Einfach.Nur.Tom.. Darius Tech
Dafür sollte es einen Dollar ins Phrasenschwein geben …“ Ihr Gesichtsausdruck ist todernst, aber ich kann ein Grinsen in ihrer Stimme hören.
Ich zucke mit den Schultern, Phrase hin oder her, es ist die Wahrheit. „Die Selbsthilfegruppe trifft sich jeden Dienstag. Das heißt, sie ist möglicherweise dort zuletzt gesehen worden. Vielleicht hat sie dort sogar ihren Mörder getroffen.“
„Das heißt also, wir müssen morgen dort hin.“
Anscheinend, ich FREUE mich schon riesig darauf, mit einem ganzen Haufen Leute zu reden, die alle die Geister aus meiner eigenen beschissenen Vergangenheit ausgraben werden. Wir sollten den Fall möglichst schnell an die Feds abgeben. Zum Teufel mit den blöden Sprüchen! Aber Mickey Simmons kneift nicht, er bringt das Monster zur Strecke, beziehungsweise hinter Gitter. Und ich habe Nancy gesagt, wir finden dieses Monster.
***
Habe ich mich an diesem Tag auf den Feierabend gefreut? Nein, aber ich bin erleichtert, dass ich vor dem Albtraum, der mich morgen erwartet, noch eine Galgenfrist bekommen habe. Bis ich vor Kellys Wohnung stehe. Anscheinend hat mir meine Verlobte zumindest eine meiner vielen Fragen beantwortet. Sie ist mit ihrer Geduld am Ende angelangt.
Meine bescheidene persönliche Habe steht in Kisten, Taschen und Koffern vor der Tür. Auf den ersten Blick dürfte sie nichts vergessen haben. Aber ich reise schließlich auch mit leichtem Gepäck. Seit ich bei ihr wohne, ist es eher mehr geworden … Der rote Pulli, der ihrer Mutter so gut gefallen würde, ich müsse schließlich einen guten Eindruck machen … Die schwarze Lederjacke, die so modern ist, sie wolle schließlich ihren coolen Freund vorzeigen können … Ich kann ihre Stimme in meinem Kopf hören. Ich mochte die Farbe Rot noch nie und die Lederjacke war schrecklich unbequem.
Während ich den Stapel, der den Flur halb blockiert, betrachte, frage ich mich, ob ich jemals wirklich bei ihr zu Hause war, oder einfach nur aus Gewohnheit oder Bequemlichkeit geblieben bin. Obenauf steht ein Karton mit persönlichen Erinnerungsstücken, den ich niemals ausgepackt habe. Ich habe hier über ein Jahr gewohnt.
Ich sollte wütend, enttäuscht oder verletzt sein … Vielleicht sollte ich mich weigern, einfach zu gehen. Ich sollte an ihre Tür klopfen oder meinen Schlüssel benutzen, zum Teufel! Eine Erklärung sollte ich verlangen, irgendetwas tun jedenfalls. Aber ich grüble nur darüber, wo ich kurzfristig und mitten in einem Fall unterkommen soll.
Als ich schließlich seufze und mit dem oberen Ende der Pyramide beginne, meine Klamotten in meinen Kofferraum zu verfrachten, fällt ein Stück Karton hinunter. Kelly hat ihren Verlobungsring ganz unzeremoniell mit Klebestreifen darauf befestigt. Daneben steht:
Viel Spaß mit Deiner neuen „Partnerin“!
What the Fuck?!
***
Louie ist das Klischee eines Schankwirts einer Cop-Kneipe. Sein Laden liegt stilistisch irgendwo zwischen Sportsbar und Irish Pub. Da es Montagabend ist, herrscht wenig Betrieb. Somit habe ich Louies ganze Aufmerksamkeit. Er ist selber ein Ex-Cop, aufbrausend und sarkastisch und das Motiv vieler urbaner Legenden. Einer Geschichte zufolge hat er sich die Kneipe von seinen reichhaltigen Bestechungsgeldern bei der Sitte gekauft, oder hatte gar selber ein paar Mädels laufen. Der nächste Kollege glaubt zu wissen, dass er das Geld als Belohnung für die Ergreifung des Mörders eines Millionärs kassiert hat, von der Witwe. Vielleicht aber auch für den Mord. Wiederum die nächste Geschichte besagt, er habe sie beim Pokern gewonnen … Ob eine dieser Geschichten stimmt, weiß ich nicht, ebenso wahrscheinlich ist, dass er sie alle selbst verbreitet hat, um sich über den Rest der Welt zu amüsieren.
Gerade könnte mich seine Vergangenheit auch kaum weniger interessieren. Das Chaos in meinem Kopf beschäftigt mich mehr als ausreichend.
„Es reicht, Mickey, du gehst jetzt nach Hause zu deiner Frau. Du hast definitiv genug für heute!“
Ich lache prustend los, als hätte er etwas Komisches gesagt. „Die hab’sch … ni’mehr! Sowohl, als … Ausch, auch!“
„Wie auch immer, Junge, du bist blauer als die Uniform von einem Streifenpolizisten!“
Louie ist heute wirklich zum Schreien komisch. „Hi, hi, hi … Isss’ schwa’z … die Uniform!“
„Gott sei Dank, farbenblind bist du noch nicht“, trotzdem schiebt er mich von meinem Barhocker und mit Nachdruck aus seinem Laden. „Geh und schlaf deinen Rausch aus, Kleiner!“
Bevor ich mich darüber aufregen kann, dass er mich so genannt hat, ist er wieder in seiner Kneipe verschwunden. „Arschloch!“ Meine Stimme prallt von der geschlossenen Eingangstüre ab.
Auf dem Parkplatz schaue ich auf mein vollgeladenes Auto, ich habe meinen alten Ford erfolgreich in ein dreidimensionales Tetris-Spiel verwandelt … OK, ans Steuer gehöre ich nun wirklich nicht mehr. Gibt es hier irgendwo ein Hotel? Oder besser eine Bar, wo man einem verwirrten, obdachlosen Mann etwas zu trinken gibt? Nachdem ich ein paar Atemzüge der kühlen Nachtluft genommen habe, fühle ich mich nüchtern genug, um die Straße entlang zu marschieren, mehr oder weniger geradeaus.
Als ich nach ein paar Minuten Musik und Stimmengewirr höre, scheint mir das ein Zeichen zu sein. Ich gehe wie magnetisch angezogen den Geräuschen entgegen und betrete eine Bar, über deren Tür eine leuchtende Regenbogenfahne blinkt. Auf einer winzigen Bühne steht eine über zwei Meter große Lady Gaga in einem bizarren roboterartigen Metalloutfit. Sie „singt“ ihren aktuellen Hit, den Titel habe ich mir erst gar nicht gemerkt. Ist nicht meine Musik. Country und Rock sind eher mein Geschmack.
Unbeeindruckt von der Show und der Tatsache, dass ich anscheinend in ein real gewordenes Klischee geraten bin, laufe ich zur Bar. Vielleicht kann ich genug trinken, um diese beschissenen Träume für eine Nacht zu vergessen. Und meinen Onkel. Und den kleinen Michael Simmons. Und meinen toten Partner und Freund … Und die Frau, die behauptet, ich würde mit meinem neuen Partner schlafen. Scheiße Mann, ich habe eine Menge Fehler gemacht, bestimmt! Aber das ist ein Tiefschlag!
Ich lasse mich auf einen freien Barhocker gleiten und sehe mich um. Als ich nach rechts sehe, blicke ich in graue Augen in einem milchkaffeefarbenen Gesicht, das von schwarzen Locken umrahmt wird.
Fuck!
Wir starren uns gegenseitig an, ich und meine Halluzination, denn das muss es sein, was ich gerade vor mir sehe. Entweder ich habe bereits zu viel getrunken oder noch viel zu wenig. Auf jeden Fall bin ich gerade sicher, dass ich den Verstand verloren habe.
Ich höre eine Stimme, die mir nicht so vertraut scheinen sollte. „Verdammt! Jetzt verf… folgt misch der schon, … wenn’sch wach bin.“ Meine Halluzination spricht meine Gedanken aus. Entspricht das eigentlich den Regeln? Gibt es so etwas wie Regeln für Halluzinationen?
Ich drehe mich zur Bar um, meine Stimme durch die Nachtwanderung und den Schock halbwegs gefestigt. „Wo kriegt man hier einen Scotch?“
Ein brummiger dürrer Kerl mit einem sorgfältig gestutzten Bart, mit silbernem Lidschatten und neonpinkem Glitzer-Shirt, das mindestens zwei Nummern zu klein ist, erscheint vor meiner Nase. Ja, ich habe definitiv den Verstand verloren … leider nicht mein Augenlicht.
Die seltsame Erscheinung lädt das bestellte Getränk vor mir auf der Bar ab, bevor er sich meiner Halluzination zuwendet. „Ich nehme an, du willst auch noch einen, Tommy?“ Er stellt ihm das Gleiche hin wie mir. Moment? Wieso kann er meinen eingebildeten Engel überhaupt sehen?
Meine Halluzination ist genauso betrunken wie ich, trinkt sogar das Gleiche und spricht aus, was mir durch den Kopf geht. Ich bin mir sicher, das entspricht nicht den Regeln. Na prima, selbst meine Halluzination hat den Verstand verloren! Zumindest hat sie Geschmack!
Ich leere mein Getränk in einem Zug, danach beginnt alles gnädigerweise zu verschwimmen.
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