrt von Guinea direkt nach Lissabon.
Nach 1530 verlor Cabo Verde seine zentrale Stellung im atlantischen Sklavenhandel. Anfangs des 17. Jahrhunderts legten am Zoll in Santiago nur noch wenige Sklavenschiffe an, so beispielsweise in den Jahren 1611 bis 1613 bloss noch sieben. Die Schiffe, die Sklavinnen und Sklaven schmuggelten, waren auf den Zolllisten nicht verzeichnet.42 Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts gingen die Zahlen der auf Cabo Verde nach Amerika verschifften Sklaven und Sklavinnen weiterhin deutlich zurück: Während es zwischen 1601 und 1640 noch rund 1600 waren, sanken die Zahlen zwischen 1671 und 1700 auf bloss noch 250.
Der «Restaurationskrieg» von 1640 bis 1668 zwischen Spanien und Portugal hatte auf den Sklavenhandel nach Amerika kaum Auswirkungen: Spanische Sklavenschiffe landeten auf dem portugiesischen Cabo Verde und portugiesische Schiffe verkauften ihre Sklavinnen