Jagd mit Freunden. Udo Lau

Jagd mit Freunden - Udo Lau


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bei leichtem Nebel, –,,Näbbl“– wie die Sachsen sagen, ging`s um sechzehn Uhr auf eine Kanzel, ich links, er rechts. Schon nach 5 Minuten verdichtete sich der Nebel. Nach weiteren 10 Minuten erschienen auf seiner Seite ein Widderlamm, ein Schaf und etwas später zwei weitere Lämmer. Durch den Nebel war das auf Sicht sichernde Wild verunsichert und zog daher nur wenig umher. Die mehr als reichlich vorhandenen Bucheckern wurden aufgenommen. Weitere fünf Minuten später zogen noch drei einjährige Widder dazu.

       Da kein stärkeres Stück dabei war, wurde nun der Abschuss eines Lammes für den Militärdekan Hahn ins Auge gefasst. Momentan wurde dies jedoch durch das offene Gelände verhindert, hinter dem ein Forstweg entlang lief, auf dem Pilzgänger zu vermuten seien. Also mussten wir warten, bis das Rudel sich mehr nach links vor eine Felswand bewegen würde. Diesen Gefallen tat es uns aber nicht.

       Stattdessen wurde die Sicht durch den immer dichter werdenden Nebel ständig schlechter und reichte gerade mal bis 60 Schritt.

       Urplötzlich, aus der dichten Nebelwand hinter dem Rudel, trat ein kraftvoller Widderkörper aus, er hatte die begehrten Trophäen auf. Die Schnecken ahnte man im Nebel mehr, als das man sie sah. Der Widder zog sofort zu dem Schaf und kontrollierte dessen Brunftbereitschaft, indem er es vor sich hertrieb und intensiv bewindete. Enttäuscht von ihrer Ablehnung drehte er ab, stellte sich spitz von vorn zu uns und äste in aller Ruhe die Bucheckern.

       In unserer Bude pulste nun nicht mehr nur das Blut, nein, auch das Leben. Der sei gut, befand „Muffel Uhlmann“ und gab ihn frei, dachte aber keine Sekunde daran, mir auch nur einen Zentimeter Platz für den Anschlag zu machen. Das Glas vor den Augen, behielt er den Widder unter Kontrolle. Das war trotz der geringen Distanz von nur 60 Meter wegen der Nebelsuppe auch notwendig.

       Mir blieb nichts anderes übrig, als neben ihm zu knien und nun auf dem zu hohen Fensterrand aufzulegen. Es ging mehr recht als schlecht. So einen langen Rücken hatte ich noch nie machen müssen, das Ehejoch hat ihn eher gekrümmt und verkürzt.

       Ich musste den Widder überhaupt erst mal ins Glas kriegen. Ich sah nur „Näbbl“ und ein paar dicke Buchenstämme. Also war ich zu hoch. Noch länger den Rücken, die Wirbel knackten. „Rübezahl“ gab mir nun flüsternd Orientierungspunkte, indem er mir Buchen mit und ohne Zweige, links und rechts, sogar den Fallwinkel aufzählte ohne dabei zu berücksichtigen, dass sein Gesichtsfeld und meine Kniehaltung nicht übereinstimmten.

       Endlich glaubte ich das Stück drin zu haben, zumindestens schien der Körper groß genug. Schnecken waren nicht mehr auszumachen. Na ja, ein Schaf kostete ja nur 20,- DM…

       Mein Begleiter kommentierte jede Bewegung des Widders und, tatsächlich, der in meinem Glas tat dasselbe, also musste es der gleiche sein. Jetzt noch ein bisschen nach links und dann! Noch einmal streckte ich ächzend meinen Rücken, fasste das Ziel und die Sauer 200 schmauchte.

       Nachladen, schrie „Muffel Uhlmann“ unnötigerweise. Der Widder zeichnete im Schuss, dreht sich auf seiner Achse und fiel in kurzen Fluchten die Talsenke an. Nach zwanzig Schritt hatte ihn der Nebel verschluckt. Uhrzeit: 16: 35 Uhr.

       Alles ging so überraschend schnell. Vor dreißig Minuten hatten wir erst die Kanzel bezogen. Keine große Aufregung aber auch keine übermäßige Freude überfiel mich: zu schnell, zu früh, die Jagdatmosphäre konnte sich noch gar nicht richtig aufbauen.

       Rübezahl hingegen war`s zufrieden. Glücklich paffte er eine nach der anderen weg, berichtete von der Freude des Führers, wenn`s geklappt hatte wie jetzt. Der Schuss müsse gut sitzen, meinte er, trotzdem nicht zu früh hinterher, wenn man ihn jetzt aufmüde, würde er noch lange und weit gehen.

       Endlich, die Neugier hatte mich nun doch gepackt, zogen wir nach zwanzig Minuten zum Anschuss: starke Eingriffe, viel Schweiß im braunen Buchenlaub und eine deutliche Fluchtfährte.

       Nach dreißig Schritten leuchtete uns die weiße Bauchdecke des fünfjährigen Widders entgegen…mein erster… Horrido!

       Fortsetzung Udo

      Nachdem wir das Wild versorgt hatten und Jens, der Schwiegersohn unseres Rübezahls, sich bereit erklärt hatte, es trophäenmässig zu präparieren, zogen wir unverzüglich in die „Bauernschänke“, wo man uns mit einem zünftigen „Glück Auf“ begrüßte.

      Es entwickelte sich ein munteres Zechgelage mit grünem „Lauterbacher“ und frischgezapftem Rechenberger Bier, mehreren Gängen Schnitzel mit Ei und Beilagen und vielen Horridos und Waidmanns Heils. Auf jeden Fall hatten wir schön den Kanal voll und Mühe, unsere Herberge in Wolkenstein zu finden.

      Endlich waren wir vor Ort und das freundliche Pensionspärchen wies uns in ein gemütliches Quartier mit westlichem Standard ein, das wir ganz für uns allein hatten. Während Rudi sofort bier-und jagdselig schnarchend einschlief, hatte ich noch Last mit den Mücken, die uns sirrend umschwebten. Dies war ein Jagdtag so recht nach unserer Mütze: erfolgreich, spannend, rustikal, regional authentisch, herzlich und ehrlich!!

       TRIO INFERNALE

      Die Nacht war kurz, der Wecker zu leise und ich gerade noch pünktlich am vereinbarten Treffpunkt mit Stefan. Es war ein schöner und sonniger Oktobermorgen, als ich mit ihm um 06: 00 Uhr auf der Kanzel saß, wo Rudi am Vorabend so glücklich zu Schuss gekommen war. Ich mach`s kurz, bei mir kam nichts!

      Der Tag verging kurzweilig mit einem Besuch bei Herrn „Kanzleirat“ Funke, einem Ausflug und Treffen mit Bundesforstamtsleiter Clausnitzer in Marienburg und einem kleinen Erholungsnickerchen vor dem abendlichen Ansitz.

      Heute Abend hatte ich den „Muffel Frank“ an meiner Seite, Rudi ging mit Stefan. Wir trennten uns an bekannter Stelle und wünschten uns gegenseitig Waidmannsheil.

      Vorsichtig pirschend gingen wir etwa einen Kilometer einen Forstweg entlang, immer wieder links und rechts in die Schneisen der Jungfichten schauend, ob nicht im Bestand ein Rudel auszumachen war. Doch nichts!

      So erreichten wir endlich eine geräumige Leiter, die zwei Leuten bequem Platz bot. Sie stand mitten im Buchenaltholz und gewährte einen freien Blick leicht hangaufwärts in ein übersichtliches Gelände. Im Umkreis von etwa zwei-bis dreihundert Meter war der Kessel von Nadelhölzern eingerahmt. Meistens schauten wir ohne unsere Gläser, denn jede Bewegung hätten wir mit bloßem Auge gesehen, denn heute war die Bühne nebelfrei.

      Es verging fast eine Stunde, und die Uhr rückte auf halbsechs, da stupste Frank mich an: „Dort zieht ein Widder den Hang hinunter, links am Rande der Buchen.“ Was er mit freiem Auge sah, entdeckte ich nur mühsam mit meinem Glas. Doch dann machte auch ich das dazugehörige Rudel aus, mit drei weiteren jungen Widdern, Schafen und Lämmern. Doch welche Entfernung…! Weit über zweihundert Meter zogen sie meist verdeckt von Buchenstämmen in eine geläuterte Fläche, die von großen Reiserhaufen durchsetzt war, hinter denen sie immer wieder verschwanden.

      „Willst du schießen?“, fragte er mich ganz einfach. Nun, so ganz viele Wahlmöglichkeiten hatte ich vielleicht nicht mehr. Aber auch wenn ich mich auf meine Weitschussfertigkeit verlassen konnte, dies schien mir dennoch ein Stück zu weit. Trotzdem machte ich mich fertig. Ich wollte ein Schaf oder Lamm und wartete, dass ein geeignetes Stück auf eine winzig freie Fläche zog… dort hätte ich eine klitzekleine Chance gehabt. Der Drilling lag eingestochen auf der weichen Unterlage meines Rucksackes und ich hatte halb sitzend, halb stehend eine einigermaßen stabile Position eingenommen.doch die Lichtung blieb leer!

      „Wir müssen pirschen“, raunte mir mein Experte zu, „sonst sind sie weg“. Das schien mir die schwierigste aller Varianten zu sein, zumal mit einem ungleich höheren Risiko. Bei dem Untergrund des Weges und der Scharfsichtigkeit des Muffelwildes und dann möglicherweise noch stehend freihändig, na ja! „Muffel Frank“ war ja schließlich der Fachmann und nicht umsonst mit einem Widder leicht zu verwechseln. Allein sein Vertrauen in meine jagdlichen


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