Der Mensch – zu schlau zum Überleben. Dr. Matthias Meier
sowie einer deutlichen Verbesserung der Rückenschmerzen einher.
Quelle: Dr. Matthias Meier
Junge Frau (17) mit Kopfschmerzen und Skoliose. Diese sollte verbessert werden. Im linken Bild erkennt man, dass die Halswirbelsäule an den oberen Segmenten der Kurve nicht mehr folgt, sondern nach vorne fällt (wenn auch nur wenig), die Lendenwirbelsäule zeigt eine Kurve von 29,4° (40° gelten als physiologisch). Nach Behandlung konnte die Halswirbelsäule harmonisiert werden (oberen Segmente folgen der Kurve) und die Lendenwirbelsäule zeigt nun 34,3°. Die beiden Bilder haben einen zeitlichen Abstand von 2 Wochen, in dieser Zeit ist die junge Frau 1,5 cm gewachsen.
Quelle: Dr. Matthias Meier
72-jähriger Mann mit einer Prostatavergrößerung, Ellenbogenschmerzen beidseits und Fußschmerzen rechts. Die Fehlstellungen konnten nach ebenfalls 29 Behandlungen an der Brustwirbelsäule von 12,1° auf 7,6°, an der Lendenwirbelsäule von 11,8° auf 8,7° und der Beckenschiefstand von 19,4 mm auf 14,9 mm verbessert werden. Dies bedeutet den Unterschied zwischen 6 Mal pro Nacht mit Medikation zum WC aufstehen und ohne Medikamente 1–2 Mal aufstehen und gelegentlich sogar durchschlafen. Die Schmerzen an Ellenbogen und Fuß verschwanden.
Quelle: Dr. Matthias Meier
Wie sieht es mit einer solchen Wirbelsäule aus? Wird diese ältere Dame einen normalen Blutdruck haben? Gut schlafen? Regelmäßige Verdauung haben? Sie erraten die Antwort: Nein, der physische Stress auf dem Nervensystem ist hier deutlich sichtbar. Organstörungen sowie Bindegewebsinstabilitäten der Knie mit nachfolgender Arthrose beidseits sind bereits eingetreten. Aufrecht stehen und gehen gerät zur Qual und Medikamente werden genommen, um die Situation erträglich zu machen. Die Ursache sieht man auf dem Bild deutlich. Allerdings sind die Möglichkeiten der Rekonstruktion deutlich eingeschränkt, da die Beweglichkeit der einzelnen Wirbelsegmente signifikant nachgelassen hat. Eine Symptomlinderung durch Manipulation der Wirbelsäulenanteile kann trotzdem durchgeführt werden. Auch wenn keine strukturelle Änderung daraus resultiert, können in der Regel einige Medikamente reduziert werden.
Es wird also deutlich, dass die Stellung der Wirbelsäule über Schmerzen, Organfunktion und Aktivität und Dominanz des vegetativen Nervensystems bestimmt und daher zu Krankheitsentstehung beitragen kann. Sie muss zu jeder Behandlung eines Patienten mit einer chronischen Erkrankung mit berücksichtigt werden, um ursächlich behandeln zu können.
Ein anderer Aspekt ist hier ebenfalls interessant. Wenn man die Struktur der Wirbelsäule rekonstruktiv behandelt, kommen manchmal vorübergehend alte Symptome wieder zum Vorschein. Beispielsweise berichtete eine junge Frau, die sich wegen Herzrhythmusstörungen vorstellte, dass diese nach wenigen Behandlungen verschwunden seien, aber nach mehreren Wochen Therapie sich ein Instabilitätsgefühl in der rechten Schulter eingestellt hatte, welches sie seit Jahren nicht mehr hatte. Vor 5 Jahren hatte sie beim Aufschlag im Rahmen eines Tennisspiels eine Schulterluxation (Auskugelung) erlitten, die sie spontan wieder „einrenken“ konnte. Hiernach hatte sie eine Weile ein Instabilitätsgefühl, das sich aber durch Physiotherapie und Training verbessern ließ. Dieses Instabilitätsgefühl kam also nach einer gewissen Therapieanzahl wieder, war jedoch nur von wenigen Wochen Dauer. Es ist fast so, als würde man mit der Therapie die Zeit zurückdrehen, und der Patient erlebt seine Symptome in zeitlich umgekehrter Reihenfolge wieder. Das bedeutet, dass mit einer entsprechenden Wirbelsäulenfehlstellung bestimmte Symptome auftreten, die bei weitergehender Fehlstellung evtl. verschwinden, während andere hinzukommen, die jedoch als gefährlicher eingestuft werden können (Schulterschmerzen vs. Herzrhythmusstörungen). Der Körper versucht zu kompensieren, so viel er kann, um die Funktion des Menschen zu erhalten, gibt aber deutliche Signale, wenn es ein ernstzunehmendes Problem gibt.
Opioide
Die Opioidkrise in den USA zeigt in dramatischer Weise, wie das zentrale Nervensystem missbraucht werden kann und welche Folgen sich hieraus ergeben. CNN berichtet2, dass 2017 ca. 1,7 Millionen US-Amerikaner von den Folgen von verschriebenen Opiaten litten und 652.000 Menschen heroinabhängig wurden. Ca. 70.200 Menschen starben an einer Substanzüberdosierung, davon waren 47.600 Opiatüberdosierungen. In den Jahren 2016 und 2017 starben mehr als 130 Menschen jeden Tag an einer Opiatüberdosierung (US Department of Health & Human Services). 2011 wurden 240 Milliarden Milligramm Morphium verschrieben, 2017 waren es dann „nur noch“ 171 Milliarden Milligramm3. Weltweit wird der Umsatz an illegalen Drogen, der unter anderem den Mißbrauch von verschreibungspflichtigen Medikamenten befeuert wird, auf ca. 320 Milliarden Dollar pro Jahr geschätzt.
2 https://edition.cnn.com/2017/09/18/health/opioid-crisis-fast-facts/index.html
3 https://edition.cnn.com/2017/09/18/health/opioid-crisis-fast-facts/index.html
Die Wirkungsweise von Opiaten wird durch Rezeptoren vermittelt, die im Rückenmark und im Gehirn, also unserem zentralen Nervensystem, zu finden sind. Die Schmerzweiterleitung wird unterbunden, zudem wird Dopamin im Gehirn freigesetzt, was ein Wohlgefühl, manchmal auch eine Euphorie – ein Highsein – auslösen kann. Opiate werden von der Opiumpflanze (Mohngewächse) gewonnen und gehören den Betäubungsmitteln an. Heroin ist ein synthetisches Derivat von Morphin und gilt als eine Droge mit hoher Suchtgefahr. Opium spielt schon seit Jahrhunderten eine Rolle in verschiedenen Gesellschaften. Besonders bekannt sind die Opiumkriege in China (erster Opiumkrieg 1839–1842, zweiter Opiumkrieg 1856–1860). Die momentan größten Produktionsländer sind Mexiko, Kolumbien, Afghanistan, Iran, Pakistan, Burma, Thailand, Laos und Vietnam. Hydrocodon und Oxycodon sind semi-synthetische Opiate, die in Laboren mit natürlichen und synthetischen Inhaltsstoffen hergestellt werden. 2016 wurden in den USA allein 6,2 Milliarden Oxycodon Tabletten an Patienten verschrieben (IQVIA). Zwischen 2005 und 2015 resultierten 15 % der Patientenbesuche in der Notaufnahme und 3 % der Termine in Praxen in eine Verschreibung von Opiaten. 2015 wurde vom „International Narcotics Control Board“ berichtet, dass 99,7 % des weltweiten Hydrocodon Konsums durch amerikanische Patienten repräsentiert wird.4 2016 wurde vom „National Institute on Drug Abuse“ geschätzt, dass ca. die Hälfte der heroinabhängigen Menschen vorher eine Sucht durch rezeptierte Opiate entwickelt hatte, und dass Menschen, die eine Sucht auf verschriebene Opiate entwickeln, eine 40-fach höhere Wahrscheinlichkeit haben, heroinsüchtig zu werden5.
4 https://www.incb.org/documents/Publications/AnnualReports/AR2016/English/AR2016_E_ebook.pdf
5 https://www.drugabuse.gov/publications/research-reports/relationship-between-prescription-drug-heroin-abuse/prescription-opioid-use- risk-factor-heroin-use
Eine kurze geschichtliche Darstellung der Entwicklung:
1861–1865: Im Bürgerkrieg in den USA benutzten Feldärzte Morphium als Schmerzmittel an Soldaten, die daraufhin abhängig wurden.
1898: Heroin wird von der Firma Bayer kommerziell produziert und wurde an Morphiumsüchtige verteilt.
1914: Der amerikanische Kongress legt fest, dass Opiate und Kokain rezeptpflichtig werden.
1924: Heroin wird in den USA sowohl in der Produktion als auch im Verkauf verboten.
1970: Verschiedene Opiate werden in Gruppen eingeteilt, je nach Abhängigkeitspotenzial.
1980: Im New England Journal of Medicine wurde ein Artikel veröffentlicht, der besagt, dass eine Opiatabhängigkeit in Menschen, die mit Narkotika behandelt werden,