Pros & Cons: Steele. Lisa Schnack

Pros & Cons: Steele - Lisa Schnack


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Specialist (Bodyguard). Ex-Army-Ranger. Bezeichnet sich selbst als Sumpfratte aus Georgia.

      Carson Grieves (Alter unbekannt) – Meister der Täuschung und des Betrugs. Hochstapler. Geburtsort und Geburtsdatum unbekannt.

      Ridge Pfeiffer (21) – Dieb. Nicht sehr gesprächig. Experte für das Knacken traditioneller Safes und Schlösser. Fassadenkletterer und Einbrecher.

      Wesley Bond (27) – Hacker und Social Engineer, Internet-Trickbetrüger. Kämpfer für soziale Gerechtigkeit.

      DIE ARMEN KERLE, DIE IN DEN SCHLAMASSEL MIT REINGEZOGEN WURDEN

      Breck Pfeiffer (21) – Ridges Zwillingsbruder. Ex-Collegestudent, Ex-Escort-Boy. Verrückt nach Steele.

      Danny Munroe (19, fast 20) – Ex-Escort-Boy, ein Freund von Breck. Wird in die Geschehnisse hineingezogen und dann von Josie, Miranda und eigentlich auch allen anderen adoptiert.

      EIN INTERESSIERTER FREUND

      »Charlie hat sich ein nettes Plätzchen zum Sterben ausgesucht.«

      Palmen schwankten leicht unter einem klaren blauen Himmel, die Luft schmeckte nach Salz, und die wenigen Quadratmillimeter meiner Haut, die nicht unter der Maskenbildnerarbeit, falschem Haar oder dem langen Priestergewand aus Polyester verborgen waren, spannten bereits und versprachen einen beginnenden Sonnenbrand.

      Florida musste man einfach lieben. Es war ein wunderbares Fleckchen Erde, wenn es sich nicht gerade von seiner schlimmsten Seite zeigte. Sogar die in ordentlichen Reihen stehenden Grabsteine auf dem Friedhof wirkten irgendwie heiter.

      Die Frau neben mir löste ihren nachdenklichen Blick von den Trauergästen, die sich um das frische Grab versammelt hatten, und schaute sich hastig um, ob jemand meine Bemerkung gehört hatte.

      Pfft. Als ob ich mir einen solchen Anfängerfehler erlauben würde.

      »Sprich leise, Vater, sonst fliegst du noch auf.«

      Ich strich mir durch den langen grauen Bart, wobei ich überprüfte, ob er noch fest an meinem Gesicht haftete, und verzieh ihr die kritische Bemerkung. Priester vergaben, das war ihre Aufgabe, und ich war ein großer Fan von Method Acting.

      »Ich meine ja nur«, sagte ich in einem leiernden Singsang. »Strahlender Sonnenschein, dazu diese hohen, klagenden Vogelrufe für das Extra-Quäntchen Dramatik, das ist doch die ideale Atmosphäre für eine Beerdigung. Volle Punktzahl für Florida. Charlie hätte das gefallen.«

      Ein Mann aus der Trauergesellschaft sah misstrauisch zu mir herüber. Ich lächelte ihn wohlwollend an und hob eine Hand zum Segen. Prompt schaute er weg.

      »Du Idiot, ich warne dich, wenn dich einer von denen erkennt und eine Waffe zieht, hau ich ab und überlasse dich deinem Schicksal. Kapiert?«

      Ach, Miranda. Sie ließ mir nichts durchgehen, und dafür liebte ich sie.

      »Klar.«

      Sie nickte und widmete sich wieder der Beobachtung der schwarz gekleideten Männer und Frauen, die in Grüppchen zusammenstanden und sich unterhielten. »Außerdem ist es hier heißer als in der Hölle. So viel zur idealen Atmosphäre.«

      »Es ist August, und wir sind in Sarasota, Ms Bosley. Kühler wird es hier zu dieser Jahreszeit nicht, wenn kein Wunder geschieht.« Ich räusperte mich. »Und Wunder sind rar, besonders da, wo der arme Charlie jetzt ist.« Ich neigte den Kopf und sah vielsagend zu Boden.

      »Ich würde es sehr schätzen, wenn du dir Andeutungen über Charlie, wie er auf alttestamentarische Art in der Hölle schmort, verkneifen könntest. Dir macht es vielleicht nichts aus, dass er tot ist, aber ich … Also, mir wird er fehlen«, sagte sie. Ihre Augen glänzten verdächtig.

      Ich seufzte und wippte leicht auf den Fußballen auf und nieder. »Es ist ja nicht so, dass mir sein Tod egal ist, Randa.« Charlies prächtige Villa mit dem Ausblick über den Strand würde ich zum Beispiel sehr vermissen. Man konnte vom Pool aus den Sonnenuntergang genießen, einfach traumhaft.

      Außerdem war Charlie ein weltweit renommierter und respektierter Dieb gewesen, der auch mit Informationen handelte. Ohne ihn würde es für mich künftig schwieriger werden, denn sein Ruf und sein Einfluss hatten mir oft den Weg geebnet. Aber da ich nicht besonders sentimental veranlagt war, würde ich vermutlich trotzdem nicht lange um Charlie trauern. Um der guten alten Zeiten willen hatte ich vor, diesen letzten Job noch zu erledigen und mich danach spurlos aus dem Staub zu machen.

      Diese Gedankengänge behielt ich vorerst jedoch lieber für mich. Miranda hatte dafür jetzt bestimmt kein offenes Ohr. Jedenfalls nicht, solange sie Trübsal blies.

      »Ich glaube eben daran, dass Charlie Binghams gute Seiten in Erinnerung bleiben werden, verstehst du?« Ich merkte selbst, wie lahm das klang.

      Sie warf mir einen Blick zu, wohl um abzuschätzen, ob ich es ernst meinte, und ich blinzelte treuherzig zurück. Sie schniefte.

      »Und noch was«, fuhr ich fort. »Ich erkläre dich offiziell zum größten Trauerkloß, der mir je begegnet ist.«

      Sie schnappte nach Luft. »Das nimmst du zurück!«

      Ich faltete fromm die Hände. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es als Sünde gilt, wenn ich lüge, solange ich mich als Priester ausgebe.«

      »Du bist unmöglich«, sagte sie kopfschüttelnd, aber ich sprach einfach weiter.

      »Gib es zu, Miranda Bosley, hinter der Fassade der eiskalten, knallharten Anwältin …«

      »Professionell, meinst du wohl.«

      »… verbirgt sich eine mitfühlende Seele. Du nimmst Anteil am Schicksal deiner Mandanten.«

      »Charlie war eine Ausnahme«, erwiderte Miranda leise und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an. »Die einzige Ausnahme.«

      »Ach, komm schon«, sagte ich und nickte einer hübschen Rothaarigen zu, die sich in der dritten Reihe von vorn niedergelassen hatte. Ich versuchte, sie ernst anzuschauen, wie ein Mann, der sich um den Zustand ihrer Seele sorgte. Aber ganz ehrlich, alles, wofür ich Augen hatte, war ihre Handtasche, die unbeachtet unter ihrem Stuhl lag. Manchmal legten es die Leute geradezu darauf an, beklaut zu werden.

      »Wie lange warst du Charlies Anwältin? Zehn Jahre? Wir beide kennen uns doch schon viel länger. Und du liebst mich.«

      »Träum weiter.« Miranda musterte mich von oben bis unten, begutachtete jedes Detail meiner Verkleidung und stieß dann einen angewiderten Seufzer aus. »Selbst schuld, du wolltest dieses lächerliche Vorhaben ja unbedingt durchziehen.«

      »Lächerlich?« Ich räusperte mich empört. »Hör mal, Randa, Charlies Zeit war gekommen, und alle wussten das. Viele Leute wollen ihr Gewissen erleichtern, bevor sie abtreten. Die Waagschalen ins Gleichgewicht bringen, indem sie Unrecht wiedergutmachen, das sie begangen haben. Das ist doch nicht lächerlich, sondern bewundernswert! Ich bin jedenfalls froh darüber, dass ich etwas für Charlies Seelenheil tun kann.« Gut, das war vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Ich strich mir wieder durch den Bart und überlegte kurz, ob ich mir einen echten wachsen lassen sollte. Die Geste hatte etwas außergewöhnlich Beruhigendes. »Ich kann doch nichts dafür, wenn ich auch ein bisschen Spaß an der Sache habe, Babe. Du kennst mich doch.«

      »Stimmt, ich kenne dich. Und Charlie kannte ich auch.« Miranda bedachte mich mit einem bohrenden Blick aus ihren grünbraunen Augen. »Charlie hätte unauffällig verschwinden sollen. Möglichst ohne dass die ganze Welt es mitbekommt, so wie es alle anständigen Diebe tun. Stattdessen veranstalten wir hier diese pompöse Beerdigung und erpressen Leute, damit sie seine Arbeit zu Ende führen.«

      »Harte Worte«, sagte ich. »Wo bleibt denn dein Respekt vor dem Toten?«

      »Nicht hart, nur zutreffend«, erwiderte sie und setzte wieder ihr Pokerface auf. »Ich kann einfach nicht glauben,


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