Erlebnis Bergjagd. Группа авторов
sang der Hahn wieder, der Zweig erzitterte unter ihm wie von Leidenschaft berührt. Und wieder kam ich näher an ihn heran. Ich traute mich nicht, den großen Vogel mit sehnsuchtsvollen Augen anzustarren. Jetzt kam wieder das Schleifen, abermals kam ich näher. Nun mußte ich zu ihm hinaufblicken, zu dem dunkelgrünen Schild. Der Hahn stand tiefdunkel im Geäst, zeigte seine ganze Breite. Der helle Schnabel öffnete sich weit im Jubel des Liedes, die gesträubten Kehlbartfedern bewegten sich wie die grünen Lärchentriebe.
Beim nächsten Hauptschlag hob ich langsam die Flinte. Das letzte Schleifen ging im Schuß unter.
Schwer stürzte der Hahn durch die Äste zu Boden, im Fallen streifte er die Nadeln und schlug dann weich in der kleinen Schneemulde auf. Einige Male zuckte er noch, nachfallende Federn segelten lautlos herunter und legten sich zu ihm. Dann war es still, nur das Schmelzwasser murmelte und der Morgenwind betete leise.
Ich stand neben meinem erlegten Hahn. Ich spürte, daß ich vor einigen Sekunden aus der Unendlichkeit der Welt ein Stück herausgerissen hatte, dessen Gewicht meine Seele eben noch ertragen konnte. Ich spürte hier in der knisternden Windbrandung, daß ich den Frühling und den Hahn als ein einziges Wunder in mein Leben eingeschlossen hatte. Andacht, leidenschaftliche Freude der Erfüllung, Dankbarkeit und Mitleid hielten mich fest, hefteten meinen Blick abwechselnd auf Hahn und Himmel.
WILHELM BRENNER (1927–2011), in Steinamanger (Westungarn) geboren; stammt aus einer traditionsreichen Bürgerfamilie. Architekturstudium an der Technischen Universität von Budapest; ab 1956 freischaffender Architekt und Professor an einer höheren Schule in Graz. Autor und Mitautor mehrerer Bücher mit jagdlichen und kunstgeschichtlichen Themen; verbrachte seine ganze Freizeit in „seinem“ Revier im Burgenland; im Reinersdorfer Jagdhaus entstanden seine Erzählungen.
W. Brenners Erzählungen – eine ganz Österreich umfassende Lyrik der Landschaft – verkörpern den gelungenen Versuch, aus der traditionellen und zum Teil nur der Vergangenheit verschriebenen Jagdliteratur in die Gegenwart des jagdlichen Alltags zu gelangen. Als feinsinniger Beobachter und Erzähler schilderte er seine Erlebnisse im jagdlichen Alltag, als Jäger und Dichter der Landschaft reiste er umher und hielt seine Eindrücke fest, die zu einer Liebeserklärung an die Schönheit der österreichischen Landschaften werden.
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