Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book). Daniel Moser-Léchot

Geschichte der Kapverdischen Inseln (E-Book) - Daniel Moser-Léchot


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grossen Wassermassen.

      In der offiziellen portugiesischen Geschichtsschreibung wird die Entdeckung der Kapverdischen Inseln dem Genuesen Antonio da Noli und dem Portugiesen Diogo Gomes zugeschrieben und auf das Jahr 1460 datiert. Aus dem Bericht von Gomes sei zitiert:

      «Ich und Antonio da Noli verliessen den Hafen von Zaya und segelten zwei Tage und zwei Nächte in der Richtung nach Portugal. Da sahen wir einige Inseln im Meer, und da meine Karavelle leichter war, erreichte ich als Erster die Insel und sah weissen Sand. Ich fand einen guten Ankerplatz und liess ankern, wie auch Antonio. Ich sagte ihm, dass ich als Erster das Land betreten wolle und so tat ich es auch. Wir sahen hier kein menschliches Zeichen und nannten die Insel Santiago: So wird sie noch heute genannt. Hier fanden wir Fische im Überfluss. Am Ufer sahen wir viele fremde Vögel und zahlreiche Bäche mit Süsswasser. Die Vögel waren so zahm, dass wir viele von ihnen mit Stöcken töteten; auch fanden wir eine grosse Zahl von Gänsen. Auch war hier eine Überfülle an Feigen, die allerdings nicht auf dieselbe Art wie bei uns an den Bäumen in der Nähe der Blätter wachsen, sondern am Stamm, von den Wurzeln bis zum Gipfel. Die Bäume wuchsen in grosser Zahl, auch gab es grosse Mengen an Gras.»19

      Diogo Gomes (1420–1501) war Knappe (escudeiro) des portugiesischen Königs. Antonio da Noli (1415–1497) stammte aus Noli in der Region von Genua und diente unter dem Prinzen Heinrich dem Seefahrer in der portugiesischen Seefahrt. Er blieb auf den Kapverdischen Inseln und starb auf der Insel Santiago. Die Chronik von Diogo Gomes entstand um 1475. Sie wurde von Valentim Fernandez (eigentlich Valentin Ferdinand aus Mähren) für Konrad Peutinger ins Deutsche übersetzt und erschien als «Beschreibung der Westküste Afrika’s bis zum Senegal» erst 1860 im Druck.20 Auch Martin Behaim hat den Bericht gekannt. Es ist nicht überraschend, dass der Portugiese Gomes darauf drängte, als Erster an Land zu gehen, um die Inseln als Land der portugiesischen Krone in Anspruch zu nehmen.

      Wie gesagt, der von Gomes beschriebene Fischreichtum der Gewässer um Cabo Verde besteht heute noch; viele Inseln zeigen Erosionsspuren und alte, jetzt ausgetrocknete Flussläufe sind zu erkennen. Bei den erwähnten Feigenbäumen könnte es sich um Ficus gnaphalocarpa gehandelt haben. Auch Gomes spricht in seinem Bericht von Bächen mit viel Wasser auf den Inseln. Heute kommt fliessendes Wasser auf den Kapverdischen Inseln in einer guten Regenzeit noch auf den gebirgigen Inseln Santiago und Santo Antão vor. Auf die klimatischen Veränderungen in den letzten Jahrhunderten auf dem Archipel soll später noch eingegangen werden.

      1Ramos Rui, Vasconcelos e Sousa Bernardo, Monteiro Nuno Gonçalo: História de Portugal. Lissabon 2015, 148; Bernecker Walther R., Pietschmann Horst: Geschichte Portugals. München 2014, 20.

       2Bernecker, op. cit. 2014, 21; Guillén Fabienne P., Trabelsi Salah: Les esclavages en Méditerranée. Espaces et dynamiques économiques. Madrid 2012, 201; Axelson Eric: Congo to Cape. Early Portuguese Explorers. London 1973, 21ff.

       3https://historiasdeportugalemarrocos.com/2014/02/16/presenca-portuguesa-emmarrocos/#more-829; Frederico Mendes Paula, am 11.11.2019.

      4Verlinden Charles: L’Esclavage dans l’Europe médiéval. Tome deux, Italie – Colonies italiennes du Levant – Levant latin – Empire byzantin. Gent 1977, 115.

       5Azurara Gomes Eanes de: Crónica do Descobrimento e Conquista da Guiné. Mem Martins o. J., 56f.

       6Wagner Bettina: Die «Epistolae presbiteri Johannis» lateinisch und deutsch. Überlieferung, Textgeschichte, Rezeption und Übertragungen im Mittelalter. Tübingen 2000, 24ff.; Trexler, Richard C.: The Journey of the Magi. Meanings in History of a Christian Story. Princeton 1997, 102f.

      7Oliveira Marques A. H. de: Histoire du Portugal et de son empire colonial. Paris 1998, 119f.; Anquandar Kwesi J.: Castles & Forts of Ghana. Paris 1999; Buah F. K. A.: History of Ghana. London, Basingstoke 1995, 65ff.; Newitt Malyn: The Portuguese in West-Africa, 1415–1670, a Documentary History. New York 2010, 90ff. Der befestigte Handelsstützpunkt Arguim war gewissenermassen das Modell für die späteren portugiesischen Befestigungsanlagen und Stützpunkte entlang den afrikanischen Küsten, so in Gorée, der Ilha de Moçambique und Sansibar.

      8Barcellos Christiano José de Senna: Subsídios para a História de Cabo Verde e Guiné I. Praia 2003, 21; Albuquerque Luís, Santos Maria Emília Madeira: História Geral de Cabo Verde, Vol. I. Lissabon, Praia 2001, 23.

       9Cardoso, J. L., Monge Soares, A. M.: A estação arqueológica de Salamansa (Ilha de São Vicente, República de Cabo Verde). Rev. Port. Arqueol. 13, 2010, 167–214; Coquery Vidrovitch Catherine: Histoire des villes d’Afrique noire. Des origines à la colonisation. Paris 1993, 153. Coquery Vidrovitch schreibt, dass die Inseln bei ihrer Entdeckung dünn besiedelt gewesen waren. Soweit ich sehe, steht die Autorin mit dieser Feststellung allein da.

      10Ramos Rui et al.: História de Portugal, Lissabon 2015, 25f.; Caddeo Rinaldo: Le navigazioni atlantiche di Alvise da Cà da Mosto, Antoniotto Usodimare e Niccoloso da Recco. Milano 1928, 91; Crone G. R. (Hrsg.): The Voyages of Cadamosto and Other Documents on Western Africa in the Second Half of the Fifteenth Century. London 1937, XXIII.

      11Albuquerque, op. cit. 2001, 32; Peres Damião: Notas Históricas, in Viagens de Luís de Cadamosto e de Pedro de Sintra. Lissabon 1948, 185–196; Barros Victor: A escrita da história da «descoberta» de Cabo Verde, Fabulário cronográfico, história oficial ou fabricação do consentimento? Lissabon 2017, 75–113. Barros berichtet ausführlich zur Historiografie der Entdeckungsgeschichte und der politischen Hintergründe in der jeweiligen Darstellung; Carreira António: Formação e extinção de uma sociedade escravocrata (1460–1878). Praia 1983, 27ff.; Andrade Silva Elisa: As Ilhas de Cabo Verde da «Descoberta» à Independência Nacional (1460–1975). Paris 1996, 30.

       12Ramos Rui et al.: História de Portugal. Lissabon 2015, 25f.; Caddeo Rinaldo: Le navigazioni atlantiche di Alvise da Cà da Mosto, Antoniotto Usodimare e Niccoloso da Recco. Milano 1928, 91; Crone G. R. (Hrsg.): The voyages of Cadamosto and other documents on Western Africa in the second half of the fifteenth century. London 1937, XXIII.

       13Rossi Carlo: Navegações de Luís de Cadamosto. Lissabon 1944, 71–73; Meyn Matthias et al.: Die grossen Entdeckungen. München 1984, 66; Verrier Frédérique (Hrsg.): Voyages en Afrique Noir d’Alvise Cà da Mosto (1455 et 1456). Paris 2003, 96ff.

       14Brulez W.: Cà da Mosto et le commerce guinéen au XVe siècle. Gent 1968, 312; Crone, op. cit. 1937, XX- XIII; Peres, op. cit. 1948, XIII.

       15Peres, op. cit. 1948, XIII.

      16Nash David J. et al.: African Hydroclimatic Variability During the Last 2000 Years. Quaternary Science Reviews 154, December 2016, 1–22.; Nicholson Sharon E.: Saharan Climates in Historic Times. In: Williams Martin M., Faure Hugue (Hrsg.): The Sahara and the Nile. Quaternary Environments and Prehistoric Occupation in Northern Africa. Rotterdam 1980, 173ff.

       17Kämmer Franco: Beiträge zu einer kritischen Interpretation der rezenten und fossilen Gefässpflanzenflora und Wirbeltierfauna der Azoren, des Madeira-Archipels, der Ilhas Selvagens, der Kanarischen Inseln und der Kapverdischen Inseln, mit einem Ausblick auf die Probleme des Artenschwundes in Makaronesien. Freiburg im Breisgau 1982, 55.

       18Albuquerque, op. cit. 2001, 33f.

       19Zitiert nach Crone, op. cit. 1937, 101.

       20Zu Valentim Fernandes vgl. auch: Hendrich Yvonne: Ein deutscher Buchdrucker in Portugal um die Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert und sein Umkreis. Frankfurt a.M., Bern 2007.


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