Keine Cupcakes für Bad Boys. Isabella Lovegood
ab, das sie jedes Mal befiel, wenn sie an diese Beziehung dachte, die ihr so gar nicht richtig vorkam. Aber ihre Mutter musste selbst wissen, was für sie gut war.
Ihre Gedanken wanderten neuerlich zu ihren Nachbarn. ›Sollte ich mich bei ihnen auch noch bedanken, dass sie Omi mit der Waschmaschine geholfen haben? Vielleicht könnte ich das gleich mit einem Einstand verbinden? Etwas für die beiden kochen? Liebe geht durch den Magen‹, fiel ihr einer der Sprüche ihrer Oma ein. ›Jetzt fange ich auch schon damit an‹, dachte sie lächelnd. ›Liebe braucht es ja nicht zu werden, aber Freundschaft oder zumindest gute Nachbarschaft wäre schon angenehm.‹
Als sie ein paar Tage später den Rothaarigen am Hauseingang traf, sprach sie ihn an.
»Hallo, wir haben uns noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Carolin Schwarz, deine Nachbarin und die Enkelin von Frau Kleiber im vierten Stock, der ihr mit der Waschmaschine geholfen habt. Vielen Dank!« Der Atem wurde ihr knapp und sie schnappte nach Luft. Gleichzeitig lief sie ein wenig rot an, was sie ärgerte.
»Freut mich, dich kennenzulernen! Das haben wir gerne gemacht. Mein Name ist Mario Fischer.«
Nebeneinander stiegen sie die Treppe hoch. »Du und dein Freund, Mitbewohner, was auch immer ... esst ihr gerne Pizza?«
Er grinste. »Kennst du jemanden, der keine mag? Warum fragst du?«
»Ich würde euch gerne zum Wohnungseinstand auf ein Stück selbst gemachte Pizza einladen. Würde euch morgen Abend passen? Oder habt ihr am Samstagabend schon etwas Besseres vor?«
»Oh, wow, da sage ich nicht Nein. Ich muss nur noch Oliver fragen. Warte einen Moment, er müsste jetzt da sein.«
Er sperrte seine Tür auf und rief nach seinem Freund. Der kam nur Sekunden später in den kleinen Vorraum, barfuß und nur mit einem Handtuch um die Hüften. Seine Haare waren nass und Wasser tropfte auf den Boden. Im ersten Moment sah Oliver verlegen aus, im nächsten setzte er eine kühle, arrogante Miene auf, maß Carolin von oben bis unten mit einem taxierenden Blick, dann wandte er sich knapp an seinen Mitbewohner. »Was gibt es?«
Mario ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Das ist unsere Nachbarin Carolin. Sie will uns morgen Abend zum Einstand auf eine Pizza zu sich einladen. Hast du Zeit?«
Erneut ließ Oliver den Blick seiner dunkelbraunen Augen über die Frauengestalt schweifen, dann nickte er langsam. »Ja, hab ich. Macht ihr alles Weitere aus, okay?« Damit drehte er sich um und ließ die beiden einfach stehen.
»Puh, der ist ja mies drauf. Ist er immer so?«, fragte Caro leise, als er verschwunden war.
»Findest du?« Mario schien sich über ihre Aussage zu amüsieren.
»Ich kenne ihn ja nicht, aber du scheinst der Nettere von euch beiden zu sein. Nun, wie auch immer ... Morgen Abend um sieben?«
»Ja, das passt. Sollen wir was mitbringen? Rotwein passt gut zu Pizza.«
»Ja, gerne!«
Sie lächelten einander an und langsam verflüchtigte sich Carolins Gefühl wieder, mit der Einladung einen Fehler begangen zu haben.
Als sie ihre eigene Tür aufschloss, sah sie in Gedanken Oliver wieder vor sich. Ein zartes Prickeln durchlief sie. Er hatte gut ausgesehen, drahtig und ohne ein Gramm Fett auf dem Körper. Genau so gefiel ihr ein Mann. Dicke Muskelpakete empfand sie eher bedrohlich als attraktiv, besonders nach dem unangenehmen Vorfall mit Chris auf der Party. ›Leider scheint er auch so ein arroganter Kerl zu sein, der denkt, er hätte es nicht nötig, freundlich zu sein‹, überlegte sie, als sie aus ihren Schuhen schlüpfte. ›Da halte ich mich lieber an Mario. Der ist nett, da hatte Oma recht. Ich werde Sonja dazu einladen. Ihrer ansteckend guten Laune kann keiner widerstehen. Aber eines ist sicher, so wie dieser Oliver mich angesehen hat, ist er definitiv nicht schwul.‹
Ihr Magen holte sie knurrend aus ihren Gedanken. Seufzend inspizierte sie den spärlichen Inhalt ihres Kühlschranks, dann kochte sie eine Portion Spaghetti, die sie mit Butter und etwas geriebenem Käse aß. Sorgfältig schrieb sie einen Einkaufszettel. Nur gut, dass ihre Hundesitterdienste sofort und in bar bezahlt wurden, das rettete sie über die nächsten Tage, bis ihr Gehalt überwiesen wurde. Vernünftigerweise hätte sie auch mit der Einladung noch bis nach dem Monatsersten warten sollen, aber sie hatte es so satt, sich ständig mit allen Aktivitäten nach ihrem Kontostand richten zu müssen. Matthias hatte von Anfang an betont, dass sich der Halbtagesjob in absehbarer Zeit in eine Vollanstellung wandeln würde, sonst hätte sie nicht zugesagt. Niemand hatte damit gerechnet, dass es über ein Jahr dauern würde, bis seine Lebensgefährtin, die ebenfalls in der Praxis arbeitete, schwanger werden würde. Doch nun war es soweit und Carolin konnte sich ihre eigenen vier Wände leisten, die eine willkommene Zuflucht vor der seltsamen Stimmung in der Wohnung ihrer Mutter geworden waren.
Kapitel 4
»Ich finde diese Carolin ziemlich süß«, stellte Mario fest, obwohl ihn insgeheim die zarte Blondine mehr reizte. Prüfend beobachtete er seinen Freund aus den Augenwinkeln, während sie sich nebeneinander auf den Ergometern abstrampelten. Das war eigentlich nur das Aufwärmprogramm, bevor sie das Krafttraining starteten, so wie der Coach es ihnen beim ersten Besuch der Mucki-Bude geraten hatte. Trotzdem waren sie bereits in Schweiß gebadet. Er für seinen Teil hatte eigentlich mit Herz-Kreislauf-Ausdauertraining vollauf genug. Er wollte fitter werden, aber extra große Muskeln brauchte er nicht. Mario glaubte ohnehin nicht daran, dass ihm breitere Schultern oder ein dicker Bizeps mehr Chancen bei den Frauen einräumen würden. Mit seinen roten Haaren und den Sommersprossen war er so oder so nicht unbedingt ein Traumtyp, fand er.
»Ich dachte, du willst dich auf dein Studium konzentrieren?«, kam es prompt ein wenig atemlos von Oliver.
»Mach ich auch. Ich wollte ja nur deine Meinung hören!«
»So genau habe ich sie mir nicht angesehen«, wich sein Freund neuerlich aus. Mario grinste und wischte sich mit dem Handtuch den Schweiß von der Stirn, bevor er ihm in die Augen laufen konnte.
»Wer’s glaubt. Ich dachte schon, du hast dir neuerdings einen Röntgenblick zugelegt.«
»Es gehört zum Bad Boy-Rollenbild, sie so von oben herab zu scannen. Das hab ich oft genug bei Kevin gesehen. Ich mache genau das, was er auch tun würde. Ist gar nicht so schwer.«
»Und was versprichst du dir davon?«
»Das macht die Mädchen heiß. Jedenfalls behauptet er das, und der Erfolg scheint ihm recht zu geben.«
Mario schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das funktioniert. Zumindest nicht bei Carolin. Sie fand dich einfach nur mies drauf«, teilte er seinem Freund dann grinsend mit.
Oliver kam aus dem Tritt und rutschte aus dem Pedal. »Das hat sie gesagt?«
»Wortwörtlich. Ich bin mal gespannt, was der Abend so bringt. Übertreib es nicht, okay? Dass sie uns einlädt, finde ich nämlich ziemlich nett und ich will keinen Stress in der Nachbarschaft.«
Oliver warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich dachte, wir wären uns einig, dass wir als liebe Jungs nicht ankommen und was an unserem Image ändern müssen?«
»Ich weiß nicht. So im ersten Moment klang das recht plausibel, aber als ich gestern sah, wie sie dir nachgeguckt hat ... Als ob sie dachte: ›Schade, dass der Typ so ein arroganter Arsch ist.‹«
Sein Freund schüttelte unwillig den Kopf. »Du weißt, wie viele Freundinnen mich fallen lassen haben, weil ich ihnen zu nett war. Mach, was du willst, ich bleibe dabei. Und jetzt geht es ans Hanteltraining!« Voll motiviert stieg Oliver vom Ergometer und wischte sich den Schweiß von Gesicht und Nacken. Mario folgte ihm eher widerwillig zu den Geräten.
Drei Stunden später ließ ihnen der Duft, der bereits bis ins Treppenhaus strömte, das Wasser im Mund zusammenlaufen. Die zierliche Blondine öffnete ihnen die Tür.
»Hey, ich bin Sonja, kommt rein. Caro ist in der Küche beschäftigt.« Sie reichte ihnen nacheinander die Hand. Mario und Oliver betrachteten sie wohlwollend,