Heilmittel der Sonne - eBook. Olaf Rippe

Heilmittel der Sonne - eBook - Olaf Rippe


Скачать книгу
antiken Griechenland war der Sonnengott Helios zusammen mit der Erdenmutter Gaia Ursprung des Lebens. Das erste Wesen entstand der Überlieferung nach dort, wo seine wärmenden Sonnenstrahlen erstmals die kalte und feuchte Erde trafen. Ähnlich in der germanischen Mythologie: Dort entstand die Welt aus der dunklen Kälte des Nordens, die sich mit der Hitze des Südens vereinigte. Die heißen Sonnenwinde schmolzen das Eis, und die fallenden Tropfen wurden lebendig durch die Kraft, die das Feuer sandte. So entstand das Urwesen Ymir, das zugleich Mann und Frau war.

      Wärme und Kälte (Sonne und als Gegenpol Mond/Saturn) sind die zwei Pole der Lebenskraft. Wärme bedeutet pulsierendes Leben und Bewegung, Kälte dagegen ruhende Erstarrung und scheinbarer Tod. Jeden Frühling erleben wir die vitalisierende Kraft der Sonne, die im Sommer ihren Höhepunkt findet. Mit der nachlassenden Sonnenwärme im Herbst und Winter zieht sich das Leben schließlich unter die Erde zurück und kommt zur Ruhe.

      Sonnenfeuer als Allheilmittel

      Das Geheimnis und Streben aller Heilkunst ist es, den Lebensfunken so lange wie möglich zu erhalten. Niemand kann dies besser als die Sonne selbst. Die belebende Kraft des Sonnenfeuers tragen jedoch auch viele Natursubstanzen in sich.

      Will man die Wirkung von Sonnenheilmitteln beschreiben, so tut man sich schwer, denn unter ihnen finden sich zahlreiche Allheilmittel. Lebensverlängernde Elixiere wie das »Danziger Goldwasser« beinhalten beispielsweise absichtlich mehrere Sonnenheilmittel. Besonders alte und lebensschwache Menschen brauchen solche wärmenden Elixiere. Aber auch chronische Erkrankungen (z. B. Allergien) zeugen davon, dass die Lebenskräfte erlahmen und das Immunsystem angefeuert werden muss. Die meisten Heilmittel der Sonne regen von daher nicht nur die Lebensgeister an, sondern stärken auch die Abwehr. Dies entspricht wiederum dem astrologischen Sonnensymbol: Der Lebensgeist entspricht dem Punkt, die Abwehr dem Kreis.

      Wärme brauchen wir auch, wenn wir uns erschöpft und ausgebrannt fühlen oder uns Infekte plagen. Erkältungen sind Krankheiten aus der Kälte. Erkrankungen wie Rheuma entstehen bevorzugt dort, wo es feucht und kalt ist. Sinkt der Blutdruck ab, frieren wir. Haben wir Angst, überfällt uns der kalte Schweiß. Dies alles sind Zeichen eines Sonnenmangels.

       Heilmittel der Sonne erleuchten die verdunkelte Seele des Melancholikers. (»Jerusalem The Emanation of The Giant Albion.« William Blake, 1804)

      Kann der Körper die notwendige Lebenswärme nicht mehr selbst erzeugen, dann helfen oftmals Zubereitungen aus Heilmitteln der Sonne wie etwa homöopathisches Bienengift (Apisinum), Schlangenreintoxine oder Arzneikomplexe, die Phosphor oder Gold enthalten, um nur einige Beispiele aufzuführen. Natürlich wirken auch viele Heilpflanzen wie etwa Sonnenhut, Engelwurz oder Mistel erwärmend.

      Der Geschmack dieser anregenden Heilmittel ist häufig bitter, würzig bis brennend und scharf. Ihr Feuer regt alle lebenswichtigen Funktionen an: Abwehr, Appetit oder Kreislauf. Dieses Sonnenfeuer läutert aber auch den Geist und öffnet die Sinne für die Außenwelt.

      Melancholie – Sonnenfinsternis der Seele

      Wenn die Sonne in der Nacht in die Unterwelt abtaucht und die Regentschaft dem Mond überlässt, kommt auch unsere Seele zur Ruhe. Doch ab und an geschieht es, dass es für kurze Zeit auch tagsüber dunkel wird. Heute haben wir gelernt, dass eine Sonnenfinsternis ein astronomisches Ereignis ist, weil Erde, Mond und Sonne sich auf einer Linie befinden und sich der Mond vor die Sonne schiebt. Doch es gibt kaum einen Menschen, der nicht von diesem Phänomen fasziniert wäre. Es macht uns bewusst, wie fragil unser Dasein eigentlich ist und wie sehr es von kosmischen »Zufällen« abhängig ist.

      Eine Sonnenfinsternis findet stets bei Neumond statt, und dieser wurde in alter Zeit als heilige Hochzeit der zwei Lichter gesehen. Doch wenn sich tagsüber die Sonne verdunkelt, dann galt dies schon immer als Zeichen drohenden Unheils, und tatsächlich ist es eine unheimliche Stimmung, wenn plötzlich tagsüber Vögel ihr Abendlied anstimmen, Fledermäuse erwachen und sich schließlich eine Totenstille über das Land legt.

      So in etwa muss sich ein Mensch fühlen, für den die Sonne niemals wirklich scheint.Wir nennen diesen Zustand heute Depression, und man geht davon aus, dass es sich dabei um eine Entgleisung in der Hirnchemie handelt.

      Diese Vorstellung ist keineswegs weit entfernt von der Vorstellung antiker Ärzte wie Hippokrates. Sie sahen die Entgleisung des Temperaments als Folge einer ungleichen Verteilung der vier humores, gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim. Später nannte der griechische Arzt Galen das Übermaß an schwarzer Galle Melancholie (melanos = schwarz und chole = Galle). Das Blut wird dabei mit melancholischen Säften getrübt, und keine Sonne kann mehr im Körper wirken. Die Seele gleitet infolge der permanenten Sonnenfinsternis in den Zustand ständiger Trauer. Als Hauptorgan des Übels vermutete man die Milz, die man dem Saturn unterstellte, dem Gegenspieler der Sonne.

      Viele Jahrhunderte später erweiterte Paracelsus diese Sichtweise einer stofflichen Grundlage der Melancholie, in dem er den übermäßigen Einfluss des Saturns als Ursache ausmachte. Hierunter verstand er einerseits Schicksalsschläge, die im Laufe des Lebens zu einer Depression führen können oder aber einen dominanten saturnalen Einfluss von Geburt an.

       Partielle Sonnenfinsternis am 4.1.2011 im Landkreis Starnberg.

      Seine Therapie bestand nun nicht mehr nur in einer Entgiftung schädlicher Säfte die sich in der Milz angehäuft haben, z. B. durch Brechmittel oder Aderlass. Paracelsus propagierte eine »homöopathisch orientierte« Therapie, die aus Stoffen bestand, die ihrem Charakter nach durchaus düster waren, aber durch die Kunst der Alchemie in etwas Lichtvolles verwandelt wurden – sein Hauptmittel war hier das giftige Antimon, das bis heute in der anthroposophischen Medizin als Antidepressivum verwendet wird (z. B. Stibium metallicum praeparatum D20 Verreibung von Weleda).

      Paracelsus war jedoch auch der Meinung, dass solche Patienten eine Lichttherapie benötigen, und in Heilmitteln der Sonne, wie Johanniskraut oder Gold, sah er geeignete Mittel, die das innere Feuer neu entfachen können, um dem drückenden Einfluss des Saturns etwas entgegenzusetzen.

      Das Sonnenvitamin

      Vitamin D nimmt unter den Vitaminen eine Sonderstellung ein, weil wir unter Einwirkung von UV-Licht in der Haut das Provitamin D3 selber bilden können. Die Umwandlung in die eigentliche Wirkform (Calcitriol) erfolgt in der Leber und in den Nieren. Weil Vitamin D3 (Colecalciferol) den Calciumstoffwechsel beeinflusst, heißt es auch »Knochenvitamin« und wird in der Osteoporoseprophylaxe eingesetzt. Doch Vitamin D3 kann weit mehr: Es steigert die Leistungsfähigkeit und lindert die Winterdepression. Neuesten Erkenntnissen zufolge stärkt es sogar das Immunsystem, weswegen es bei erhöhter Infektanfälligkeit sowie als Begleitmittel bei Krebserkrankungen zum Einsatz kommt. Vor allem durch mangelnde Sonneneinwirkung, aber auch durch Erkrankungen von Darm, Leber oder Nieren kommt es in den nördlichen Breiten häufig zu Vitamin-D3-Mangel. Sofern dieser nachgewiesen wurde, empfiehlt sich die Substitution im Winterhalbjahr (z. B. mit Vitamin D3 Hevert Tabletten).

       Die Sonne regiert das Sternzeichen Löwe. (»De Sphaera«, 15. Jahrhundert)

      Folgt man dem Jahreslauf der Sonne durch den Tierkreis, so kann man entdecken, dass das irdische Leben ganz und gar ihrem Rhythmus unterliegt. Alles richtet sich nach der kosmischen Taktgeberin. Und wir sollten es ebenfalls tun, denn nur so können wir im Einklang mit der Sonne schwingen.

      Im Frühjahr und im Sommer herrscht das Licht über die Dunkelheit. Das Leben erwacht und pulsiert, die Natur erblüht in ihrer ganzen Pracht. Dies ist die Zeit, in der auch wir aus uns herausgehen und die Sonnenkräfte in uns aufnehmen sollten.

      Im Herbst ziehen sich die Lebenssäfte allmählich wieder in die Erde zurück. Nach alter Vorstellung steigen die Fruchtbarkeitsgeister in die Unterwelt hinab. Im Winterhalbjahr siegt vorübergehend die Dunkelheit


Скачать книгу