Gemmotherapie in der Kinderheilkunde - eBook. Chrischta Ganz

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Denken als kompensatorische Ersatzausscheidungen von Phlegma über Schleimhaut und Haut gesehen.

      Wir nehmen aber nicht nur stoffliche Nahrung auf, sondern ebenso viele Informationen oder energetische Nahrung. Kinder bringen eine natürliche Neugierde mit, die Welt zu entdecken. Während sie aufwachsen, wird ihre Welt so wortwörtlich Schritt für Schritt größer, spannender und verlockender. Die Kinder begegnen dabei viel Unbekanntem: Sinneseindrücken genauso wie Krankheitserregern oder eigenen, inneren Welten.

      Während der Verarbeitung von stofflicher und energetischer Nahrung entstehen Gelb- (Chole) und Schwarzgalle (Melanchole), die in kleinem Ausmaß physiologische Berechtigung im Organismus haben. Im Übermaß jedoch wirken die gelb- oder schwarzgalligen Substrate reizend und werden darum »Schärfen« genannt. Schärfen gelten als krankmachend und müssen vom Organismus neutralisiert und ausgeschieden werden.

      Beinahe ununterbrochen nehmen Kinder neue Sinneseindrücke auf. Sie machen Erfahrungen und werten diese Fülle an Informationen auf ihre ureigene kindliche Art aus. Vielfach sind es gerade die feinen Schwingungen und Informationen im Leben, die die Kinder wahrnehmen. Es ist so etwas wie »zwischen den Zeilen lesen«, es ist das intuitive Erfassen einer Situation oder einer Gegebenheit.

      Diese große kindliche Wahrnehmung gebührend zu begrüßen und wertzuschätzen, setzt voraus, innehalten zu wollen und bereit zu sein, hinzuhorchen und aufzunehmen. Es ist eine wunderbare Quelle tiefer Weisheit und Intuition. Eine solche Wahrnehmung der kindlichen Kraft impliziert immer auch, in Kontakt mit den archaischen Lebens- und Schöpfungskräften zu treten. Für den kindlichen Organismus geht es im Wachstumsprozess darum, alle stofflichen und nichtstofflichen Informationen zu verarbeiten, sie zu »verdauen«, sie sich eigen zu machen, um daran zu reifen. In diesem Prozess, der wie gesagt »Kochung« genannt wird, liegt die Kraft der Veränderung, die jedes Kind für seinen individuellen Prozess natürlicherweise mit sich bringt. Es ist gewissermaßen das heilige Feuer des Lebens.

      Aus der Sicht der Traditionellen Europäischen Naturheilkunde (TEN) ist die Welt wie gesagt aus den vier Elementen Luft, Wasser, Feuer und Erde aufgebaut. Jedes Kind kommt mit einer individuellen Mischung der vier Elemente zur Welt. Die vier Wirkprinzipien Sanguis/Blut (Luft), Phlegma/Schleim (Wasser), Chole/Gelbgalle (Feuer) und Melanchole/Schwarzgalle (Erde) prägen das Temperament, den Charakter und die Konstitution aller Lebewesen. Daraus ergeben sich die vier Temperamente Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker und Melancholiker, die nachfolgend idealtypisch vorgestellt werden.

      Betrachtet man die Lebensabschnitte des Menschen, so befinden sich Neugeborene und Kleinkinder allgemein im phlegmatischen und Kinder ab circa vier Jahren im sanguinischen Lebensalter. Dies ist aber nur ein Aspekt. Noch viel wichtiger ist das individuelle Temperament, das den Charakter des Kindes prägt. Reine Sanguiniker, Phlegmatiker, Choleriker oder Melancholiker wird man nie antreffen. Die Übergänge sind fließend, und in der Regel liegen Mischformen vor. Die Dominanz eines Wirkprinzips ist jedoch ein Leben lang prägend und bildet den Grundtypus eines Menschen.

      Unsere Gesundheit ist nach der Humorallehre vom Mischungsverhältnis der Säfteprinzipien wie auch von deren Qualität abhängig. Wenn sich jedes Säfteprinzip im physiologisch ausgewogenen Verhältnis zu den anderen dreien befindet, ist der Mensch gesund. Dieses Verhältnis ist individuell und prägt das Temperament und die Konstitution. Krank wird der Mensch bei vorübergehendem oder dauerhaftem pathologischen Übermaß oder gravierendem Mangel einzelner Säfteprinzipien. Gesundheit entspricht damit einer harmonischen Mischung der vier Prinzipien. Krankheit wird als deren falsche oder schlechte Mischung verstanden.

      Sanguiniker

      Sanguis/Blut: feucht und warm, Element: Luft, Adjektiv: sanguinisch

      Der Sanguiniker ist leicht, lebhaft, erregbar und beweglich. Er reagiert schnell auf physische und geistige Reize. Sanguiniker haben ein geselliges Wesen und sind sehr begeisterungsfähig, aber auch unbeständig. Ein heute gefasster Entschluss kann bereits morgen keine Bedeutung mehr für sie haben. Sie verfügen über ein untrügliches Gefühl für Atmosphärisches, erfassen dadurch Stimmungslagen und kommende Trends sehr schnell und genießen innerhalb von Gruppen einen hohen Unterhaltungswert. Gern sieht man sie in fröhlichen Gesellschaften, »wo etwas los ist«.

      Sanguinische Kinder sind voller Fantasie. Sie haben tausend Ideen, was man spielen, basteln, ausprobieren oder erforschen könnte. Ihre Welt ist farbig, fröhlich und kreativ. Fragt man sie, was sie mal werden wollen, antworten sie mit großen Plänen vom eigenen Bauernhof, Zirkus oder einer Reise auf den Mond. Diese Pläne ändern sich aber auch sehr schnell, wenn es gerade schneit, wird ein Schneeskulpturenpark, und wenn es regnet, eine Regenbogenfisch-Farm gebaut. Haben sie eine Spielidee, die die Eltern verneinen (weil sie zu utopisch, zu gefährlich, zu verwegen ist), denken sie sich etwas anderes aus.

      Andere Kinder sind gern in ihrer Nähe, da ihre sprudelnde Energie ansteckend ist. Erwachsene können von sanguinischen Kindern durchaus auch verwirrt werden. Sanguinische Kinder vertiefen sich selten über längere Zeit ins gleiche Spiel. Vielmehr haben sie dauernd neue Ideen, die es zu verwirklichen gilt. Erzählt man diesen Kindern eine Geschichte, so haben sie bei jedem zweiten Satz eine Idee, wie die Handlung auch weitergehen könnte …

      Sind sanguinische Kinder krank, haben sie schnell hohes Fieber oder andere akute Infekte, sie erholen sich aber auch sehr bald wieder.

      Sanguinische Kinder schenken der Welt ihre Unbekümmertheit, ihren Sinn für Humor, ihren Enthusiasmus, immer wieder von Neuem zu beginnen, ihren Charme, ihre Kreativität und die einfache Logik des Kindes in einer komplizierten Situation.

       Eine Sanguinikergeschichte

       Es war einmal ein Eichhörnchen, das lebte in einem schönen Wald. Es kletterte gern auf Bäume und Sträucher, sprang von Ast zu Ast und war ein fröhliches und aufgewecktes Tier. Der Wald, in dem das Eichhörnchen lebte, war ein ganz besonderer. Es war nicht zuerst Frühling im ganzen Wald und dann Sommer, Herbst und Winter. Nein, jeder Baum, jedes Kraut, jeder Busch und jeder Strauch konnte selbst wählen, ob er gerade Frühling, Sommer, Herbst oder Winter haben wollte. In diesem Wald sah es lustig aus, neben einem Sommerbaum standen ein Herbstbusch mit seinen farbigen Blättern, ein Strauch voller Raureif und eine Frühlingsblume, die gerade ihren Blütenkopf aus dem Schnee herausstreckte.

       Das Eichhörnchen liebte diesen Wald. Es brauchte keine Vorräte zu sammeln. Wenn es Hunger hatte, suchte es einfach eine Herbstbuche, knabberte dann ein Buchennüsschen, einen Haselstrauch im Spätsommer, wo es eine Haselnuss knackte, oder eine Tanne mit herbstreifen Tannenzapfen. Wenn es dem Eichhörnchen vom Herumtollen zu heiß wurde, suchte es einen schneebedeckten Busch und kühlte sich ab. Wenn es einem anderen Tier einen Blumenstrauß pflücken wollte, suchte es eine Waldlichtung mit Frühlingsblumen. So lebte das Eichhörnchen jahrein, jahraus und machte sich nicht viele Gedanken darüber.

       Einmal verliebte sich das Eichhörnchen in ein Erdmännchen. Als die beiden einmal zusammensaßen und einen traumhaft schönen Spätsommer-Sonnenuntergang bewunderten, seufzte das Erdmännchen: »Ach, könnte es doch immer Sommer bleiben!«

       Da wunderte sich das Eichhörnchen: »Wie meinst du das? In unserem Wald ist es doch immer irgendwo Sommer.«

       Das Erdmännchen schaute das Eichhörnchen ungläubig an. Davon hatte es noch nie etwas gehört, und sicherlich hatte es noch nie gesehen, dass im Wald »immer irgendwo Sommer ist«. Das Erdmännchen lebte mit seinen Eltern und Geschwistern seit Jahr und Tag unter einer Fichte in einem Erdhügel, den schon die Ururururururgroßeltern bewohnt hatten. Die Erdmännchenkinder spielten rund um den Hügel herum. Wenn sie Hunger hatten oder müde waren, gingen sie zurück nach Hause. Weiter als drei Meter waren sie nie vom Erdhügel weg gewesen.

       Da sagte das Eichhörnchen nur: »Komm mit!«, und zeigte dem Erdmännchen den ganzen Wald, einen Sommerbaum, einen Herbstblume, einen verschneiten Busch und die Frühlingsknospen eines Strauchs. Alles war genau so, wie es


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