Draussen unterrichten (E-Book, Neuauflage, Ausgabe für die Schweiz). Группа авторов
vom Draussenlernen zu profitieren. Denn dieses ist auf vielfältige Weise bereichernd, lernfördernd und stärkend.
Dieses Projekt zielt darauf ab, Sie als Lehrpersonen bei der Umsetzung Ihrer Hauptaufgabe des Unterrichtens zu unterstützen. Darüber hinaus will das Projekt auch den Schulleitungen, der breiteren Öffentlichkeit und den Vertreterinnen und Vertretern der Bildungspolitik verständlich machen, warum draussen lernen ein selbstverständlicher Bestandteil einer sinnvollen Schullaufbahn sein sollte. Zudem möchte SILVIVA im Rahmen dieses Projekts angehenden und ausgebildeten Lehrpersonen in Kursen und Weiterbildungen anschaulich vermitteln, wie leicht und gewinnbringend draussen unterrichten in den Schulalltag integriert werden kann und wie ein ganzes Schulteam sich zusammen auf eine Lernreise begeben kann, um den Unterricht draussen zu einem Teil der Schulkultur zu machen. Zusammen mit dem WWF bieten wir schweizweit Draussen-Tage an, an denen alle interessierten Schulen den Unterricht im Freien testen können.
Das Projekt «Draussen unterrichten» ist das Produkt einer langjährigen fruchtbaren Zusammenarbeit: So gäbe es das Projekt gar nicht, wenn die Hauptautorin Sarah Wauquiez nicht mit der Buchidee auf SILVIVA zugekommen wäre. Und es wäre bei einer schönen Idee geblieben, hätte SILVIVA sich das Projekt nicht zu eigen gemacht und sich um die nötige Finanzierung gekümmert. Und ohne die grosszügige Bereitschaft der Stiftung Mercator Schweiz, das Projekt finanziell zu unterstützen, wären wir heute keinen Schritt weiter. Dass dann mit dem WWF Schweiz, dem Bundesamt für Umwelt, der 3FO Förderorganisation und der Stiftung «Perspektiven» von Swiss Life noch weitere Förderpartner zusagten, das Projekt grosszügig zu unterstützen, zeugt dafür, dass wir damit einen Nerv der Zeit, ein tief liegendes Bedürfnis getroffen haben. Sowohl bei der Suche nach Testpersonen für die Lernaktivitäten als auch bei der Bestellung des Beirats sind wir immer auf offene Türen gestossen. Es scheint, dass die Projektidee wie selbstverständlich Sinn ergibt.
Aber diese Idee wäre nie umgesetzt worden ohne die harte Arbeit der Projektleiterin Lea Menzi, der drei Autorinnen Sarah Wauquiez, Nathalie Barras und Martina Henzi, ohne die Rückmeldungen der 170 Testlehrpersonen und der sieben Fachlektorinnen und Fachlektoren, ohne die gestalterische Arbeit der Grafikerin Eva-Maria Bolz, ohne die Unterstützung unseres Lektors Lukas Meier und der gesamten Crew des hep verlags, ohne die wunderschönen Fotos von Timo Ullmann und Gabriela Fürer. Ihnen allen und all denjenigen, die wir hier nicht namentlich nennen können, gebührt deshalb unser herzlichster Dank.
Ihnen, liebe Lehrpersonen, wünschen wir nun mindestens so viel Spass beim Draussenlernen wie Ihren Schülerinnen und Schülern. Sie werden spürbar erfahren und erleben, wie sich Ihr Lehr-Lern-Portfolio erweitert und sich das Draussen und das Drinnen gegenseitig befruchten.
Zürich im August 2017
Rolf Jucker, Geschäftsleiter SILVIVA
1 So klappt der Unterricht draussen
Warum in der Natur unterrichten?
Die verschiedenen Draussenlernorte
Warum in der Natur unterrichten?
Lust am Lernen
Als Lehrperson sind Sie Fachfrau bzw. Fachmann dafür, dass Kinder lernen zu lernen. Die Kinder sollen sich Lebenskompetenzen aneignen, die es ihnen ermöglichen, ein sinnvolles, erfülltes und verantwortungsvolles Leben zu führen. Zusammen mit den Eltern und anderen Bezugspersonen sind Sie eine zentrale Person im Leben jedes Kindes. Sie können Türen weit aufstossen und die Kinder dabei unterstützen, Lust am Lernen zu entwickeln und auch zu bewahren.
Möglicherweise sind Sie nicht zuletzt aus solchen Gründen überhaupt erst Lehrperson geworden: wegen Ihrer Begeisterung für die Kinder und deren leuchtende Augen, wenn sie wachsen und wenn sie lernen, die Welt, sich selber, ihr soziales Umfeld und die Natur immer besser, tiefer, differenzierter, toleranter und mit Weitblick zu verstehen.
Mit diesem Handbuch möchten wir Ihnen das praktische Rüstzeug liefern, um diese Lernprozesse erfolgreich zu unterstützen – und zwar einfach und praktisch umsetzbar, in jedem Fachbereich des 1. und 2. Zyklus.
Das Spezielle daran: Wir möchten Sie und Ihre Kinder nach draussen entführen, in die Natur, in den Kulturraum. Und zwar nicht als nette Zugabe, sondern damit Sie Ihre Unterrichts- und Lehrplanziele erfüllen können. Sie fragen natürlich zu Recht: Warum draussen?
Wie Sie sicher schon gemerkt haben, benutzen wir in diesem Buch anstelle von «Schülerinnen und Schüler» den Ausdruck «Kinder». Der Grund dafür ist, dass wir diese jungen Menschen nicht in einer Funktion, sondern als ganzheitliche Personen betrachten möchten.
Draussen unterrichten …
… ermöglicht lernen am realen Objekt > «Nur dadurch, dass ich Wasser anfasse, kann ich lernen, was es heisst, dass Wasser nass ist. Zugleich höre ich es glucksen oder tropfen, sehe ich Wellen und Reflexe, rieche vielleicht das Meer oder das Gras am Seeufer und erhalte so einen Gesamteindruck, der in mir – zusammen mit vielen anderen solcher Erfahrungen – zu einer komplexen und differenzierten Repräsentation von Wasser führen wird. Wenn ich diese innere Repräsentation (noch) nicht habe, kann ich auch die buntesten Bilder und die schrillsten Töne aus dem Computer gar nicht verstehen. Die bereits stattgefundene Wechselwirkung mit der wirklichen Realität ist also Voraussetzung dafür, dass ich mit der virtuellen Realität des Computers auch nur im Ansatz umgehen kann» (Spitzer, 2006, S. 225).
… fördert Sozialkompetenzen und Klassenklima > Für Lehrpersonen, die häufig draussen unterrichten, zählen die verbesserten Beziehungen zwischen Kindern und Lehrpersonen sowie zwischen den Kindern untereinander zu den wichtigsten Aspekten des Draussenunterrichtens. Dieser gestärkte soziale Boden spart längerfristig Zeit und hilft bei der Alltagsgestaltung des Unterrichts, drinnen wie draussen.
… ist gesund > Draussen bewegen sich die Kinder mehr, was zum Abbau von Aggressionen und zu besserer Konzentration, körperlicher Fitness und einem besseren Selbstbewusstsein führt. Naturaufenthalte verbessern das Wohlbefinden und dämpfen Stress. Draussen zu unterrichten, ermöglicht Ihnen, die Ziele des fächerübergreifenden Themas «Gesundheit» zu erreichen und die personalen Kompetenzen der Kinder zu fördern.
… entlastet Sie langfristig > Am Anfang bedeutet draussen unterrichten für Sie Aufwand und Wagnis. Aber Lehrpersonen, die regelmässig draussen unterrichten, berichten über genau dieselben positiven Effekte wie die Kinder auch: Sie haben mehr Freiheit, fühlen sich gesünder und zufriedener, kommen abends entspannter nach Hause, ihre Unterrichtspraxis wird bereichert. Mit der Zeit und Regelmässigkeit werden die Kinder draussen selbstständiger, kreativer, motivierter und aufmerksamer.
Es gibt eine ganze Reihe weiterer Gründe, warum draussen unterrichten sinnvoll sein kann – aus wissenschaftlicher Sicht und aus der Sicht erfahrener Lehrpersonen. Wir haben diese Gründe für Sie in Teil 3 (↗ hier bis hier) zusammengestellt. Vielleicht nützen Ihnen diese Grundlagen in der Diskussion