Die Zwillinge der Zeit. Dana S. Lublow

Die Zwillinge der Zeit - Dana S. Lublow


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Jetzt müssen wir aber unser Tagewerk beginnen und uns wichtigeren Dingen zuwenden. Wie ihr wisst, fängt heute das neue Übungsjahr an. Hier die Vorgehensweise für die Neuankömmlinge: Ihr werdet in Gruppen aufgeteilt. Zuerst rufe ich euren Gruppenleiter auf, er kommt nach vorne. Danach werdet ihr aufgerufen, ihr stellt euch zu ihm. Wenn eure Gruppe vollständig ist, wird er euch auf den Übungsplatz geleiten. Jede Gruppe besteht aus vier Schülern und einem Lehrer.“ Er räusperte sich und holte eine Liste hervor. „Der Leiter der ersten Gruppe ist Goran Sky. Seine Schüler sind Loras Aryo, Neiro Aryo, Arzani Hikamaru und Afea Tsumera.“

      Ein übellauniger Mann mit strubbligen weißen Haaren und hellen Augen trat vor. Er verschränkte die Arme und musterte die anwesenden Schüler. Die vier Aufgerufenen stolperten unsicher nach vorne. Sofort viel Ayuma ein Mädchen mit langen tiefroten Haaren und dunkler Haut auf, dem ein großer Wüstenfuchs folgte. Es war Arzani. Ayuma spürte eine Verbindung zu diesem Mädchen. Irgendetwas Übernatürliches ging von ihm aus, aber sie konnte es nicht erfassen, es schien jedenfalls kein Mensch zu sein. Goran verließ mit seinen Schülern die Halle.

      „Der Leiter der zweiten Gruppe ist Roscoe Kero.“

      Es war der Mann, den Ayuma gestern schon im Empfangssaal gesehen hatte. Erst jetzt konnte sie ihn sich richtig ansehen. Er musste aufgrund seiner blauen Haarfarbe eine Nymphe sein.

      „Roscoes Schüler sind ...“ General Yuuko machte eine kurze Pause, was die Spannung in die Höhe trieb. „Falko Hivonoko.“ Ein Junge mit roten Haaren, ebenso dunkler Haut wie Arzani und braunen Augen ging nach vorne. „Orea Niwori.“ Diesmal war es ein Mädchen mit grünen Haaren und lilafarbenen Augen, das auf seinem Weg nach vorne längst nicht so ruhig blieb wie Falko. „Korsion Seram.“ Er stand sofort auf. „Ayuma Shino.“

      Auch Ayuma stand auf und ging nach vorne. Sie wäre am liebsten losgerannt, hätte Korsion umarmt und sich gefreut, dass sie zusammen in einer Gruppe waren. Das ließ sie aber lieber bleiben und stellte sich verlegen neben die anderen drei.

      „Folgt mir“, sagte Roscoe und ging mit ihnen in Richtung Übungsplatz davon. Es war nicht weit. Roscoe setzte sich auf den Boden und wies seine Schüler an, dasselbe zu tun.

      Ayuma nahm zwischen Korsion und Orea Platz.

      „Bevor wir beginnen, machen wir uns erst einmal miteinander bekannt. Ihr solltet ehrlich antworten, wenn ich euch nun ein paar Fragen stelle“, leitete Roscoe ein und blickte in die Runde. „Wieso seid ihr hier?“

      Roscoe wandte sich Falko zu, der neben Orea saß. „Es ist allein meine Sache. Damit ihr es wisst, es ist jedenfalls nicht aus Rache. So wie bei vielen anderen.“ Falko blieb kühl und abweisend und verwirrte damit die Gruppe.

      Orea übernahm nun das Wort. „Ich habe meine Kampfübungen gemacht, seit ich acht Jahre alt war, und ich werde mit jedem Tag besser. Mein Ziel ist es, so stark zu werden, dass ich der Armee von Darilon entgegentreten kann.“

      „Nachvollziehbar“, meinte Roscoe und schaute nun Ayuma an.

      Ihre Absichten hatte Ayuma gestern bereits dem General dargelegt. „Meine Heimat wurde zerstört. Mein Vater hat für mich ein Schwert geschmiedet und es mir zu meinem Geburtstag geschenkt. Ich denke, ich bin recht talentiert im Schwertkampf, aber ich muss noch einiges lernen.“

      „Ich bin nur wegen Ayuma hier. Ich habe geschworen, an ihrer Seite zu bleiben. Wenn das zur Folge hat, dass ich im Schwertkampf besser werde, habe ich nichts dagegen“, leierte Korsion seinen Spruch herunter.

      „Also habt ihr alle einen mehr oder wenigen vernünftigen Grund.“ Bei dieser Bemerkung wanderten seine Augen kurz von Falko zu Korsion. „Wenn ihr ein Ziel habt, arbeitet ihr härter, um es zu erreichen. Mit welcher Waffe kämpft ihr?“

      „Meine Waffe ist ein Langdolch“, sagte Falko und zog ihn hervor. Der Griff und die Klinge waren schwarz. Roscoe streckte die Hand danach aus. Falko nickte und gab ihn ihm.

      „Lass mich raten: schwarzer Kristall?“

      „Ja, ich hab den Dolch schon seit Jahren und er hat keine einzige Schramme“, prahlte Falko. Roscoe gab ihm seinen Langdolch zurück und dieser steckte ihn zurück an seinen Gürtel.

      Orea war an der Reihe. „Ich kämpfe mit Pfeil und Bogen.“

      „Also kämpfst du eher im Fernkampf?“

      Sie nickte.

      „Wie ich schon sagte, mein Vater hat mir ein Schwert geschenkt und deswegen ist dies meine Waffe“, wiederholte Ayuma und zog ihr Schwert hervor, das Roscoe eingehend betrachtete.

      „Ein Zweihänder, zweischneidig und aus weißem Kristall.“

      „Ich habe auch ein Schwert“, lenkte jetzt Korsion die Aufmerksamkeit auf sich. „Meins ist aus schwarzem Kristall.“

      „Als Einhänder ist ein Schwert aus schwarzem Kristall geeigneter. Der schwarze Kristall hält härtere Schläge aus und das Schwert ist trotz seines höheren Gewichts wendiger. Es wird oft von Männern bevorzugt. Und es sieht einfach gefährlicher aus“, erklärte Roscoe schmunzelnd die feinen Unterschiede. Er stellte noch einige weitere Fragen, bis er schließlich erklärte: „Für heute seid ihr erlöst. Ich erwarte euch morgen um dieselbe Zeit hier auf dem Übungsplatz.“

      Die Schüler standen auf und gingen gemeinsam zurück zur Akademie.

      Gerade als sie das Tor erreichten, sprang Ayuma zur Seite und verließ die anderen, um noch schnell ihren weißen Drachen Finea zu besuchen, der in den großen Stallhallen der Akademie Platz gefunden hatte.

      „Ich habe schon gedacht, du hättest mich vergessen“, strahlte Finea Ayuma erfreut an und diese erzählte der Drachendame, was sie an ihrem ersten Tag erlebt hatte.

      „Und weißt du, was das Beste von allem ist?“, fragte Finea.

      „Nein, was?“ Ayuma schaute sie fragend an.

      „Du bekommst auch Unterricht im Fliegen!“

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