Der Mensch – zu schlau zum Überleben. Dr. Matthias Meier

Der Mensch – zu schlau zum Überleben - Dr. Matthias Meier


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dass Sympathikus und Parasympathikus eine Balance halten müssen, mal ist der eine, mal der andere dominant, so wird der Stoffwechsel an die Umgebung angepasst und reguliert. Wenn allerdings eine ständige Dysbalance verhindert, dass sich der Stoffwechsel anpassen kann, kommt es zur Symptomatik, die je nach Wirbelsäulenkonfiguration unterschiedlich sein kann.

      Quelle: https://www.vnsanalyse.de/de/

       herzfrequenzvariabilitaet/physiologische-grundlagen.html

      Hoher Blutdruck ist unter diesem Gesichtspunkt also keine Erkrankung, sondern eine Adaption des autonomen Nervensystems an einen bestehenden Stressfaktor. Genauso kann man es für andere chronische Erkrankungen erklären (s. von A–Z) (1). Um dem Ganzen noch ein bisschen Schliff zu verleihen, kann man das autonome Nervensystem bildlich darstellen und vor/nach einer Behandlungsserie zeigen, wie sich die autonome Funktion (und damit die Gesundheit!)

       verbessert hat.

      Anhand einer Herzfrequenzvariabilitätsmessung kann man das autonome Nervensystem bildlich darstellen. Das Prinzip beruht darauf, dass das Herz in einer bestimmten Frequenz schlägt. Der Abstand zwischen 2 Schlägen ist in Ruhe fast gleich, aber nicht genau. Die Unterschiede in den Zeitabständen zwischen Herzschlägen nennt man Herzfrequenzvariabilität. Wie variabel dieser Abstand ist, ist von der Aktivität des autonomen Nervensystems abhängig, die von Nerven der oberen Hals- und oberen Brustwirbelsäule stammt.

      Quelle: Dr. Matthias Meier

      Quelle: Dr. Matthias Meier

      In der Abbildung S. 28 sieht man eine Patientin, die sich in einer sympathischen Dominanz befindet (weißer Punkt). Irgendein Stressfaktor (physisch, chemisch oder physisch) führt dazu, dass der Körper mit einer Stressreaktion antwortet. Symptomatik mit Verdauungsproblemen, immer wiederkehrenden Hautproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und Schmerzen an der Wirbelsäule mit Schwindelattacken begleiteten sie. In der Abbildung S. 29 ein Patient, der seit Jahrzehnten einem kombinierten Stress ausgesetzt ist und bei dem die typische Stressreaktion in eine Burn-out Situation, und damit in einen tief parasympatischen Zustand ausgeartet ist. Ständige Müdigkeit, Nachtschweiß, Motivationslosigkeit und bereits mehrere Herzereignisse in der Vergangenheit waren Teil seiner Geschichte. Beide Patienten sind in der Aktivität ihres autonomen Nervensystems zu tief und haben somit keinen optimalen Schlaf oder optimale Heilungsfähigkeit. Das Ziel muss es hier sein, beide Patienten in den grünen Bereich zu bekommen.

      Nicht nur die Balance wird wiederhergestellt, auch die Aktivität des Nervensystems kann dadurch positiv beeinflusst werden, was wiederum eine Vielzahl von Auswirkungen hat: Das Energielevel steigt tagsüber, Schlaf wird erholsamer, die Symptomatik verringert sich, Medikamente können reduziert werden, Schmerz verschwindet und das Immunsystem wird stärker. Gut und erholsam durchzuschlafen, ohne nachts aufstehen zu müssen oder wach zu werden, ist hier ein Schlüsselelement. Heilung passiert im Schlaf, v. a. in den Tiefschlafphasen, daher muss es immer ein Ziel der Therapie sein, Schlafqualität zu verbessern und nächtliche Störungen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren, um den größtmöglichen Effekt auf Gesundheit zu haben. Es gibt einige Hinweise darauf, dass die gestörte Funktion bzw. eine fehlende Balance ein Motor für viele chronische Erkrankungen ist und dessen Messung einen Anhalt für den aktuellen Stresszustand des Patienten geben kann.

      Die Wirbelsäule als Hülle und Stütze des Nervensystems ist für die Funktion und Balance essenziell. Normalerweise ist die Wirbelsäule von vorne gesehen gerade und weist von der seitlichen Ansicht eine doppelte S-Kurvenform auf.

      Diese Struktur gilt als physiologisch, kann aber durch viele Faktoren beeinflusst werden: Unfälle oder andere äußere Gewalteinwirkungen, chronischer Mineralienmangel, chronische Fehlhaltungen, ständiges Sitzen u. a. wirken sich kurz-, mittel- und langfristig auf die Struktur der Wirbelsäule und damit auch auf die Funktion des darin enthaltenen Nervensystems aus.

      Interessant wird es, wenn die Fehlhaltung/strukturellen Probleme verbessert werden. Dies hat einen starken Einfluss auf die autonome Kontrolle von peripheren Geweben und kann so positiv auf praktisch alle chronischen Erkrankungen einwirken. Das zeigt, wie mächtig unser zentrales Nervensystem ist und wie sehr es versucht, für uns zu arbeiten. Aus diesem Grund können Kniebeschwerden verschwinden, wenn die Wirbelsäule entlastet wird, auch wenn das Knie nie angetastet worden ist. Das Prinzip ist für alle Gewebe zulässig, da die Nerven aus der Wirbelsäule alle Zellen des menschlichen Körpers erreichen und beeinflussen.

      Quelle: Adobe Stock

      Wenn Sie ein Heer haben, dass die Schlacht verliert, tauscht man auch nicht einen einzelnen Soldaten aus (höchstens in Hollywood Filmen), sondern lässt den General andere Befehle erteilen, damit die gesamte Armee anders agiert. So ähnlich kann man sich das vielleicht für die Funktion des Nervensystems vorstellen.

      Oftmals wird eine MRT Untersuchung durchgeführt, um Bandscheibenschäden und Kompressionszeichen von Nervenwurzeln zu diagnostizieren. Diese Diagnostik hat aber zwei entscheidende Nachteile. Zum einen sieht man immer nur eine Schicht der Wirbelsäule und nie das ganze Konstrukt auf einem Bild, zum anderen liegt der Patient. Die Wirbelsäule sieht bei einem Patienten im Liegen und Stehen manchmal ganz anders aus, was sich durch eine andere Lastverteilung und dementsprechende Biomechanik beim Stehen erklären lässt. Wenn man also einen Menschen manualmedizinisch behandeln möchte, ist ein stehendes Röntgenbild der gesamten Wirbelsäule eine größere Hilfe und gibt ein realistischeres Bild ab als eine MRT Untersuchung.

      Hier eine 17-jährige junge Frau, die über chronische Kopfschmerzen klagt. In der durchgeführten MRT Untersuchung fanden sich außer einer etwas steil gestellten Halswirbelsäule und diskreter Bandscheibenvorwölbungen keine weiteren krankhaften Veränderungen, sodass außer Physiotherapie keine konkreten Maßnahmen empfohlen wurden. In der stehenden Röntgendiagnostik jedoch zeigt sich ein deutlicher Knick zwischen dem vierten und fünften Halswirbel (Pfeil), der auf eine Verletzung des sogenannten hinteren Längsbandes hinweist und die harmonische Kurve der hinteren Längskante unterbricht. Diese Störung der Struktur kann dazu führen, dass das Rückenmark, welches ja in der Wirbelsäule enthalten ist, eine Spannungsänderung erfährt. Die Reaktion wird immer sein, dass die Nackenmuskulatur verspannt, um diese Fehlstellung möglichst nicht größer werden zu lassen. Die Knickbildung ist im MRT nicht sichtbar, aber im Röntgenbild eindeutig zu sehen. Die Behandlungsempfehlung ist aufgrund der nun feststehenden Diagnose klar. Die gelbe Kurve zeigt, in welcher Stellung die Halswirbelsäule stehen sollte.

      Quelle: Dr. Matthias Meier

      Quelle: Dr. Matthias Meier

      52-jährige Dame mit Menstruationsbeschwerden, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen und Herzrhythmusstörungen. Im linken Bilde ist deutlich zu erkennen, dass der Kopf nach links abweicht und an der oberen Brustwirbelsäule ein Knick von 10,3° und an der Lendenwirbelsäule ein Gegenknick von 12,3° sowie ein Beckenschiefstand von 12,3 mm die Symmetrie stört. Nach 29 Behandlungen konnte der Kopf zentriert werden und die jeweiligen Werte auf 4,3° an der oberen Brustwirbelsäule, 9,7° an der Lendenwirbelsäule und der Beckenschiefstand auf 9,9 mm reduziert werden. Das


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