Craving Lily. Nicole Jacquelyn

Craving Lily - Nicole Jacquelyn


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fragte Lily schnell und lächelte ihre Mutter schmeichelnd an.

      „Nein“, antwortete Farrah. „Ihr beiden habt zwei volle Wochen miteinander verbracht. Ihr werdet es überstehen, eine Nacht getrennt zu sein.“

      „Oh, Mann“, beklagte sich Rose und ging mit düsterer Miene aus dem Zimmer.

      „Fährst du mit uns, Lily Liebling?“, fragte Farrah. Sie nahm ihre Handtasche und schob die Füße in Schuhe.

      „Nein.“

      „Hör auf zu schmollen. Sonst bleibt dein Gesicht noch so.“

      „Das ist okay für mich, denn ich kann es ja nicht sehen.“

      „Dann hab ein bisschen Mitleid mit deiner Mutter, die es nicht sehen will“, sagte Farrah trocken. „Lass uns fahren, Rose!“

      Ich beobachtete das Ganze, blieb aber auf der Couch sitzen, als Farrah Rose nach draußen drängte und hinter sich die Tür schloss. Ich wollte gehen, wusste aber, wenn ich es täte, würde Cecilia Telefonterror machen, wenn sie nach unten kam und sah, dass ich nicht mehr da war. Ich war nicht einmal mehr sicher, warum ich mir ihren Scheiß noch gefallen ließ. Ich denke, es war einfach leichter, sie ihre Spielchen spielen zu lassen, als mich mit dem ganzen Mist auseinanderzusetzen, den sie veranstalten würde, wenn ich mit ihr Schluss machte.

      „Du kannst ruhig nach oben gehen“, sagte Lily, griff nach unten und nahm ihr Buch. „Hier ist niemand, der dich aufhalten würde.“

      „Schon gut“, antwortete ich.

      Sie trat zwei Schritte zur Seite, streckte die Hand zum Sessel in der Ecke aus und strich mit den Fingern über die Armlehne, bis sie sicher war, wie er ausgerichtet war. Dann ließ sie sich mit einem Seufzen hineinfallen.

      „Sie liebt mich, weißt du“, sagte Lily nach ein paar Minuten Schweigen. „Sie hat nur eine Show abgezogen.“

      „Sie hat sich wie ein Arschloch benommen.“

      „Es war keine große Sache“, widersprach sie und schüttelte den Kopf. „Solche Dinge passieren in der Schule die ganze Zeit.“

      „Die Leute machen dir Ärger?“, fragte ich düster und beugte mich vor. Der Gedanke, dass irgendjemand das kleine Mädchen vor mir schikanierte, erweckte in mir den Wunsch, ein paar Mittelschülern in den Hintern zu treten.

      „Ach, vergiss es“, meinte sie fröhlich und warf die Hände in die Luft. „Ich kann auf mich selbst aufpassen, und wenn ich mit jemandem nicht fertig werde, kümmert Rose sich darum.“

      „Das ist doch Mist. Es sollte dich überhaupt niemand schikanieren.“

      „Ist schon okay. Wenn ich ein Junge wäre, würdest du mir sagen, dass ich selbst damit fertig werden soll. Ich brauche von niemandem Hilfe.“

      „Nein, das würde ich nicht. Wenn einer der Jungs ein Problem hätte, würde ich mich darum kümmern.“

      „Du meinst, wenn einer der Jungs blind wäre und ein Problem hätte“, antwortete sie wissend und schüttelte den Kopf. „In der Schule ist alles in Ordnung. Ich meinte nur, dass du Cecilia nicht für einen schrecklichen Menschen halten sollst. Das ist sie nicht. Sie hat nur versucht, eine Show abzuziehen.“

      „Ich kenne Ceecee, seit wir Babys waren, Löwenzahn. Ich denke, dass ich sie inzwischen gut einschätzen kann.“ Das war die Wahrheit. Und die Wahrheit war auch, dass Cecilia sich wie ein verwöhntes Gör benahm. Das würde ich ihrer kleinen Schwester jedoch nicht sagen.

      „Jetzt erzähl mir, was die Kinder in der Schule gemacht haben.“

      „Mein Gott! Nichts“, antwortete sie. „Haben die Kinder in der Schule dich schikaniert, als das mit deinem Gesicht passierte?“

      „Verdammt, Löwenzahn.“ Ich verzog das Gesicht. Die meisten Menschen erwähnten mein Gesicht nicht. Sie redeten um den heißen Brei herum oder taten so, als hätten sie es nicht bemerkt, was unglaublich blöd war. Natürlich sahen sie die Narbe, die sich quer über meine Wange bis zu meinem Auge hochzog. Ich versuchte ja auch nicht, sie zu verbergen.

      „Nein, niemand hat mich schikaniert. Sie haben sich gehütet.“

      „Ist sie schlimm?“, fragte sie und drehte den Kopf in meine Richtung. „Deine Narbe?“

      „Nicht gerade schön“, murmelte ich und strich mit den Fingern über die Haut, die ich nicht mehr spüren konnte.

      „Darf ich sie anfassen?“

      „Was?“

      „Darf ich deine Narbe berühren? Niemand will sie mir beschreiben, auch nicht, wenn ich danach frage.“

      Ich starrte sie mit großen Augen fast eine Minute an. Lily war ein süßes Kind. Hübsch auf eine Art, die zeigte, dass sie als Erwachsene umwerfend aussehen würde, aber sie wirkte immer noch so unschuldig, dass es fast schmerzlich war. Sie hatte den Knochenbau ihrer Mutter und von ihrem Vater das dunkle Haar und die sonnengebräunte Haut. Sie hatte das Beste von beiden Elternteilen bekommen, auch wenn ich das Cecilia, die blondes Haar und helle Haut hatte, nie sagen würde. Lily hatte nicht den geringsten Anflug von Gemeinheit in sich und würde auf keinen Fall etwas über meine Narbe sagen, außer sie hatte schon eine Weile darüber nachgedacht.

      „Äh, klar“, antwortete ich schließlich und räusperte mich.

      Sie hüpfte aus dem Sessel, bevor ich von der Couch aufstehen konnte, ging vorsichtig um den Couchtisch herum und achtete darauf, in nichts hineinzulaufen. Sobald ich mich vorbeugte, war sie vor mir, die Hände in Brusthöhe gehoben.

      „Welche Seite?“, fragte sie und legte den Kopf auf die Seite. „Zeig mir, wo sie ist.“

      Mein Herz hämmerte, ich atmete tief durch, nahm eine ihrer Hände und führte sie an mein Gesicht. Niemand hatte je meine Narbe berührt, außer mir und dem Arzt, der mich genäht hatte. Selbst Cecilia gestattete ich nicht, ihre Hände auf mein Gesicht zu legen. Es fühlte sich einfach zu merkwürdig an, wenn die taube Haut berührt wurde. Das war für mich Übelkeit erregend.

      Die Narbe war auch furchtbar hässlich. Ich musste mich immer noch daran gewöhnen, kein Witz. Bevor ich angeschossen wurde, hatten sich die Frauen reihenweise für mich interessiert, wenn ich das auch kaum ausgenutzt hatte. Aber danach? Nur die Freaks, die Fetische und einen Vaterkomplex hatten, wollten noch etwas von mir.

      Und Cecilia. Aber ich könnte schwören, dass dieses Miststück sich immer auf die entgegengesetzte Seite meiner Narbe setzt, damit sie sie nicht ansehen muss.

      „Es ist …“ Lily brach ab, hob die andere Hand und strich mit den Fingern über beide Seiten meines Gesichts. Dann fuhr sie mit einem einzelnen Finger über die gezackte Linie der immer noch leicht hochstehenden Haut. „Das ist ja kaum etwas!“, sagte sie verärgert. „Du benimmst dich, als wärst du der Glöckner von Notre Dame, und das hier ist alles?“

      Ich öffnete den Mund, schloss ihn aber überrascht wieder, als sie leicht auf meine vernarbte Wange klatschte. „Sei nicht so ein Weichei, Leo.“

      Ich lachte überrascht auf. In diesem Moment dröhnten Schritte die Treppe hinunter.

      „Was macht ihr beiden da?“, fragte Cecilia misstrauisch.

      „Was glaubst du denn?“, fragte ich unheilvoll. Sie meinte besser nicht das, wonach es klang.

      „N-nichts“, stammelte Lily, ließ die Hände sinken und ging um den Couchtisch herum. Ihre Wangen wurden glühend rot, als sie vorsichtig das Zimmer verließ.

      Mit unbeholfenen Schritten bewegte sie sich in die Küche, und ich sah Cecilia angewidert an, als sie anfing zu lachen.

      „Jemand ist verknallt“, sang sie und zeigte mit dem Daumen in die Richtung, in die Lily gerade verschwunden war. Ihre süße kleine Schwester, die sie mit Sicherheit noch hören konnte und die wahrscheinlich vor Verlegenheit fast starb.

      Ich presste die Zähne aufeinander und stand auf.

      „Manchmal


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