Luzifer junior 1 - Zu gut für die Hölle. Jochen Till
auf den Rücken, wo man selbst mit den Händen nicht hinkommt. Dann bekommen sie eine Drahtbürste und endlos haltende Seife aus Matsch und werden unter eine Dusche gestellt. Das sieht irgendwie lustig aus, deswegen habe ich das mit dem Duschen auch mal probiert. Aber nur ein einziges Mal, das ist nämlich echt eklig, da kommt lauter Wasser von oben und man wird schrecklich sauber, wenn man nicht aufpasst. Unfassbar, dass die das da oben freiwillig machen.
»Oh Mann«, stöhne ich. »Ich will da nicht hin.«
»Das kann ich verstehen«, sagt Onkel Gabriel. »Du wirst dich über sehr vieles wundern, die Menschen sind unberechenbar, wenn sie noch leben. Aber du schaffst das schon. Das Wichtigste dabei ist allerdings, dass niemand herausfindet, wer du bist. Du darfst auf keinen Fall als Bewohner der Hölle erkannt werden. Deswegen musst du Unterhosen tragen und duschen. Und einen neuen Namen kriegst du natürlich auch. Fluxus hat dir sogar einen Personalausweis besorgt.« Er drückt mir eine kleine Karte aus Plastik in die Hand, auf der ein Foto von mir zu sehen ist.
»Vitus von Turbsnatas?«, frage ich verwundert, als ich meinen neuen Namen lese. »Das klingt ja total bescheuert.«
»Ich würde eher sagen, es klingt ein wenig exzentrisch«, sagt Onkel Gabriel. »Du bist ab jetzt offiziell der Nachfahre einer alten ungarischen Adelslinie. Das erklärt auch gleich, weshalb du dich manchmal etwas ungewöhnlich verhältst. Und das wirst du mit Sicherheit, weil dir vieles sehr fremd sein wird.«
»Na super«, sage ich seufzend. »Ich heiße also Vitus und verhalte mich seltsam. Die werden mich alle hassen da oben.«
»Du bist nicht dort, um Freundschaften zu schließen«, sagt Onkel Gabriel. »Beobachte und lerne, das genügt vollkommen. Du darfst dich nicht zu sehr an die Lebenden gewöhnen. Am besten betrachtest du sie als Studienobjekte. Entwickle bloß keine Gefühle für sie, das bringt nur Komplikationen.«
»Okay, keine Gefühle«, sage ich. »Sonst noch was?«
»Ja«, sagt Onkel Gabriel und senkt seine Stimme. »Aber das weißt du nicht von mir, verstanden?«
Ich nicke.
»Es gibt etwas da oben, das musst du unbedingt probieren«, fährt er flüsternd fort. »Es ist hier bei uns streng verboten und darf nicht einmal laut ausgesprochen werden. Der Vorgänger von Fluxus hat einmal versucht, etwas davon hier reinzuschmuggeln. Jetzt sitzt er irgendwo am tiefsten Punkt des Meeresbodens und zählt für den Rest seiner Tage Plankton.«
»Was ist es?«, frage ich gespannt.
Onkel Gabriel rückt näher an mich heran und beugt sich an mein Ohr.
»Es heißt Schokolade«, wispert er.
Schokolade? Nie gehört. Klingt aber irgendwie lustig.
»Aha«, sage ich. »Und was macht man damit?«
»Das ist etwas zum Essen«, sagt Onkel Gabriel. »Schokolade ist süß und schmeckt unglaublich fantastisch. Es gibt verschiedene Sorten. Meine Lieblingssorte ist Nugat.«
»Okay, werde ich probieren«, sage ich. »Und wo kriege ich das Zeug?«
»Du kannst es überall kaufen«, antwortet Onkel Gabriel und zieht etwas aus seiner Innentasche. »Hier, das ist für dich.«
Er drückt mir einen Stapel Geldscheine in die Hand.
»Das sind zwölftausend«, sagt er. »Damit kannst du machen, was du willst. Das sollte erst mal reichen. Die Gebühren für das Internat sind bereits bezahlt.«
Zwölftausend? Ist das viel? Keine Ahnung, wofür genau man da oben Geld benötigt. Eigentlich brauche ich ja auch nichts. Außer diesem Schokoladezeug, das reizt mich schon. Ob zwölftausend dafür reichen? Ach, ich kaufe einfach so viel Schokolade, wie ich für zwölftausend kriegen kann.
»Danke«, sage ich und stopfe das Geld und die komischen Unterhosen in meine Tasche.
»Gut«, sagt Onkel Gabriel. »Nun zum Allerwichtigsten, etwas, das du nie vergessen darfst. Du bist oben nicht unsterblich. Du bist sogar sehr leicht verwundbar. Das kann eine sehr unangenehme Erfahrung sein. Und gefährlich ist es auch. Deine Körperteile wachsen nicht einfach nach, solltest du eins verlieren. Du musst also zu jeder Zeit besonders vorsichtig sein und auf dich achten. Das gilt natürlich umgekehrt genauso. Es ist schwer vorherzusagen, über welche dämonischen Kräfte du oben verfügen wirst, das weiß man nie genau. Ich kann dort zum Beispiel fliegen, hier unten nicht. Ich habe hier ein kleines Handbuch, dort stehen alle möglichen Kräfte und ihre Anwendungsmöglichkeiten drin. Steck es am besten in deine Hosentasche und trage es immer bei dir. Manche Kräfte treten spontan auf und können am Anfang sehr verwirrend sein. Hier steht alles Wissenswerte über diese Kräfte drin.« Onkel Gabriel reicht mir ein kleines, sehr alt aussehendes Büchlein, ich stecke es ein.
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