Heilmittel der Sonne - eBook. Olaf Rippe
Sonne das Auge des Re. Bei den Griechen verkörperte sie sich im allessehenden Helios und in Apollon, im Gott der Prophetie. Die Germanen verehrten den hellsichtigen Lichtgott Baldur. Im Christentum schließlich symbolisiert das Auge im nach oben gerichteten Dreieck den sonnenhaften Geist Gottes.
Für den Menschen bedeutet Sehen eine bunte Welt. Farben geben der Welt ein Gesicht und unterscheiden das eine vom anderen. Sie lassen aber auch das Gemeinsame erkennen – erinnern wir uns an das Beispiel von den Sonnenfarben. Sehen bedeutet also eine bewusste Wahrnehmung der Außenwelt, analog dem sehenden Geist der Sonne.
Es wundert daher nicht, dass viele Augenheilmittel von sonnenhafter Natur sind wie Schöllkraut und Chrysolith. Sie stärken unsere Sehfähigkeit und heilen manche Augenleiden. Vor allem aber nehmen wir durch sie das Licht besser wahr, und manchmal öffnen sie uns sogar die Augen für die verborgenen Wahrheiten der Welt.
Das »Sonnen«auge im Dreieck symbolisiert den allessehenden Geist Gottes.
Der Geist der Sonne bescheint die Erde. Die Sonnenkugel besteht aus sieben Sphären mit Augen, die den sieben Himmelskörpern oder Planetenkräften entsprechen. (Jacob Böhme, 1682)
Erkenne Dich selbst
Das Licht der Sonne entspricht der Bewusstheit unseres Geistes. »Erkenne Dich selbst« lautet die Botschaft des Sonnengottes Apollon an uns Menschen.
In der Astrologie stellt die Sonne die innere Wahrheit, den Wesenskern eines Menschen, seine Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie sein »Ich-Bewusstsein« dar. Besonders ausgeprägt gilt dies für Löwegeborene, denn die Sonne regiert das Tierkreiszeichen Löwe (23. Juli–22. August). Kinder der Sonne sind wir aber alle, und für jeden von uns bedeutet ihr Licht das Streben nach Weisheit und einem bewussten Ich, nur die Wege sind verschieden. Der eine ist dabei still und versonnen, der andere voll glühendem Tatendrang oder strahlender Begeisterung.
Das astrologische Symbol der Sonne ist ein Kreis mit einem Punkt in der Mitte. Es entspricht unserem heliozentrischen Weltbild, das seinen Namen dem Sonnengott Helios verdankt. Der Punkt stellt die Sonne als Herz unseres Planetensystems dar, der Kreis die um sie laufenden Planeten. Vor allem aber symbolisiert es die Geburt des kosmischen Lichts als Ursprung und Mittelpunkt des Universums und wie es sich in den Raum ausbreitet, um alles zu beleben. Der Punkt entspricht auch unserem Ich. Der Kreis zeigt, wie weit sich unsere Bewusstheit nach außen erstreckt.
Heilmittel als Brücke zum Licht
Viele der im Buch erwähnten Sonnenheilmittel helfen uns, unser Ich, also die eigene Persönlichkeit besser zu begreifen oder zu stärken. Besonders das Sonnenmetall Gold fördert die Selbsterkenntnis. Es gilt als die reinste Verkörperung des Sonnenlichts in der Natur. Gold ist sozusagen der Schweiß der Sonnengötter. Doch von den Orakelkräutern des Apollon oder durch den Dichtermet kann man ebenso Inspiration erhalten.Visionen oder innere Wahrheiten findet man manchmal auch im Leuchten eines Bergkristalls oder eines Topas.
Heilmittel der Sonne dienen also nicht nur dazu, Krankheiten zu behandeln, sie sind auch Hilfsmittel für den Gesunden, der seine Bewusstseinsentwicklung unterstützen möchte. Sie machen aber nicht aus jedem gleich einen Erleuchteten. Viele hellen einfach nur die Stimmung auf und wirken als Seelenbalsam.
Wenn sich die Sonne in unseren Breiten wieder einmal wochenlang nicht blicken lässt, dann verdunkelt sich meist auch das innere Licht. Erschöpfungszustände, Depressionen oder Abwehrschwäche sind nur einige der möglichen Folgen.
Die Sonne spiegelt sich in unserem Ich und in unserer Lebenskraft wieder. Wird dieser Spiegel glanzlos, sprechen wir von einer »Ich-Schwäche« oder von einem Sonnenmangel.
Mit den zahlreichen Sonnenrezepten in diesem Buch braucht man aber nicht länger Trübsal blasen. Zum einen fördern sie den Kontakt zur Natur. Wer einmal im ersten Frühling einen »Trank der Begeisterung« gesammelt hat, wird sich immer an diese Naturerfahrung erinnern und von den Gedanken an die freundlichen Lichtblumen auch in dunklen Stunden zehren. Zum anderen stellen wir viele Möglichkeiten vor, wie man »Sonne pur« zuführen kann.
Wer nach Versonnenheit sucht, Lebenswärme benötigt oder ganz einfach auf der Sonnenseite des Lebens stehen möchte, braucht eigentlich nur sein persönliches Sonnenrezept zu wählen.
»Im Mikrokosmos ist das Auge, was im Makrokosmos Sonne genannt wird.« (Paracelsus)
Das egozentrische Weltbild
Nun gibt es aber auch Menschen, die alles andere als »Ich-schwach« sind. Wer kennt sie nicht, die Partylöwen, Exzentriker und Egomanen. Wo sie hinkommen, stehen sie im Mittelpunkt, werden bewundert, verehrt und auch gefürchtet. Ihr Leitspruch ist: »Ich kam, sah und siegte.«
Was früher eher das Lebensthema einzelner Persönlichkeiten war, ist heute zum Zeitgeist geworden – alles dreht sich um das Individuum und um gesellschaftlichen Erfolg. Was mit der Natur und den Mitmenschen passiert, ist vielen egal. Naturzerstörung und das Elend der Dritten Welt sind nur zwei der vielen Folgen. Aus einem heliozentrischen Weltbild wurde ein egozentrisches.
Dieser von sich selbst besessene Menschentyp – der Egomane – verkörpert ein Übermaß der Sonne, während der verzagte Mensch einen Sonnenmangel darstellt.
Nichts darf sich aber in der Natur ins Unmäßige ausbreiten, und so lautet eine weitere Botschaft des Sonnengottes Apollon: »Alles mit Maß.« Als Attribut hält Apollon eine Leier in seinen Händen, und um harmonische Akkorde spielen zu können, dürfen deren Saiten weder zu locker, noch zu fest gespannt sein.
Das richtige Maß finden
Das notwendige Regulativ zu einem Übermaß an Sonne finden wir in den Qualitäten von Mond und Saturn, die uns noch des Öfteren begegnen werden. Im Gegensatz zur solaren Anspannung und Wachheit vermittelt Luna, das Licht der Nacht, innere Ruhe und Regenerationskraft. Saturn, das kosmische Licht, hütet einerseits die Tore zur metaphysischen göttlichen Welt, andererseits verkörpert er das Prinzip der Einschränkung und der Prüfungen. Er stellt auch die Weisheit, das Schicksal und die Berufung dar. Folgen wir der Berufung, erkennen wir uns selbst. Folgen wir ihr nicht, missachten wir uns und andere. Persönliches Leid ist die Folge. Und was für Einzelschicksale gilt, kann auch uns alle betreffen, wenn wir nicht anfangen umzudenken, um den wahren Geist der Sonne zu entdecken, das soziale Wesen, das mit sich und der Welt in Einklang lebt. Die höchste Tugend der Sonne besteht weder in Minderwertigkeitsgefühlen noch im Größenwahn, sondern in der Besonnenheit.
Hiervon erzählt die Geschichte des Phaeton, Sohn des Sonnengottes Helios, der bei seinem Vater einen Wunsch frei hatte. Obwohl noch viel zu jung und unerfahren, wollte der ehrgeizige Phaeton einmal den Sonnenwagen des Vaters steuern.
Phaeton wird von Zeus aus dem Sonnenwagen gestürzt, nachdem er der Erde zu nah kam und diese zu verbrennen drohte. Im Hintergrund sieht man das Sternzeichen des Löwen, das von der Sonne regiert wird. (»Phaeton«; Gustave Moreau, 1878)
Durch seine Unbesonnenheit fuhr er jedoch zu tief, so dass die Erde fast verbrannte. Zeus beendete den Spuk, indem er Phaeton in den Tartarus schleuderte (Sinnbild des Saturns).
Entsprechend fördern zahlreiche Heilmittel der Sonne, die zum Teil auch dem Saturn unterstehen (z. B. Bergkristall), die innere Ruhe und Ausgeglichenheit, die wir für unsere Entwicklung brauchen. Sie helfen uns auch dabei, unser egozentrisches Weltbild zu überwinden und sie geben uns ein Gefühl für das rechte Maß.
Lebenselixier Sonne
Im Licht entdecken wir den Geist der Sonne und uns selbst. In der Wärme finden wir dagegen ihre befruchtende Kraft, die uns das Leben schenkt und es erhält. Von der