Monsieur Vénus. Rachilde

Monsieur Vénus - Rachilde


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Gesänge einer seltsamen Liebe, die kein Geschlecht hatte und jegliche Art von Wollust verschaffte. Er liebte mit schrecklicher Wucht und dem Feuer einer glühenden Sonne. Man liebte ihn mit erschreckender Trunkenheit und so erlesenem Geschick, dass die Lust in dem Augenblick, in dem sie verlosch, neu erstand.

      Vor ihnen öffnete sich ein unendlicher Raum, immerfort blau, immerfort schimmernd … dort hinten, in weiter Ferne, betrachtete eine Art ausgestrecktes Tier sie beide ernst.

      Jacques Silvert erfuhr nie, wie es ihm in diesem Moment fast göttlichen Glückes aufzustehen gelang. Als er wieder zu sich kam, stand er da und hatte nervös die Ferse auf den Schädel des großen Bären gestellt, der ihm als Bettvorleger diente. Er sah seinen verwirrten Blick in einem venezianischen Spiegel, und das Zimmer war sehr still. Hinter dem Vorhang fragte eine Stimme:

      »Möchten Sie zu Abend essen, Mademoiselle?«

      Jacques hätte geschworen, dass man erst eine Minute zuvor gefragt hatte: »Möchten Sie zu Mittag essen? …«

      Er zog sich eilig an, befeuchtete seine Schläfen mit einem in Kosmetikessig getränkten Schwamm und stammelte:

      »Wo ist sie? Ich will nicht, dass sie weggeht!«

      »Ich bin hier, Jacques!«, kam die Antwort. »Ich habe dich nicht allein gelassen, denn du warst noch im Fieberwahn.«

      Raoule erschien und lüftete die Vorhänge vor dem Badezimmer. Sie war immer noch sehr schlank, sehr schwarz. Ihre Finger schlossen in ihrem Nacken den Haken eines Colliers.

      »Das ist nicht wahr!«, schrie Jacques bebend. »Ich war nicht im Fieberwahn. Ich habe nicht geträumt! Warum lügst du mich an?«

      Raoule packte ihn an den Schultern und zwang ihn mit gebieterischem Druck nieder.

      »Warum duzt Jacques Silvert mich? Habe ich ihm das gestattet?«

      »Oh! Ich bin erledigt!«, wiederholte Jacques und versuchte sich wieder aufzurichten. »Man macht sich doch nicht so über einen Mann lustig, wenn er krank ist. Raoule! Ich werde Euch nicht mehr duzen … Raoule! Ich liebe dich! … Ach! Ich glaube, ich sterbe! …«

      Wirr daherredend, außer sich, barg er sich in Raoules Armen.

      »Ist es vorbei?«, fügte er weinend hinzu, »ist es ganz und gar vorbei?«

      »Ich sage dir noch einmal, dass du … geträumt hast. Das ist alles.«

      Und sie stieß ihn von sich, ging in Richtung Atelier, ohne noch etwas davon hören zu wollen.

      »Mademoiselle, es ist angerichtet!«, erklärte Marie Silvert und verneigte sich, als könne dieses Mädchen nichts erstaunen. Raoule ging zum Tisch, auf dem ein dampfendes Gericht stand, und legte einen Stapel Goldstücke neben eine zusammengerollte Serviette.

      »Das ist sein Gedeck, oder?«, fragte sie in sehr ruhigem Ton und sah Marie an, die keine Miene verzog.

      »Ja, ich habe Sie einander gegenüber gesetzt.«

      »Das ist gut«, erwiderte Raoule in ebenso gleichgültigem Ton, »ich wünsche Ihnen beiden den allerbesten Appetit!«

      Und sie ging, während sie ihre Handschuhe wieder anzog, hinaus.

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