Die Zwillinge der Zeit. Dana S. Lublow

Die Zwillinge der Zeit - Dana S. Lublow


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ist, dass ich noch nicht einmal ein Mensch bin“, brach es aus Ayuma heraus.

      „Wir lieben dich wie ein eigenes Kind. Wir haben dich aufgezogen, du bist unsere Tochter. Königin Miyu hat dich zu uns bringen lassen, um dich zu schützen, so viel haben wir aus General Yuuko rausbekommen und das kann man sich auch denken“, versuchte Cass, sie zu besänftigen.

      Ayuma ballte die Hände zu Fäusten, so fest, dass sich ihre Fingernägel in ihre Haut bohrten. Sie konnte sich nur schwer zurückhalten. Wieso sollte sie nicht einfach Izores und Cass ins Gesicht brüllen, was sie von der ganzen Sache dachte? Aber dann wurde ihr bewusst, dass die zwei immer für sie gesorgt hatten. Sie hätten die Bitte der Königin auch ablehnen können, damals, als sie noch ein Baby war. Hätten sie Nein gesagt, hätte Ayuma dann eine so unbeschwerte Kindheit gehabt? Wollte sie wirklich alle verletzen, die ihr wichtig waren? Ayuma setzte sich wieder auf ihren Platz, die Wut war verflogen. „Wie soll es denn jetzt weitergehen?“, fragte sie und schaute erst Cass, dann Izores an.

      „Du musst nach Daicha gehen und dich dort zu einer Kriegerin ausbilden lassen. Sie haben dort sogar eine Akademie für junge Kämpfer wie dich“, schlug Izores vor.

      „Die Akademie hat einen guten Ruf. Bevor ich hierherkam, war ich dort als Heilerin tätig. Ich hab viele gesehen, die vom Schüler zum Krieger heranwuchsen. Alle, die dort ausgebildet wurden, sind hervorragende Kämpfer geworden und viele haben einen Drachen an ihrer Seite“, erinnerte sich Nerada.

      „Dann ist dort der richtige Platz für mich.“ Nerada nickte. „Was ist mit dir?“, fragte Ayuma nun Korsion, der das Gespräch interessiert verfolgt hatte.

      Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft sagte er etwas. „Ich werde an deiner Seite bleiben, egal, wohin du gehst. Wenn ich dort auch noch meinen Umgang mit dem Schwert verbessern kann, dann haben wir alle etwas davon.“

      Ayuma musste lächeln, obwohl ihr eigentlich gar nicht danach war. Sie fing an, Korsion zu mögen. Er konnte immer das Gute sehen und konnte sich spontan auf neue Situationen einstellen. Außerdem schaffte er es immer, sie aufzuheitern.

      „Dann ist es also beschlossen. Wir gehen nach Daicha und ich versuche, euch beiden einen Platz in der Akademie zu verschaffen. Ich hab dort immer noch einen guten Ruf. Wann brechen wir auf?“

      „Moment mal, Nerada. Lässt du Cass und mich einfach hier zurück?“, warf nun Izores ein.

      An sie beide hatte niemand gedacht. Wo sollten sie hin? Sie könnten natürlich warten, bis Nerada zu diesem kleinen Haus zurückkam, aber wollte die Magierin das überhaupt?

      „Das Beste wird sein, ihr beide kommt ebenfalls mit uns nach Daicha. Dort sucht ihr euch ein Haus und eröffnet eine neue Schmiede. Ein erfahrener Schmied mit deinen Fähigkeiten wird immer gebraucht“, schlug Ayuma vor, als sie erkannte, dass sie sich nicht von diesen Menschen, ihren Eltern, trennen wollte.

      „Guter Vorschlag. Seron ist zerstört und eine Schmiede in Daicha ist ein guter Neuanfang“, erklärte Izores und lächelte Cass zu, die seine Hand drückte.

      Nerada klatschte zufrieden in die Hände. „Gut! Dann würde ich sagen, zwei Tage sollten uns bis zum Aufbruch reichen.“

      Die anderen stimmten ihr zu.

      *

      Kapitel 7: Die Akademie

      Schon als sie das Tor passiert hatten, wusste Ayuma, dass sie Seron mehr gemocht hatte als diese große, hektische Stadt Daicha. Es war eng und schmutzig, an jeder Ecke schrien die Händler oder wurde Streit, der in Schenken begonnen hatte, auf der Straße ausgetragen. Und es stank nach zu vielen ungewaschenen Menschen und Tieren auf zu wenig Raum.

      Ayuma wollte gerne ihre richtige Mutter kennenlernen und war ein wenig enttäuscht, als sie erfuhren, dass sich Königin Miyu zurzeit auf Reisen befand.

      Izores und Cass hatten sich nach einer neuen Schmiede umgesehen, während Ayuma, Korsion und Nerada sich auf den Weg zur Akademie machten.

      „Werden wir auch auf den General treffen? Wie ist er so?“, plapperte Ayuma vor Aufregung, jemanden kennenzulernen, der sich für ihr Leben eingesetzt hatte.

      „Er ist hart, aber fair. Du solltest ihn nicht unnötig reizen. Sag einfach nur etwas, wenn er dich fragt“, informierte sie Nerada. Nun standen sie vor der Tür zum Empfangssaal. „Bereit?“

      Ayuma atmete tief ein und nickte, woraufhin Nerada an die Tür klopfte.

      „Herein“, rief eine tiefe Stimme. In der Mitte des großen Raumes saßen zwei Männer, die kurz aufblickten. „Nerada, schön, dich noch einmal hier zu sehen.“

      General Yuuko, der rechte der beiden, wie Ayuma von Nerada wusste, hatte kurze schwarze Haare und so dunkle Augen, dass sie schon fast schwarz wirkten. Der andere schien genauso alt wie General Yuuko, war jedoch auffälliger anzusehen mit seinen langen dunkelblauen Haaren, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren. Die blauen Augen hätten lustig sein können, hätten sie nicht einem unnachgiebigen Krieger gehört.

      „Wir sind uns dann so weit einig. Wir sprechen morgen weiter, General“, beendete der Zweite das Gespräch und verbeugte sich.

      „Gut, Roscoe, du kannst gehen.“ General Yuuko wandte sich Nerada, Ayuma und Korsion zu. „Setzt euch doch.“ Er wies auf die andere Seite des riesigen Schreibtisches. Sie taten wie geheißen. Er selbst nahm auf einem großen, gemütlich gepolsterten Stuhl Platz. „Aus welchem Grund willst du mich sprechen, werte Nerada?“, fragte er.

      „Ich bringe dir zwei Bewerber für einen Platz in der Akademie. Sie möchten ihre Ausbildung zu Kriegern beginnen“, kam Nerada zur Sache.

      „Ich denke, die beiden in deiner Begleitung sind die zwei, um die es geht?“

      Nerada nickte zustimmend und General Yuukos Blick wanderte musternd von Korsion zu Ayuma. Einen kurzen Augenblick blitzte etwas in seinen Augen auf, Ayuma konnte es nicht deuten.

      „Aus welchem Grund wollt ihr Krieger werden?“, verlangte er zu wissen.

      „Die Krieger Darilons haben meine Heimat zerstört. Ich muss den Schwertkampf beherrschen, wenn ich ihnen entgegentreten will“, erklärte Ayuma ihre Absichten.

      „Und du?“, fragte General Yuuko, jetzt zu Korsion gewandt.

      Korsion zuckte mit den Schultern und erklärte ungerührt: „Ich bin Ayumas Begleiter. Ich hab geschworen, dass ich an ihrer Seite bleibe. Außerdem muss ich weiter an meiner Schwerttechnik arbeiten, was man nirgendwo besser kann als hier.“

      „Wenn Nerada sich für euch verbürgt, sehe ich keinen Grund, euch nicht aufzunehmen. Das neue Übungsjahr beginnt morgen, ihr beide kommt genau zur richtigen Zeit“, erklärte General Yuuko, was Ayuma innerlich jubeln ließ. „Eure Ausbildung läuft folgendermaßen ab: Zuerst werdet ihr als Schüler trainiert und bekommt verschiedene Aufgaben. Wenn ihr genug Aufgaben, oder wie wir sagen Missionen, bestanden habt, werdet ihr für die Prüfung der Krieger vorgeschlagen. Nach Bestehen der Prüfung seid ihr ausgebildete Krieger. Dann könnt ihr offiziell in die Armee von Baril eintreten“, erklärte General Yuuko. Er klatschte fröhlich in die Hände und umgehend betrat eine Dienerin den Raum. „Bring diese beiden zu den Unterkünften im Ostflügel“, wies der General sie an.

      Die Besucher und die Dienerin verneigten sich und wollten gerade hinausgehen, als er nachschob: „Nerada, bevor du gehst, kann ich noch kurz mit dir allein sprechen?“

      Nerada drehte sich um und schloss die Tür des Empfangssaals hinter den anderen.

      „Kommt mit mir.“ Ayuma und Korsion folgten der Dienerin. Sie führte sie durch einen Gang, mehrere Treppen hinauf, erneut durch einen Gang und schließlich blieben sie vor einer Tür stehen.

      „Das ist deins.“ Die Frau deutete auf Korsion. „Und deins ist das dort.“ Sie deutete auf die nächste Tür.

      „Danke“, sagten beide und betraten ihre Bleibe.


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