Heilmittel der Sonne - eBook. Olaf Rippe

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an die jeweiligen Lebensbedingungen anzupassen.

      Besonders unter den Pflanzen zeigen einige einen betont rhythmischen Aufbau, beispielsweise das Bilsenkraut. Auch in den Strukturen (Spiralform) vieler Blüten lässt sich das rhythmische Wesen der Sonne wieder finden. Sie verdeutlichen, wie sehr die Sonne das Prinzip der Harmonie verkörpert.

      Das Hexagramm

      Das Hexagramm stellt diesen Gedanken auf einfache Weise dar. Es ist das heiligste der Sonnensymbole und baut auf der Zahl sechs auf. In der Kabbala ist die Sechs die Zahl der Sonne. Formen, die dieser Zahl entsprechen, finden wir beispielsweise im Bergkristall und in der Bienenwabe wieder.

      Das nach oben gerichtete Dreieck symbolisiert die männliche lebenserzeugende und lichte Himmelsnatur der Sonne, während das Dreieck nach unten die weibliche, gebärende und dunkle Natur des Sonnenspiegels Mond darstellt. Ineinander geflochten sind die Dreiecke ein Symbol der Vereinigung der Gegensätze von Feuer (Sonne) und Wasser (Mond). Die Vereinigung ist wiederum das Licht selbst, denn es steht am Anfang von allem. Von allen Heilmitteln, die wir kennen, entspricht am ehesten das Sonnenmetall Gold dieser Idee.

      In der Alchimie ist das Hexagramm ein Symbol für den »Stein der Weisen«, der alle unedlen Metalle in Gold und alle Krankheiten in Gesundheit verwandelt. Darüber hinaus entfacht er das ewige Licht der Bewusstheit im Menschen. Nach dem Weltbild der Alchimie ist die Ausgangssubstanz des Steins in allen Naturerscheinungen potentiell enthalten – mit anderen Worten: Er entspricht dem Geist des Lichts – Paracelsus nannte es das Licht der Natur.

      Als Ikaros in seiner Begeisterung der Sonne zu nah kam, schmolz das Wachs seiner Flügel und er stürzte in das kühlende Meer vor der Insel Ikaria, wo sich Meerjungfrauen um den Sterbenden versammelten. (»Trauer um Ikaros«, Herbert James Draper, 1890)

       Der Sternenmensch. (D.A. Freher, 1764)

       »So entspricht bei jedem Menschen die Bewegung des Herzens der Bewegung der Sonne, und indem dasselbe durch die Arterien sich in den ganzen Körper ergießt, zeigt es uns aufs genaueste Jahre, Monate, Tage, Stunden und Augenblicke an.« (Agrippa von Nettesheim)

       »Unter den Elementen sind solarisch das Feuer und die lichte Flamme; unter den Säften das reine Blut und der Lebensgeist (…).« (Agrippa von Nettesheim)

      Das Hexagramm bedeutet aber auch, dass das Streben zum Licht schnell so enden kann wie der Flug des Ikaros. Da er sich über seine Freiheit zu sehr freute, erlahmte seine Aufmerksamkeit. Er kam der Sonne mit seinen Flügeln zu nah, stürzte ins Meer und starb.

      Immer braucht das Feuer das Wasser, das Licht den Schatten und die Wärme die Kälte, genauso wie alles dem Rhythmus der Sonne folgen muss. Erst wenn wir dies begreifen, leben wir im Einklang mit der Sonne.

       Der universelle Geist, dargestellt als Kreis, mit einem Hexagramm als Zentrum, umgeben von einem Pentagramm und einem Quadrat. (»Einfältig ABC Büchlein«, Rosenkreuzerschrift 1766)

      Attribute der Sonne

Zahl6
FormHexagramm
GötterRa, Osiris, Titan, Apollon, Helios, Sunna, Baldur, Belenus
SternzeichenLöwe (Herrscher), Widder (Erhöhung)
ElementFeuer
OrteHelle, heitere Orte, Weinanbaugebiete, Paläste, Theater, herrschaftliche Plätze (z. B. Herrenchiemsee, Benediktinerabteien auf Gipfeln wie Andechs), Kultplätze der Sonnenverehrung (z. B. Newgrange, Externsteine), nach Osten ausgerichtet
TemperamentHeiter, z. T. auch cholerisch
OrganAugen, bes. das rechte; Herz, Gefäße, Blut; Abwehrfunktionen, oberer Rücken und Wirbelsäule
WirkungAusgleichend, anregend, erwärmend, sympathikoton,
und FunktionLebenskraft anregend. Lebensfreude, Lebenskraft, Sozialität, Bewusstheit, Verantwortung, Selbstständigkeit, Rückgrat haben, Impulsgeber und sozialer Mittelpunkt; Initiativgeist, Begreifen höherer Bewusstseinsebenen
ÜbermaßSelbstgerecht, egoistisch, Geiz, übersteigerte Vorstellung der eigenen Bedeutung; lebt ganz im Diesseits, Verpulvern von Lebensenergie – Leben auf der Überholspur. Hypertonie, Sklerose, Neigung zu Herzinfarkt und Schlaganfall, Hitzewallungen, Rheuma, Entzündungen
Gegenpole bei ÜbermaßMond, Saturn; Venus wirkt ausgleichend
MangelÄngstlich, abergläubisch, mangelndes Selbstvertrauen, Hang zum Jenseitigen; Status nach langen Anstrengungen – Burn-out, Hypotonie, Erschöpfung, Blutarmut, Infektanfälligkeit, Allergien, Depressionen
Helfer bei MangelMars, Venus, Jupiter

      Sonnentiere

      Schlangen begegnen uns weltweit in Schöpfungsmythen. Kein anderes Tier ist mit den Sonnengöttern enger verknüpft. Im alten Ägypten verkörperte sie noch die archaische Grundkraft im Anbeginn der Welt. Dem Mythos zufolge entstieg der Sonnengott Ammun-Re dem leuchtenden Ei, das die Riesenschlange Apophis einst in das finstere Urmeer (Chaos) spie. Die Ägypter nannten die Schlange »Trägerin der Sonnenscheibe«. Sie stellten sich vor, dass der Sonnengott nachts, wenn er für die Menschen unsichtbar ist, auf ihrem Rücken durch die Unterwelt gleitet.

      Leben im Sonnenrhythmus

      Die Sonne ist das Lebenselixier dieses urzeitlichen Reptils. Die meisten Schlangen tummeln sich daher rund um den Äquator, im Hitzegürtel der Erde. Nur sehr kalte Regionen wie die Polargebiete oder manche Inseln (Irland) konnte das zähe Geschöpf, das selbst die Dinosaurier überdauert hat, nicht erobern. Vom Sonnenfeuer hängt nämlich der Lebensrhythmus der Landschlangen ab. In Mitteleuropa kriechen sie mit der Frühlingssonne aus ihren Schlupfwinkeln hervor und ziehen sich im Herbst wieder zurück. Sie teilen das Jahr somit in zwei Hälften. Fruchtbarkeitsgöttinnen wie Demeter oder Persephone wurden daher oft mit Schlangen dargestellt. Wie die Vegetationsgötter, so weilt auch deren heiliges Tier im Sonnenhalbjahr auf der Erde und ruht im Winter.

      Ouroboros: Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, scheint sich gleichzeitig zu verschlingen und aus sich selbst zu gebären. Damit verkörpert sie den ewigen Kreislauf des Lebens und das Prinzip der Wiedergeburt. (Fred Weidmann, 2001)

       Schlange und Ei. Kultstein aus römischer Zeit, eingemauert im ehemaligen Kloster Karthaus im Schnalstal, Vinschgau.

      In unseren Breiten kreuzen Schlangen allenfalls verborgene Pfade abseits der Zivilisation. Wenn überhaupt, dann erblicken wir sie früh morgens oder am Spätnachmittag, wenn sie, auf Steinen oder Baumstümpfen liegend, ein Sonnenbad nehmen. Ihr Anblick löst unwillkürlich Angst aus. Obwohl sie meist nur für Kleintiere eine wirkliche Bedrohung darstellen, machte die christlich geprägte Phantasie hinterhältige und bösartige Gifttiere aus ihnen. Ursprünglich ist die Schlange aber ein Krafttier der Sonne. Der Volksmund sagt heute noch, dass sie ihr Gift aus der Sonne zieht, und eben dieses Gift gilt seit langem als Lebenselixier.


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