Gemmotherapie in der Kinderheilkunde - eBook. Chrischta Ganz
Eichhörnchen lebt wirklich in einer großen, farbigen, spannenden und fröhlichen Welt!«
Phlegmatiker
Phlegma/Schleim: kalt und feucht, Element: Wasser, Adjektiv: phlegmatisch
Der Phlegmatiker ist nur schwer aus seinem körperlichen und seelischen Gleichgewicht zu bringen. Seine typische Schwerfälligkeit spiegelt sich in Beständigkeit, Ausdauer sowie Gutmütigkeit wider. Er empfindet es »gut so, wie es ist«, und gilt als »Gewohnheitsmensch«. Sein Leben verläuft idealerweise in geordnetem Gleichmaß. Phlegmatiker sind der ruhende Pol in einer Gruppe. Sie sind diejenigen, die auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf bewahren. Sie begegnen jedem freundlich, sind gesellig und nachgiebig und am leiblichen Wohl interessiert. Mit ihrer Gemächlichkeit können Phlegmatiker einen lebhaften Menschen zur puren Verzweiflung bringen.
Phlegmatische Kinder sind viel träger als sanguinische. Sie haben es am liebsten warm und wohl; und die Vorstellung, im Regen herumzurennen, lockt sie nicht sonderlich. Sie spielen gern, sind aber auch darin gemächlich. Bereitwillig schließen sie sich auch einem anderen Kind an, das sich ein Spiel ausgedacht hat und die Führung übernimmt. Sie wollen einfach dabei sein und es schön haben, es geht ihnen nicht um die Verwirklichung ihrer eigenen Ideen. Sie sind generell langsamer als sanguinische Kinder. Gern vertiefen sie sich über längere Zeit ins gleiche Spiel. Auch schauen sie lieber zunächst einmal zu, bevor sie sich in Bewegung setzen. Sie sind auch diejenigen, die als Erste zum Essen am Tisch erscheinen, wenn die Eltern rufen.
Sind phlegmatische Kinder krank, reagieren sie oft über das Lymphsystem. Sie sind geduldigere und für die betreuenden Personen die angenehmeren Patienten als die anderen Temperamente.
Phlegmatische Kinder schenken uns Standhaftigkeit, Loyalität und Geduld, Gemächlichkeit und Ruhe in unserer hektischen Welt – und ihre Gabe, so zu leben, dass sogar die schlimmsten Feinde nichts Böses über einen sagen können.
Eine Phlegmatikergeschichte
Es war einmal ein Siebenschläfer. Schlafen und Fressen waren seine Lieblingsbeschäftigungen. Am liebsten lag er auf einem Ast vor seinem Baumloch und schlief den ganzen Tag. Es war immer der gleiche Ast, da war es einfach so schön bequem und gemütlich. Wenn er Hunger hatte, vor allem nachts, kletterte er gemächlich hinunter und suchte sich Bucheckern, Haselnüsse oder Eicheln, die er ein paar Schritte von seinem Baum entfernt in Hülle und Fülle fand. So musste der Siebenschläfer nicht weit, um sein Fressen zu finden. Manchmal hatte er Lust auf Gesellschaft, doch er war viel zu träge, um jemanden zu besuchen. So lebte er jahrein, jahraus auf seinem Baum und schlief und fraß.
Eines Nachts kam eine Feldmaus vorbei, als der Siebenschläfer gerade beim Fressen war. Die Feldmaus hinkte, da sie sich den Fuß verstaucht hatte. Wegen des verletzten Fußes konnte das Mäuschen nicht mit den anderen Feldmäusen spielen, und es war ihm furchtbar langweilig. Der Siebenschläfer hatte Mitleid mit dem armen Mäuschen und lud es zu sich auf den Ast ein. Das Mäuschen hielt sich am Fell des Siebenschläfers fest, und so kamen beide wohlbehalten auf dem Baum an.
Der Siebenschläfer sagte: »Leg dich nur etwas hin. Wenn man verletzt ist, hilft Ruhe am besten. Dann wird dein Fuß schon wieder heilen.«
»Da hast du recht«, sagte das Mäuschen. »Aber nur warten, bis der Fuß wieder gesund ist, wird mir zu langweilig.«
Da hatte der Siebenschläfer eine Idee: »Weißt du, was? Ich erzähle dir eine Geschichte, die mir meine Mutter vor vielen Jahren erzählt hat. Und nachher machen wir beide ein Schläfchen, einverstanden?«
Natürlich war das Mäuschen einverstanden und hörte der Geschichte aufmerksam zu. So ging es einige Tage, der Siebenschläfer erzählte jede Nacht eine Geschichte, den Rest der Zeit schliefen oder fraßen sie.
Das Mäuschen war bald wieder gesund, bedankte sich herzlich und rannte nach Hause, wo es allen anderen Feldmäusen von der wunderbaren Krankenbetreuung beim Siebenschläfer erzählte: »Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie gemütlich wir es hatten. Der Siebenschläfer ist der geborene Gastgeber!«
Es dauerte nicht lange, da sprach es sich im ganzen Wald herum, dass kranke Tiere beim Siebenschläfer zur Genesung gut aufgehoben seien. Und so kam es, dass der Siebenschläfer, ohne sich von seinem Baum wegbewegen zu müssen, immer wieder Gesellschaft von erkrankten Tieren hatte. Das gefiel ihm sehr gut, und er war glücklich und zufrieden über die Besuche.
Choleriker
Chole/Gelbgalle: warm und trocken, Element: Feuer, Adjektiv: cholerisch
Choleriker sind selbstsichere, leidenschaftliche Menschen mit einem hohen Maß an Energie, Vitalität und Präsenz. Sie vermitteln das Gefühl, dass sie kompetent und unersetzlich sind. Sie sind die geborenen Führungspersönlichkeiten, die einer Idee zum Durchbruch verhelfen, und Menschen der Tat, die Gegebenes nach ihren Überzeugungen umformen, damit etwas Neues, noch nie Dagewesenes entstehen kann. Typisch für den Choleriker ist seine rasch entfachte Begeisterung für eine Idee, die er mit anhaltendem Eifer und hohem Einsatz verfolgt.
Der Choleriker sieht sich als »Mensch, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, auf den die Welt schon lange gewartet hat«. Für andere gestaltet sich der Umgang mit diesem Typus nicht ganz problemlos, denn Choleriker lassen sich nur ungern etwas sagen und rücken nur schwer von ihren Überzeugungen ab.
Cholerische Kinder haben viel Kraft und sind ebenfalls gern die Anführer. Sie realisieren sehr genau, welche ihrer Charakterzüge bei den anderen Kindern oder den Erwachsenen gut ankommen, und setzen diese gekonnt ein, um ihr Leben zu gestalten. Cholerische Kinder neigen zu Wutausbrüchen, wenn ihnen etwas nicht in den Kram passt. Da können Türen knallen oder auch Lieblingsspielzeuge an die Wand gedonnert werden. Cholerische Kinder neigen zu Hitzekrankheiten und sind als Patienten sehr ungeduldig.
Sie schenken der Welt ihren Mut, ihre Unabhängigkeit und Entschlusskraft, ihre Energie, die Bereitschaft, in zweifelhaften Situationen ein Risiko einzugehen, und den Drang, einer Welt voller Probleme entgegenzutreten und sie zu lösen.
Eine Cholerikergeschichte
Es war einmal ein Hund. Der Hund war eigentlich immer wütend. Manchmal, weil ihm das Futter nicht schmeckte. Manchmal, weil sein Herrchen nur so kleine Spaziergänge, manchmal, weil sein Frau chen immer so lange Wanderungen mit ihm machte. Manchmal, weil es schneite, manchmal, weil es regnete, manchmal, weil die Sonne schien. Der Hund war einfach immer wütend.
Eines Tages setzte sich ein Rabe auf die Hundehütte und krächzte: »Nun beobachte ich dich schon einige Wochen, warum bist du eigentlich immer so wütend und genervt?«
Der Hund schnauzte: »Weil das Futter nicht schmeckt, weil mein Herrchen nur so kleine Spaziergänge und weil mein Frauchen immer so lange Wanderungen macht, weil es schneit, weil es regnet, weil die Sonne scheint …«
»Ja, ja, schon«, unterbrach ihn der Rabe, und nach einer Weile sagte er: »Ist es dir nicht einfach nur langweilig auf diesem Bauernhof? Früher hattest du doch oft gute Laune …«
Verdutzt schaute der Hund den Raben an. Ja, das stimmte, früher war ihm nie langweilig, und er hatte auch oft gelacht.
»Aber da war ich ja auch der Herdenhund meines Meisters, ich hatte sozusagen den Chefposten, alle achteten mich, und ich hatte viel zu tun, auch manch schwierige Aufgabe. Nun sitze ich ja nur noch vor dieser lächerlichen Hundehütte und warte aufs Fressen oder auf die Spaziergänge mit Herrchen und Frauchen.«
Der Rabe schmunzelte: »Ich weiß, nur dasitzen und warten liegt dir nicht.« Der Hund knurrte zustimmend. Da sagte der Rabe: »Hör mal, auf der anderen Seite des Hügels lebt ein Hirte mit einer großen Schafherde.