Gemmotherapie in der Kinderheilkunde - eBook. Chrischta Ganz

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       Und so kam es. Der Hirte war hocherfreut, der Hund konnte sofort anfangen. Und er machte seine Arbeit gut, die Schafe hatten Respekt vor ihm und gehorchten. Auch der Hirte war sehr zufrieden mit ihm. Sein Herrchen war froh, dass er nun nicht mehr mit dem Hund spazieren gehen musste, und sein Frauchen, die ja gern weit wanderte, besuchte ihn regelmäßig, denn der Weg zum Hirten war schön, aber auch weit.

       Der Hund wurde wieder fröhlich und genoss sein Hundeleben. Manchmal wurde er zwar noch etwas ungeduldig, wenn ihm die Schafe zu langsam waren. Doch dann rannte er einfach ein paar Mal hin und her, und schon war er wieder zufrieden. Viele, viele Jahre lebte der Hund beim Hirten und seinen Schafen. Und wenn er nicht gestorben ist, lebt er noch heute.

      Melancholiker

      Melanchole/Schwarzgalle: trocken und kalt, Element: Erde, Adjektiv: melancholisch

      Melancholiker sind Menschen von profundem Charakter und tiefem Gefühl, die äußerlich wenig bewegt erscheinen, aber innerlich umso stärker empfinden. Sie neigen dazu, alles schwer zu nehmen und zu hinterfragen. Die faktische Welt entspricht nicht ihrem Ideal: Sie suchen das »Schöne und Wahre« und finden es nicht oder nur für sehr kurze Zeit, sodass sie darüber in Enttäuschung und Missmut geraten. Die Vergangenheit lastet schwer auf ihnen, und die Zukunft steht drohend bevor.

      Nichts kann der Melancholiker aus dem Ärmel schütteln, alles macht er mühselig, gründlich und oft auch perfektionistisch. Melancholiker begeistern sich sehr für Kunst und Wissenschaft und suchen oft die Einsamkeit und Abgeschiedenheit.

      Melancholische Kinder haben einen traurigen Blick und machen sich viele Gedanken – Gedanken über alles, was ihnen im Leben begegnet: über einen toten Vogel, den sie im Garten finden, über eine traurige Geschichte, die man ihnen erzählt, oder eine Ungerechtigkeit, die sie in der Krippe, im Kindergarten oder in der Schule erleben (auch wenn sie direkt nicht betroffen sind). Viele Erwachsene haben bei melancholischen Kindern den natürlichen Reflex, sie zu umsorgen und zu beschützen. Außerdem sind melancholische Kinder oft sehr genau und gewissenhaft. Sie haben große Ordnung in ihren Dingen, und manchmal scheint es, dass ihnen das Ordnunghalten bei den Spielsachen wichtiger ist als das Spielen selbst.

      Melancholische Kinder schenken uns die Tiefe, in das Herz und die Seele der Menschen zu schauen, das Verständnis für die Schönheit dieser Welt und den Blick fürs Detail, wo andere oberflächlich bleiben.

       Eine Melancholikergeschichte

       Es war einmal ein Mädchen, das wohnte mit seiner Großmutter am Waldrand. Die Eltern waren vor einigen Jahren gestorben. Das Mädchen wurde darüber immer wieder sehr traurig. Die Großmutter war zwar lieb und kümmerte sich um es, so gut es ging. Doch war sie eben schon alt und blind, und sie waren sehr arm. Manchmal reichte es kaum fürs Essen.

       Das Mädchen war es gewohnt, allein zu spielen. Wieder einmal saß es traurig und allein am Waldrand, ein paar Meter vom Häuschen seiner Großmutter entfernt, und sammelte Walderdbeeren, während es vor sich hin summte. Die gesammelten Erdbeeren legte es nach Größen geordnet in drei verschiedene Schalen, die es von zu Hause mitgebracht hatte – die kleinsten in eine Schale mit roten Punkten, die mittelgroßen in eine blaue Schale und die großen in eine Schale aus Glas. Das Mädchen liebte die Walderdbeeren sehr, da sie so süß schmeckten und so klein und verlockend aussahen. Und auch, weil sie es an die Zeit erinnerten, als es noch ganz klein war, seine Eltern noch lebten und sie zusammen Walderdbeeren sammelten.

       Plötzlich hörte das Mädchen eine leise, heisere Stimme: »Hallo, liebes Mädchen.«

       Es erschrak und sprang einen Schritt zurück. Da entdeckte es zwischen den Erdbeeren ein kleines Männchen, etwa daumengroß, mit Kleidern und einer Zipfelmütze aus Erdbeerblättern.

       Das Mädchen nahm seinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Hast du mich aber erschreckt. Wer bist denn du?«

       Da sagte das Männchen: »Das kann ich dir nicht sagen, aber sing doch bitte das Lied noch einmal, das du vorher gesungen hast!«

       Das Mädchen wunderte sich über diesen Wunsch, aber es zögerte nicht lange und sang leise sein Lied. Das Lied erzählte von zwei Schwestern, die den Heimweg nicht mehr fanden. Es war ein sehr schönes Lied mit einer traurigen Melodie. Kaum war der letzte Ton des Lieds verklungen, da zischte es zwischen den Erdbeeren, und eine Feenkönigin stand neben dem Mädchen, da, wo eben noch das kleine Männchen gestanden hatte.

       Die Feenkönigin sagte: »Ein böser Zauberer hat mich in das kleine Erdbeermännchen verwandelt. Der Zauber konnte nur aufgelöst werden, wenn jemand, der es nicht leicht im Leben hat, für mich ein schönes Lied singt, das eine traurige Geschichte erzählt. Mit dem Lied ist nun der Zauber gebannt. Ich habe dich schon oft hier gesehen, so allein und traurig, und ich habe immer darauf gewartet, dass du einmal etwas singst. Vielen Dank für das Lied. Du hast mich erlöst! Wie kann ich dir nur danken?«

       Das Mädchen erwiderte: »Liebe Feenkönigin, es freut mich, dass ich dir ein Lied hab singen dürfen. Und es freut mich noch mehr, dass du nun erlöst bist. Willst du ein paar Erdbeeren? Schau, ich habe kleine, mittlere und große gesammelt.«

       Da sagte die Feenkönigin: »Ja gern! Zum Dank hast du drei Wünsche frei! Nur, leider, deine Eltern kannst du nicht zurückwünschen …«

       Da dachte das Mädchen eine Weile nach, die Wünsche wollte es sich gut überlegen.

       »Dann wünsche ich mir, dass meine Großmutter wieder sehen kann! Und ich wünsche mir, dass ich nicht immer so allein und traurig bin. Und ich wünsche mir, dass alle Kinder an den Walderdbeeren so große Freude haben wie ich.«

       Und so kam es, dass die Großmutter wieder sehen konnte, dass das Mädchen ihre Fröhlichkeit entdeckte, Freunde kennenlernte und dass sich alle Kinder bis heute freuen, wenn sie Walderdbeeren finden.

      Im Temperament spiegelt sich auch die Art und Weise wider, wie ein Kind auf Reize reagiert. Solche Reize können Krankheitserreger oder klimatische Bedingungen sein, ebenso wie generell alle Eindrücke, die das Kind aus seiner Umgebung aufnimmt. Auch Heilimpulse, die mit medizinischen Therapien gesetzt werden, gehören dazu (Heilmittelgabe, Schlaf, Wickel usw.). Die Bereitschaft, auf solche Reize zu reagieren, ist je nach Temperament unterschiedlich. Vereinfacht lässt sich sagen:

      • Sanguinische Kinder nehmen Reize gut wahr und reagieren spontan und dynamisch darauf.

      • Phlegmatische Kinder nehmen die Reize ebenfalls gut wahr, reagieren darauf aber träger.

      • Cholerische Kinder sprechen heftig auf Reize an, manchmal auch mit überschießenden Reaktionen.

      • Melancholische Kinder nehmen Reize äußerst sensibel auf, reagieren darauf aber oft unzureichend.

      Nachfolgend werden die einzelnen Knospen (siehe auch Knospenmonografien) hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Temperamente vorgestellt. Die Wirkprinzipien Sanguis (Blut), Phlegma (Schleim), Chole (Gelbgalle) und Melanchole (Schwarzgalle) können mit den Knospenmazeraten vor allem genährt (im Sinne von stärken, verbessern), reguliert (im Sinne von ausgleichen und harmonisieren) oder unterstützt (im Sinne von in ihrer Wirkkraft kräftigen und bestärken) werden:

      Bergkiefer (Legföhre), Pinus mugo

      • Unterstützt das sanguinische Temperament und sanguinische Lebenssituationen.

      • Nährt das phlegmatische Temperament und phlegmatische Lebensanteile und bewegt phlegmatische Stauungen und Verunreinigungen.

      • Gleicht das melancholische Temperament aus und reguliert melancholische Lebenssituationen.

      Besenheide, Calluna vulgaris

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