Demokratisierung von Organisationen – Erfolgsmodell Schweiz. Ralph Höfliger
Vergleich belegen Schweizer KMU einen Spitzenplatz» titelt das KMU Portal des WBFG: «Im internationalen Vergleich belegen Schweizer KMU […] einen Spitzenplatz. Die vergleichsweise hohe wirtschaftliche Leistungsfähigkeit hiesiger KMUs widerspiegelt sich in den durch KMU neugeschaffenen Stellen. Diese weisen häufiger als in anderen Ländern überdurchschnittliche Saläre auf.»17
Also auch dieser heuristische Weg legt nahe, dass die Schweiz als Erfolgsmodell dienen kann.
Eine andere Möglichkeit, den Erfolg der Schweiz zu beurteilen, ist die Nutzung einer breit abgestützten Informationsquelle. Dazu bietet sich Wikipedia an, die freie, kollektiv erstellte Online-Enzyklopädie. Was schreibt die umfassendste Version davon, die englischsprachige, zur Schweiz?
Den umfassendsten Nachweis für den Erfolg der Schweiz liefert allerdings der «Best Country Report» welche das Medienunternehmens U.S. News, das Beratungsunternehmen Y&R's BAV zusammen mit der Wirtschaftshochschule Wharton School der Universität Pennsylvania jedes Jahr auf Basis einer Befragung von 21'000 Menschen weltweit erstellt. Die Schweiz hat in der Gesamtwertung die besten Werte erreicht und belegt damit zum dritten Mal in Folge den ersten Platz. «Switzerland Continues its Reign at the Top of the 2020 Best Countries Report» schreibt US-News.21
Die gewichteten Dimensionen dieser Befragung mit ihren Unterkategorien sind:
In Bezug auf Erfolg kann damit wohl bestätigt werden, dass die Schweiz als Erfolgsmodell dienen kann.
Die andere Frage ist, ob sie auch als Modell dienen kann.
B.Eine Staatsordnung als Modell für wirtschaftliche Organisationen?
Ob etwas als Modell dienen kann, ist eine Frage der Übertragbarkeit. Inwieweit kann eine Staatsordnung auf eine Wirtschaftsorganisation übertragen werden? Um diese Frage zu beantworten werden zuerst Gemeinsamkeiten und Unterschiede betrachtet und daraus die Möglichkeiten und Grenzen der Übertragbarkeit abgeleitet.
1.Gemeinsamkeiten und Unterschiede Staats- und Wirtschaftsorganisation
Menschen tun sich zusammen und organisieren sich, wenn Sie Werte schaffen wollen, welche sie allein nicht erschaffen können. Ein zentraler Hinweis, ob eine Übertragbarkeit gegeben ist, liegt deshalb in der Absicht: Haben die Organisationen einen ähnlichen Zweck, dürfte Übertragbarkeit eher gegeben sein als bei unterschiedlichen Funktionalitäten. Einen relevanten Hinweis darauf, was Sinn und Zweck einer Organisation ist, zeigt jeweils die Gründungssituation einer Organisation: Wozu werden Staaten gegründet, wozu Organisation?
Staaten werden gegründet, um die Bedürfnisse der Bürger nach Freiheit, Sicherheit, Infrastruktur, Bildung, guten Aussenbeziehungen, etc. sicherzustellen.
Wirtschaftsorganisationen entstehen, wenn Menschen erkennen, dass sie zusammen mehr erreichen können als allein.
In diesem sehr fundamentalen Sinn, wenn es um Sinn und Zweck geht, besteht also eine sehr hohe Gemeinsamkeit: Sowohl Staat als auch Wirtschaftsunternehmen sind Organisationen, die gebaut sind, um Stakeholder Bedürfnisse zu befriedigen.
Wo liegen die Unterschiede?
Die Hauptunterschiede zwischen Staat und Firma liegen in der Art der gegenseitigen Verbindungen und Abhängigkeiten ihrer Stakeholder.
Der Schweizer Staat gehört ihren Bürgerinnen und befriedigt primär deren Bedürfnisse, d.h. er bedient primär seine eigenen Stakeholder. Jede Bürgerin hat mehrere Stakeholder-Rollen inne, d.h. ist mehr oder weniger gleichzeitig «Kundin», «Mitarbeiterin», «Lieferantin», «Investorin» und «Inhaberin» der staatlichen Organisation.
Als «Kunde» erhält der Bürger vom Staat Infrastruktur, Sicherheit, und diverse Dienstleistungen und bezahlt diese mit Steuern.
«Mitarbeiterin» ist die Bürgerin durch aktive oder passive Mitwirkung in der Legislative (z.B. bei Abstimmungen, Wahlen, Referenden, Initiativen, Petitionen etc. oder als Repräsentantin (z.B. als Parlamentarierin), als Mitglied der Exekutive (z.B. als Gemeinderätin oder